Mozartareal

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„Hufeisen“ des Mozartareals in der Hofstraße
Eingang zum „Hufeisentrakt“ des Mozartareals
Wandgemälde an der ehemaligen Turnhalle und „Hufeisen“ des Mozartareals in der Hofstraße
„Hufeisen“ des MOZ während des Internationalen Filmwochenendes 2015
Blick von der Hofstraße auf Aula und Foyer des MOZ, ehemalige Spielstätte des Programmkinos Central (2011)

Das Mozartareal ist ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex zwischen Hof- und Maxstraße (Anschrift: Maxstraße 2), in dem sich bis 2001 das städtische Mozart-Gymnasium (MOZ) (bis 1966 Mozartschule) befand. Nach der Zusammenlegung mit dem Schönborn-Gymnasium am Frauenlandplatz und dem Auszug des Gymnasiums wurden die Klassenräume übergangsweise durch mehrere Schulen und kulturelle Anbieter genutzt. Im Bereich der Aula und des ehemaligen Sekretariats/Direktorats befanden sich bis Oktober 2016 die Spielstätten des Programmkinos Central.

Der residenznahe städtische Schulbau der 1950er Jahre wurde nach Stadtratsbeschluss ab März 2021 denkmalgerecht saniert und einer bildungs-kulturellen Nutzung zugeführt (Umsetzung des Bürgerentscheids von 2015). Nach etwa dreieinhalb Jahren Bauzeit hat die Stadt Würzburg die Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Mozart-Gymnasiums abgeschlossen und den Hufeisentrakt und damit das gesamte Mozartareal am 27. September 2024 offiziell eröffnet und eingeweiht. Als Nutzer sind nun die Hochschule für Musik, die Sing- und Musikschule Würzburg und das städtische Mozartfestbüro im Hufeisenteil (Abschnitt zur Hofstraße) untergebracht. Die Aula kann für Veranstaltungen gebucht werden. Den Windmühlenflügel übernahm die VR-Bank Würzburg in Erbbaurecht für eigene Nutzung und Vermietung.

Namensgeber

Namensgeber ist Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791), Musiker und Komponist der Wiener Klassik. Sein umfangreiches Werk genießt weltweite Popularität und er gehört zu den bdeutendsten Vertretern klassischer Musik. Am 27. September 1790 weilte er in Würzburg.

Baugeschichte

Der Baukomplex aus kombinierten architektonischen Gruppen mit einer hufeisenförmigen Öffnung zur Hofstraße war als Bau der Nachkriegsmoderne zwischen 1955 und 1957 auf dem Ruinengrundstück der ehemaligen Maxschule entstanden. Der neue Schulbau sollte modern, offen, freundlich und einladend wirken. Den Entwurf fertigte Stadtbaurat Rudolf Schlick. 1957 wurde der Schulbau an der Maxstraße in Betrieb genommen. Zehn Jahre später wurde die Anlage in Richtung Kardinal-Faulhaber-Platz erweitert.

Historische Abbildungen

Mozartschule zwischen 1955 und 1964

Baubeschreibung

Der Gebäudekomplex gliedert sich in zwei Teile:

  1. Die Dreiflügelanlage zur Hofstraße mit dem pavillonartigen Mittelbau, der den eleganten geschwungenen Treppenaufgang zur original erhaltenen Aula aufweist.
  2. Die drei Funktionstrakte, die in Form eines Windmühlenrads gegliedert sind und das Areal in verschiedene Räume unterteilen. In der Mitte verbindet sie das viergeschossige Treppenhaus mit dem durchgehenden Wandgemälde „Lebensbaum“ (auch „Die Schöpfung“) von Ludwig Martin.

Das Schulgebäude ist locker und funktional in deutlich abgesetzten Gebäudetrakten über das Areal aufgeteilt und ermöglicht attraktive Raum- und Platzsituationen. Die Höhenstaffelung in Nord-Süd-Richtung ergibt in der Maxstraße eine abwechslungsreiche Straßenbebauung. Der zurückweichende Baukörper erweitert die Maxstraße zu einem begrünten Vorplatz, der Großzügigkeit und Abwechslung in das Straßenbild bringt.

