Stift Neumünster
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Das Stift Neumünster ist ein ehemaliges Kollegiat- und Kanonikerstift in der Würzburger Altstadt.
Definition Kollegiatstift
Im Gegensatz zu den mit den Kathedralkirchen verbundenen Hochstiften mit einem Bischof an der Spitze hießen die Kollegiatkirchen, denen kein Bischof vorstand, Kollegiatstifte. Die Mitglieder derselben wohnten in einem Gebäude zusammen und wurden von dem Ertrag eines Teils der Stiftsgüter und Zehnten unterhalten.
Geschichte
Ein Kollegiatstift zu Ehren Mariens wurde von 1058 bis 1063 von Bischof Adalbero mit Unterstützung des Edelfreien Emehard aus dem Haus der Grafen von Rothenburg-Comburg und der Königin Richiza von Polen eingerichtet. Er siedelte dazu die Kanoniker aus dem bereits bestehenden Kanonikerstift St. Peter, Paul und Stephan in der Würzburger Vorstadt Sand in die von ihm errichteten neuen Stiftsgebäude neben dem Würzburger Dom um und wandelte das alte Stift in das spätere Benediktinerkloster St. Stephan um.
Besitzungen
Zum Gründungsbesitz des Stiftes gehörten: Bütthard, Eßfeld, Gaurettersheim, Giebelstadt, Hopferstadt, Riedenheim, Teile von Rittershausen, sowie weitere Besitzungen im Taubertal. [1]
Hof des Neumünsterstifts
Lage
Der Wirtschaftshof des Neumünsterstifts (alte Nr.: II. Distrikt 376 [2]) lag nördlich der Neumünsterkirche.
Baubeschreibung
Der etwas zurückliegende Bau mit dem hohen Pultdach, kleinen Fenstern und einem großen rundbogigen Kellereingang war der Fruchtboden des Neumünsterstifts. Nach links, ebenfalls mit einem Pultdach, schloss ein zweigeschossiges Gebäude an, zur dessen Eingang eine Freitreppe empor führte. Im rechten Winkel nach links schloss in Süd-Nord-Richtung ein großer Fachwerkbau mit einem hohen, vorkragenden Giebel an. Im Untergeschoss lag eine offene Halle, das Obergeschoss wurde von zwei kräftigen Säulen getragen und hatte große, gedoppelte mit Butzenscheiben verglaste Fenster. Hier lag der ehemalige Kapitelsaal des Neumünsterstifts, der nach der Säkularisation als Fechtboden der Universität genutzt wurde.
Ende des 12. Jahrhunderts erhielt das Neumünsterstift einen romanischen Kreuzgang. Ein Teil davon ist bis heute erhalten und befindet sich im Lusamgärtchen.
Stiftskapitel
Zwischen 1584 und 1802 gingen fünf Würzburger Weihbischöfe aus dem Stiftskapitel hervor.
Stiftspröpste
- Rugger (1108-1120)
- Siegfried von Truhendingen (1128-1147)
- Gebhard (1150-1151)
- Konrad (1151-1162)
- Reginhard von Abenberg (1163-1180)
- Wortwin, der Jüngere (1180-1198)
- Gerlach von Abenberg (1198-1210)
- Otto von Lobdeburg (1210-1244)
- Andreas von Hohenlohe (1245)
- Vakanz
- Lambert von Gleichen (1258-1272)
- Herrmann von Sternberg (1275-1278)
- Heinrich von Sternberg (1279)
- Manegold von Neuenburg (1285-1287)
- Wolfram Wolfskeel von Grumbach (1291-1322)
- Ernst von Seebach (1326-1337)
- Heinrich von Hohenlohe (Propst) (1345-1356)
- Gottfried von Rieneck (1356-1373)
- Kraft von Hanau (1377-1382)
- Johannes de Leone (1383-1387)
- Eberhard von Wertheim (1387-1426)
- Johann von Wertheim (1426-1433)
- Albrecht von Wertheim (1433-1461/1465)
- Johann Hessler (1461-1465)
- Ludwig von Weyers (1465-1473)
- Kilian von Bibra (1473-1494)
- Georg von Giech (1494)
- Giovanni Antonio de Sangiorgio (1494-1496)
- Albrecht von Bibra (1496-1511)
- Christoph von Schirnding (1511-1527)
- Dietrich von Thüngen (1528-1540)
- Martin von Uissigheim (1540-1546)
- Daniel Stiebar von Buttenheim (1546-1555)
- Michael von Lichtenstein (1555-1574)
- Johann Gerwich zu Schwarzenberg (1599-1608)
