Eichhornstraße

Aus WürzburgWiki

Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.

Eichhornstraße  

Stadtbezirk: Altstadt
Postleitzahl: 97070

Eichhornstraße Richtung Bürgerspital (2024)
QR-Platz in der Eichhornstraße mit Blick in die Spiegelstraße

Straßenverlauf

Heutiger Straßenverlauf

Die Eichhornstraße zählt zu den ältesten Straßen Würzburgs. Sie beginnt am Oberen Markt. Dort bildet sie mit der Schönbornstraße eine Kreuzung und geht auf Höhe der Theater- in die Semmelstraße über. Die Kreuzung von Theater-, Textor- und Semmelstraße bildet dort in unmittelbarer Nachbarschaft des Bürgerspitals einen belebten Platz.

Historischer Straßenverlauf

Die heutige Eichhornstraße, also die Verbindung vom Oberen Markt zur Theaterstraße, bestand ursprünglich aus vier Abschnitten:

  • Der 1. Abschnitt vom Oberen Markt bis zur Katzengasse (heute Herzogenstraße) war die Eichhorngasse.
  • Der 2. Abschnitt bestand aus der sehr engen und gewundenen Schartengasse, die in den
  • 3. Abschnitt, den Spiegelplatz mündete.
  • Der Spiegelplatz war mit dem 4. Abschnitt, der Spiegelgasse, mit der Theater- und Semmelstraße verbunden.
  • Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas

Bereits 1838 hatte man mit einer Verbreiterung des ehemaligen, beengten Straßenzuges Eichhornstraße - Schartengasse - Spiegelplatz den Anfang einer neuen Verkehrsführung gemacht. Anlässlich der systematischen Straßendurchbrüche im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wurde diese Maßnahme in größerem Umfang fortgesetzt. Man wollte dadurch eine durchgehende, vom Marktplatz zur Semmelstraße führende Verbindung gewinnen. Seit dieser Zeit wird sie in ihrer ganzen Länge „Eichhornstraße“ genannt.

Namensgeber

Wandrelief mit zwei Eichhörnchen
Eichhörnchen im Pflasterstein

Die Eichhornstraße gehörte als Verbindung zwischen Stadtzentrum und Hauger Viertel bereits zu den historischen Straßenzügen der Altstadt. Den Namen erhielt sie jedoch erst Anfang des 19. Jahrhunderts nach den ehemaligen Höfen Zum Roten Eichhorn bzw. Zum Schwarzen Eichhorn. An die Höfe erinnert noch ein Wandrelief, das zwei Eichhörnchen zeigt. Auf Grund der baulichen Enge (zwei entgegenkommende Wagen konnten sich nur mit Mühe ausweichen) wurde die Straße anfangs noch Eichhorngasse genannt.

Umgestaltung zur Fußgängerzone

Nach Beschluss des Stadtrates vom Juli 2014 wurden die Eichhornstraße und die Spiegelstraße Teil der Fußgängerzone. Dies erreichte man unter anderem durch eine Verlegung der Zufahrt zur Marktgarage in die Martinstraße, die bei Anwohnern jedoch auf Kritik stieß. [1] Vorteile sind eine optische Aufwertung (durch Begrünung, Stadtmobiliar, ins Pflaster eingearbeitete Eichhörnchen etc.) und die Schaffung einer Verbindung zwischen der zentralen Innenstadt und der Semmelstraße. Verlegt werden Natursteinplatten in zweifacher Ausführung: Tittlinger Feinkorn Granit seitlich entlang der Häuser und Hintertiessen Granit direkt auf der Flaniermeile. Mit einem Quadratmeterpreis von 190 Euro entschied sich der Umwelt- und Planungsausschuss für den teureren Belag. [2] Zusätzlich sind im Bereich der Eichhornstraße in unregelmäßigen Abständen Eichhörnchen in das neue Pflaster eingelassen. Es handelt sich dabei um das Eichhörnchen „Mitty“, Maskottchen der Werbegemeinschaft Würzburgs Neue Mitte. Eine besondere Gestaltung hat außerdem der Kreuzungsbereich Eichhornstraße / Spiegelstraße erfahren: Ein zwölf auf zwölf Meter gepflasterter QR-Code [3] ist via Google Earth sicht- und scanbar und liefert Informationen über Würzburg und im Speziellen die Eichhornstraße. Mittelfristig sollen hier alle relevanten Informationen zur Innenstadt zusammenlaufen: Veranstaltungshinweise, Einkaufsguide und Gastronomieführer. Kleine QR-Codes ermöglichen auch das Scannen mit dem Smartphone vor Ort. Der QR-Code war eine Idee der Werbegemeinschaft und nicht mit Mehrkosten verbunden. [4]

