Burkarder Umlaufkanal

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Ende des Burkarder Umlaufkanals (1930)
Verbliebener Eingang zum Tunnel am Burkarder See

Der Burkarder Umlaufkanal bot in früherer Zeit Schiffen auf dem Main die Umgehungsmöglichkeit einer Muschelkalkstufe. Er wurde um 1950 aufgefüllt.

Geschichte

Nahe der Alten Mainbrücke besteht im Main eine etwa 1,20 Meter hohe Muschelkalkstufe. Seit 1644 staut hier das Streichwehr den Main zum Antrieb der Unteren Mainmühle und zum Schutz vor feindlichen Schiffen. Für die Lastkähne und Fischerboote war es sehr mühselig, diese Stufe am Nadelwehr zu überwinden. Oft musste die Ladung unterhalb aus- und oberhalb wieder eingeladen werden.

Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn gab im Zuge der Neubefestigung der Stadt den Auftrag, einen Seitenkanal zur Umgehung der Stufe zu errichten. Fertiggestellt wurde er zwischen 1675 und 1680. Der von hohen Befestigungsmauern gesäumte Graben verlief durch das Mainviertel und machte den Bereich um die Burkarder Kirche zu einer Halbinsel. Unmittelbar südlich der Burkarder Bastion zweigte der Kanal ab und verlief unterhalb der Bastion zunächst durch einen Schifffahrtstunnel bis zum Altbau des Frauenzuchthauses. Für den geradlinigen Verlauf nach Norden war der alte Westchor der Burkarder Kirche und einer der Türme abgerissen worden.

Die Kanalmühle, die ab 1676 betrieben wurde und bis 1927 in Betrieb war, verfügte auch über ein Pumpwerk zur Wasserversorgung der umgebenden Häuser und Betriebe. Im Anschluss an die Mühle befand sich eine 50 m lange Schleusenkammer. Danach bog der Kanal wieder schräg zum Main ab, in diesem Bereich war die bischöfliche Schönfärberei angesiedelt. Im Kanal wurden die Stoffe ausgespült, was eine wechselnde Farbgebung des Mainwassers mit sich brachte. Johann Baptist Mahler erwarb die Färberei 1798, welche sich als Färberei J. B. Mahler („auch Druckerei und chemische Waschanstalt“) auch um 1887 noch in der Burkarderstraße 34 befand. [1] 1907 ging die Färberei an Otto Pritzl über, der hier ein „Etablissement für Färberei und chem. Reinigung” betrieb. Die Mündung in den Main befand sich schließlich unmittelbar südlich vor der Tivolibastion mit Tivoli-Pavillon.

Im Kanal konnten die Kähne nicht durch Leinereiter gezogen werden. Zur Fortbewegung waren die Schiffer allein auf Floßstangen angewiesen. 1892 wurde eine Kammerschleuse direkt am Main errichtet. Teilweise wurde der Umlaufkanal aber weiterhin von den Fischern genutzt. Als in der Nachkriegszeit der Main zur Großschifffahrtsstraße ausgebaut und die neue Schleuse angelegt wurde entschloss man sich, den Kanal aufzufüllen und zu überbauen. Im Zulaufbereich vor dem Burkarder Tor kann man heute noch den ehemaligen Tunneleingang erkennen. Die hier verbliebene 680 Quadratmeter große Wasserfläche (Uferlinie: 170 Meter) [2] wurde als Teich mit Seerosen und Goldfischen bestückt, dazu errichtete man ein rechteckiges Brunnenfundament mit seitlichen Wasserstrahlern. Die öffentliche Grünanlage wird von der alten Grabenbrücke überspannt, welche direkt zum Burkarder Tor führt. Im Sommer 2012 regte der Umweltreferent der Stadt Würzburg an, die Grünfläche um den „Burkarder See” wieder attraktiver zu gestalten. [3] Die Sanierung der Grünanlage wurde 2015 für 90.000 Euro durchgeführt und beinhaltete eine umfangreiche Revitalisierung der Grünfläche. [2]

Bildergalerie

Historische Abbildungen

Umlaufkanal heute

Grünanlage „Burkarder See“

Fledermaus-Lehrpfad

2017 wurde am Burkarder See ein Fledermaus-Lehrpfad eingerichtet. [4] Der ehemalige Schiffstunnel hat sich seit 2010 zu einem bedeutenden Fledermaus-Winterquartier entwickelt.

Insgesamt wurden 8 verschiedene Arten nachgewiesen. Da die Tunnelwand spaltenarm ist, wurde im September 2023 das Quartier mit Fledermaussteinen aufgewertet, eine Zusammenarbeit von Naturwissenschaftlicher Verein Würzburg e.V. und Gartenamt der Stadt Würzburg.

Quellen und Literatur

  • Werner Dettelbacher: Würzburg, eine Stadt der Brunnen. Echter Verlag, Würzburg 1985
  • Dirk Eujen und Guido Fackler: Umlaufkanal mit Europas ältestem Kanaltunnel. In: Atlas Würzburg, S. 110 f.
  • Jörg Lusin: Würzburg, wie es früher war. Band 1. Mainpresse Zeitungsverlagsgesellschaft mbH & Co, Würzburg 1999

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Telephon-Anlage Würzburg: Verzeichniss der Sprechstellen, Nr. 1 - abgeschlossen am 30. September 1887, Königl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg 1887, S. 16 und 27
  2. 2,0 2,1 Main-Post: „Würzburgs Seen sollen schöner werden“ (27. September 2012)
  3. Main-Post: „Burkarder See - Mehr Schatten als Licht“ (2. August 2012)
  4. Main-Post: „Faszinierende Jäger der Nacht“ (26. November 2017)

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