Alter Hafen
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Der Alte Hafen bezeichnet das Areal am Main in Würzburg, das von 1875 bis in die 1940er Jahre Würzburgs Handelshafen bildete und Anlegestellen für den Schiffsverkehr beherbergte. Inzwischen wurde der Warenhandel in den Neuen Hafen verlegt und es gibt lediglich noch drei Anlegestellen für Flusskreuzfahrtschiffe. [1] Heute wird der Alte Hafen vor allem kulturell genutzt und ist wesentlich durch die großräumige Einrichtung Kulturspeicher geprägt. Gegenwärtig wird oftmals auch der Begriff Kulturmeile für den Alten Hafen verwendet.
Geschichte
Schutz- und Floßhafen
Die erste Hafenanlage in Würzburg gab es am Alten Kranen im 18. Jahrhundert. Im Bereich des heutigen Alten Hafens befand sich ein Winterhafen, der infolge der Mainkorrektion und dem damit verbundenen gesunkenen Wasserstand versumpfte. Auf Anregung der seit 1868 bestehenden Handels- und Gewerbekammer Würzburg wurde der Einbau eines Dammes im Main unterhalb der Luitpoldbrücke beschlossen. Für den Holzfloßverkehr und die Überwinterung der Schiffe legte man deshalb zwischen 1875 und 1877 ein Hafenbecken mit Kaianlage an. [2] Der Hafen wurde als Bayerischer Staatshafen bezeichnet. 1882 wurde der Hafen außerdem mit einem Gleisanschluss zum Hauptbahnhof Würzburg versehen. Da die Lände an der Längsseite des Hafens von den Kettenschiffen benötigt wurde und auch die Flößerei zunahm, erreichte der Hafen schnell seine Kapazitätsgrenze.
Handelshafen
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde deshalb mit dem Ausbau bekonnen: 1902 wurde ein Winterlagerplatz für Langholz geschaffen. Auch ein großer Getreidespeicher (Lagerhaus des Staatshafens - der heutige Kulturspeicher) wurde 1903 und 1904 errichtet. In unmittelbarer Nachbarschaft lagen der Städtische Viehhof und das Hauptzollamt mit Lagerhallen. [3] Die zu Beginn als reiner Flößerhafen konzipierte Anlage entwickelten sich in der Folge zu einem Handelshafen. 1904 lag der Gesamtumschlag bei 4.985 Tonnen, 1930 bei 146.299 Tonnen. [2]
Einen Wendepunkt in der Geschichte des Alten Hafens gab es 1940 mit der Mainkanalisierung und der Schaffung des Neuen Hafens 1940. Dieser sollte eigentlich nur zur Entlastung dienen, übernahm dann aber die Hafenfunktion vollständig. In den 1950er Jahren wurde das Becken des Alten Hafens für die Errichtung des Heizkraftwerks verkleinert. 1957 erwarb die Stadt den Hafen vom bayerischen Staat. [2]
Kulturmeile, Sanierung der Hafenmauer
In den 1990er Jahren wurden die Gleisanlagen abgebaut, das ganze Hafenareal saniert und das bis dahin leerstehende Speichergebäude 1996 bis 2001 zum Kulturspeicher umfunktioniert. Gegenwärtig bietet der Alte Hafen drei Anlegestellen für Flusskreuzfahrtschiffe. [1]
Im Juni 2013 landete der Alte Hafen in den Schlagzeilen, da der Würzburger Hafensommer aufgrund des Sanierungsbedarfs der wackeligen, knapp acht Meter hohen Kaimauer verlegt werden musste. Eine Untersuchung der Mauer hatte gezeigt, dass ein Einsturz nicht ausgeschlossen werden konnte. Für Kritik sorgte vor allem die Tatsache, dass die Mängel bereits seit mehreren Jahren bekannt waren. [4] Im Juli gab die WVV bekannt, dass die Hafenmauer hinter Cinemaxx und Kulturpeicher für 1,4 bis 2,2 Millionen Euro saniert werden soll. Bis zur Fertigstellung ist dieser Bereich des Hafens gesperrt und es können dort keine Flusskreuzfahrtschiffe anlegen. Der Hafensommer wurde auf die Mainwiesen unterhalb der Talavera verlegt. Laut Würzburger Hafen GmbH soll die Sanierung bis zum Beginn der Kreuzfahrtschiff-Saison im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein. [5] [6] Im Oktober 2013 gaben die WVV und die Tochtergesellschaft Würzburger Hafen GmbH bekannt, dass bei der neuen Mauer mit Gesamtkosten von 2,4 Millionen Euro die teurere Form der Sanierung gewählt wurde. Die Kaimauer wird dabei wieder mit Natursteinen verblendet, die kostengünstigere Spundwand ist damit vom Tisch. [7] Das Galerieschiff ARTE NOAH wechselte seinen Standort und liegt während der Arbeiten am Willy-Brandt-Kai.
