Giebelstadt
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Giebelstadt | |
Ortstyp | Markt |
Verwaltungsgemeinschaft | Giebelstadt |
Landkreis | Würzburg |
Regierungsbezirk | Unterfranken |
Freistaat | Bayern |
Land | Deutschland |
Kfz-Kennzeichen | WÜ / OCH |
Höhe | 300 m ü. NN |
Fläche | 48.06 km² |
Einwohner | 5.743 (Stand: 31. Dezember 2023) [1] |
Gemeindekennzahl | 09 6 79 138 |
Anschrift | Marktplatz 3,
97232 Giebelstadt |
Telefon | 09334 - 808-0 |
Telefax | 09334 - 808-41 |
info@giebelstadt.de | |
Webseite | www.giebelstadt.de |
1. Bürgermeister | Helmut Krämer (BB Giebelstadt) |
Wappen | |
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Giebelstadt ist eine Marktgemeinde im Landkreis Würzburg und Verwaltungssitz der Verwaltungsgemeinschaft Giebelstadt.
Geografie
Ortsteile
Es existieren folgende Gemarkungen:
- Allersheim (1. Januar 1978)
- Euerhausen (1. Juli 1972)
- Eßfeld (1. Mai 1978)
- Giebelstadt
- Herchsheim (1. Januar 1978)
- Ingolstadt in Unterfranken (1. Mai 1978)
- Sulzdorf (1. Mai 1978)
Außerdem gehören die Einöden Kauzenmühle und Weidenmühle zu Giebelstadt. Zudem gab es früher den Ortsteil Klingholz, der heute Teil von Eßfeld ist.
Bevölkerung
Religionen
- Die katholische Kirchengemeinde St. Josef der Bräutigam gehört zur Pfarreiengemeinschaft Giebelstadt–Bütthard.
- Die evangelische Pfarrei Oswaldkirche ist Teil der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Giebelstadt-Herchsheim.
- Bestattet werden die Verstorbenen der Gemeinde auf dem Friedhof Giebelstadt.
- Begräbnisstätte für die jüdische Bevölkerung war der noch heute erhaltene Jüdische Friedhof Allersheim.
Ehrenbürger
Persönlichkeiten
- Florian Geyer (* um 1490 in Giebelstadt; † 10. Juni 1525 im Gramschatzer Wald bei Würzburg), Ritter und Diplomat.
- Georg Bünau, (* 19. Dezember 1862 in Giebelstadt; † 1943) Architekturprofessor und Schriftsteller
- ► siehe auch: Personen, die in Giebelstadt geboren sind
Geschichte
Gemeinsam mit Eßfeld wird Giebelstadt erstmals im Jahr 820 urkundlich erwähnt. Im 13. und 14. Jahrhundert hatten die Ministerialengeschlechter Geyer und Zobel dort Grundbesitz und Lehen und übten im Dorf gemeinsam Herrschaftsrechte aus [2]. In Giebelstadt teilten sich das seit 1792 preußische Fürstentum Ansbach (als Nachfolger der Grafen von Geyer) sowie die Freiherren von Zobel die Herrschaft. Beider Rechte kamen 1806 an das Großherzogtum Würzburg des Erzherzog Ferdinand III. von Toskana, mit welchem Giebelstadt 1814 an Bayern fiel. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Kommune. Nach 1848 endete die Patrimonialgerichtsbarkeit der Zobel von Giebelstadt und Giebelstadt wurde dem Bezirks- und Finanzamt sowie dem Amtsgericht Ochsenfurt eingegliedert. 1851 erhielt die Gemeinde das Marktrecht.
