Dreißigjähriger Krieg
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Der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 war ein internationaler Konflikt um die Vormacht in Deutschland und in Zentraleuropa. Zugleich war es in der Folge der Reformation und Gegenreformation eine Auseinandersetzung von Regierungen verschiedener Konfessionen. Im Zuge der Kriegshandlungen wurde Würzburg 1631 von schwedischen Truppen besetzt.
Würzburg im Dreißigjährigen Krieg
Das Hochstift Würzburg, nach der Gegenreformation Julius Echters rein katholisch, blieb durch die Zugehörigkeit zur Liga [1] in den ersten Jahren des 30jährigen Krieges von unmittelbaren Kampfhandlungen verschont. Für das Bündnis mussten jedoch hohe Geldleistungen erbracht und Truppenkontingente - bis Juli 1621 mitangeführt von Oberst Jacob Baur von Eysseneck - gestellt werden. Erst 1631 wurde Würzburg massiv ins Kriegsgeschehen hineingezogen.
In der Schlacht bei Breitenfeld [2] erlitt die kaiserliche Armee unter ihrem Feldherrn Tilly am 17. September 1631 eine schwere Niederlage gegen die protestantischen Truppen des Königs Gustav Adolf von Schweden. Damit lag dem Schwedenkönig der Weg in die katholischen süddeutschen Gebiete offen. Mit seinem Heer stieß er rasch zum Main und bis zur Grenze des Hochstift Würzburg vor. Bereits am 10. Oktober 1631 erreichten die Truppen die würzburgische Grenzfestung Königshofen. Daraufhin flohen am 11. Oktober Bischof Franz von Hatzfeld, die Alumnen des Priesterseminars und die Jesuiten mit vielen Anderen aus der Stadt. Am 12. Oktober 1631 besetzten die Schweden die Reichsstadt Schweinfurt.
Am 14. Oktober 1631 wurde von den schwedischen Truppen am Dicken Turm, unter Androhung von Grausamkeiten, Einlass in die Stadt Würzburg gefordert. Der Rat war jedoch dem flüchtigen Landesherrn verpflichtet und erbat vier Tage Aufschub um dessen Entscheidung einzuholen. Die Schweden drangen daraufhin in die wenig befestigten Vorstädte Pleich, Haug und Rennweg ein und plünderten ihre reich ausgestatteten Kirchen, Klöster und Spitäler. Der Rat versuchte erfolglos Bedingungen für die Übergabe der Stadt zu stellen. Da man sich einer Belagerung durch die 26.000 Schweden nicht gewachsen sah, war die Stadt jedoch zur Kapitulation gezwungen und öffnete mit Billigung der fürstbischöflichen Regierung die Tore und König Gustav Adolf zog mit seinen Truppen ein. Am 16. Oktober gelang den Schweden der Übergang über den Main mit erbeuteten Booten, da die beiden mittleren, hölzernen Joche der Alten Mainbrücke von den Verteidigern abgebrochen worden waren. Nach der Besetzung des Mainviertels arbeiteten sich die Schweden von Nordwesten und Westen her an die Festung Marienberg heran. Ihre Hauptangriffe richteten sich gegen das vom Main abgewandte Echtervorwerk. Der erste Sturmangriff am 17. Oktober wurde blutig abgewehrt. Im Morgengrauen des 18. Oktober gelang es aber den Schweden, über eine Zugbrücke, die derart mit Leichen bedeckt war, dass sie nicht hochgezogen werden konnte, an das Echtertor vorzudringen und es aufzusprengen. Mit im Vorhof von den Verteidigern zurückgelassenen Feldgeschützen zerschossen sie anschließend das Scherenbergtor und nahmen die Festung Marienberg ein.
Die berühmte Bibliothek Julius Echters, die fürstliche Silberkammer, die Archive und Kleinodien verschiedenster Stifte und Klöster wurden eine Beute des Schwedenkönigs und seiner Soldaten. In der Folgezeit waren die Würzburger weiteren Plünderungen, Morden und anderen Gräueltaten ausgesetzt. Zudem mussten immer neue massive Kontributionszahlungen erbracht werden.
