Burkarder Kirche

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Ansicht der Burkarder Kirche vom Schlossberg
Burkarder Kirche
Historische Abbildung der „Burkhardtskirche zu Würzburg” (1844)

St. Burkard (auch Burkarder Kirche) ist eine katholische Pfarrkirche im Mainviertel. Sie zählt zu den ältesten Kirchen Würzburgs.

Patrozinium

Der Heilige Burkard war erster Bischof von Würzburg (* 683 bis 685 in Südwestengland, † 2. Februar 755 in Homburg am Main). Patrozinium ist am 2. Februar.

Geschichte

Die Kirche geht zurück auf das Andreaskloster, das Bischof Burkard gründete. 988 wurde es durch Bischof Hugo in Benediktinerkloster St. Burkard umbenannt und die Gebeine des Hl. Burkard dorthin gebracht. Nach einem großen Brand 1030 wurde die Kirche am heutigen Standort wieder errichtet. Die älteste, romanische Bereich des Gotteshauses wurde durch Abt Willemund ab 1033 errichtet und am Pfingstmontag 1042 im Beisein von König Heinrich III. durch Bischof Bruno geweiht. 1168-80 wurde die Portalvorhalle ("Paradies") angefügt. Abt Konrad ließ um 1250 die polygonalen Obergeschosse der beiden östlichen Türme mit den steinernen Turmhelmen erstellen.

Die Kirche war Teil des Benediktinerklosters, welches 1464 in das geistliche Ritterstift St. Burkard umgewandelt wurde. Unter Propst Johann von Allendorf begann in den 1490er Jahren der Bau des polygonalen Ostchores mit dem Querhaus. Dessen Innenausstattung erfolgte erst Mitte des 17. Jahrhunderts. Der ehemalige Westchor wurde unter Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn in den 1660er Jahren abgebrochen. Der Platz wurde für neue Befestigungsmauern und einen Umlaufkanal benötigt.

Mit der Säkularisation und der damit verbundenen Auflösung des Stifts 1803 gelangte die Kirche in den Besitz der Ortspfarrei.

Kunstwerke

In der Kirche befinden sich unter anderem folgende bedeutende Kunstwerke:

Romanisches Langhaus

  • Zwei Ölgemälde im ehemaligen Chor: Pietà (17.Jhd) sowie eine Grablegung, diese von Oswald Onghers (1676)
  • Barocke Darstellung der 14 Nothelfer, frei im Raum hängend (18. Jahrhundert, ursprünglich für die Katharinenkapelle geschaffen)
  • Steinfiguren Christus als Schmerzensmann und St. Burkard von Arthur Schleglmünig (1896) in den östlichen Apsiden der Seitenschiffe.
  • Stationsbilder von Josef Wolf und Willy Jakob (1933-35), Teile verbrannten 1945 und wurden von Willy Jakob später neu erstellt bzw. restauriert.
  • Zwei Holzreliefs von Arthur Schleglmünig als Erinnerung an Zerstörung und Wiederaufbau Würzburgs (geschaffen 1945 und 1948)
  • Zahlreiche Grabsteine
  • Gedenkstein der Würzburger Fischerzunft

