Ringpark
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Der Ringpark (auch: Glacis) ist ein Grüngürtel rund um die Würzburger Altstadt. Er führt von der Löwenbrücke - vorbei an der Befestigung des Hofgartens - bis zur Friedensbrücke. Der Landschaftsgarten entstand Ende des 19. Jahrhunderts im Bereich der ehemaligen Stadtbefestigung. Er ist 3,3 km lang, bis zu 240 m breit und umfasst eine Fläche von 34 Hektar. [1] Als „Grüne Lunge" der Stadt dient das Glacis sowohl ökologischen Zwecken als auch der Naherholung. Es beinhaltet zudem zahlreiche Brunnen und Denkmäler.
Geschichte
Glacis bezeichnete bis Mitte des 19. Jahrhunderts einen Streifen mit Erdaufschüttungen entlang der massiven Mauern und Wälle, welche das rechtsmainische Stadtgebiet eingrenzten und sicherten. Bereits 1804 wurde dort eine Pappelallee angelegt - Grundlage für einen sich langsam entwickelnden Grünstreifen. Nachdem der Festungscharakter der Stadt um 1856 gelockert worden war, erwarb die Stadt am 26. September 1868 das Glacis vom Land Bayern unter der Auflage, es als Grünbereich zu erhalten.
1878 begann unter dem Oberbürgermeister Dr. Georg von Zürn die Umgestaltung des Glacis in eine Parkanlage. Den Auftrag zur Gartengestaltung erhielt der Schwede Jöns Persson Lindahl. Dieser nahm die Arbeit am 2. August 1880 auf. Er setzte sich nach Empfehlung von Heinrich Siesmayer gegen 32 andere Bewerber durch. Dessen Ideen im Sinne der englischen Landschaftsgärten waren jedoch bei den Würzburgern umstritten, wurden aber von Zürn unterstützt. Vertreter der städtischen Gremien waren der Meinung, dass der bisherige Stil des Wildwuchses beibehalten werden sollte und keine gesunden Pflanzen entfernt werden sollten. Auch der hohe finanzielle Aufwand für besondere Baumarten und Bodenaufschüttungen sorgte für ständige Kontroversen in der Bevölkerung und der lokalen Presse. Nach dem Tod Zürns, der sich immer vehement für die Maßnahmen Lindahls eingesetzt hatte, sah sich der Stadtgärtner ungeschützt den Angriffen ausgesetzt. Nachdem auch noch eine Teichanlage im Sanderglacis während seines Sanatoriumsaufenthalts zugeschüttet worden war, nahm er sich nach acht Jahren Arbeit am Ringpark 1887 das Leben. Sein Werk erfuhr erst später die gebührende Würdigung.
Nachfolger Lindahls als Stadtgärtner wurde Engelbert Sturm. Er setzte die Arbeit am Ringpark fort. Der Bau der Löwenbrücke machte 1894 eine Umgestaltung des Sanderglacis zwischen Sanderstraße und Main notwendig. Ursprünglich lief die Huttenstraße noch durch den Ringpark zum Sanderring. Es gelang nun, die Anlage einheitlich von der Sanderstraße bis zum Main zu gestalten. Hier musste man an einigen Stellen das Terrain um 4,80 Meter heben.
1896 wurde der Bauabschnitt Sanderglacis sowie die Aufschüttung und Neuanlage des Pleicher Glacis schließlich beendet. Damit war der Ringpark auf seiner gesamten Länge fertiggestellt. Lediglich das Klein-Nizza wurde von Sturm nachträglich zwischen 1894 und 1900 angelegt. Der Bereich Klein-Nizza entstand in seiner heutigen Größe, da sowohl die Pläne der Ringstraße zwischen Ottostraße und Rennweg als auch eine Verbindung zwischen Neubaustraße und und Riemenschneiderstraße scheiterten. Im Feuersturm nach dem Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 diente der Ringpark vielen Würzburgern als rettender Fluchtweg.