Interimsherrschaft
Am 3. November 1631 setzte Gustav Adolf eine königliche Landesregierung ein, die Hochstifte Würzburg und Bamberg wurden schwedische Erblehen und im Juni 1633 dem einflussreichen General im schwedischen Heer, Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar, als Herzogtum Franken geschenkt. Dieser errichtete 1634 in Würzburg die königlich schwedische und herzoglich sachsen-weimarische „Zwischenregierung“. Obwohl er sogleich die Festung mit neuen Bastionen versehen ließ, fiel Würzburg am 14. Oktober 1634 des gleichen Jahres durch General Ottavio Piccolomini wieder an die kaiserlichen Truppen. Bischof Franz von Hatzfeld kehrte zurück und die verbliebenen schwedischen Besatzer zogen von der Festung ab. Die kaiserlichen Truppen setzten der Stadt und den Einwohnern jedoch nicht weniger zu als vormals die Schweden. Zuletzt mussten die Würzburger im Winter 1647/48 nochmals Truppen eines bayerischen Kontingents beherbergen. Letztlich waren die meisten Vermögenswerte wie auch Kirchenschätze geplündert oder für Kriegszahlungen verwendet, die Bevölkerungszahl hatte sich auf etwa 5000 halbiert.
Hintergrundinformationen zum 30jährigen Krieg
Kriegshandlungen und Beteiligte
Es kämpften einerseits die Katholische Liga und die Protestantische Union innerhalb des alten Kaiserreichs (Heiliges Römisches Reich deutscher Nation) gegeneinander als auch Dänemark, Österreich, Schweden, Spanien und Frankreich auf europäischer Ebene. Gemeinsam mit ihren jeweiligen Verbündeten im zersplitterten deutschen Reich trugen die katholisch-habsburgischen Mächte Österreich und Spanien ihre Interessenkonflikte mit dem ebenfalls katholischen Frankreich aber als Gegner und den protestantischen Ländern Niederlanden, Dänemark und Schweden aus. Die Region war wiederholt Schlachtfeld und ihre Einwohner damit Opfer der kriegführenden Söldnerheere der verschiedenen Ländern (meist werden Frankreich und Schweden genannt, aber auch von Sachsen, Preußen und Bayern). Ganze Regionen oder Orte wurden entvölkert oder massiv dezimiert.
Westfälischer Friede
Der Westfälische Friede beendete mit seinen Teilvereinbarungen vom 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück diesen Krieg, der auf europäischer Ebene zugleich ein achtzigjähriger Unabhängigkeitskrieg der Niederlande von Spanien war.
Vorausgegangen war dem Jahr 1648 und dem Ende der Kampfhandlungen ein fünf Jahre dauernder Friedenskongress. Die friedenschließenden Parteien verpflichteten sich dazu, die Einzelheiten dann in einem separaten Friedensexekutionskongress zu verhandeln. Diese wieder über ein Jahr währenden Verhandlungen fanden zwischen April 1649 und Juli 1650 in Nürnberg statt (so genannter Nürnberger Exekutionstag). Erst die Ergebnisse dieser Verhandlungen (Interims-Rezess vom September 1649 und Reichs-Friedens-Rezess vom Juli 1650) enthielten die letzlich verbindlichen Abmachungen zu allen Abrüstungs- und Entschädigungsfragen. Der eigentliche Friedensvertrag von 1650 bestimmte nach den mörderischen Auseinandersetzungen für über hundert Jahre die politische Neuordnung Mitteleuropas.
Siehe auch
- Gaukönigshofen im Dreißigjährigen Krieg
- Gottfried Heinrich von Pappenheim
- Gustav II. Adolf von Schweden
- Henri de Turenne
- Ottavio Piccolomini
- Bücherraub der Schweden
Quellen und Literatur
- Ulrich Wagner: Würzburg unter schwedischer Herrschaft. In: Geschichte der Stadt Würzburg. Band II. Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an Bayern 1814. Hrsg: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2004, S. 126 ff. ISBN: 3-8062-1477-8
- Franz Seberich: Die Erstürmung des Schlosses Marienberg durch die Schweden 1631. Würzburg, 1940 (UB 58/Rp 23,1285)
- Christian Leo: "Würzburg unter schwedischer Herrschaft 1632 – 1633. Die 'Summarische Beschreibung' des Joachim Ganzhorn." Hrsg.: Wolfgang Weiß, Echter-Verlag, 2018, ISBN: 978-3-429-04374-2
Weitere Quellen
- Werner Dettelbacher: Würzburg. Ein Gang durch seine Vergangenheit. Stürtz-Verlag, Würzburg 1974
- Dieter Schäfer: Geschichte Würzburgs. C.H.Beck-Verlag, München 2003
- Hans Steidle/Christine Weisner: Würzburg. Streifzüge durch 13 Jahrhunderte Stadtgeschichte. Echter Verlag, Würzburg 1999