Stadtmauer

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Merians Stadtansicht von 1648 zeigt noch das im Mittelalter begonnene Mauersystem, wenige Jahre später wurde die Befestigung neu angelegt
Lage der rechtsmainischen Befestigungsmauern

Die Entstehung der Würzburger Stadtmauer geht bis ins frühe Mittelalter zurück. Die Anlage erfuhr später mehrere Erweiterungen und ab dem 17. Jahrhundert eine komplette Neufassung. Im Stadtbild sind heute noch einige Teile beider Systeme erkennbar. Die ehemals eigenständige Stadt Heidingsfeld umgab ebenfalls eine spätmittelalterliche Mauer, die großteils erhalten ist.

Mittelalterliche Stadtbefestigung

Rechtsmainisch

Bischofsmütze

Die erste Mauer um die rechtsmainische Stadt ist für das Jahr 1057 urkundlich nachgewiesen. Der exakte Beginn der Baumaßnahmen ist jedoch nicht gesichert. Die früheste Annahme eines beginnenden Wall-Graben-Systems verweist auf das Jahr 900, als Ungarn in der Gegend einfielen [1]. Die gemauerte Umfassung wird dem beginnenden 11. Jahrhundert zugeordnet. Damit zählt Würzburg zu den am frühesten mit Mauern bewehrten Städten rechts des Rheins. Als Initiator des Baus wird Bischof Heinrich I. angenommen, denn bereits im Verlauf des 10. Jahrhunderts hatten die Bischöfe langsam die Stadtherrschaft an sich gezogen.

Hexenturm

Die Befestigung bildete ein Fünfeck mit dem Dom als Zentrum. Die Grundlinie führte entlang des Mainufers, der weitere Verlauf in vier etwa geradlinigen Linien entlang der Juliuspromenade, Theaterstraße, Balthasar-Neumann-Promenade und Neubaustraße zeichnet sich noch heute deutlich im Stadtplan ab. Aufgrund der Formähnlichkeit mit der bischöflichen Kopfbedeckung Mitra wird diese Stadtmauer bzw. das damit umschlossene Gebiet (heutige Kernstadt) als Bischofsmütze oder Bischofshut bezeichnet.

Insgesamt betrug die Länge der Stadtumfassung inkl. Ufermauer 2520 m. Vorgelagert war ein mit Wasser gefüllter Graben, der 10 Meter breit und durchschnittlich 2,3 Meter tief ausgehoben war. Die umfasste Fläche von 42,6 ha war damals noch sehr unregelmäßig besiedelt. Es fanden sich auch Gärten und Freiflächen darin, so dass ein weiteres Bevölkerungswachstum innerhalb der Mauern ermöglicht war.

Erweiterung im Süden

Um 1200 wurde die südliche Vorstadt „Sand“ mit in das Stadtgebiet einbezogen. Dort hatten sich bereits viele Bewohner angesiedelt, und es galt auch, das bedeutende Benediktinerkloster St. Stephan besser zu sichern. Der Mauerzug mit vorgelagertem Wassergraben schloss am jetzigen Josef-Stangl-Platz an den der Bischofsmütze an und führte entlang der heutigen Straßenzüge Zwinger, Rotlöwengasse und Tiepolostraße bis zum Mainufer. An mehreren Stellen sind noch großflächige Reste der Mauer sichtbar. Verstärkt wurde die Wehranlage durch den Hexenturm (ehemals Hensleinsturm) in der südöstlichen Biegung sowie durch den Hirtenturm (ehemals Roren) am Mainufer. Der Zu- und Ausgang nach Süden wurde durch des Sandertor gewährleistet, das mit einem hohen viereckigen Turm überbaut war. Ein weiteres Tor befand sich unmittelbar am Anschluss zur Bischofsmütze: das Stephanstor. Es stand im Bereich der heutigen Kreuzung am Josef-Stangl-Platz und verfügte auch über einen mehrstöckigen Turm. Der südliche Part der Bischofsmütze entlang der Neubaustraße befand sich nunmehr innerhalb des Stadtgebiets und wurde sodann als alte Mauer bezeichnet.