Bis heute erfuhr der Ringpark noch einige Umgestaltungen. So wurde der See im Pleicherglacis in den 1960er Jahren geschaffen, es gab randliche Beschneidungen der Parkfläche für den Ausbau anliegender Straßen (z.B. Haugerring und Berliner Platz) und es wurden im Lauf der Zeit noch einige Brunnen, Denkmäler und Spielflächen in die Parkanlage eingebracht. Insgesamt blieb der Landschaftsgarten dabei in seiner ursprünglichen Art erhalten.
Funktion
Der Ringpark bietet Raum für Freizeit und Erholung in Innenstadtnähe.
Der Grüngürtel verbessert das Kleinklima, wirkt als Luftfilter und Lärmschutz. Er reguliert den Wasserhaushalt und bietet zudem Lebensraum für zahlreiche Kleintiere.
Teilbereiche
- Sanderglacis parallel zum Sanderring.
- Klein-Nizza entlang der Befestigungsmauern des Hofgartens. Dieser Teil wurde vom Nachfolger Lindahls, Engelbert Sturm, gestaltet und 1900 fertiggestellt.
- Rennweger Glacis zwischen Rennweg und Berliner Platz, östlich des Rennweger Rings
- Husarenwäldchen zwischen Husarenstraße und Rennweger Ring: Die Parkstruktur dieses Abschnitts wurde bis 1878 von Heinrich Siesmayer angelegt und trug damals den Namen "Volksgarten“.
- Berliner Platz
- Haugerglacis zwischen Berliner Platz und Bahnhofsvorplatz
- Pleicherglacis zwischen Bahnhofsvorplatz und Friedensbrücke
Denkmäler
in Reihenfolge ab der Löwenbrücke:
- Hutten-Denkmal
- Jahn-Denkmal
- Lindahl-Denkmal
- Meilenstein der Zeit: Zur Erinnerung an die Entfestigung der Stadt im Jahr 1865
- Studentenstein
- Puttensäule von Arthur Schleglmünig, um 1900 geschaffen
- Zürn-Gedenktafel: Bronzetafel mit Portrait und Inschrift an einer Steinsäule, aufgestellt von der Stadt Würzburg 1984 im Klein-Nizza
- Valentin-Becker-Denkmal
- Kriegerdenkmal im Husarenwäldchen, von Fried Heuler 1925-1931 geschaffen. Zunächst „Helden-Ehrenmal“, heute Gedenkstätte
- Versöhnungsglocke von Würzburg (eingeweiht 2001)
- Mahnmal 16. März 1945
- Obelisk und Gedenktafel 1870/71: Errichtet 1876 am Hauptfriedhof zum Gedenken an die Toten des Krieges mit Frankreich
- Berliner Meilenstein und ein Stück der Berliner Mauer am Berliner Platz
Nicht mehr vorhanden:
- Prinzregentendenkmal: Das bronzene Standbild mit Säulenhalbrund wurde 1903 östlich des Bahnhofsvorplatzes errichtet. Die Bronzefigur wurde im Zweiten Weltkrieg zum Einschmelzen entfernt, die Säulen bei der Bahnhofsumgestaltung 1957 abgerissen. Zwei steinerne Torsi, welche die Säulen des Denkmals schmückten, sind auf der Wiese nahe des ehemaligen Standorts zu finden.
- Die Schreitende, im Volksmund auch „die Nackerte“ genannt. Eine junge Frau aus Bronze, die 1939 im Wegkreisel am Klein-Nizza-Eingang in der Nähe des Gerichtsgebäudes aufgestellt wurde. Heute hat sie ihren Standort am Bad der Gustav-Walle-Schule im Stadtteil Lindleinsmühle.
- Herkules-Gruppen: „Herkules erschlägt die Lernäische Schlange“ und „Herkules besiegt den Riesen Antäus“. Sie waren bis 1821 am Ehrenhofgitter der Residenz zu finden. Später standen sie unweit des Felsen- oder Grottenbrunnens am Rennweg. 1932 wurden sie dort wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes abgebaut und im Gewächshaus des Rosenbachhofes aufbewahrt. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurden sie fast völlig zerstört. Reste befinden sich in der Orangerie des Hofgartens.
