Sanderstraße
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Die Sanderstraße gehört zur Würzburger Altstadt, genauer gesagt zum Peterer Viertel. Sie ist vor allem von Gastronomie, insbesondere von Kneipen geprägt, weshalb sie umgangssprachlich auch als Kneipenmeile bezeichnet wird. Außerdem wird sie zu Zeiten von Fußball-Welt- und -Europameisterschaften zur Fanmeile. [1]
Straßenverlauf
Die Sanderstraße verläuft parallel zum nahe gelegenen Main vom Johanniterplatz bis zur Kreuzung Sanderglacisstraße / Am Studentenhaus / Virchowstraße.
Namensgeber
Im Mittelalter befand sich hier, außerhalb der Stadtmauern gelegen, eine Vorstadt, die Sand genannt wurde (ähnlich Pleich, Haug etc.). Der Name leitet sich wie jener der Sanderau und zahlreicher weiterer Straßen und Örtlichkeiten in Würzburg von den Sandablagerungen längs des Mains ab.
Geschichte
Der Verkehr in der Sanderstraße (früher auch Sandergasse genannt) hatte Ende des 19. Jahrhunderts bereits derart zugenommen, dass eine Erweiterung der Straße zwingend erforderlich wurde. Bereits 1906 waren aus diesem Grunde die Anwesen an der Einmündung in den Johanniterplatz abgerissen worden und städtische Neubauten erstanden. Lediglich am Karmelitenkloster bestand noch ein Engpass. Im Jahre 1908 stimmte nach langwierigen Verhandlungen das Karmeliten-Konvent zu, die Straßenfläche gegen Erstellung eines neuen Klostertraktes neben der Karmelitenkirche abzutreten. Die Straße wurde wie vereinbart um sechs Meter verbreitert. Das Foto der Sanderstraße muss zwischen 1901 und 1908 entstanden sein, da seit Oktober 1900 die Straßenbahn am Kloster vorbei fuhr. Am 27. Mai 1908 begannen Arbeiter der Firma Kratz & Co. mit den Abbrucharbeiten der langen Wand des Karmelitenklosters zur Verbreitung der Straße. Am Samstag, 22. August 1908 meldete der Würzburger General-Anzeiger: „Die Abbrucharbeiten an der Klostermauer in der Sanderstraße sind nunmehr beendet. Am Montag wird mit dem Abbruch des Stiegenhauses, das bis zur Kirche führt, begonnen.“ und am 5. Oktober 1908: „Die alte Mauer des Karmelitenklosters ist nun bis auf ein kleines Stück niedergelegt. Der vordere Hauptbau, der eine Länge von 50 Metern aufweist, ist im Rohbau hergestellt, so daß diese Woche mit dem Aufrichten des Dachstuhls begonnen werden kann.“. Und der Würzburger General-Anzeiger weiter am 3. November 1908: „Die Reurer Klostermauer ist nunmehr, nachdem das letzte Stück gefallen ist, dem Erdboden gleich. Mit der Herstellung des Trottoirs wird jetzt begonnen.“ [2] Der neue Flügel - nun auf der Baulinie der Klosterkirchenfassade - wurde dann 1909/1910 errichtet. Die sich lang hinziehende Front wurde durch einen Erker, der an den alten Sandhof erinnerte, und einen Giebel, der deutlich in Konkurrenz zur Petrini-Fassade der Kirche trat, gegliedert.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der Straßenbahnbetrieb zunächst wie gehabt weitergeführt, alle Ausbaupläne aber fallen gelassen. Erst nach Beendigung des Währungsverfalls nach dem Ersten Weltkrieg stieg wieder die Nachfrage nach öffentlichen Transportmitteln. 1924 wurde der Straßenbahn-Betrieb wieder aufgenommen mit der Gründung der „Neue Würzburger Straßenbahn GmbH“ (mit städtische Beteiligung von 60%). Der Straßenbahnbetrieb durch das Steinbachtal wurde eingestellt, da die „Neue Würzburger Straßenbahn GmbH“ alle unrentablen, wenig ausgelasteten Gleisabschnitte stilllegte. Die Gleise wurden vollständig abgebaut und unter Verwendung brauchbarer Altschienen wurde ab 16. Juni 1924 der zweigleisige Ausbau auf die Sander- und Augustinerstraße ausgedehnt, womit die Strecke Hauptbahnhof - Sanderring am 18. September 1924 bis auf die enge Kurve am Rathaus durchgehend zweigleisig ausgebaut war.
