Lusamgärtchen

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Romanischer Kreuzgangflügel im Lusamgärtchen
Vogelweide-Gedenkstein

Das Lusamgärtchen ist der ehemalige Kreuzganghof des Stift Neumünster. Dort befindet sich ein Flügel eines romanischen Kreuzgangs und ein Gedenkstein für Walther von der Vogelweide. Das Lusamgärtchen befindet sich direkt hinter dem Neumünster und ist von der Martinstraße 4 aus zugänglich. Zudem führt vom nördlichen Seitenschiff der Neumünsterkirche eine Doppeltür mit elektrischem Türöffner in das Lusamgärtchen. Der mit Bäumen und Pflanzen (insbesondere Efeu) bewachsene Hof bildet eine ruhige Oase mitten in der Innenstadt.

Kreuzgang

Erhalten blieb hier der Nord-Flügel des romanischen Kreuzgangs, welcher Ende des 12. Jahrhunderts (wahrscheinlich zwischen 1170 und 1180 [1]) aus rotem Sandstein errichtet wurde. Die daran befindlichen Reliefs gehören zu den ältesten erhaltenen figürlichen Plastiken in Würzburg. Die Figuren stellen Christus als Allherrscher und St. Kilian in bischöflicher Kleidung dar. Die Bögen waren im angrenzenden Kapitelhaus des Stifts Neumünster verbaut (wenig nördlich des jetzigen Standortes) und beim Abriss desselben 1882/83 entdeckt worden.

An der Stelle entstand dann das Kaufhaus Rosenthal, wo die Teile des Kreuzgangs dann zunächst im Keller eingelagert wurden. Rosenthal als Eigentümer überließ den Kreuzgang zunächst als Leihgabe dem Fränkischen Luitpoldmuseum, verkaufte ihn dann aber 1908 für 75.000 Mark an das Deutsche Museum in Berlin. Das führte zu heftigen Protesten und zu einer Interpellation im Landtag. Auch der Prinzregent und der Kaiser setzten sich für den Verbleib des Baudenkmals in Würzburg ein. Schließlich kaufte der Bayerische Staat das Kunstwerk im Jahr 1913 zurück und überließ es wiederum als Leihgabe dem Fränkischen Luitpoldmuseum in der Maxstraße 4, wo es im Museumsgarten einen würdigen Platz fand. [2] [3] [4] Unmittelbar am Kreuzgang wurde 1930 eine Ehrengrabstätte für Max Dauthendey eingerichtet und seine sterblichen Überreste am 24. Mai nach der Überführung von Java dort bestattet. Eine am Kreuzgang angebrachte Tafel trug folgende Inschrift: Bin ein gestorben Herze, das tot noch liebt und schlägt. [5] [6]

Das Museumsgebäude wurde beim Luftangriff 1945 zerstört, der Kreuzgang im Museumsgarten blieb aber unversehrt. Inmitten der Schuttberge wurde der Zugang 1951 zeitweise wieder ermöglicht. [7] Der Sandstein war jedoch über die Zeit bereits stark angegriffen, so dass die Wetterseite während des Winters mit Holz verschalt werden musste. Als sich in den Nachkriegsjahren zeigte, dass an der Maxstraße kein neuer Museumsbau erstehen würde, gab es bald Überlegungen, den Kreuzgang ins Lusamgärtchen zurückzuholen und vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Mit Unterstützung des Verschönerungsvereins gelang dies im Jahr 1953, im Vergleich zur historischen Position wurde er aber einige Meter an das Neumünster herangerückt. Dauthendeys Grabstätte war zuvor auf den Hauptfriedhof verlegt worden. [8]

Grashof

Der Hof muss schon in früheren Jahrhunderten eine Grünfläche umfasst haben, da er zunächst auch „Grashof“ genannt wurde. Einst diente der Ort als Begräbnisstätte der Stiftsherren. Walther von der Vogelweide verbrachte im Stift seinen Lebensabend und wurde hier um 1230 begraben.

Vogelweide-Gedenkstein

Vogelweide-Gedenkstein Oberfläche

1930 ließ die Stadt im Lusamgärtchen einen Gedenkstein für den berühmten Minnesänger errichten. Der Muschelkalkblock wurde von Fried Heuler gestaltet. Eine rundumlaufende Inschrift zitiert einen Spruch von Hugo von Trimberg: „Herr Walther von der Vogelweide, swer dez vergaeze, der taet mir leide“. Auf der Oberfläche sind Vertiefungen für Wasser und Körner eingearbeitet. Dies nimmt Bezug auf den überlieferten Wunsch des Sängers, die Vögel an seinem Grab zu füttern. Auf dem Stein finden sich häufig Rosen oder kleine Blumensträußchen. Denn es heißt, wer Blumen auf dem Gedenkstein ablegt, würde Linderung seines Liebeskummers erfahren.