Einen weiteren Spielpunkt haben das städtische Tiefbauamt zusammen mit dem Gartenamt und der Arbeitsgemeinschaft Familien in der Eichhornstraße aufgestellt. Der neue Spielpunkt ist eine beleuchtete Wassersäule, die sich bei kräftigem Drehen an der Kurbel in einen Wassersturm verwandelt. In unmittelbarer Nähe des Spielpunktes hat das Gartenamt die ersten Amberbäume mit Sitzbänken aufgestellt.

Bildergalerie

Verkehr

Individualverkehr

Die Eichhornstraße ist mit Beschluss des Stadtrates vom Juli 2014 Teil der Würzburger Fußgängerzone und damit die Zufahrt nur noch für den Lieferverkehr erlaubt.

ÖPNV

Historisches

  • Die aus Kitzingen kommenden Ursulinerinnen erhielten hier 1712 ihre erste Unterkunft (Eichhornstraße 8).
  • 1738 errichtete Balthasar Neumann für den Spezereienhändler Carl Anton Venino, Mitglied des Obersten Rates der Stadt, in der Eichhornstraße 23 den Hof Rohmbach, der beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 vollkommen zerstört wurde.
  • In der Eichhornstraße 5 befand sich eine von 1931 bis 1935 von Siegmund mit seinem Sohn Ernst Ruschkewitz betriebene Filiale des Wohlwert-Konzerns. [6]
  • An den Nobelpreisträger Karl Landsteiner, einst Anwohner der Eichhornstraße, erinnert eine Tafel am ehemaligen Quelle-Haus.
  • 1920 eröffnete in der Eichhornstraße 21 das Central-Café. 1929 entstand daraus das Centraltheater, das als Varieté und Kabarettbühne von überregionaler Bedeutung war. 1955 wurde die Einrichtung als CC-Filmtheater neu eröffnet, es bestand bis 2003 als CC-Kino-Center. An dem Standort befand sich einst der „Hof zum Kleebaum“, der als Gasthaus über 600 Jahre bestand (bis 1860). [5]
  • Ab 1851 befand sich in der Eichhornstraße für einige Jahre die Gewerbehalle des Polytechnischen Zentralvereins.
  • Am östlichen Eingang der Straße (vom Bürgerspital her) standen einst zwei große steinerne Heiligenfiguren aus dem 18. Jahrhundert, welche den Brückenheiligen ähnelten. [7]
  • Bei den Umbauarbeiten zur Fußgängerzone wurden in der Straße Reste von mittelalterlichen Fundamenten ehemaliger Häuser, Löcher für Holzpfosten von früheren Pfahlbauten und ein Brunnenschacht aus dem 13. oder 14. Jahrhundert gefunden. Archäologen dokumentierten die Bodenfunde, die im Anschluss wieder unter der Straße verschwanden. Den Brunnenschacht unter einer Glasplatte zu präsentieren, hätte laut Baureferat den Zeitplan der Bauarbeiten erheblich durcheinander geworfen. Stattdessen wurde an der Stelle des Brunnens eine Pflasterinschrift mit QR-Code in das neue Pflaster eingearbeitet, die Smartphone-Besitzer auf eine Informationsseite der Stadt Würzburg zu den archäologischen Funden weiterleitet.