Historische Abbildungen
Damals und heute
- Foto alt: historische Aufnahme zwischen 1941 und 1944
- Foto neu: Aufnahme vom 9. Juni 2023
Kennzahlen Hafenanlage
Das Hafenareal umfasst eine Fläche von 4,6 Hektar, davon sind 2,6 Hektar Hafenbeckenfläche. Die Fahrwasserbreite liegt an der Hafeneinfahrt bei ca. 30 Meter, im Becken beträgt sie 50 Meter. Die Wassertiefe liegt bei etwa 2,5 bis 3 Meter. Die Kaimauer hat auf der Seite des Kulturspeichers eine Länge von ca. 550 Meter. [2] 1967 gab es im Alten Hafen vier Kräne mit einer Tragkraft zwischen 2,5 und 10 Tonnen, eine Förderbandanlage für Kohleentladung und einen Gleisanschluss mit 2,5 Kilometer Länge. [2]
Zeugnisse des Hafenbetriebs
- Mächtigstes Zeugnis ist der - gegenwärtig - 160 Meter lange Kulturspeicher, der früher ein Getreidespeicher war und bis zu seiner Umnutzung lange Zeit leer stand. Auch ein Lagerhaus und das Alte Zollamt sind nordöstlich des Heizkraftwerkes noch erhalten.
- Ein weiterer Beweis der Hafenfunktion ist ein Kran aus dem Jahre 1939, der als Denkmal zwischen Kulturspeicher und Hafenbecken erhalten wurde. Der MAN-Kran wurde mit drei Tonnen Tragkraft zum Be- und Entladen von Schiffen verwendet.
- Ein weiterer alter Drehkran steht auf festem Sockelbauwerk in der Nähe des Disko-Schiffs Boot am Parkhaus Alter Hafen.
Veranstaltungen am Alten Hafen
Skulpturenufer
Im Sommer 2009 wurde mit der Großplastik „Bella Donna“ an der Spitze der Hafenmohle der Startschuss für das Kunstprojekt Skulpturenufer gegeben. Ziel des Konzeptes ist es, mit zwölf Skulpturen entlang des Mainufers eine bessere Verbindung zwischen Alten Kranen/Altstadt und dem Alten Hafen zu schaffen. Siehe Skulpturenufer.
Gebäude und Einrichtungen am Alten Hafen
- Kulturspeicher (Museum im Kulturspeicher, Kabarett Bockshorn, tanzSpeicher, BBK-Galerie)
- Altes Zollamt (ehemals Hauptzollamt, gegenwärtig Sitz der städtischen Fachabteilungen Hoch- und Tiefbau sowie des Entwässerungsbetriebs)
- MS Zufriedenheit (ehemals Lumen) (Restaurant, Café, Bar)
- Cinemaxx (Multiplexkino)
- Frankenhalle (ehemals Viehmarkt- und Veranstaltungshalle, leerstehend, im Kopfbau befindet sich der Coworking Würzburg e.V.)
- Das Boot (Diskothek auf einem Schiff)
- Zauberberg (Diskothek, Lounge und Biergarten)
- Heizkraftwerk mit Hafentreppe (Ausrichtungsort des Würzburger Hafensommers)
- Galerieschiff ARTE NOAH des Kunstvereins Würzburg e.V.
- Ibis-Hotel mit 110 Zimmern
- B&B Hotel mit 95 Zimmern (auf dem ehemaligen Lindner-Grundstück)
- Pizza Express Würzburg mit Lieferdienst und Asia-Imbiss Mount Everest (in einer ehemaligen Tankstelle, Veitshöchheimer Straße 6)
- Shell-Tankstelle und ESSO-Tankstelle (aufgrund der unmittelbaren Nähe zu den Diskotheken Zauberberg und Boot ist letztere auch bekannt als „Party-Esso")
- Ehemaliger Liegeplatz (Bootshaus) der Wasserschutzpolizei im Hafenbecken (jetzt im Neuen Hafen)
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Alfred Diehl: Der Würzburger Hafen in: Ins Land der Franken fahren - Ein Heimatbuch in Wort und Bild, 5. Band, Mainpresse-Verlag, Würzburg 1961, S. 92
- Hafen- und Lagerhausbetriebe der Stadt Würzburg: Der Hafen Würzburg. Würzburg 1962
- Hafen- und Lagerhausbetriebe der Stadt Würzburg: Hafen Würzburg an der Großschiffahrtsstraße Rhein-Main-Donau. Würzburg 1968
- Würzburger Hafen-GmbH: 75 Jahre Hafen Würzburg. Würzburg 1979
Weblinks
- Informationen und Bilder über den Alten Hafen bei www.wuerzburg-fotos.de
- Stadt Würzburg Statistikamt: Gesamtumschlag Alter Hafen 2000 bis 2016 (ab 2004 kein Umschlag mehr)
- Kohleverladung für das Heizkraftwerk (Februar 1991)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Informationen über die Würzburger Hafen GmbH auf wvv.de
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Bericht Hafen- und Lagerhausbetriebe der Stadt Würzburg vom 20. Februar 1968 (erhältlich in der Teilbibliothek Geographie der Universitätsbibliothek Standort 731 H 138)
- ↑ Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 378
- ↑ Main-Post: „Hafenmauer wackelt, Hafensommer muss ausweichen“ (17. Juni 2013)
- ↑ Main-Post: „Alter Hafen bleibt zwei Sommer gesperrt“ (11. Juli 2013)
- ↑ Main-Post: „Mauer-Sanierung Alter Hafen im Zeitplan“ (9. Januar 2014)
- ↑ Main-Post: „Alter Hafen: Die neue Mauer wird 2,4 Millionen Euro kosten“ (4. Oktober 2013)