Brunnen
in Reihenfolge ab Löwenbrücke:
- Wassergarten
- Ruschkewitzbrunnen
- Lindahl-Brunnen
- Nizza-Teiche
- Schönborn-Brunnen
- Erthal-Brunnen
- Felsenbrunnen am Rennweg
- Jugendstilbrunnen (Brünnlein) an der Martin-Luther-Straße, gegenüber Hauptfriedhof
- Kiliansbrunnen am Bahnhofplatz
- Fontäne im Pleicherglacis
Weitere Informationen zu den Brunnen im Ringpark finden sich im Artikel Brunnen in der Altstadt.
Spiel und Sport
- Spielplatz (in Reihenfolge ab Löwenbrücke)
- an der Löwenbrücke
- am Gericht
- Klein-Nizza
- am Rennweg
- Haugerring
- am Teich
- Bismarckstraße
- 3 Spielecken
- Boulefläche (im Husarenwäldchen)
- Bocciabahn (im Sanderglacis) (wurde entfernt)
Vogel-Volieren
Eine Volierenanlage des Farbenkanarien-Verein e.V. befand sich seit den 1960er Jahren bis 2015 bei den Ententeichen im Klein-Nizza, angrenzend an den Hofgarten. Weiterhin besteht eine Volierenanlage des Vereins am Rosengarten auf dem Landesgartenschaugelände 1990.
Markante Bäume
Der Ringpark umfasst insgesamt über 300 verschiedene Gehölze. Folgende markante Bäume sind mit einem Hinweisschild versehen. Ulrike Schulz hat zu allen Bäumen Pflanzenportraits verfasst, die im Band 53 der Abhandlungen des NWV Würzburg e.V. veröffentlicht wurden. [2] Die Standorte können der nebenstehenden Tafel entnommen werden (sie steht im Original im Haugerglacis nahe der Fernbushaltestelle).
1. Ulme |
18. Winterlinde |
35. Gewöhnliche Robinie |
Nobelpreisträgerlehrpfad
Am Würzburger Röntgenring haben innerhalb von nur 200 Metern zwischen dem früheren Physikalischen Institut und der Alten Chemie insgesamt 10 der 14 Nobelpreisträger der Universität Würzburg geforscht und gelehrt. Mit der Wissenschaftsmeile Röntgenring stellt die Julius-Maximilians-Universität Würzburg nicht nur diese Spitzenforscher, sondern auch den geschichtsträchtigen Wirkungsort aller Persönlichkeiten vor. Als ein Bestandteil der Wissenschaftsmeile wurde im Ringpark gegenüber der Neuen Universität am Sanderring ein Nobelpreisträgerlehrpfad eröffnet. Hier können sich interessierte Besucherinnen und Besucher über die 14 Nobelpreisträger der Universität Würzburg informieren. Auf informativen Tafeln finden sich Anekdoten, Lebensdaten und ein Abriss der wissenschaftlichen Arbeit und des Wirkens der Nobelpreisträger in Würzburg.
Infotafeln
Informationstafeln des Gartenamtes mit den Standorten von Denkmälern, Brunnen, Spiel- und Sportflächen sowie weiteren Angaben zum Ringpark befinden sich hier:
- Sanderglacis, Nähe Gericht
- Klein-Nizza, Nähe Rennweg
- Pleicherglacis, Eingang an der Koellikerstraße.
Veranstaltungen
Ringparkfest
An einem Wochenende Anfang August findet jedes Jahr das Ringparkfest im Klein-Nizza statt. Ein Bürgerfest mit kleiner Bühne, Musikdarbietungen und Kinderprogramm. Veranstalter des Fests ist die Stadt Würzburg.
Qigong im Ringpark
Qigong im Ringpark ist eine private Veranstaltung, die zu Gunsten der Aktion Patenkind im Klein-Nizza durchgeführt wird. Bei Qigong handelt sich um eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist. Die Veranstaltung findet seit 2009 mehrmals jährlich an Samstagvormittagen statt.
Vereine und Initiativen
- Der Verschönerungsverein Würzburg e.V. (VVW) setzt sich seit 1874 u.a. für den Erhalt des Ringparks und der beinhalteten Kulturdenkmäler ein.