Erweiterung im Norden und Osten

Schließlich wurden auch im Norden und Osten die bereits bestehenden Vorstädte mit umfasst: Pleich, Haug und Rennweg. Die Erweiterung wurde in den 1330er Jahren begonnen. Um den damaligen Standort von Stift Haug wurde eine eigene Mauer errichtet.

Zwingeranlage um die Altstadt

Historische Abbildung der alten Stadtbefestigung am Zwinger
Zwingergraben mit Hexenturm (um 1860)

Inzwischen stellte sich heraus, dass die bisherige Ummauerung Angriffen mit Feuerwaffen nicht ausreichend standhielt. Gleichzeitig wurde klar, dass bei einem stärkeren Angriff die lange und weniger starke Mauer um die Vorstädte nicht zu halten sein würde. Daher fiel die Entscheidung, den Mauerzug um die Altstadt (Bischofsmütze mit südlicher Erweiterung) deutlich zu verstärken. Anfang des 15. Jahrhunderts begannen dafür umfangreiche Bauarbeiten. Belegt sind die fortgeschrittenen Maßnahmen durch Rechnungen aus dem Jahr 1428. Der bisherigen Mauer wurde eine zweite, niedrigere, vorgelagert, die mit zahlreichen niedrigen Türmen verstärkt wurde. Letztere waren teils nur halbrund ausgeformt, und dienten der Überwachung des Grabens und der Maueraußenseite. Zwischen den Mauern befand sich ein etwa 6-7 Meter breiter Durchgang. Beide Mauerzüge bildeten durch den Höhenversatz (die innere war etwa 2,5 m höher) eine doppelte Feuerlinie. Von der Zwingermauer sind verbliebene Teile hinter der Sanderuni und entlang der Tiepolostraße zu sehen.

Mittelmauer

Die Erkenntnis, dass die verfügbaren Kräfte bei einem stärkeren Angriff nicht ausreichen würden, um die gesamte Mauer um Altstadt und Vorstädte zu sichern, führte neben dem Zwinger noch zu einer weiteren Baumaßnahme: Es entstand ab 1430 eine Mittelmauer zwischen den bereits integrierten Vorstädten Haug und Rennweg. Insbesondere die lange Mauer um das dünnbesiedelte Rennweger Gebiet galt als unsicher. Notfalls sollten die Kräfte von hier abgezogen werden, um das übrige Stadtgebiet zu verteidigen. Die Mittelmauer verlief etwa senkrecht zur Theaterstraße stadtauswärts (zwischen Semmel- und Ludwigstraße), Reste befinden gegenwärtig noch untertägig in der Handgasse an der südlichen Platzkante des Bürgerspital-Parks. [2]

Einbeziehung des Afraklosters

Die Gegend des Benediktinerinnenklosters St. Afra (es erstreckte sich im Südosten des heutigen Berliner Rings) lag unmittelbar vor den Stadtmauern. Sie sollte nach Beschluss des Bischofs aus dem Jahr 1475 nun besser gesichert werden. Zunächst wurde der Dicke Turm an der heutigen Schweinfurter Straße vorgelagert. Er hatte vermutlich etwa 10 m Durchmesser und 30 m Höhe. Allein stehend brachte er allerdings nicht die erwünschte Verbesserung der Sicherheit. So wurde ab 1506 noch ein Mauerzug ergänzt. Dieser zweigte nahe der nordöstlichen Ecke der bisherigen Mauer ab, führte gerade nach Osten bis zum Dicken Turm und dann nach einem scharfen Knick in einem Bogen um das Klostergelände bis etwa zur Johanniskirche, wo sie wieder an die Vorstadtmauer anschloss.