Historische Abbildungen
Straßenfest vorm Café Haupeltshofer 1993 (© Roland Pleier)
Fanmeile
Da nahezu alle Kneipen in der Sanderstraße Spiele der Fußball-Europa- und -Weltmeisterschaften übertragen, wird die Straße auch als Fanmeile bezeichnet. Die Straße wird dabei zeitweise für den Verkehr gesperrt und die Strabas werden durch Schienenersatzverkehr ersetzt. Es gibt Bier im Straßenausschank und es darf frei gefeiert werden.
Legendär war auch die Feier nach dem Sieg der Dallas Mavericks bei den NBA Finals im Jahr 2011, bei dem Dirk Nowitzki anschließend den Most Valuable Player Award verliehen bekam. Die Spiele wurden unter anderem im Loma übertragen, Ausgangspunkt der nächtlichen Sause.
Besondere Merkmale
- Durch die Straße führt eine der ältesten Strecken der Würzburger Straßenbahn. Die nächstgelegenen Haltestellen sind Neubaustraße und Sanderring.
- Für den Individualverkehr ist die Sanderstraße als stadtauswärts führende Einbahnstraße gestaltet. Diese Regelung gilt auch für Radfahrer.
- Ab 22.00 Uhr ist die Sanderstraße für den Individualverkehr gesperrt (siehe Nachtfahrverbot).
Baudenkmäler
- Sanderstraße 2: Wohngebäude mit Portal und Erker
- Sanderstraße 2a: Erker am Wohnhaus
- Sanderstraße 4a: Wohnhaus
- Sanderstraße 7: Hof zum Heubarn (auch Hof zum Ellringen)
- Barockgebäude mit Innenhof, erbaut 1714 von Joseph Greissing, und am Haus angebrachten Atlanten (Balkonträgern)
- Sanderstraße 12: Karmelitenkirche.
- Die einschiffige, tonnengewölbte Kirche wurde 1662 als erste Barockkirche Würzburgs durch J.B. van der Driesken und Antonio Petrini erbaut. Sie gehört zum 1627 gegründeten Karmelitenkloster und ist auch unter der Bezeichnung Reuererkirche bekannt.
- Sanderstraße 27: Hof Zum Kratzauge
- Dreigeschossiger Satteldachbau mit Volutengiebel und Tordurchfahrt in Ecklage aus dem Frühbarock
Sanderstraße 12: Karmelitenkirche
Tiepolostraße 6: ehemaliges Landbauamt, heute Ämtergebäude, frühere Hausnummer Sanderstraße 20
Gastronomie
- Till Eulenspiegel, Sanderstraße 1a
- Rock-a-hula, Sanderstraße 6a
- Sushi to Go, Sanderstraße 6b
- Hoffnung, Sanderstraße 7 (ehemals Grillroom, Havana Club, Escobar)
- Loma, Sanderstraße 7 (ehemals Café Franz)
- Kurt & Komisch, Sanderstraße 7 (ehemals Tiffany Club, Le Telefon, Moulin Rouge, Vivas, Brazil)
- Tscharlie, Sanderstraße 8
- Fräulein Gehrold, Sanderstraße 8
- Café Rudowitz, Sanderstraße 10a
- Antep Döner, Sanderstraße 15 (ehemals Pascha Döner)
- 970 Bar, Sanderstraße 18
- Wohnzimmer, Ecke Tiepolostraße 21 (ehemals Haupeltshofer)
- Reuererbäck, Sanderstraße 21
- Haltestelle Barviertel, Sanderstraße 29 (ehemals MuCK)
- Sultan Döner, Sanderstraße 39
Ehemalige Gastronomiebetriebe
- Bison Bar, Sanderstraße 18 (ehemals Sandertorbäck, Achtele) (bis Ende 2023)
- Café MuCK, Sanderstraße 29 (bis 31. März 2022)
- Knarrr und Wuttich, Sanderstraße 29 (bis 1999)
Unternehmen
- 24siebenshop (Automaten-Supermarkt), Sanderstraße 1
- Friseursalon Hair & Beauty, Sanderstraße 2 [1]
- WOB Verlags-GmbH & Co. KG, Sanderstraße 2
- St. Kilians-Apotheke, Sanderstraße 3
- Starthub Würzburg, Sanderstraße 4