Mindestens seit dem 18. Jahrhundert waren jüdische Familien im Ort ansässig, welche sich 1799 ihre eigene Synagoge erbauten. Diese wurde beim Novemberpogrom 1938 von SA-Männern verwüstet und 1944 abgerissen, woran eine Gedenktafel im Innenhof des Rathauses erinnert. [3]
Militärstandort
Nach anfänglichen Untersuchungen auf Tauglichkeit des Geländes wurde ab 1934 ein Fliegerhorst der Luftwaffe erbaut und 1935 eingeweiht. Hier wurden Bomberverbände stationiert, die mit Do-23, Do-17, und He-111 Maschinen ausgerüstet waren. Der Fliegerhorst erfuhr immer wieder Erweiterungen. Zu Kriegsende 1944/1945 wurden hier die neuen Düsenjäger Me-262 stationiert wofür die Start- und Landebahn verlängert werden musste. Dafür wurden auch Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg auf dem Gebiet der Gemeinde eingesetzt. Aufgrund dieser neuen deutschen Flugzeuge wurde der Fliegerhorst häufig von Alliierten Flugzeugen mit Bomben und Bordwaffen angegriffen. Blindgänger aus diesen Luftangriffen werden bis heute auf dem Gelände aufgefunden und müssen von Spezialfirmen entschärft und entfernt werden. Dazu kommen noch vergrabene Munitionsbestände der Luftwaffe die zu Kriegsende in Bombentrichtern o.Ä. entsorgt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die US Air Force das Giebelstadt Airfield. Von hier aus startete ab 1956 das berühmte US-Aufklärungsflugzeug U-2 das im „Kalten Krieg“ das russische Territorium ausspähte. Eines dieser U-2 Flugzeuge wurde im Mai 1960 über Russland abgeschossen, und sein Pilot wurde gefangen genommen. Am 1. Juli 2000 wurde die 12. Heeresfliegerbrigade der United States Army sowie die 69. Air Defense Artillery (Patriot) in Giebelstadt stationiert. Nach dem Abzug der US-amerikanischen Truppen ist die Nutzung des Flugplatzes eingestellt worden. Das Gelände ist am 31. Dezember 2006 an die Bundesrepublik Deutschland zurückgefallen und steht nun zum Verkauf. Nach erfolgreichem Widerstand der Giebelstädter Bevölkerung wurde der Plan, einen Regionalflughafen aufzubauen, vorerst wieder ad acta gelegt.
Namensherkunft
Die Bewohner der alemannischen Siedlung Giebelstadt, die ihren Namen nach der Sippe des alemannischen Königs Gibul/Gibuld trägt, wurden wohl im Zuge der fränkischen Eroberung christianisiert. Dies belegt die Entdeckung von drei Reihengräberanlagen aus der Zeit der Merowinger im Ostteil des Ortes. Zur Zeit der Missionsarbeit des Hl. Kilian und der Angelsachsen Willibrord und Bonifatius gab es wohl schon eine dem Kirchenpatron St. Oswald geweihte Kirche.
Historische Abbildungen
Politik
Bürgermeister
- ► Siehe Bürgermeister Giebelstadt
Gemeindepartnerschaft
Mit der italiensicheb Stadt Pianiga in der Provinz Venetien pflegt die Marktgemeinde seit 2003 eine Gemeindepartnerschaft.
Wappen
Blasonierung
In Blau ein silberner Widderkopf mit goldenem Gehörn.
Wappendeutung
Das Stammwappen der Geyer von Giebelstadt, die 1685 in den Reichsgrafenstand erhoben worden und 1708 ausgestorben sind, erinnert an dieses bedeutende Adelsgeschlecht. Die Geyer schieden aus der Wappengemeinschaft mit den Zobel aus und legten sich anstelle eines Pferdekopfs einen Widderkopf als Wappenbild zu.
Kultur
Veranstaltungen
Sehenswertes
- Katholische Pfarrkirche St. Josef der Bräutigam
- Evangelisch-Lutherische Oswaldkirche
- Friesenhäuser Schloss (Rathaus)
- Geyersburg
- Zobelschloss
- Aussiedler-Hofgut
- Kriegerdenkmal Giebelstadt
- ► Siehe auch Baudenkmäler in Giebelstadt
Vereine
- Freiherr von Zobel'sche Schützengesellschaft Giebelstadt
- Freiwillige Feuerwehr Giebelstadt
- Flugsportclub Giebelstadt e.V.
- Gemischter Chor Giebelstadt
- Gewerbeverein Projekt Giebelstadt e.V.
- Bürgerverein zur Förderung des Schwimmsports für Giebelstadt und Umgebung e.V.
- Festspielgemeinschaft Florian Geyer e.V.
- Karnevalsgesellschaft Giebelstadt 1956 e.V.
- Kulturverein Giebelstadt e.V.
- MGV Liederkranz 1863 Giebelstadt e.V.
- Musikkapelle Giebelstadt/Sulzdorf e.V.
- SPVGG Giebelstadt e.V.
- VdK OV Giebelstadt
- Verein für internationale Begegnungen und Städtpartnerschaften e.V. Giebelstadt
Wirtschaft und Infrastruktur
Gewerbegebiet
Unternehmen
- Aldi-Süd (Langenwiesengraben 3)
- Bavaria Yachtbau GmbH (Bavariastraße)
- Edeka-Markt (Mergentheimer Straße)
- KiK-Filiale (Langwiesengraben 1)
- Müllerbäck (Langwiesengraben 5)
- Rossmann (Ludwig-Pfeuffer-Ring 4)
- Backhaus Spiegel (Mergentheimer Straße)
- Bäckerei Scheckenbach (Nikolaus-Fey-Straße 13)
- City-Café Scheckenbach (Lindenstr.)