Mainviertel

Frühzeitliche Befestigung der Talsiedlung

Die frühe Talsiedlung zu Füßen des Marienbergs war bereits zur Zeit der Merowinger und Karolinger durch Befestigungsanlagen gesichert. Das belegen Funde aus dem 7. und 8. Jahrhundert. Die Befestigung verlief (nach heutigem Stadtplan) etwas auf halber Strecke zwischen Burkarder Kirche und Alter Mainbrücke in West-Ost-Richtung. Vermutet wird zudem eine entsprechende südliche Befestigung zwischen der Burkarder Kirche und der Öffnung zum Leistengrund. [3]

Mauerzug des Hochmittelalters

Wie rechtsmainisch wurde im Hochmittelalter auch die Siedlung des Mainviertels mit einem Mauerzug umgeben. Der nördliche Verlauf begann am Mainufer und zog nach Westen, bog dann Richtung Süden ab und schloss an den Hang des Marienbergs an. Der ufernahe Abschnitt ist auf Merians Stadtansicht gut zu erkennen. Laut Seberich war im 13. Jahrhundert das Schottenkloster noch nicht mit einbezogen. Die Befestigung verlief weiter zum Zeller Tor, das damals etwa im heutigen Walldurchbruch an der Zeller Straße stand. Dann zog sie in einem Bogen bis zum Telltor an der heutigen Neydeckgasse und schließlich zu den Felshängen des Marienbergs. Im Süden des Mainviertels war nur ein kurzes Stück zwischen Ufer und Schloßberg zu befestigen. Es genügte ein Tor mit anschließenden Flügelmauern.

Türme und Tore der mittelalterlichen Stadtmauer

Um Bischofsmütze und Vorstadt Sand

Ab der Alten Mainbrücke im Uhrzeigersinn:

Im südlichen Verlauf der Bischofsmütze befanden sich darüber hinaus noch die Ulrichspforte und das Jörgentor.

Entlang der Vorstadtmauer

Im nördlichen Mauerzug von West nach Ost:

Im östlichen Mauerzug von Nord nach Süd:

  • Galgentor
  • Sunleinstor an der frühen Linie der Vorstadtmauer und Dicker Turm an der späteren Umfassung des Afraklosters
  • Rennweger Tor
  • Steinbrechertor
  • Konradstor

An der Mittelmauer stadtauswärts:

Im Mainviertel

Von Nord nach Süd:

Und zur Alten Mainbrücke:

  • Äußeres Brückentor

Neubefestigung der Barockzeit

Entstehung

Im Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs durchlebte Würzburg eine Notzeit. Stadt und Einwohner litten neben den eigentlichen Kriegshandlungen auch unter mehrfachen Einquartierungen der verschiedenen Truppen und massiven Plünderungen. Johann Philipp von Schönborn ließ zum besseren Schutz vor weiteren feindlichen Angriffen zunächst die Bastionen um die Festung verstärken und dann durch Fernauer einen Plan zur modernen sternförmigen Befestigung der Stadt entwerfen, die dem damaligen Stand der militärischen Technik angepasst war. 1654 wurde mit der Umsetzung zunächst im Mainviertel begonnen, ab 1665 starteten die Arbeiten an den rechtsmainischen Gräben, Wällen, Mauern und Bastionen. Während der Regierungszeit Johann Philipp von Schönborns wurden über tausend Arbeiter an den Anlagen beschäftigt, die Ausgaben beliefen sich auf 1,5 Millionen Gulden. Die gesamten Baumaßnahmen an dem massiven Mauergürtel um die Stadt wurden erst im Jahr 1783 abgeschlossen.

Die Gesamtanlage

Die sternförmig um die Bastionen gezogene 11 Meter hohe Wallmauer war über acht Kilometer lang. Der vorgelagerte 7 Meter tiefe und 31 Meter breite Graben hatte eine Länge von 4436 Metern. Dafür mussten 1.282.470 Kubikmeter Erde ausgehoben werden. Außerhalb des Grabens erstreckte sich ein großzügig bemessenes freies Schussfeld, das Glacis. Hierfür mussten unter anderem Alt-Stift Haug und das Benediktinerinnenkloster St. Afra weichen. Nach der Entfestigung wurde das Glacis in den bis heute bestehenden Ringpark umgewandelt.

Bastionen und Tore

Die Wallmauer zog sich um spitz ausragende Bastionen. Einige davon sind im Mainviertel bis heute verblieben, aber auch an der Grenze des Hofgartens zum Klein-Nizza haben sich Teile der Bastionen erhalten. Die zwischen den Bastionen entlangführenden Mauern werden als Kurtinen bezeichnet. Durchbrochen wurde die Anlage durch Tore, von dort führte jeweils eine Brücke über den Wallgraben. Vorhanden ist eine solche Brücke heute noch vor dem Burkarder Tor.

Rechtsmainisch

Vom Nord nach Süd (d.h. in Reihenfolge der Baumaßnahmen) umfasst die rechtsmainische Befestigungsanlage folgende Bastionen und Tore:

  • Halbbastion 19 (Gottfried): Am Mainufer nördlich des Schneidturms. Die Hochfläche der Bastion wurde als Garten des Würtzburg-Palais genutzt.
  • Pleichacher Tor: Im Verlauf der Kurtine 19-18, an der heutigen Pleichertorstraße. Es ersetzte das alte äußere Pleichacher Tor, das in Verlängerung der Turmgasse stand. Das Tor wurde 1656-58 errichtet und trug im Giebelfeld das Wappen Johann Philipp von Schönborns flankiert von zwei Löwen. Dieses Wappen und die Löwen blieben beim Abbruch im Jahre 1880 [4] erhalten und zieren heute den Schönbornbrunnen im Ringpark. Die steinerne Torbrücke mit sechs Bogen war sowohl durch eine Zugbrücke als auch durch eine Wipp- und Schlagbrücke unterbrochen.
  • Bastion 18 (Guttenberg): Innerhalb dieser Bastion befand sich die von Balthasar Neumann 1740-46 erbaute Walkmühle. Sie wurde von den Tuchmachern und Gerbern genutzt. Zum Antrieb staute Neumann mit einem Damm das von Osten durch den Graben anströmende Abflusswasser der Quellen und leitete es mittels Kanälen durch die Bastion. Die Fundamente der Mühle wurde bei Baumaßnahmen am Chemischen Institut 1958 freigelegt. Stadtseitig der Walkmühle befanden sich mehrere Seen. Einer war vom ehemaligen Seegarten verblieben, weitere stammten vom Graben der mittelalterlichen Stadtmauer (bei der heutigen Zahnklinik). Die Seen wurden 1872 trocken gelegt und aufgefüllt.
  • Bastion 17 (Julius): Nördlich des Juliusspitals. Sie war beidseits mit Einziehungen und zurückgesetzten Flanken versehen. Die sehr kurze Kurtine bildete zur Bastion 18 einen sechseckigen Kessel. Hinter der Kurtine befand sich der Baumgärtnerturm, der noch von der mittelalterlichen Befestigung stammte. In der Hohle der Bastion lagen der botanische Garten und der Friedhof des Juliusspitals.
  • Bastion 16 (Karl VI.): Bastion in einfacher Form mit zwei langen Seiten. Sie diente vermutlich zur Aufstellung stärkerer Geschütze. Sie befand sich nördlich der Klinikstraße/Marcusstraße.
  • Bastion 15 (St. Johann Baptist, auch Josephus): Sie wurde auf felsigem Gelände errichtet und umfasste einen Teil des ehemaligen Hügels von Stift Haug. In der Hohle wurde 1805 die Teufelsbaracke errichtet, ein Stallgebäude für die Pferde der durchziehenden Kavallerie. Später fanden sich hier die Stallungen des 1. bayerischen Husarenregiments. Die Gebäude wurden 1832 abgebrochen. Da wichtige Quellen im Bereich und Umfeld der Bastion lagen, errichtete Balthasar Neumann unter der linken Einziehung sein Wasserwerk, das in der Folge mittels eines Leitungssystems die Stadt und die Residenz versorgte.
  • Bastion 14 (Leopoldus, früher St. Bruno): Nordöstliche Ecke der Befestigungsanlage. In der Hohle befand sich ein Garten des Juliusspitals. Im Bereich der Kurtine 14-15 wurde der Pleichachmühlbach (eine Ableitung der Pleichach) in die Stadt hineingeleitet.
  • Neutor: Im Kessel, der durch eine kurze Kurtine zwischen Bastion 13 und 14 gebildet wurde. Es wurde Neutor genannt, da mit dem Bau die zwei alten Tore Teufelstor und Galgentor ersetzt wurden. Fertiggestellt wurde das Tor 1668. Die Durchfahrt war beiderseits von Kasematten flankiert und konnte durch ein Fallgatter gesperrt werden. Das Gebäude über dem inneren Ausgang diente lange Zeit als Invalidenhaus. Die äußere Fassade schmückte ein Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp von Schönborn. Über den Graben führte eine etwa 50 m lange Brücke auf sieben Bögen. Die Fahrbahn war sowohl durch eine Zugbrücke als auch durch eine Schlagbrücke zu unterbrechen. Auf den Standort des Tors weist heute noch die Neutorstraße hin.
  • Bastion 13 (St. Aquilin, früher Philipp Kurfürst): Am Ausgang der Kroatengasse, wo einst das Galgentor stand. Die Gasse wurde durch die Bastion zur Sackgasse, welche in die Hohle der Bastion ausmündete. Durch die Kurtine 13-12 wurde mit Anschluss an das Eisenbahnnetz die erste Bahnlinie in die Stadt zum Ludwigsbahnhof geführt. Die Kurtine wurde dafür etwas umgebaut und mit zwei Toren für die Aschaffenburger und die Schweinfurter Linie versehen. Über den Graben wurde für die Gleise eine massive Steinbrücke errichtet. Sie war jedoch mit zwei Holzjochen versehen, die man im Kriegsfall leicht hätte abbrechen können.
  • Bastion 12 (Kartäuser, früher Johann Kurfürst): Umschloss den Gardistenbau, sowie die Tierarznei- und Hufbeschlagschule. Durch die linke Seite der Bastion führte der Kürnachmühlgraben in das Stadtgebiet. Der Kessel zwischen den Bastionen 12 und 11 verblieb als tiefer liegendes Gelände. Heute befindet sich dort der Sportplatz des Siebold-Gymnasiums.
  • Bastion 11 (Hutten, früher Schönborn): Östlich der Husarenstraße, am Standort der Johanniskirche befand sich die linke Einziehung der Bastion. Eine der verbliebenen Kasematten wurde im Zweiten Weltkrieg zum Luftschutzraum umfunktioniert.
  • Rennweger Tor: Im Kessel, der mittels einer kurzen Kurtine zwischen den Bastionen 11 und 10 ausgebildet war. Der Standort war etwas nördlich des heutigen Rennwegs im Bereich des Husarenwäldchens gegenüber dem nördlichen Hofgarteneingang. Das Giebeldreieck zeigte das Rosenbachwappen, am Portal war die Jahreszahl 1673 angebracht. Das Tor war architektonisch weiterentwickelt als die zuvor entstandenen Bauten. Neben dem Hauptdurchgang, der durch zwei Fallgatter gesichert war, bestand ein eigener Weg für Fußgänger. In den Kasematten befanden sich u.a. eine Büttnerwerkstatt und ein Weinkeller. Die 70 m lange vorgelagerte Brücke konnte an zwei Stellen unterbrochen werden. Sie war die erste der Grabenbrücken, welche in Stein ausgeführt wurde (1714/15). Das Rennweger Tor ist zu unterscheiden vom gleichnamigen mittelalterlichen Stadttor, das sich näher am Hofgarten, etwa im Verlauf des Rennwegs befand.
  • Bastion 10 (St. Michael, früher Fridericus): Sie umschließt den östlich der Residenz gelegenen Teil des Hofgartens und bildet die Grenze zum Klein-Nizza. Die Bauform der Bastion wurde bewusst in die Planung der Residenz mit einbezogen (deren Hauptachse ist nach der Winkelhalbierenden der Bastion ausgerichtet). Im Lauf des 18. Jahrhunderts wurde der gesamte Innenraum der Bastionen 10 und 9 als Gartenanlage gestaltet. Nahe der Bastionsspitze finden sich Aussichtsbalkone und ein barockes Schilderhäuschen. Auf dem Gelände befanden sich vormals Gärten sowie der (zweite) Michaelsfriedhof mit einer Kapelle. Bei der Entfestigung blieben die Bastionen 10 und 9 wegen der Zugehörigkeit zum Hofgarten erhalten. Von den 11 m hohen Außenmauern ist jedoch nur die obere Hälfte zu sehen, da der Graben damals deutlich tiefer lag als der heutige Ringpark. Im Zweiten Weltkrieg war in der linken Kasematte ein Luftschutzraum eingerichtet.
  • Kurtine 10-9: Im Kessel zwischen den Bastionen 10 und 9 befindet sich heute ein zentraler Teil des Klein-Nizza mit dem Schönbornbrunnen und einem Spielplatz.
  • Bastion 9 (St. Georg, früher Carolus): Wie bereits unter Bastion 10 erwähnt, verblieb auch diese Bastion als Teil der Hofgartens und bildet heute die Grenze zum Ringpark zwischen Gericht und Klein-Nizza. Innerhalb der Bastion befindet sich die Gärtnerei des Hofgartens.
  • Bastion 8 (St. Afra): Die letzte Bastion aus der Amtszeit Johann Philipp von Schönborns. Standort war etwa beim heutigen Gericht an der Ottostraße. Vermutlich aus finanziellen Gründen wurde hier der Bauaufwand reduziert. Die Bastion 8 wurde nur als Halbbastion ausgeformt und mittels einer Kurtine an den Hexenturm der mittelalterlichen Befestigung angeschlossen. Die Hohle der Bastion beherbergte die sogenannte Schweizerei, ein fürstliches und später staatliches Ökonomiegut. Im Wall der linken Bastionsseite war ein Eiskeller eingegraben. Mit der Entfestigung wurde die Bastion abgebrochen.
  • Redan 7
  • Grabenschere 6
  • Bastion 5 (St. Franziscus)
  • Grabenschere 4
  • Bastion 3 (St. Christoph, früher Philippus)
  • Sander Tor
  • Grabenschere 2
  • Halbbastion 1 (St. Johann Ev.)

Linksmainisch

  • Flanke 26: Hinter dem vom Umlaufkanal verbliebenen Burkarder See
  • Burkarder Tor: In der Kurtine 26-27, vor dem Tor ist die Zufahrt mit der mehrbogigen Steinbrücke erhalten.
  • Bastion 27 (St. Burkard): Auf der Bastion befindet sich heute die Burkarder Schule mit ihrem Schulhof. Früher ragte die Bastion weiter aus, sie wurde zum Bau der Großschleuse verschmälert.
  • Mühlbastion 28: Mit der Oberen Mainmühle. Mühle und Bastion wurden beim Ausbau der Großschleuse abgebrochen.
  • Werk 29, Redan (früher St. Anna bzw. Tivolibastion): Nördlich der Einmündung des Umlaufkanals. Der Tivoli-Pavillon ist noch erhalten.
  • Brückentor
  • Bastion 31 (Mainbastion, früher: St. Joachim): Sie ragt noch heute von der Dreikronenstraße in den Bereich der Leonhard-Frank-Promenade.
  • Dicker Turm 32
  • Bastion 33 (St. Andreas): Umschließt heute die Jahnterrasse.
  • Bastion 34 (St. Kilian): Sie ist teilweise erhalten. Die Spitze weist zur Eingangspyramide der Landesgartenschau 1990.
  • Bastion 35 (Schottenflanke, früher: St. Jakob): Um das Schottenkloster und die heutigen Anlagen des Burufsbildungswerks Don Bosco. Die Spitze weist zum Neunerplatz.
  • Bastion 36 (Zell, früher: St. Kolonat): Bastion an der Umweltstation, zwischen Eisbahn und Zeller Tor.
  • Zeller Tor
  • Bastion 37 (Schneiderwall, früher: St. Totnan): Südlich des Zeller Tors im Bereich der Landesgartenschau 1990 (am Wasser-Sand-Spielplatz).