Gotisches Querhaus mit Altarinsel

  • Spätromanisches Würfelkapitell aus Sandstein (um 1250), dient heute als Pult für die Bibel oder das Lektionar.
  • Madonna von Tilman Riemenschneider (Frühwerk um 1490), im 19. Jahrhundert durch Heinz Schiestl farbig gefasst, in frühklassizistischem Schrein (1789)
  • Detailreicher Marienaltar (Pfarrflügelaltar) aus der Renaissance, gemalt von Alexander Müller, geschnitzt von Georg Meuer (1589). Geöffnet sind Szenen aus Mariens Leben dargestellt, geschlossen wird die Leidensgeschichte Christi und die Auferstehung gezeigt. An der Rückwand des ehemals frei stehenden Altars sind die Namen der Spender aus dem Adel und Würzburger Bürgertum zu lesen.
  • Barocke Seitenaltäre aus der Werkstatt Jakob van der Auweras (1727-30)
  • Linker Seitenaltar (1727), gestiftet vom Burkarder Kapitular Friedrich Gottfried Ignaz von Pfirt. In der Mitte zwischen zwei Engeln steht die Figur des auferstandenen Christus. Der Auferstandene wird flankiert von den heiligen Bischöfen Friedrich von Utrecht und Gottfried von Amiens, zwei Namenspatronen des Stifters. Im oberen Teil befindet sich über dem Wappen des Stifters die Figur Gottes und die Taube des Heiligen Geistes.
Die Inschrift über der Mensa des Altars lautet: „IN HONOREM ET VENERATIONEM RESURECTIONIS D(OM)INI HANC ARAM FIERI CURAVIT PLURIMUM REVERENDUS PERILL(USTRIS) PERQUAM GRATIOSUS DOMINUS FRIDERICUS GODEFRIDUS IGNATIUS L(IBER) B(ARO) A(B) PFUERT HUIUS EQUESTRIS ECCLESIAE CANONICUS TITUL. CUSTOS ET IUBILARIUS“ („Zu Ehren und in Verehrung der Auferstehung des Herrn hat diesen Altar gestiftet der verehrte und hochangesehene und überaus großzügige Herr Friedrich Gottfried Ignaz Freiherr von Pfirt, Kanoniker dieser Ritterstiftskirche in der Stellung eines Custos und Jubilarius“)
  • Rechter Seitenaltar (1730), gestiftet vom Burkarder Kapitular Franz Rudolph von Hettersdorf. Eine figürliche Kreuzigungsgruppe beherrscht das Mittelfeld. Diese wird flankiert vom heiligen Franz von Assisi (links) und König Rudolf II. von Habsburg [1] (der nie als Heiliger verehrt wurde), zwei Namenspatronen des Stifters. Darüber verschiedene Wappen, unter anderem auch das des Stifters, und auf den Säulen zwei Engel mit den Leidenswerkzeugen Essigschwamm und Lanze. Der Tabernakel stammt von Lukas van der Auwera aus dem Jahre 1760.
Die Inschrift über der Kreuzigungsgruppe lautet: „DEO IMMORTALI IN CARNE MORTALI CRUCIFIXO HANC ARAM EXSTRUI MORIENS DEMANDAVID PLURIMUM REDUS PERILL(USTRIS) E(T) PERQUAM GRATIOSUS DOMINUS FRANCISCUS RUDOLPHUS AB HEDERSDORFF ECCLESI(ARUM) WORMAT(IAE) ET AD S(ANCTUM) BURKARTUM CANON(ICUS) CAPITUL(ARIS) ANNO 1730“ („Dem unsterblichen, mit dem sterblichen Fleische gekreuzigten Gott wurde dieser Altar im Jahre 1730 durch letztwillige Verfügung errichtet durch den hochangesehenen und überaus großzügigen Herrn Franz Rudolph von Hettersdorf, an den Kirchen zu Worms und des Stifts St. Burkard Kanoniker des Kapitels“)
  • Gemälde Martyrium des Hl. Vitus von Johannes Zick (um 1760)
  • Leprosenstein, gotischer Votivstein, um 1360/65 für das Siechenhaus St. Nikolaus vor dem Zeller Tor geschaffen. Seit 1881 im nördlichen Querhaus, links vom Eingang zur Sakristei. Dargestellt sind in der Mitte Christus am Kreuz (gestaltet als Lebensbaum) und unter ihm die trauernde Maria mit zwei weiteren Figuren sowie der weinende Evangelist Johannes. Über der Gruppe zwei anbetende Engel. Die Apostel Petrus und Paulus unter Baldachinen und zwei Propheten mit Schriftbändern neben dem Kielbogen stellen die Verbindung von Neuem und Altem Testament dar. Unter ihnen kniet auf Konsolen das Stifterpaar (aus der Würzburger Patrizierfamilie Brunlin).
  • Reliquienbüste des Hl. Burkard (um 1770) auf einem Nebenaltar (1938 in Rokokoformen errichtet)
  • Hölzerne Madonna mit Kind im Strahlenkranz an der Westwand des nördlichen Querhauses: farbig gefasst, um 1470 von einem unbekannten Meister. Gestiftet vom Burkarder Chorherrn Johann Karl von Frankenstein, dessen Wappen und die Jahreszahl 1673 sich auf der Konsole befinden.
  • Chorgestühl mit Darstellungen fränkischer Heiliger
  • Kronleuchter aus Messing (1670 in einer Würzburger Werkstatt gefertigt), Leihgabe der Fischerzunft.