Zur Hofstraße zu öffnet sich das Schulgebäude mit einem drei Flügel umfassenden zweigeschossigen Trakt, der einen Vorplatz mit darunterliegender Gymnastikhalle umfasst. Der architektonische Reiz liegt in der individuellen Gestaltung und Gliederung der drei Flügel: die Turnhalle mit dem anmutigen Mädchen-Graffiti des Künstlers Curd Lessig, die luftige Glaskonstruktion der Eingangshalle mit der Aula im Obergeschoss und der Verwaltungstrakt. Diese Öffnung und Leichtigkeit entspricht dem modernen und transparenten Charakter der qualitätvollen Architektur der 1950er Jahre und erinnert an ein Barockschloss mit drei Flügeln um einen Ehrenhof. Damit vereinigt der Komplex aristokratische und demokratische Bauelemente.

Charme und Reiz weist die Raumfolge der Eingangshalle mit dem schönen Steinfußboden und den Glaswänden, des frei geschwungenen Treppenlauf in dem hellen Treppenhaus mit dem Wandbild „Das Abendland“ von Oskar Martin-Amorbach und die stilvolle Aula auf. Diese Abfolge lässt Verwandtschaft mit der Raumfolge in der Residenz erkennen.

Die drei Flügel des Schulbaus sind wie die Fächer eines Windrades angeordnet. Der Eingang Maxstraße und das Treppenhaus sind durch die große Fensterfläche betont. Das helle und großzügige Treppenhaus weist über vier Geschosse reichend das bemerkenswerte Wandbild der Schöpfung, verbunden durch das Motiv eines Lebensbaums, auf, das Ludwig Martin anfertigte. Die Technik der Wachsenkaustik [1] bedingt eine intensive und leuchtende Farbigkeit, die Formsprache ist von zeitloser, klarer Modernität.

Von diesem Treppenhaus werden die drei Flügel des Schulbaus erschlossen. Die Fenster der ehemaligen Klassenzimmer zeigen zum begrünten Pausenhof, der sich, an drei Seiten vom Gebäude eingerahmt, über die Terrasse des Hatzfeldischen Gartens zur Residenz öffnet. Die Stahlskelettstruktur gliedert die Fassaden. Der Funktionsflügel zur Maxstraße weist große Fensterbänder in vier Geschossen auf, der Klassenflügel entlang der Maxstraße ist mit einer ansprechenden gliedernden Fassadenmalerei versehen. Die flachen Walmdächer ordnen den Komplex in die umgebende Dachlandschaft ein.

Kunst und Architektur ergeben ein harmonisches Ensemble, das seine originale Ausstattung aufweist und authentischen Charakter besitzt. Der Komplex öffnet durch die Struktur und Staffelung der Trakte Stadträume und schafft urbane Großzügigkeit. [2]

Bildergalerie

Innenansichten des Hufeisentrakts

Außenansichten des Windmühlentrakts

Kunst am Bau

Wandbild „Ballspielende und musizierende Mädchen“

Neben zahlreichen künstlerisch wertvollen architektonischen Details finden sich im bzw. am MOZ folgende Kunstwerke:

