Alt-Landkreis Ochsenfurt
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Alt-Landkreis Ochsenfurt | |
---|---|
Regierungsbezirk | Unterfranken |
Freistaat | Bayern |
KFZ-Kennzeichen | OCH |
Einwohnerzahl | 35.500 (1972) |
Dienststelle Landratsamt | Kellereistraße 11 97299 Ochsenfurt |
Wappen | |
Der Alt-Landkreis Ochsenfurt war ein Landkreis im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken, der um die Stadt Ochsenfurt und den Ochsenfurter Gau angesiedelt war.
Geschichte
Übersicht
1862 wurde durch eine Zusammenlegung der damaligen königlich-bayerischen Landgerichte Ochsenfurt und Aub-Röttingen das Bezirksamt Ochsenfurt gegründet. Bis dahin waren nach der Landgerichtsordnung des Bischofs Johann Gottfried von Aschhausen von 1618 die Landrichter aus den Reihen der adeligen Domherren von Würzburg bestellt worden. [1] Anlässlich der Reform des Zuschnitts der bayerischen Bezirksämter trat das Bezirksamt Ochsenfurt am 1. Januar 1880 die Gemeinde Geroldshausen an das Bezirksamt Würzburg ab. Die Verwaltung wurde 1939 in Landratsämter umbenannt, die zugehörigen Gebiete in Landkreise. Am 1. Juli 1972 ging der ehemalige Landkreis Ochsenfurt im neu gegründeten Landkreis Würzburg auf, da die Einwohnerzahl deutlich unter der Vorgabe des Freistaates Bayern für eine eigenständige Gebietskörperschaft von 80.000 Bewohnern für Kreise und 2.000 Bewohner für eigenständige Gemeinden lag.
Begehrtes Herrschaftgebiet
Das Gebiet des ehemaligen Landkreises Ochsenfurt, welches sich vom Main bis an die Tauber erstreckt, mit dem fruchtbaren Ochsenfurter Gau, war seit der Bistumsgründung von Würzburg im Jahre 741 begehrtes Herrschafts- und Ausbaugebiet für das Hochstift Würzburg, das Domkapitel, die Stifte von Neumünster, Haug und St. Burkard, für die adeligen Familien, wie Hohenlohe, Zobel, Geyer, Limpurg-Rechteren und Schwarzenberg. Das mag aus heutiger Sicht als Beispiel einer Herrschaftszersplitterung anmuten, aber die „Herrschaften“ und die Bevölkerung lebten in den Jahrhunderten einträchtig und sogar manchmal in erfrischenden Wettbewerb untereinander mit Orientierung nach Würzburg.
Viele Künstler, wie z.B. Johann Georg Auwera, Johann Michael Joseph van der Auwera, Johann Michael Pfeuffer, Johann Georg Winterstein, Johann Peter Wagner und viele andere mehr, schufen auf Anregung ihrer Herrschaften in den Besitzungen Kirchen, Pfarrhäuser, Altäre, Heiligenfiguren usw. und trugen damit auch zu einem gemeinsamen religiösen und kulturellen Bewusstsein bei.
Wirtschaftliche Entwicklung
Der Landkreis Ochsenfurt erfuhr in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine dynamische Wirtschaftsentwicklung. Die gute und zentrale Verkehrslage am Main führte zu Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Seit 1841 gab es die Dampfschifffahrt. Ochsenfurt gehörte durch den Getreideanbau im Ochsenfurter Gau zu den größten Getreidehandelsplätzen in Bayern. 1864 wurde die Kreisstadt an die Bahnstrecke Würzburg-Treuchtlingen angebunden. 1891 ließ der Stadtmagistrat ein Verbindungsgleis zum Main errichten. Durch weitere Einpolderungen am Main wurden größere Lagerplätze geschaffen. In drei Floßhäfen wurden mittels der Mainländebahn die Holzlieferungen aus dem Bayerischen Wald und den Donaugebieten für das Ruhrgebiet und für Holland von der Schiene auf den Wassertransportweg umgeladen.
Als Anfang des 20. Jahrhunderts die Gaubahn in Betrieb genommen wurde, erhielten auch die Gemeinden und Betriebe im Ochsenfurter Gau eine deutlich verbesserte Verkehrsanbindung.