Entfestigung

Ansicht von Würzburg um 1870

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde der Drang der Stadt immer größer, sich auch außerhalb der Befestigung auszubreiten. Doch die militärische Festungseigenschaft der Stadtmauern ließ keine Ausdehnung zu. Jedoch wurden Mängel der Sicherung ersichtlich und ein weiterer Ausbau der Anlagen zur zeitgemäßen militärische Sicherung hätte enorme Geldmittel verschlungen. 1856 entsprach König Maximilian II. Joseph von Bayern schließlich dem Wunsch der Stadtvertretung und hob zunächst die Festungseigenschaft der rechtsmainischen Stadt auf. Es verblieben zunächst jedoch militärische Vorbehalte für die Mauern und das Glacis bestehen. Bei der Beschießung der Stadt durch Preußen im Deutschen Krieg von 1866 bestätigte sich dann, dass die herkömmlichen Stadtbefestigungen generell keinen hilfreichen Schutz mehr gegen moderne Geschütze boten. 1867 wurde daraufhin auch die linksmainische Stadt der Festungseigenschaft enthoben.

Die Stadt erwarb am 26. September 1868 das Glacis und die Festungswerke rechts des Mains vom Land Bayern unter der Auflage, das Areal als Grünbereich zu erhalten. Von 1868 bis 1890 wurden Tore, Wälle und Gräben eingeebnet. [5] 1878 begann unter dem Oberbürgermeister Georg von Zürn die Umgestaltung des Glacis in eine Parkanlage, welche heute als Ringpark bekannt ist. Die Stadtmauer wurde größtenteils abgerissen.

Stadtmauern eingemeindeter Orte

Teil der Heidingsfelder Stadtmauer mit Stegenturm

Heidingsfeld

Die mittelalterliche Stadtmauer der damals eigenständigen Stadt Heidingsfeld ist großteils bis heute erhalten. Sie stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert, nachdem Heidingsfeld zur Stadt erhoben wurde. Im 17. Jahrhundert wurden Erneuerungen vorgenommen, während im 19. und 20. Jh. der Graben Wall und Zwinger beseitigt wurden.

► Siehe auch: Heidingsfelder Stadtmauer

Unterwegs in Würzburg (Video)

„Geschichte und Geschichten | Die Würzburger Stadtmauer“ von wuerzburg-fotos.de

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Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Steidle und Christine Weisner: Würzburg. Streifzüge durch 13 Jahrhunderte Stadtgeschichte. Echter, Würzburg 1999. S. 20
  2. Ausschnitt im Bayerischen Denkmal-Atlas
  3. Geschichte der Stadt Würzburg. Band I. Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. Hrsg.: Ulrich Wagner. Theiss-Verlag, Stuttgart 2001. S. 56
  4. Franz Seberich: Die Stadtbefestigung Würzburgs. Die neuzeitliche Umgestaltung. Mainfränkische Hefte 40, Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 1963, S. 184
  5. Helmuth Zimmerer: Die räumliche Entwicklung der Stadt Würzburg. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 238-248; S. 241 (zitiert)
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