Hochchor

Hochchor der Burkarder Kirche nach 1897
  • Reliquienschrein mit den Gebeinen des Hl. Burkard, gestaltet 1988/89 von Goldschmiedemeister Theo Sebald.
  • Chorbogenkruzifix aus der Riemenschneider-Werkstatt (ca 1520-25), gestiftet von der Würzburger Fischerzunft, deren Wappen sich zu Füßen der Christusfigur befindet. Die Assistenzfiguren Maria und Johannes befinden sich seitlich am Chorbogen.
  • Seitlich an den Stufen zum Hochchor Figuren aus der Auwera-Werkstatt (1753): Heiliger Josef mit Jesuskind (links) und Maria Immaculata (rechts).
  • Wappenschilde an den Schlusssteinen des Gewölbes.
  • Historisches Chorgestühl
  • Wandbilder Der Hl. Burkard gründet das Andreaskloster und Der Hl. Bonifatius weiht den Hl. Burkard zum Bischof von Matthäus Schiestl aus dem Jahre 1897.

Bonifatiuskapelle

  • Hängekreuz und Tabernakel von Theo Sebald
  • Gotische Steinfigur Maria mit Kind (um 1330)

1945 zerstörte Kunstwerke

Beim Bombenangriff am 16. März 1945 zerstört wurden u.a.:

  • Sebastian- und Marienaltar mit Bildwerken von Hans Deuerlein
  • Großes Tafelgemälde von Oswald Onghers: „St. Burkard weiht seine Diözese den einzelnen Standesheiligen“. Es war ursprünglich am Hochaltar, dann im Längsschiff angebracht.
  • Orgel mit Schnitzereien von Johann Caspar Brandt

Rensch-Orgel

Die Orgel an der Nordwand des Querhauses der Burkarder Kirche wurde 2003 von Diözesanmusikdirektor Gregor Frede geplant und von der Fa. Richard Rensch (Orgelbau GmbH, Lauffen am Neckar) mit 28 Registern, zwei Manualen und Pedal in einem modern gestalteten Orgelgehäuse erbaut. Das Instrument hat mechanische Spieltrakturen und elektrische Registertrakturen. Der Prospekt wurde von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen entworfen und bildet ein Pendant zum Marienaltar auf der Südseite.

I Hauptwerk C–g3
1. Principal 8′
2. Spitzflöte 8′
3. Octave 4′
4. Rohrflöte 4′
5. Quinte 2 ⅔′
6. Waldflöte 2′
7. Mixtur IV 1 ⅓′
8. Cornett V (ab b0) 8′
9. Bach-Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
10. Bourdon 8′
11. Salicional 8′
12. Flûte harmonique 8′
13. Unda maris (ab c0) 8′
14. Préstant 4′
15. Flûte octaviante 4′
16. Nasard 2 ⅔′
17. Octavin 2′
18. Tierce 1 ⅗′
19. Plein jeu IV 2′
20. Trompette harmonique 8′
21. Basson-Hautbois 8′
Tremulant
Pedal C–f1

23. Subbass 16′
24. Octavbass 8′
25. Spitzflöte (= Nr. 2) 8′
26. Quintbass 5 ⅓′
27. Octave (= Nr. 3) 4′
28. Posaune 16′
29. Trompete (= Nr. 9) 8′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P.
    • Superoktavkoppel: II/P
    • Suboktavkoppel: I/I

Baudenkmal

Die Burkarder Kirche findet sich in der Liste der Baudenkmäler in Würzburg (Stadt) des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Stand 18.07.2015):