  • Skulptur „Mädchen mit Trinkschale” vor dem Haupteingang (1957), zugehörig war ursprünglich ein nierenförmiges Teichbecken. Künstler: Franz Martin [3]
  • Skulptur „Mädchen mit Genius” aus Muschelkalk (1957) im Pausenhof. Künstler: Helmut Weber
  • Wandbild „Ballspielende und musizierende Mädchen“ (1957) an der Außenfassade der Turnhalle zur Hofstraße. Farbige Putzintarsientechnik. Künstler: Curd Lessig.
  • Wandbildzyklus „Die Schöpfung“ in Enkaustik-Technik auf den Zwischenpodesten des Treppenhauses über vier Stockwerke in der VR@MOZ (1956/57). Künstler: Ludwig Martin [4]
  • Mehrere Wandbilder in Nischen des Treppenhauses der VR@MOZ. Sie stellen Landkarten von Würzburg, Unterfranken, Bayern und Deutschland dar. Künstler: Leo Flach, Rudolf Hainlein (1904-1978), der Grafiker Leo Dittmer, Willy Fuchs.
  • Künstlerisch gestaltete farbige Glasfenster zu sakralen Themen entlang des Kellerflurs in der VR@MOZ. Künstler: Willi Wolf[5]
  • Das großformatige, monochrome Wandbild „Abendland” zwischen den Eingängen zur Aula im „Hufeisentrakt“ zeigt bedeutende Männer, Frauen und Bauwerke der Geschichte, aber auch prägnante Bauwerke der Kulturgeschichte. Es wurde 1957 von Oskar Martin-Amorbach als Sgraffito in Ritztechnik [6] erstellt.

Schulleiter

Denkmalschutz

Seit dem Entschluss zur Auflösung des städtischen Gymnasiums an diesem Standort setzten sich Heiner Reitberger und der „Initiativkreis zur Erhaltung historischer Denkmäler” intensiv für den Erhalt des Bauwerks ein. 1995 erfolgte - trotz fehlender Zustimmung des Stadtrats - die Eintragung in die bayerische Denkmalliste, nachdem das Landesamt für Denkmalpflege die Denkmaleigenschaft eindeutig festgestellt hatte.

Auszug Denkmalliste

In der bayerischen Denkmalliste heißt es:

„Mozart-Gymnasium, mehrteilige gestaffelte Baugruppe aus verschieden großen und unterschiedlich gestalteten Stahlbetonskelettbauten mit flachgeneigten Walmdachungen, angelegt im Sinne der organischen Stadtbaukunst, Nachkriegsmoderne, Rudolf Schlick, 1955-1957; mit Ausstattung; zugehöriger Schulgarten“

Denkmalrechtliche Situation

Der Eigentümer eines Baudenkmals ist nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz (DSchG) verpflichtet, sein Denkmal instandzuhalten, instandzusetzen, sachgemäß zu behandeln und vor Gefährdung zu schützen (Art. 4 Abs. 1). [7] Zudem soll er es entsprechend der ursprünglichen Zweckbestimmung nutzen (Art. 5). Im Falle der Mozartschule wären dies die Zwecke Bildung und Kultur.

Doch in der Praxis schützt das Gesetz ein Denkmal gerade dann nicht vor Abriss, wenn es sich in städtischem Eigentum befindet. Denn eine kreisfreie Stadt wie Würzburg ist selbst „untere Denkmalschutzbehörde“ und kann einen Eigentümer von seinen Erhaltungspflichten befreien, wenn sie zur Auffassung kommt, dass diese ihm nicht zuzumuten sind (Art. 4 Abs. 1 Satz 1 und Art. 6). Als unzumutbar gilt der Erhalt eines Denkmals beispielsweise, wenn er trotz öffentlicher Zuschüsse zu dauerhaften finanziellen Verlusten führt. Sich selbst als Eigentümer könnte die Stadt den Abriss jedoch kaum genehmigen, da für die öffentliche Hand der Erhalt eines Denkmals auch bei Verlusten regelmäßig als zumutbar gilt. Zum Abriss müsste die Stadt das Denkmal in einem ersten Schritt an einen Privateigentümer verkaufen, z.B. an einen Immobilieninvestor, wie es im Falle der Mozartschule geplant ist. Dieser könnte dann im zweiten Schritt die Feststellung der Unzumutbarkeit des Erhalts und die Erlaubnis zum Abriss bei der Stadt beantragen.