Sitzbank

Die Holzbretter einer Sitzbank wurden von Mai bis Oktober 2015 von dem Künstler Kerim Seiler durch farbig lackierte Lärchenholzbretter ersetzt. Das Sitzmöbel sollte mit seinen Farben Bezug auf ein Lied des Minnesängers nehmen. Es war eines von drei Kunstwerken Seilers.

Pietà

Die Pietà (Figurengruppe aus rotem Sandstein) von Lukas Anton van der Auwera aus dem Jahr 1764 wurde Anfang der 1990er Jahre ins Lusamgärtchen versetzt und hatte vorher ihren Standort im Vorgarten des Anwesens Franz-Ludwig-Straße 9. [9] [10]

Bildergalerie

Das Lusamgärtchen als Handlungsort in Romanen

In einigen Romanen tritt das Lusamgärtchen auch als Ort der Handlung in Erscheinung. Uwe Klausner lässt seinen Protagonisten Bruder Hilpert das Lusamgärtchen als „Hort des Friedens und der Ruhe“ erleben [11]: "[Er] sog den Duft der Rosensträucher, Ginsterbüsche und Kräuterbeete begierig ein. Der Geruch von Salbei, Thymian und Minze verlieh ihm neue Energie, genau wie die Schatten spendenden Arkaden des Kreuzgangs, unter denen er sich wie zu Hause fühlte." Bruder Hilpert lässt in seiner Beschreibung den Grashof im Jahr 1416 lebendig werden und nimmt auch Bezug auf das Grab Walther von der Vogelweides, welchen er als „größten Poet, den die deutschen Lande bislang hervorgebracht haben“ bezeichnet: „Dort wimmelte es geradezu von Rotkehlchen, Mauerseglern und Buchfinken, die aus dem Napf neben der verwitterten Inschrift tranken.“

In Günter Huth’s Würzburg-Krimi Der Schoppenfetzer und der Tod des Nachtwächters [12] dient das Lusamgärtchen als geheimer mitternächtlicher Treffpunkt des Ex-Kommissars Rottmann mit der „Bruderschaft der Kilianäer“.

Historische Abbildungen

Historische Fotografien des Kreuzgangs finden sich auf der Internetseite „bildindex.de"[1], Schlagwort „Lusamgarten“. Einige Bilder stammen von ca. 1883 (Auffinden des Kreuzgangs), andere aus der Zeit im Garten des Luitpoldmuseums (1903-1946).

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Josef Friedrich Abert: Das Lusamgärtlein. In: Die Mainlande, 3. Jahrgang (1952) S. 67
  • Gärten und Grünanlagen in Würzburg. Ihre Entwicklung und Bedeutung. Staatsarchiv Würzburg 1990. ISBN: 3-921635-15-2
  • Kunstführer Würzburg und Mainfranken. HB Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Hamburg 1983
  • Würzburg. Geschichte einer Stadt. Von Peter Moser, Babenberg Verlag, Bamberg 1999, ISBN: 3-933469-03-1
  • Rudolf Edwin Kuhn: Großer Führer durch Würzburgs Dom und Neumünster: mit Neumünster-Kreuzgang und Walthergrab, 1968

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 296 f.
  2. Main-Post: „Was wird aus dem Kreuzgang?“ (18. August 1949)
  3. Main-Post: „Neumünster-Kreuzgang kommt zurück“ (25. Juli 1952)
  4. Main Post: „Die Irrfahrt des Neumünster-Kreuzganges“ (18. Oktober 1952)
  5. Main-Post: „Zum Gedächtnis Max Dauthendeys“ (28. August 1948)
  6. Main-Post: „Der musische Würzburger/Glück und Verhängnis“ (3. September 1949)
  7. Main-Post: „Neumünsterkreuzgang im Museumsgarten wieder zugänglich“ (13. Juli 1951)
  8. Main-Post: „Neumünster-Kreuzgang kommt zurück“ (25. Juli 1952)
  9. In der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege von 1985 war die Pietà unter Franz-Ludwig-Straße 9 geführt worden.
  10. Jörg Lusin schreibt in seinem Buch Würzburger Freiplastiken aus zehn Jahrhunderten - Ein Inventar und Wegweiser, Sonderband der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. 1980, auf Seite 17: „Die Figurengruppe stammt vermutlich von Johann Wolfgang oder Lukas van der Auwera.” Da Johann Wolfgang bereits am 27. März 1756 gestorben ist, scheidet er als Bildhauer der Pieta aus.
  11. Uwe Klausner: Die Kiliansverschwörung. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2008. ISBN: 978-3-89977-768-0, S. 252f
  12. Günther Huth: Der Schoppenfetzer und der Tod des Nachtwächters. Verlag Peter Hellmund, 2004, ISBN: 3-9808253-4-5

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