Kinos
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In Würzburg boten zwischen 1906 und 2003 insgesamt 20 Lichtspieltheater / Kinos über das ganze Stadtgebiet verteilt Filme an.
Geschichte
Vorgeschichte
Die erste öffentliche Filmvorführung in einem Unterhaltungstheater fand am 5. Februar 1894 in Manhattan statt. Mit der Erfindung des Cinématographen der Gebrüder Lumière wurde begonnen Schaubuden, Gasthäuser und Hotels mit der Technik auzustatten. Die Filme bestanden aus Alltagsszenen und waren meist kürzer als eine Minute. Anfangs wurde auf Wanderkinos gesetzt, de wie Zirkusse die Ortschaften bereisten und immer die gleichen Filme darboten. In Würzburg wurde am 9. Oktober 1896 die erste Filmvorstellung im Würzburger General-Anzeiger beworben. Auch in den darauf folgenden Wochen wurden weitere Aufführungen in Würzburg beworben. Ab 1900 wurde auch längere Filme gedreht und die Thematik der Filme rückte stärker in den Mittelpunkt. Am 3. November 1904 wurde der Winzerzug vom Bürgerspital gefilmt und schon nach acht Tagen Entwicklungszeit in Würzburg gezeigt, so dass viele Bürger sich selbst im Kino sehen konnten. Es entstanden erste Studios, die zu Oligopolen wurden. Die einsetzende Industrialisierung der Filmbranche erhöhte den Konkurrenzdruck im Lichtspielgewerbe, so dass mit der Einrichtung dauerhafter Kinosäle begonnen wurde. Die Zeit der fahrenden Kinematographen endete großteils in Würzburg zum Jahreswechsel 1906/7.
Entstehung ständiger Kinos
Am 8. Dezember 1906 eröffnet mit Bayer's Kinematograph (später Passage-Lichtspiele) das erste ständige Filmtheater in der Martinstraße. Ab sofort wurden jeden Nachmittag und Abend Filme gezeigt. Das Rauchen im Theater war anfangs erlaubt, der Alkoholausschank aber nicht. Zu Beginn wurden viele Werbeanzeigen geschaltet, später aber nur wenn ein konkurrierendes Wanderkino vor Ort war. Es gab aber auch Kritik, so wurde behauptet, dass Kriminelle durch das Kino raffinierter würden. 1907 starb zudem eine Frau im Kino, die Todesursache ist aber nicht geklärt (Schlaganfall oder Atemnot wegen schlechter Luftverhältnisse). Am 14. November 1907 eröffnete das Zentral-Kinematographen-Theater (später Kammer-Lichtspiele) im Central-Hotel in der Schönbornstraße. Ab Januar 1909 wurde Bayer's Kinematograph renoviert und eröffnete am 19. Mai wieder unter der Führung von Familie Vater unter dem Namen „Tonbild-Theater Colloseum“.
Fahrende Kinos kamen weiterhin zu Messen in die Stadt, dennoch wuchs vor allem die Konkurrenz zwischen den ständigen Kinos. Bayer's Kino warb mit „Anerkannt erstes und vornehmstes Kinematogragh-Theater am Platze“. Das Zentral-Kino bewarb sich als „Größtes und vornehmstes Theater für lebende, singende und musizierende Photographien“. Beide Kinos gaben häufige Werbeanzeigen im Würzburger General-Anzeiger auf. 1910 entwickelte sich aus dem Varieté „El Dorado“ ein Kino, welches ab dem 27. März den Betrieb aufnahm. Vom 1. November 1913 bis 2. Mai 2014 standen das Zentral und Apollo aus unbekannten Gründen vorübergehend unter gemeinsamer Leitung.