Historische Abbildungen

Auftritt der Kelly Family in der Eichhornstraße

Fotos: © Roland Pleier (8. Juni 1987)

Damals und heute

Werbegemeinschaft

Seit Ende 2013 setzt sich die Werbegemeinschaft Würzburgs Neue Mitte für die Interessen des Einzelhandels und der Anwohner ein. Die Interessengemeinschaft ist ein Zusammenschluss selbständiger Kaufleute und Hausbesitzer der Eichhornstraße, Spiegelstraße und der Nebenstraßen. Das Maskottchen der Werbegemeinschaft ist das Eichhörnchen „Mitty“.

Gastronomie

Unternehmen

Ehemalige Unternehmen

Stolpersteine

In der Eichhornstraße wurden folgende Stolpersteine verlegt:

Adresse Erinnerung an / Historische Notizen Verlegejahr
Eichhornstraße 6 Für Karl Stern / Am 02. Februar 1938 zu 1 Jahr und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt, dort bis 3. Februar 1939, ab 4. Februar 1939 bis zu seinem Tode in „Schutzhaft“: im Gefängnis Würzburg, ab November 1939 im KZ Sachsenhausen, ab 6. September 1940 im KZ Dachau, dort am 16. Januar 1941 ermordet. 2018
Eichhornstraße 6 Für Selma Stern / Am 25. April 1942 von Würzburg nach Krasniczyn deportiert und vermutlich in einem der Vernichtungslager der Region Lublin ermordet. 2018
Eichhornstraße 13 ½ Für Selma Schild (verh. Wallega) / Sie entschloss sich Anfang Dezember 1934 in die Niederlande zu Verwandten nach Den Haag auszuwandern. Anfang November 1938 kam sie nach Leeuwarden. Offensichtlich hatte sie schon davor Isidoor Wallega (1906-1944) kennengelernt, den sie dann am 14. November 1938 dort heiratete. Am 9. Mai 1940 brachte sie ein Mädchen zur Welt, die nach den beiden Großmüttern Therese Katharina benannt wurde. Selma und ihr zweijähriges Töchterchen Therese Katharina wurden am 20. November 1942 von Westerbork aus nach Auschwitz deportiert und am 23. November 1942 dort ermordet, sicher sofort nach der Ankunft. 2020
Eichhornstraße 18 Für Ferdinand Dessauer / Deportiert am 23. September 1942 ins KZ Theresienstadt, dort ermordet am 4. November 1942. 2010

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 117 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Main-Post: „Kritikpunkt Marktgaragenzufahrt“ (3. Februar 2012)
  2. Main-Post: „Neue Eichhornstraße nimmt erste Hürde“ (31. Januar 2012)
  3. Der QR-Code ist eine Methode, Informationen so aufzuschreiben, dass diese besonders schnell maschinell gefunden und eingelesen werden können. Aufgrund einer automatischen Fehlerkorrektur ist dieses Verfahren sehr robust und daher weit verbreitet. Siehe Wikipedia: QR-Code
  4. Main-Post: „Gepflasterter QR-Code kommt“ (15. November 2014)
  5. 5,0 5,1 Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen. Band I. Fränkische Gesellschaftsdruckerei GmbH, Würzburg 1967. S. 23
  6. Foto der Wohlwert-Filiale in der Eichhornstraße 5 auf yadvashem.org
  7. Erinnerungen von Max Dauthendey. In: Würzburg. Literarische Reisewege. Insel Taschenbuch 2276. S. 90
  8. Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis des Königreichs Bayern (1831), Nr. 38, Würzburg: C. A. Bonitas'sche Buchdruckerei, Sp. 871
  9. Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis des Königreichs Bayern (1831), Nr. 14 (Anhang), Würzburg: C. A. Bonitas'sche Buchdruckerei, Sp. 273
  10. Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis des Königreichs Bayern (1831), Nr. 8, Würzburg: C. A. Bonitas'sche Buchdruckerei, Sp. 156

Angrenzende Straßen

Kartenausschnitt

Die Karte wird geladen …
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von WürzburgWiki. Durch die Nutzung von WürzburgWiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.