 Objekt  Beschreibung  Denkmalnummer
 Burkarderstraße 42 Kath. Pfarrkirche St. Burkard, ehem. Benediktinerklosterkirche St. Andreas, der Überlieferung nach um 750 erster Bischofssitz Würzburgs, ab 1464 Ritterstiftskirche, dreischiffige Basilika mit erhöht über einer Straßendurchfahrt liegendem 5/8-Chor und breitem Querschiff, Sattel- und Pultdächer, in den Zwickeln zwischen Langhaus und Querschiff ursprüngliche Chorflankentürme mit achteckigen Obergeschossen und steinernen Turmhelmen, Langhaus mit haubenbedecktem Giebelreiter über Konsole, auf der Nordseite offene Vorhalle mit Rundbögen und Walmdach, Putzmauerwerk mit Sandsteingliederungen diverser Epochen, Kernbau mit Langhaus und Türmen romanisch, 11.-13. Jh., Vorhalle um 1170, Chor und Querschiff spätgotisch, 15.-17. Jh., Straßendurchfahrt bez. 1491, historisierende Erneuerung 1857/58 u. 1894, Wiederherstellung nach Teilzerstörung 1948; mit Ausstattung; Ölberg, Sandstein, barock, Joh. Wolfgang von der Auwera, 18. Jh. nachqualifiziert  D-6-63-000-84 [2]

Geläut

Die Burkarder Kirche birgt die älteste Glocke des Bistums: die Katharinenglocke aus dem Jahr 1249. Bis 1945 war sogar noch eine ältere Glocke vorhanden: die Agla-Glocke aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Zuckerhutförmige Glocke war eine Schwester der ebenfalls 1945 zerstörten Domglocke Heinle.

Insgesamt fünf Glocken in beiden Türmen:

1. Margelglocke (Marienglocke), Schlagton cis', 2350 kg (J. Arnoit, Fulda 1592)
2. Burkardusglocke, Schlagton e', 1240 kg (Perner, Passau 1986)
3. Josefsglocke, Schlagton fis', 900 kg, (Perner, Passau 1986)
4. Katharinenglocke (Kater), Schlagton a' (1249) in Bienenkorbform
5. Andreasglocke (Gagele), Schlagton h', 400 kg, (1481)

Glockengeläut (Video)

„Die Glocken der Pfarrkirche Sankt Burkard im Mainviertel (Doppelturmaufnahme)“ von glockenzeit

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Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaft Heiligkreuz und St. Elisabeth mit St. Burkard

Die Pfarrei St. Burkard (Mainviertel) bildete bis 2019 eine Gemeinschaft mit der Pfarrei St. Bruno (Steinbachtal). Zur Pfarrei St. Burkard zählen auch das Käppele, die Don Bosco-Kirche am Schottenanger und der Konvent der Oberzeller Franziskanerinnen. Seit dem 1. Oktober 2022 ist die Pfarrei St. Burkard mit der Pfarreiengemeinschaft Heiligkreuz und St. Elisabeth in einer Pfarreiengemeinschaft Heiligkreuz, St. Elisabeth und St. Burkard zusammengeschlossen.

Seelsorger (Auszug)

Bildergalerie

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Pfarrkirche St. Burkard Würzburg. In der Reihe kleine Kunstführer des Verlags Schnell und Steiner, Regensburg 2010 (3., neu bearbeitete Auflage). ISBN: 978-3-7954-4204-0
  • Klaus Wittstadt (Hrsg.): 1000 Jahre Translatio Sancti Burkardi. Zur Bedeutung von St. Burkard in Würzburg. Echter Verlag, Würzburg 1986 (Stadtbücherei Würzburg Dkk Tau)
  • Friedrich Oswald: Würzburger Kirchenbauten des 11. und 12. Jahrhunderts. Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg, Heft 45 1966 (Stadtbücherei Drk 1 Osw)
  • Alfred Wendehorst: Die Benediktinerabtei und das Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg . In: Max-Planck-Institut für Geschichte (Hrsg.): Germania Sacra - Neue Folge 6 - Das Bistum Würzburg. Berlin 2001. ISBN: 3-11-017075-2, S. 191 (Germania Sacra Online)
  • Johann Baptist Stamminger: Franconia Sacra, Geschichte und Beschreibung des Bisthums Würzburg, Die Pfarrei St. Burkard zu Würzburg. Kapitel 22, S. 9 ff.
  • Heinrich Wagner: Eine Quelle zur Frühgeschichte des Klosters St. Burkard zu Würzburg, in: WDGB, 72. Band, S. 347-372, Würzburg 2010.

Weblinks

Erläuterungen und Einzelnachweise

  1. König Rudolf von Habsburg ist dargestellt mit einem Schild und dem habsburgischen Wahlspruch A.E.I.O.U.. Zur Deutung siehe Wikipedia [1]

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