Dem stünde entgegen, dass nach der Rechtslage einem aktuellen Käufer eines als Denkmal bekannten Gebäudes der Erhalt und die Instandsetzung selbst bei erheblichen finanziellen Verlusten zuzumuten ist. Die Erlaubnis zum Abriss wäre ihm zu verweigern, da er beim Kauf „sehenden Auges“ über die zu erwartenden Erhaltungspflichten informiert war. Doch die Stadt könnte diese Rechtslage ignorieren und seinem Antrag auf Feststellung der Unzumutbarkeit dennoch stattgeben. Auch die in solchen Fällen erhobenen Einsprüche der Fachleute des Landesamts für Denkmalpflege könnten von der Stadt ignoriert werden. Sie hätten durch zurückliegende gesetzliche Änderungen in Bayern ihre schützende Wirkung verloren.

Auf diesem Weg könnte eine Stadt ihre gesetzliche Pflicht zum Schutz eines Denkmals in eine Erlaubnis zum Abriss verwandeln. Da die Stadtratsmehrheit in Würzburg beschlossen hat, mit einem Investor zu verhandeln, der den Totalabriss plant, scheint sie willens, diesen rechtlich umstrittenen Weg im Falle der Mozartschule zu gehen. [8] Dieses Verfahren wäre formal möglich; sein Ergebnis gilt jedoch als 'materiell rechtswidrig'. Ein normaler Würzburger Bürger kann dagegen nicht klagen, da nur öffentliche Interessen aber nicht seine individuellen Rechte geschädigt werden. Klagen könnte allenfalls ein Eigentümer eines in der Nachbarschaft liegenden weiteren Denkmals. Dessen individuelle Rechte wären betroffen, da durch den Abriss der historische Wert des Gesamtensembles gemindert würde. Ob ein solcher Eigentümer in der Nachbarschaft klagen wird, ist derzeit offen.

Geschichte

Schulgeschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zerstörung Würzburgs musste das Schulsystem der Stadt neu organisiert und wieder errichtet werden. Im Zuge dessen nahm 1946 auch die Mozartschule als kommunale Bildungseinrichtung für Mädchen ihren Betrieb als Nachfolger der Städtischen höheren Lehranstalt für Mädchen unter neuen Vorzeichen auf. Der Name und die Klassenräume wurden dabei von dieser zwischen 1937 und 1945 bestehenden städtischen Mädchenoberschule übernommen.

Ab 1945 war die Schule eine Oberschule bzw. Oberrealschule für Mädchen, dann ein Mädchenrealgymnasium. Zeitweise war eine Mädchen-Mittelschule angegliedert, die sich später zum Schönborn-Gymnasium entwickelte. Erst seit 1966 bestand der Titel „Mozart-Gymnasium”.

In den ersten Jahren befand sich der Lehrbetrieb im ehemaligen Schulgebäude der Englischen Fräulein. Dann entstand der Neubau auf städtischem Gelände zwischen Maxstraße und Hofstraße. Der Einzug in die dort errichteten Gebäude erfolgte 1957.

Zu der neusprachlichen Ausrichtung mit Englisch oder Latein als erste Fremdsprache trat 1965 ein sozialwissenschaftlicher Zweig. Die Schule öffnete sich 1977 für die Aufnahme von Jungen und die Durchführung koedukativen Unterrichts. Die Schule legte viel Wert auf eine positive Atmosphäre unter den SchülerInnen bzw. zwischen SchülerInnen und Lehrerschaft. Dazu trugen auch vielfältige Angebote außerhalb des regulären Unterrichts bei (künstlerische, musikalische und sportliche Nachmittagsangebote).

Trotz der großen Beliebtheit der Schule (die stetig steigenden Anmeldezahlen führten zu häufiger Raumknappheit) werden 1993 erste Pläne der Stadt zum Verkauf des Schulgeländes und zu einer möglichen Verlegung an den Stadtrand bekannt. Gründe waren insbesondere eine notwendige Entlastung des städtischen Haushalts und Überlegungen zum Verkauf des zentral und attraktiv gelegenen Geländes. Ab 1997 durften nur mehr zwei fünfte Klassen gebildet werden. Trotz Protesten der Bevölkerung und eines Bürgerentscheids (der für den Erhalt des MOZ als eigenständige Schule votierte) entschied der Stadtrat 1999 die Zusammenlegung mit dem Schönborn-Gymnasium an dessen Standort (Frauenlandplatz) zum Mozart-Schönborn-Gymnasium (heute befindet sich dort das Dag-Hammarskjöld-Gymnasium). 2001 wurde der Schulbetrieb des MOZ im Gebäude Maxstraße/Hofstraße eingestellt.