- Erhard von Lichtenstein (1608-1632)
- Melchior Otto Voit von Salzburg (1635-1653)
- Johann von Heppenheim (1653-1672)
- Franz Christoph von Rosenbach (1672-1687)
- Johann Philipp Fuchs von Dornheim (1687-1727)
- Peter Philipp von Hutten (1727-1729)
- Johann Veit von Würtzburg (1729-1756)
- Johann Gottfried Ignaz von Wolfskeel (1756-1779)
- Ferdinand Christoph Peter von Sickingen (1779-1793)
- Johann Gottfried Lothar Franz von Greiffenclau-Vollraths (1793-1803)
Stiftsdechanten (Auszug)
- Johann Moler (1473-1490)
- Andreas in der Clingen (1490-1494)
- Konrad Storg (1494-1500)
- Engelhard Funk (1500-1513)
- Kilian Geyer (1514-1516)
- Matthias Main (1516-1548)
- Philipp Preuß (1548-1558)
- Balthasar Behem (1558-1592)
- Veit Krebser (1592-1594)
- Johann Wilhelm Ganzhorn (1594-1609)
- Magnus Schmidt (1609-1618)
- Balthasar Jordan (1618-1630)
- Jodokus Wagenhauer (1630-1635)
- Nikolaus Uebelhör (1635-1647)
- Johann Melchior Söllner (1647-1666)
- Johannes Winheim (1666-1688)
- Stephan Weinberger (1688-1703)
- Adam Salentius Bartholomaei (1703-1706)
- Johann Philipp Fasel (1706-1737)
- Johann Bernhard Beyer (1737-1746)
- Philipp Valentin Fries (1746-1781)
- Christoph Franz Schropp (1781-1785)
- Valentin Franz Stanislaus Neumann (1785-1802)
- Franz Xaver von Leibes (1802-1802)
Scholaster (Auszug)
- Michael de Leone (1350-1355)
- Ambros Naumann (1560-1574)
- Georg Fischer (1574-1575)
- Hieronymus Ganzhorn (1575-1594)
- Michael Hermann (1594-1600)
- Johann Gottfried Falck (1655-1657)
- Johann Dominikus Ganzhorn (1716-1718)
- Philipp Christoph Voit (1723-1731)
- Johannes Michael Anton Wenzel (1772-1792)
Weitere Kanoniker im Stift Neumünster
- Gottfried Zinko (1265-1303), Kanoniker
- Siegfried von Gelnhausen (1302-1316), Kanoniker
- Ludwig von Grünsfeld (1325-1326), Kanoniker
- Heinrich von Leinach (1336), Kantor
- Nikolaus von Burgheim (1336-1354), Kanoniker
- Ambros Breus (1533-1543), Kustos
- Jakob Hack von Sul (1534-1547), Kantor
- Daniel Kregelmaier (1592-1617), Kapitularkanoniker
- Christoph Marianus (1599-1607), Kapitularkanoniker
- Adriaan van Roomen (1605-1615), Kapitularkanoniker
- Valentin Rudolphi (1623-1664), Vikar
- Johann Eckard Eckardi (1636-1669), Vikar
- Johann Kleim (1645-1662), Vikar
- Johann Philipp Rottenberger (1660-1722), Kapitularkanoniker
- Valentin Werthmüller (1687-1693), Kustos
- Gregor von Zirkel (1792-1803), Kanoniker und Weihbischof
Ende des Kanonikerstifts und des Neumünsterstiftshofes
Das Stift Neumünster wurde mit der Säkularisation 1806 aufgehoben. Das gesamte Ensemble des Neumünsterstiftshofes wurde in den Jahren von 1882 bis 1885 abgebrochen und auf dem Areal das Kaufhaus Seisser errichtet.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Ansichten aus dem alten Würzburg 1545 - 1945. Öffentliche Bauten und Höfe. Aus der Graphischen Sammlung des Mainfränkischen Museums Würzburg / Bearb. von Hanswernfried Muth. Kataloge des Mainfränkischen Museums Würzburg Nr. 13 ISBN: 3-932461-16-9. S. 326
- Alfred Wendehorst: Das Stift Neumünster in Würzburg. Germania Sacra NF 26: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Würzburg 4. de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN: 3-11-012057-7. Germania Sacra Online
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Enno Bünz: Stift Haug in Würzburg. Untersuchungen zur Geschichte eines fränkischen Kollegiatstiftes im Mittelalter. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN: 3-525-35444-4, S. 107
- ↑ Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas