Michael de Leone

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Gedenkstein am Bürgerspital

Der Magister Michael de Leone, ursprünglich Michael von Mainz (* um 1300 in Würzburg; † 3. Januar 1355 [1]) war als Historiker und von 1336 bis etwa 1349 als Staatsrechtler bzw. Protonotar für den Würzburger Bischof Otto II. von Wolfskeel und dessen Nachfolger Albrecht von Hohenlohe tätig. Ab 1350 war er Scholaster am Stift Neumünster.

Namensherkunft

Michael zog 1332 in den von ihm erworbenen Hof zum großen Löwen in der heutigen Dominikanergasse 6. Nach diesem Wohnsitz wählte er ab 1336 auch seinen Namenszusatz „vom Löwen“ (lateinisch: „de Leone“).

Familiäre Zusammenhänge

Sein Neffe war Jakob de Leone, der nach der Schlacht von Bergtheim hingerichtet wurde. Michael wurde wahrscheinlich als Sohn eines aus Köln stammenden jüdischen Juristen Conrad geboren. [2] Nachdem Conrad in der Nähe von Mainz als Bürgermeister gewirkt hatte, zog die Familie (mit dem lateinischen Zunamen de Moguncia = „von Mainz“) nach Würzburg und erwarb dort den Kestelerhof. Michael hatte zwei Brüder, den Juristen Konrad († 3. Juli 1345) und Peter. [3]

Leben und Wirken

Seine Schulausbildung erhielt Michael in der Schule des Würzburger Neumünsters. Bevor er bis 1336 in Würzburg zunächst als öffentlicher Notar tätig war, hatte er in Bologna von 1324 bis 1328 Jura studiert und schloss seine Ausbildung mit dem Magistergrad ab. [4] Seine chronologisch erarbeiteten Notizen zur Stadtgeschichte können als erste Darstellung der Geschichte und Kultur der Stadt Würzburg angesehen werden. In seinem um 1350 entstandenen „Manuale“ [5] finden sich neben historischen, teils auch deutlich antijüdischen Texten auch solche mit juristischem, theologischem und medizinischem Inhalt sowie Kochrezepte. Daneben sammelte er auch die Lieder der Minnesänger und ist als Herausgeber der „Würzburger Liederhandschrift“ (Zweiter Band [6] des sogenannten „Hausbuch des Michael de Leone” [7]) eine wichtige Quelle auch für die Werke des Walther von der Vogelweide[8] (Michael de Leone veröffentlichte aber auch Werke von Reinmar, Konrad von Würzburg und Hugo von Trimberg). 1350 veröffentlichte er sein Hausbuch, in dem Das Buch von guter Speise abgedruckt ist.

Geistliche Laufbahn

Seit dem 16. Mai 1342 war Michael de Leone zugleich Kanoniker [9] im Stift Neumünster. Nach seinem Ausscheiden aus der bischöflichen Kanzlei wird er Scholaster des Stifts Neumünster, als welcher er vom 2. Mai 1350 bis zu seinem Tod bezeugt ist. 1347 ließ er in der Stiftskirche einen Dreifaltigkeitsaltar (offenbar an Stelle eines älteren) erbauen, vermehrte am 17. Februar 1347 die Dotation der zugehörigen, vom Kanoniker Otto von Sand gestifteten Trinitatisvikarie [10] [11] und steuerte letztwillig am 12. März 1347 zur Ausstattung der Kirche bei.

Stifter

Michael de Leone stiftete die feierliche Begehung des Festes der Unbefleckten Empfängnis Mariens (8. Dezember), das sich nach längerer theologischer Diskussion vor allem von Würzburg aus zu verbreiten begann, cum propriis hystoriea et legenda in der Stiftskirche mit Präsenzgeld von 3 Pfd. und 6 Schill. Heller für die 30 bepfründeten Kanoniker, die 24 Vikare, die lectores et chorales, subchorales seu kibicierii und die campanarii.

Letzte Ruhestätte

Stifter- und Grabinschrift des Grabdenkmals für Michael de Leone im Neumünster

Er wurde vor einem von ihm etwa 10 Jahre zuvor gestifteten Dreifaltigkeits-Altar am 31. Januar 1355 im Neumünster beigesetzt. Sein Grabdenkmal befindet sich an der Ostseite des ersten Pfeilers des südlichen Seitenschiffs. Die Inschrift der Grabplatte lautet: „Was dir mißfiel an mir, das bewahre Du (d.h. wehre ab) an Dir“. [12] [13]

Werke (Auswahl)

Als Herausgeber:

  • Manuale, älterer Teil, um 1343, und jüngerer Teil, um 1345 bis 1354
  • Hausbuch, Band I (bis auf weniger Blätter verloren) und Band II (Würzburger Liederhandschrift), um 1347 bis 1350
  • Liber privilegiorum, um 1348 abgeschlossen

Als Autor:

  • De laudabilibus gestis recolendae memoriae domini Ottonis Wolfskel episcopi Herbipolensis, um 1345 bis 1348
  • De cronicis temporum hominum modernorum, um 1349
  • De origine Novimonasterii Herbipolensis et monasterii in Kamberg
  • Gebete
  • Über die Rechte des Klerus, um 1342

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Rainer Leng: Ein lateinischer 'Kranewittbeer-Traktat' im Hausbuch des Michael de Leone. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 10 (1992), S. 181-200; S. 181-186
  • Peter Keyser: Michael de Leone († 1355) und seine literarische Sammlung. Würzburg 1966 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, Reihe XI, Darstellungen aus der fränkischen Geschichte, 21)
  • Gisela Kornrumpf: Michael de Leone. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon. 2. Aufl., hrsg. von Gundolf Keil, Kurt Ruh, Werner Schröder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock, Berlin und New York 1978 ff., Band 6 (1987), Sp. 491-503
  • Gerlinde Lamping: Michael de Leone in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 421-422 Online-Version
  • Alfred Wendehorst: Das Stift Neumünster in Würzburg. Germania Sacra NF 26: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Würzburg 4. de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN: 3-11-012057-7. S. 373 ff. Germania Sacra Online

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Rainer Leng: Ein lateinischer 'Kranewittbeer-Traktat' im Hausbuch des Michael de Leone. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 10 (1992), S. 181-200; S. 181 mit Anm. 1
  2. Melitta Weiss Adamson: Daz buoch von guoter spise (The book of good food). A study, edition, and English translation fo the oldest German cookbook, (Medium Aevum Quotidianum, Sonderband IX), Krems 2000, S. 7
  3. Gisela Kornrumpf: Michael de Leone. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon. 2. Aufl., hrsg. von Gundolf Keil, Kurt Ruh, Werner Schröder, Burghart Wachinger und Franz Josef Worstbrock, Berlin und New York 1978 ff., Band 6 (1987), Sp. 491-503; S. 491 f.
  4. Susanne Hofmann, Wolfgang Protzner und Yvonne Roß: Franken: Die Wiege deutscher Kochkunst, in: Culina Franconiae, hrsg. von Wolfgang Protzner und Christiane Köglmaier-Horn (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 109), Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2007, S. 35-56, S. 38
  5. Universitätsbibliothek Würzburg: M. p. misc. f. 6
  6. Der erste Band der „Würzburger Liederhandschriften“ gilt als zerstört.
  7. Horst Brunner (Hrsg.): Das Hausbuch des Michael de Leone (Würzburger Liederhandschrift) der Universitätsbibliothek München (2° Cod. ms. 731). Göppingen 1983 (= Litterae, 100)
  8. Franziska Hauck: Zum Gedächtnis ... Gedenktafeln der Würzburger Altstadt: Ein Katalog, 2010, S. 24 (Online-Version)
  9. Kanoniker, auch Stiftsherren oder Chorherren genannt, sind Kleriker aller Weihestufen zumeist der römisch-katholischen bzw. der anglikanischen Kirche, die als Mitglieder eines Domkapitels oder eines Stiftskapitels an einer Kathedrale, Basilika oder Ordenskirche (Regularkanoniker) an der gemeinsamen Liturgie mitwirken. Unter gemeinsamer Liturgie versteht man die Feier der heiligen Messe und des Stundengebets, zu der alle Priester verpflichtet sind, ob allein oder in Gemeinschaft. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  10. Ursprünglich war die Vikarie im Mittelalter ein Benefizium ohne Seelsorge. Dies war ein gesondertes Vermögen, dessen Einnahmen für den Unterhalt des Priesters bestimmt waren (Vikar). Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
  11. Siehe auch: Wendehorst: Das Stift Neumünster in Würzburg, S. 148 ff.
  12. Max H. von Freeden: Amtlicher Führer der Stadt Würzburg. Stürtz, Würzburg 1963
  13. Susanne Hofmann, Wolfgang Protzner und Yvonne Roß: a.a.O.
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