- Die Bürgerinitiative Ringpark in Gefahr hat das Ziel, massive bauliche Eingriffe in den Ringpark zu verhindern. Zur Gründung führten insbesondere Planungen für ein mögliches Einkaufszentrum am Posthochhaus.
Verkehrsführung
Entlang des Ringparks - teils an der Innen-, teils an der Außenseite - führt der Innere Stadtring. Er setzt sich zusammen aus Sanderglacisstraße, Am Studentenhaus, Friedrich-Ebert-Ring, Martin-Luther-Straße, Berliner Ring, Haugerring und Röntgenring. Die meisten Wege innerhalb der Parkanlage sind Fußgängern vorbehalten, einige randliche Wegstrecken stehen auch Fahrrädern offen.
Zur Entstehungszeit der Parkanlage war eine durchgehende Ringstraße nach Wiener Vorbild geplant. An der Innenseite des Parks wurde die Ringstraße aber im Bereich des Hofgartens nicht vollendet, dort entstand statt dessen das Klein-Nizza. Zusätzliche Straßen wurden an der Außenseite des Parks angelegt, sie zeichnen die Form des ehemaligen Glacis nach.
Größere Eingriffe in den Ringpark gab es in den 1950er Jahren mit dem Ausbau der nördlichen Ringstraßenabschnitte und des Berliner Rings. Durchschnitten wird der Ringpark zudem am Bahnhofplatz, durch den Rennweg, die Ottostraße, die Jehuda-Amichai-Straße, die Sanderstraße und die Auffahrt zur Löwenbrücke (von der Sanderglacisstraße).
Siehe auch
Literatur
- Joachim G. Raftopoulo: Der Würzburger Ringpark - eine öffentliche Grünanlage im Spiegel gartenbaulicher Trends. in: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Geschichte, Kunst und Kultur. Sonderheft 2015, 72 S., S. 38-47
- Wolfgang Jung: Der Ringpark. bzw. Ulrike Bausewein: Ein Rundgang in: Würzburg-Herbipolis. Stadt der Gärten, der Pflanzen und des Weines. Hrsg.: Franz-Christian Czygan, Ulrike Bausewein und Johannes Gottfried Mayer. Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2009. ISBN: 978-3-7954-2139-7
- Umweltreferat und Stadtarchiv Würzburg (Hrsg.): Der Würzburger Ringpark: Kulturdenkmal und Naherholungsgebiet. Schöningh, Würzburg 1996, ISBN: 3-87717-778-6.
- Gärten und Grünanlagen in Würzburg. Ihre Entwicklung und Bedeutung. Kapitel VI: Die Ringparkanlagen. Hrsg. Staatsarchiv und Stadtarchiv Würzburg. Herstellung Bonitas Bauer, Würzburg 1990. ISBN: 3-921635-15-2
- Joachim G. Raftopoulo: Würzburger Ringpark. Baumkundlicher Führer. Naturwissenschaftlicher Verein Würzburg e.V. 1989, 122 S. ISSN 0547-9770
- Gerd Albers, Institut für städtebauliche Orts- und Landesplanung der TH München: Würzburg. Gutachten zur städtebaulichen Bedeutung des Glacis. Hrsg.: Verschönerungsverein Würzburg e.V. 1967 (Stadtbücherei Würzburg Drk1 Alb)
- Claudia Grossbach: Ringpark Würzburg - Parkentwicklungskonzept. Hrsg. Gartenamt der Stadt Würzburg, 2021. ISBN: 978-3-00070877-0
Weblinks
- Informationen zum Ringpark auf den Internetseiten der Stadt Würzburg
- Informationen zu den Brunnen und Denkmälern im Ringpark auf wuerzburg.de
- Nobelpreisträgerlehrpfad
- Main-Post: „Der Ringpark: Ein Juwel aus vielen Exoten“ (11. Februar 2016)
- Klaus Wenger: Paarungsquartiere des Großen Abendseglers im Würzburger Ringpark
Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ „Ringpark“ auf den Internetseiten der Stadt Würzburg
- ↑ Sie können hier eingesehen werden: Band 53 auf ZOBODAT.
- Die Liste der Denkmäler, Brunnen, Spielplätze und Bäume basiert auf den Angaben der Infotafeln im Ringpark.