Wirtschaftsleben
Nach 1945 haben Handwerk, Handel, Dienstleistungen und Industrie dem Wirtschaftsleben im Landkreis Ochsenfurt einen großen Aufschwung beschert. Der Großhandel, z.B. die Lagerhäuser mit dem Handel von landwirtschaftlichen Produkten, war von großer Bedeutung. Die Industrie war stark auf dem Vormarsch. Entsprechend hatte sich die Wirtschaftsstruktur verändert. Waren 1961 noch 41,2% der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt und nur 36,1% im produzierenden Gewerbe, so bot bereits 1970 das produzierende Gewerbe mit einem Anteil von 41% Menschen Arbeit. Der Anteil der Beschäftigen in der Land- und Forstwirtschaft verringerte sich auf 28%. Die Industrieumsätze stiegen von 1950 auf 1970 von 12 auf 210 Millionen DM.
Gesundheitswesen
In Aub wurde bereits 1887 ein Krankenhaus errichtet, in Ochsenfurt entstand 1891 das Bezirkskrankenhaus. Es wurde 1934 erweitert und 1962 durch die Main-Klinik fortgeführt. Schließlich errichtete der Altlandkreis 1949 noch ein drittes Krankenhaus in Giebelstadt.
Bildungswesen
Besonders nach 1945 hat sich der Landkreis Ochsenfurt im Bildungswesen eingebracht und den Bau- und Sachaufwand für die Schulen übernommen, 1953 für die Landwirtschaftsschule (in Kooperation mit dem Landkreis Würzburg), 1963 Gewerbliche Kreisberufsschule, ebenfalls 1963 Landwirtschaftliche Kreisberufsschule, 1965 Staatliche Realschule (vorher in der Trägerschaft der Stadt Ochsenfurt, heute Realschule am Maindreieck in Trägerschaft des Landkreises Würzburg, 1968 Kreissonderschule, 1970 Berufsfachschule für Land- und Hauswirtschaft, 1971 ergänzt um den Fachbereich Kinderpflege.
Darüber hinaus unterstützte der Landkreis Ochsenfurt die Gemeinden beim Neubau von Schulhäusern, auch als Verbandsschulen. Bereits 1951 hatte er mit dem Volksbildungswerk eine in der Fläche wirkende Einrichtung der Erwachsenenbildung gegründet.
Angrenzende Gebiete
Im Süd-Westen grenzte der Landkreis Ochsenfurt an das Bundesland Baden-Württemberg. Im Übrigen wurde er von den Landkreisen Würzburg, Kitzingen und Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim begrenzt.
Wappen
Blasonierung
Geteilt und unten gespalten; oben in Rot drei silberne Spitzen; unten vorne ein Feld mit fünf silbernen Kolben im Verhältnis 3:2 auf blauem Grund, unten hinten in Silber übereinander zwei schreitende, herschauende, rot bewehrte schwarze Löwen.
Wappendeutung
Das ehemalige Landkreiswappen erinnert an die wichtigsten Herrschaftsinhaber im Kreisgebiet bis zum Ende des Alten Reichs 1803. Die drei silbernen Spitzen aus dem Wappen des Hochstift Würzburg weisen auf den großen Besitz der Fürstbischöfe und des Domkapitels im Kreisgebiet mit den Ämtern Ochsenfurt, Bütthard, Röttingen und Aub hin. Sie standen auch in den Wappen der beiden Alt-Landkreise Würzburg und Ochsenfurt. Stellvertretend für die adligen Herrschaftsinhaber stehen die Löwen aus dem Wappen der Grafen von Hohenlohe und auf die Schenken von Limpurg-Speckfeld verweisen die fünf Kolben.
Außenstelle
Aus Gründen der Bürgernähe betreibt das Landratsamt Würzburg eine Außenstelle im ehemaligen Gebäude des Landratsamtes Ochsenfurt in der Kellereistraße 11.
Kfz-Kennzeichen
Eigentlich ist seit der Landkreisreform im Jahre 1974 das einheitliche amtliche Kennzeichen „WÜ“ vorgeschrieben. Seit dem 8. Juli 2013 darf aber das alte KFZ-Kennzeichen „OCH“ wieder im beantragt werden, womit der Altlandkreis zumindest auf den Kennzeichen wieder auflebt.
Orte im ehemaligen Landkreis Ochsenfurt
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Peter Wesselowsky: Zur Geschichte des Altlandkreises Ochsenfurt. In: 1972 - 2012. 40 Jahre Landkreis Würzburg. Festschrift. Hrsg.: Landkreis Würzburg, Würzburg 2012, S. 50 ff.