1910 wurde voraussichtlich auch das „Welt-Kino Grombühl“ eröffnet. Eine erste Werbeanzeige ist vom 24. September 1910. Nach 1913 gibt es aber keine Hinweise auf einen Fortbestand des Kinos. Ab dem 18. Oktober 1913 bestand in der Domstraße der „Kinopalast“, welches sich aber bald in „Luitpold-Lichtspiele“ (Lu-Li) umbenannte. Es befand sich in einem vornehmen Gebäude mit mittelalterlichen Arkaden. Es besaß auch einen Vorraum, ein Zwischengeschoss mit Aufenthaltsraum für wartende Gäste sowie dem erhöhten Rang und über eine Marmortreppe gelangte man hinab in den 400 Personen fassenden Theaterraum. Insgesamt bot das Theater 560 Sitzplätze. Während des Ersten Weltkriegs wurden auch Filme aus dem Kriegsgebiet in den Kinos gezeigt. Das Lu-Li musste vorübergehend wegen Personalmangels schließen.
Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg
Nach dem Krieg deuteten mehrere Anzeigen darauf hin, dass neue Orte für Kinos gesucht wurden, ein neues Theater wurde aber nicht eröffnet. Bei dem Apollo-Kino wurde Richard Bauer Eigentümer und änderte den Namen zum 18. Oktober 1919 zu Sander-Lichtspiele (Sa-Li). Am 22. Dezember 1923 wurde nach langer Zeit mit den Odeon-Lichtspielen in der Augustinerstraße ein neues Kino eröffnet. Das Lu-Li bekam ab dem 28. Dezember 1927 exklusive Vermarktungsrechte der Produktionsfirma Ufa. Außerdem wurde das Kino im August 1927 renoviert.
In der Weltwirtschaftskrise ab 1929 gaben Kinos verstärkt Rabatte, um mehr Besucher anzulocken. Die Kammer-Lichtspiele wurden 1930 zu Gunsten des Textilgeschäftes Hettlage geschlossen. Im April 1931 wurde das Tonbild-Theater Colloseum, welches sich inzwischen nach den Besitzern „Vaters Lichtspiele“ hieß, von der Filmgruppe Emelka übernommen und in „Emelka-Lichtspiele“ umbenannt. Später hieß es dann Passage-Lichtspiele.
Heutige Situation
Mit dem Aufkommen großer Multiplexkinos reduzierte sich die Zahl ab 1999 stetig; das Kinosterben begann. Nachdem der Multiplex-Gigant CinemaxX bekannt gegeben hatte, im Alten Hafen ein modernes Großkino zu errichten, brach die bestehende Kinolandschaft in der Stadt zusammen. Zunächst schlossen am 8. Dezember das Bavaria- und City-Kino ihre Türen. Am 16. Dezember 1999 eröffnete das CinemaxX neben dem Kulturspeicher. Als letztes kleines Kino schloss das Corso Kino Center am 30. Dezember 2009 seine Pforten.
Gegenwärtig gibt es nur noch zwei öffentliche Kinos in Würzburg: Ein Multiplex- und ein Programmkino. Zeitlich begrenzt gibt es mit dem Festungsflimmern außerdem ein Open-Air-Kino und dem Autoflimmern ein Auto-Kino. Nicht öffentlich zugänglich ist das Denckler-Kino für die Bewohner des Dencklerblocks.
Liste der Lichtspieltheater
Aktuelle Kinos
- Multiplex-Kino CinemaxX - Veitshöchheimer Straße
- am Alten Hafen neben dem Kulturspeicher.