Gastronomie
- Fränkischer Gasthof Lutz (Ingolstadter Str. 17)
- Zum Ochsen (Würzburger Str. 1)
- Il Camino (Marktplatz 9)
- Scheckenbach's Restaurant (Mergentheimer Str. 4)
- Zur Rose (Mergentheimerstr. 12)
Verkehr
- Der Flugplatz wurde während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 für den Transfer zu diversen Spielaustragungsorten genutzt. So flog die Nationalmannschaft von Ghana, welche ihr Quartier in Würzburg während der WM hatte, von Giebelstadt aus zu ihren Spielen. Auch die Nationalmannschaft von Ecuador, welche in Bad Kissingen ihr WM-Quartier hatte, nutzte diese Einrichtung. Der Flugplatz hat eine Zulassung für Maschinen bis zu einem Abfluggewicht von 14 t und ist im Landkreis der größte Flugplatz. Er wird auch häufig von im Landkreis ansässigen Firmen genutzt.
- Die Bundesstraße 19 durchläuft den Ort.
ÖPNV
Buslinie 421 nach Würzburg sowie der Mobilitätsservice callheinz im Verkehrsverbund NVM.
Öffentliche Einrichtungen
- Kindergarten St. Josef Giebelstadt
- Grundschule Giebelstadt
- Familienzentrum „Zacherle“ (Giebelstadt)
Siehe auch
- Baudenkmäler in Giebelstadt
- DenkOrt Deportationen Giebelstadt
- Fränkischer Süden
- Gemeindewaage (Giebelstadt)
- Landkreis Würzburg
- Stolpersteine in Giebelstadt
- Straßenverzeichnis von Giebelstadt
- Verwaltungsgemeinschaft Giebelstadt
Quellen und Literatur
- Karl-Heinz Decker: Geschichte des Fliegerhorstes Giebelstadt von 1933 - 1945. Dettelbach 2010.
- Giebelstadt (Hrsg.): 1150 Jahre Markt Giebelstadt. Giebelstadt 1970.
- Werner Kleinschroth: Kleinschroth-Stammlisten. Neustadt an der Aisch 1984.
- Markt Giebelstadt (Hrsg.): Chronik Marktgemeinde Giebelstadt. Giebelstadt 2020.
- Robert Popp: Giebelstadt und sein Flugplatz, Band 1, Der Fliegerhorst 1928 - 1945. Selbstverlag, Giebelstadt 2020 (Erhältlich beim Autor, E-Mail: r.popp.giebelstadt@t-online.de)
- Robert Popp: Giebelstadt und sein Flugplatz, Band 2, Giebelstadt Airfield 1945 - 1955. Selbstverlag, Giebelstadt 2021
- Robert Popp: Giebelstadt und sein Flugplatz, Band 3, Giebelstadt US Army - Air Force 1956 - 1965. Selbstverlag, Giebelstadt 2022
- Robert Popp: Giebelstadt und sein Flugplatz, Band 4, Mit den Amerikanern 1966 bis 1975/76. Selbstverlag, Giebelstadt 2023
- Peter Wamsler: Evangelisch-Lutherische Pfarrkirchen Herchsheim und Giebelstadt. Kleiner Kirchenführer und Beiträge zur Pfarreigeschichte. 400 Jahre Reformation. 1601 - 2001. Herchsheim und Giebelstadt 2001.
- Peter Wamsler: Giebelstadt und Ortsteile - Ein kulturhistorischer Streifzug. Giebelstadt 2005 (Online-Fassung)
Weblinks
- Markt Giebelstadt
- Versteigerung des Zobelschlosses - Beitrag der Frankenschau
- Wappen im Landkreis Würzburg in hdbg.eu
- Kulturweg „Giebelstadt 1: Weiss der Geyer!“ auf den Internetseiten des Archäologischen Spessartprojekts
- Kulturweg „Giebelstadt 2: Eßfeld“ auf den Internetseiten des Archäologischen Spessartprojekts
Einzelnachweise
- ↑ Zahlen & Fakten des Landkreises Würzburg auf www.landkreis-wuerzburg.de
- ↑ Wikipedia-Artikel „Giebelstadt“ (zitiert)
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN: 3-89331-208-0, S. 143