- Papier Pfeiffer, Sanderstraße 4a
- Heimbaugenossenschaft Unterfranken e.G., Sanderstraße 5
- TEDi Sonderposten-Discount, Sanderstraße 6 [2]
- Copyshop Christian Herbert, Kopiersysteme, Sanderstraße 10 [3]
- Laufstil, Sanderstraße 11
- Bäckerei Gehrold GmbH, Sanderstraße 18
- Buchhandlung Neuer Weg, allg. Buchhandlung und Fachbuchhandlung, Sanderstraße 23-25
- AOK Studenten-Service, Sanderstraße 27
- Erthal-Sozialwerk Fahrradservice, Sanderstraße 27
- Zeychen & Wunder, Produzentengalerie und Laden von Gestaltern, Künstlern, Handwerkern und Bastlern, Sanderstraße 31
- Die Stichelei, Tattoostudio, Sanderstraße 33
Ehemalige Unternehmen
- cees fashion, Sanderstraße 5 (bis Oktober 20213)
- Unverpackt, Sanderstraße 5 (bis November 2024)
ÖPNV
Nächste Straßenbahnhaltestellen: | Neubaustraße, Sanderring |
Stolpersteine
In der Sanderstraße wurden die folgenden Stolpersteine verlegt:
Adresse | Erinnerung an / Historische Notizen | Verlegejahr | ||
Sanderstraße 2 | Für Ludwig Meyer / Nachdem bei ihm „Wesensveränderungen, Vergiftungsideen, Erregungszustände, planloses Herumirren“ aufgetreten waren wurde er vom 7. Januar – 10. Januar 1933 im Psychiatrischen Krankenhaus Plauen untersucht und von dort in die renommierte Privatklinik „Herzoghöhe“ von Dr. Simon Würzburger in Bayreuth überwiesen. Nach weiteren Aufenthalten in verschiedenen Heil- und Pflegeanstalten kam Ludwig Meyer am 18. April 1940 mit einem Sammeltransport von 434 Menschen in die Heil- und Pflegeanstalt Waldheim, ein ehemaliges Zuchthaus, die als Zwischenanstalt für die Tötungszentren Pirna Sonnenstein und Brandenburg a.d. Havel fungierte. Am 29. Mai 1940 transportierte die „Gemeinnützige Krankentransport-GmbH“ 58 Gefangene, unter ihnen Ludwig Meyer, weiter in die Tötungsanstalt Brandenburg, wo alle noch am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet wurden. | 2015 | ||
Sanderstraße 5 | Für Lina (Karoline) Schwarzschild / Deportiert am 25. April 1942 nach Izbica oder Krasniczyn, vermutlich wenig später ermordet im Raum Lublin. | 2012 | ||
Siehe auch
Quellen
- Thomas Naumann: Die Würzburger Straßenbahn: Ein Gang durch hundert Jahre öffentlicher Nahverkehr. Würzburger Straßenbahn GmbH, Würzburg 1992, S. 68 f.
- Heiner Reitberger: Das alte Würzburg. Mainpresse Richter Druck und Verlags-GmbH & Co. KG, Würzburg 1977
Einzelnachweise
- ↑ Main-Post: „WM auch für die Stadt ein Erfolg“ (29. Juli 2010)
- ↑ Heiner Reitberger: Das alte Würzburg, Mainpresse Richter Druck und Verlags-GmbH & Co. KG, Würzburg 1977, S. 134
Angrenzende Straßen
Nördlich: Ab der Kreuzung mit der Oberen Johannitergasse setzt sich der Straßenzug fließend als Johanniterplatz nach Norden hin fort. Der Johanniterplatz endet wiederum an der Kreuzung Wirsberg- / Neubau- / Augustinerstraße.
Westlich: Reibeltgasse, Rosengasse, Korngasse, Landwehrstraße, Tiepolostraße
Östlich: Obere Johannitergasse, Elefantengasse, Badergasse, Rotlöwengasse
Südlich: Kreuzung mit dem Sanderring. Es folgt nach Süden die Virchowstraße ab der Kreuzung Sanderglacisstraße / Am Studentenhaus.