- auf dem Bürgerbräu-Gelände
- Open-Air-Kino Festungsflimmern
- nur temporär im Sommer, auf der Neutorwiese
Ehemalige Kinos in der Stadt Würzburg (alphabetisch geordnet)
- Freiluft-Auto-Kino Autoflimmern
- Bavaria (22. September 1950 bis 31. Dezember 1999) - Juliuspromenade 68
- Bayer's Kinematograph (8. Dezember 1906 bis 23. Januar 1909 - Martinstraße 15
- CC-Kino-Center (17. Dezember 1955 bis 13. August 2003) - Eichhornstraße 21
- City-Kino (4. März 1967 bis Ende 1999) - Haugerpfarrgasse 1
- Corso Kino Center - Kaiserstraße (25. Dezember 1949 - Dezember 2009)
- Edison-Salon - (ab 16. Oktober 1896) - Ebracher Gasse
- Emelka-Lichtspiele (4. April 1931 bis 16. März 1945) - Martinstraße 15
- Excelsior-Kammerlichtspiele (30. April 1949 bis 1988)
- Huttenlichtspiele (30. November 1944 bis 1969) - Virchowstraße 2
- Kammer-Lichtspiele (14. November 1907 bis 1933) - Schönbornstraße 8
- Kulturheim-Lichtspiele Versbach - Röthenweg 4
- Luitpold-Lichtspiel-Theater (18. Oktober 1913 bis 16. März 1945, Treffer durch Fliegerbombe) - Domstraße 1
- Main-Lichtspiele - Mergentheimer Straße 184
- Marienberg-Lichtspiele (17. September 1947 bis 1952) - Zeller Straße 43
- Mozart-Lichtspiele - Annastraße (1. November 1945 bis 29. Juni 1950 in der Turnhalle der Maria-Ward-Schule)
- Odeon (22. Dezember 1897 bis 30. April 2003 mit Unterbrechung) - Augustinerstraße 18
- Passage-Lichtspiele (21. Oktober 1949 bis 18. Juni 1977) - Martinstraße 15
- Programmkino Central (4. November 2010 bis 28. Oktober 2016) - Aula des ehemaligen Mozart-Gymnasiums (Ecke Maxstraße/Hofstraße)
- Rex-Lichtspiele - Dominikanergasse (31. Dezember 1957 bis 29. April 1991)
- Sander-Lichtspiele (27. März 1910 bis 16. März 1945, Treffer durch Fliegerbombe) - Sanderstraße 6
- Tonbild-Theater Colloseum (19. Mai 1909 bis 1911 - Martinstraße 15
- Torlichtspiele (Dezember 1957 bis 1964) - Am Nikolaustor
- Vaters Lichtspiele (Januar 1911 bis 1931) - Martinstraße 15
- Welt-Kino Grombühl (1910 bis etwa 1914) - Steinheilstraße 24
Kinos im Landkreis Würzburg
Ehemalige Kinos im Landkreis Würzburg
- Aub: Rathaus-Lichtspiele (Marktplatz)
- Gerbrunn: Zur Schwane (Hauptstraße) ► kein regelmäßiger Betrieb
- Giebelstadt: Filmtheater Giebelstadt (Hauptstr. 14)
- Höchberg: Kammerlichtspiele Höchberg (Hauptstr. 56)
- Kirchheim: Engel-Lichtspiele (Vorstadt)
- Kleinrinderfeld: Rathaus-Lichtspiele (Rathausplatz)
- Ochsenfurt: Bären-Lichtspiele (Ochsenfurt) (Hauptstr. 74)
- Ochsenfurt: Luna
- Ochsenfurt: Oli (Hauptstr. 36)
- Ochsenfurt: Lichtspielhaus Schnecke (Hauptstr. 36)
- Röttingen: Ab August 1952 bestand im Gasthaus „Zum Fränkischen Hof“ ein feststehendes Lichtspielhaus. [1]
- Veitshöchheim: Hofgarten-Lichtspiele (Kirchstr. 26) (1948-1960)
- Waldbüttelbrunn: Capitol Waldbüttelbrunn (August-Bebel-Str. 53)
- Winterhausen: Schützenlichtspiele (Am Bahnhof)
- Zell a. Main: Zeller-Lichtspiele - Hs-Nr. 183
Literatur
- Margit Maier: Das Geschäft mit den Träumen. Kinokultur in Würzburg. Verlag Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 2009. ISBN: 978-3-8260-4115-0
- „Würzburg heute“, Heft 74/2002 mit dem Schwerpunkt „Kino-Kultur in Würzburg“
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Main-Post: „Ein Kino in Röttingen“ (2. August 1952)