Spitaltor

Aus WürzburgWiki

Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.

Das Bürgerspittal zum heilig. Geist in Wirtzburg (mit dem Spittalthor) um 1600

Das Spitaltor war ein Teil der mittelalterlichen Stadtmauer Würzburgs. Es befand sich am Ende der Eichhornstraße, etwas von der Theaterstraße zurückversetzt.

Entstehung und Name

Ein erstes Tor an dieser Stelle entstand bereits Anfang des 11. Jahrhunderts mit der frühesten Ummauerung der Stadt. Urkundlich findet sich die erste Erwähnung als „Haugesburgetor” bzw. „porta Hauge” im Jahr 1311. Der Name leitet sich davon ab, dass von dem Tor aus eine Straße zum Haugberg führte, einem Hügel nahe des heutigen Hauptbahnhofs, wo sich zu der Zeit das Stift Haug befand.

1358 wird es kürzer als „Hauger Tor” bezeichnet. Nach der Entstehung der Vorstadtmauer wurde es zum „inneren Hauger Tor”, um es vom äußeren - dem Pfaffentor im Verlauf der heutigen Bahnhofstraße - zu unterscheiden. Nach der Errichtung des Bürgerspitals zum Heiligen Geist 1319 am Beginn der Semmelstraße, also unmittelbar vor dem Tor, setzte sich der Name „Spitaltor” durch.

Verkehr

Am damaligen Stift Haug vorbei führte der alte Handelsweg nach Rimpar. Zudem verlief vom Spitaltor der Verkehr durch die Semmelstraße in Richtung Schweinfurt sowie entlang des Rennwegs in Richtung Nürnberg und Regensburg.

Torbau und Brücke

Ein erstes Tor wurde vermutlich um 1428 mit der Errichtung der Zwingermauer durch einen großen viereckigen Torturm ersetzt. Dieser stand nun gleichermaßen im Verlauf der Haupt- wie auch der Zwingermauer. Im unteren Bereich war er aus Stein gemauert, im oberen trug er Fachwerk. Von der etwa 9 bis 10 Meter langen Durchfahrt, die innen und außen abgeschlossen werden konnte, führten seitlich Türen in den Zwingerbereich. Ein Fallgitter sicherte die Außenseite zusätzlich. An der Innenseite war seitlich eine Treppe angefügt, die zum Obergeschoss und auf den Wehrgang führte.

Die Brücke über den Stadtgraben war in Holz auf Steinpfeilern ausgeführt. Statt einer Zugbrücke war hier mittig im Brückenübergang ein Bereich als Wipp- oder Schlagbrücke ausgeführt.

Trotz des barocken Ausbaus der Stadtbefestigung wurde der alte Stadtgraben um die Bischofsmütze noch beibehalten und erst 1738 aufgefüllt. Bis dahin blieb auch die Spitalbrücke, welche zwischenzeitlich in Stein ausgeführt war, in Benutzung. Sie war mit zwei steinernen „Colossal-Statuen” geschmückt, welche dem Bildhauer Jakob van der Auwera zugeschrieben werden und um 1728 entstanden. [1] Diese stellten den Hl. Nepomuk und den Hl. Aquilin dar. „Kaum mehr als 15 Jahre schmückten die beiden Standbilder die Spitaltorbrücke. Als diese in den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts beim Einfüllen des Stadtgrabens für den Zug der heutigen Theaterstraße im Boden verschwand, erhielten sie einen neuen Platz vor den Häusern des Spezereiwarenhändlers [2] Weigand und des Mundschenken Klimmer beiderseits der Ausmündung der heutigen Eichhornstraße, wo sie auch auf dem Katasterblatt von 1832 deutlich verzeichnet sind. Über hundert Jahre hielten sie dort gleichsam als ein Doppelposten Wacht vor einem der wichtigsten Zugänge zur Innenstadt.” [3] 1878 bat Stadtpfarrer Michael Beckert von St. Peter und Paul den Magistrat, ihm die Standbilder kostenlos zu überlassen und ihm zu gestatten, sie vor der Fassade der Kirche St. Peter und Paul aufzustellen. Die Genehmigung des Magistrats erfolgte am 25. Oktober 1878. Die Figuren wurden in der Werkstätte des Bildhauers Carl Behrens instandgesetzt, um dann endgültig ihren Platz vor der Kirche zu finden. [4] Die Figur des Hl. Aquilin ist bis heute erhalten, während der Hl. Nepomuk 1945 einer Luftmine zum Opfer fiel.

Rekonstruktion

Einen bildlichen Eindruck von Tor und Brücke des Mittelalters geben die Rekonstruktionen von Franz Seberich, die in den Mainfränkischen Heften veröffentlicht wurden. [5]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gertrud Krüger: Jakob van der Auwera. Ein Beitrag zur Entwicklung der Würzburger Barockplastik. Buchdruckerei Bavaria GmbH, Würzburg 1931
  2. Spezerei (als mittelhochdeutsch specerīe aus mittellateinisch speciaria „Gewürzhandel” zu lateinisch species „Art, Gestalt”, im Plural auch „Gewürze” entlehnt) ist eine seit dem 14. Jahrhundert verbreitete Bezeichnung für Gewürzwaren (dann meist im Plural Spezereien), gelegentlich auch für Gewürzläden und Apotheken; sie ist heute nicht mehr gebräuchlich. (Quelle: Wikipedia [1]
  3. Karl-Heinz Wirsing: Der hl. Aquilin vor der Peterskirche in Würzburg, Juni 1969.
  4. Quelle: Willi Dürrnagel
  5. Franz Seberich: Die Stadtbefestigung Würzburgs. I. Teil. Die mittelalterliche Befestigung mit Mauern und Türmen. Mainfränkische Hefte. Heft 39. 1962. Seite 107/109

Quellen und Literatur

  • Franz Seberich: Die Stadtbefestigung Würzburgs. I. Teil. Die mittelalterliche Befestigung mit Mauern und Türmen. Mainfränkische Hefte. Heft 39. 1962.
  • Jörg Lusin: Würzburger Freiplastiken aus zehn Jahrhunderten. Hart, Volkach 1980

Kartenausschnitt

Die Karte wird geladen …
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von WürzburgWiki. Durch die Nutzung von WürzburgWiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.