Johann Georg Winterstein

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Johann Georg Winterstein (* 19. April 1743 in Kissingen; † 19. Juni 1806 in Würzburg) war ein fränkischer Holzbildhauer des 18. Jahrhunderts und ein Vertreter des frühen Klassizismus.

Familiäre Zusammenhänge

Johann Georg Winterstein wurde in Kissingen als siebtes Kind des „artifex“ Johann Wolfgang Winterstein und dessen zweiter Frau Margareta, geb. Seufert, geboren und noch am Tag seiner Geburt getauft. Sein Bruder war der Benediktinerabt Gerardus Winterstein. Über die Lehrjahre von Johann Georg ist nichts bekannt.

Leben und Wirken

1767 kam Johann Georg nach Würzburg und wird noch im selben Jahr am 8. Oktober „als würcklicher Bürger dahier auf- und angenommen. [1] Hier war sein Bruder Michael, der 1763 unter dem Namen Gerardus Winterstein in das Benediktinerklosters St. Stephan eingetreten war [2], zwischenzeitlich Abt des Klosters. Wenn er es nicht selbst wusste, so hatte es ihm sein Bruder sicher mitgeteilt, wie angesehen und gesucht in der Residenz die Bildhauer waren und welch glänzendes Auskommen sie hatten. Er berichtete wohl von dem Glück, das der junge Johann Peter Wagner hatte, als er 1759 Maria Cordula van der Auwera, die Witwe von Johann Georg Wolfgang van der Auweras geheiratet und die Werkstatt übernommen hatte, und bestärkte dadurch seinen Bruder gewiss noch mehr.

Ob Johann Georg Winterstein sich gleich selbständig machte oder erst noch bei einem Meister in die Lehre ging, lässt sich nicht feststellen. Für das letztere spricht aber die Tatsache, dass als sein einer Bürge bei der Bürgerrechtserteilung der Bildhauer Jörg Gutmann [3] genannt wird.

1768 lässt sich die selbständige Tätigkeit von Johann Georg Winterstein durch eine kleine Arbeit für das Käppele nachweisen. In den Folgejahren mehrten sich die Aufträge. Winterstein kam zwar nie mit dem Fürstbischof in Berührung, denn dort war Johann Peter Wagner immer mehr zum Alleinherrscher geworden, dafür wurde er aber von den Stiftern und Kirchen dauernd beschäftigt.

Zwischen 1775 und 1800 war er, wie schon vor ihm Balthasar Esterbauer, Stiftsbildhauer in Stift Haug und in Neumünster. [4] Zwischen 1788 und 1792 arbeitete er auch als Bildhauer für das Benediktinerkloster St. Stephan gemeinsam mit Materno Bossi. [5] Außerdem erschuf er, durch die Stifter an die Landpfarreien weiterempfohlen, auch viele Kirchenausstattungen außerhalb von Würzburg. Für Johann Georg Auwera in Aub war Winterstein ein ernster Konkurrent. Vor allem in den 1780er Jahren war er vielbeschäftigt und hatte sich geschickt den neu aufkommenden klassizistischen Stilströmungen angepasst.

Bereits 1777 hatte sich seine Tätigkeit und offenbar auch seine Vermögenslage so gestaltet, dass er vom Benediktinerinnenkloster St. Afra das Haus Nr. 94 im ersten Distrikt [6] erwarb und dort seine Werkstatt einrichtete.

Um die Jahrhundertwende nahmen die Arbeiten merklich ab. Dies lag hauptsächlich an den schlechten Zeiten, 1796 überfielen die Franzosen die Stadt, und niemand hatte Geld, am allerwenigsten für Kunstwerke. Hinzu kam, dass Winterstein alt wurde. Carl Gottfried Scharold schrieb 1805 von ihm [7]: „Herr Georg Winterstein, ein gleichfalls geschickter Bildhauer, ist ziemlich alt und kränklich, und hört darum zu arbeiten auf. In der dermaligen evangelisch-reformierten Kirche, so wie in der Kirche auf dem Nicolaiberge u.s.w. trifft man schätzbare Arbeiten von ihm an.“

Letzte Ruhestätte

Am 19. Juni 1806 starb Johann Georg Winterstein an Entkräftung im 64. Lebensjahr und wurde am 21. Juni auf dem Leichenhof vor dem neuen Tor beerdigt. [8]

Werke in Stadt- und Landkreis Würzburg

(in chronologischer Reihenfolge)

  • 1779: Seitenaltäre in der katholischen Pfarrkirche St. Margaretha in Zimmern (Main-Tauber-Kreis)
  • 1779: Seitenaltäre in der katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Untereisenheim

Werke außerhalb von Stadt- und Landkreis Würzburg (Auswahl)

(in chronologischer Reihenfolge)

  • 1781: Grünsfeld: Hochaltar in der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Gertrud Hirsch: Johann Georg Winterstein 1743-1806: ein fränkischer Bildhauer des XVIII. Jahrhunderts. Heitz, Straßburg 1927
  • Georg Menth: Die Bildhauerfamilie Auwera in Aub. Aubanusverlag, Wolfratshausen 1987, S. 307 f.
  • Julia Scheder: Der Altaraufbau von Georg Winterstein. in: Jürgen Emmert, Jürgen Lenssen (Hrsg.): Das Neumünster zu Würzburg. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2009, S.143 ff.

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Stadtarchiv Würzburg: Ratsprotokoll 1767, S. 217 und 243
  2. Nach Diarium Rerum Gestarum In Monasterio S. Stephani. Kreisarchiv Würzburg. Manuskript 31
  3. Stadtarchiv Würzburg: Ratsprotokoll 1767, S. 243
  4. Historischer Verein für Unterfranken und Aschaffenburg: Rechnung des Prokuratieamtes Neumünster MS f. 288 a. S. 211
  5. Sicher war Johann Georg Winterbauer durch den Einfluss seines Bruders für das Benediktinerkloster St. Stephan tätig, da aber hier alle archivalischen Beweise verloren gingen, können keine genaueren Feststellungen gemacht werden.
  6. Heute Textorstraße 3
  7. Carl Gottfried Scharold: Würzburg und die umliegende Gegend für Fremde und Einheimische kurz beschrieben. Würzburg 1805, S. 145
  8. Pfarrmatrikel von Stift Haug, Band 1803 - 13
  9. Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Band XII, Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, R. Oldenbourg Verlag München/Wien, Würzburg 1915, S. 291 und 304 f.: „Mensa und Tabernakel stehen frei. Der Tabernakel ist eine sehr elegante Arbeit. Holz, vergoldet. Mischung von klassizistischen und Rokokomotiven. 1778 vollendet. Jedenfalls von Georg Winterstein.“
  10. Pfarrarchiv Burgerroth, Gotteshausrechnung 1824
  11. Gertrud Hirsch: Johann Georg Winterstein 1743-1806: ein fränkischer Bildhauer des XVIII. Jahrhunderts. Heitz, Straßburg 1927, S. 98 ff.
  12. Felix Mader, a.a.O., S.239
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