Die Schließung der Schule führt zu erheblichen Kapazitätsproblemen bei den verbliebenen Gymnasien. So muss das Siebold-Gymnasium gegenwärtig neun Schulklassen, das Riemenschneider-Gymnasium vier Klassen in die Gebäude des Mozart-Gymnasiums zurückverlagern. Der Schulbetrieb im Haus geht weiter, ohne dass die Schüler und Lehrer hier zuhause sind. Der gegenwärtige städtische Schulreferent Muchtar Al Ghusain bezeichnet die Schließung der Schule durch den Stadtrat im Jahr 2001 heute als großen Fehler. [9]

Abrisspläne für eine Einkaufsgalerie

2007 beschloss der Stadtrat einstimmig die Entwicklung einer Einkaufsgalerie von etwa 14.500 m² auf dem Gelände Mozart-Gymnasium/Kardinal-Faulhaber-Platz mit einem Totalabriss der bisherigen Bausubstanz.

2012 wurde europaweit ein Investorenwettbewerb für das Areal ausgeschrieben. Entstehen sollte hier nach den Planungen des Stadtrats ein bis zu fünf Stockwerke hoher Neubau mit Einkaufszentrum, Hotel, Gastronomie und Wohnungen. Die Stadt erhoffte sich daraus einen Erlös von elf Millionen Euro. [10]

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege machte erhebliche Bedenken geltend. Sowohl der Abriss des Einzeldenkmals Mozartschule als auch die vollflächige, mehrgeschossige Überbauung unter Wegfall des Kardinal-Faulhaber-Platzes wurde abgelehnt. [11]

Bewerbung um das Museum der Bayerischen Geschichte

Ausstellung im Foyer zur Baugeschichte des MOZ (2013)

Im Jahr 2011 unterbrach die Stadt ihre Abrissplanungen und bewarb sich mit dem Gebäude des Mozart-Gymnasiums um das Museum der Bayerischen Geschichte. Im Bewerbungsverfahren bezeichnete die Stadt die originalgetreue Renovierung des Gebäudes, die Anpassung an aktuelle technische Standards und die Einrichtung eines Museums als lohnende Aufgabe. Die Bewerbungsbroschüre [12] sprach von einem „Leuchtturmprojekt […] mit völlig neuer Konzeption“ (S. 8.

Über die anliegende Hofstraße hieß es, sie sei „seit Barbarossas Zeiten historischer Grund im Zentrum von Würzburg.“ (S. 40). Hier lägen „Zeugnisse aus sämtlichen Epochen der Würzburger Stadtgeschichte.“ (S. 40). Über das Gebäude des Mozart-Gymnasiums hieß es, es sei „ein repräsentativer Gesamtkomplex“ und ein „typischer Repräsentant seiner Epoche.“ (S. 43). Zusammenfassend bewarb die Broschüre die Mozartschule mit den Worten: „DIESES QUARTIER. Dieser Ort in Würzburg. Was für ein mutiger, integrativer, zukunftsweisender Standort für ein Museum.“ (S. 3).

Mit zahlreichen Fotos belegte die Broschüre die Qualität von Architektur, Ausstattung und Wandgemälden der Mozartschule. (S. 43-47). Die technische Ertüchtigung des Gebäudes, so hieß es im Text, sei „eine lohnende Herausforderung“. Erreichbar sei eine „weitestgehende Energieeffizienz, ohne die ursprüngliche Leichtigkeit des Gebäudes und seine Entwurfsqualität zu konterkarieren.“ (S. 48). Die Broschüre endete mit einer Vision des „Flairs der 50er“ im fertiggestellten Museum: „Diese gebohnerten Natursteinplatten ... zum Glück erhalten, wie überhaupt der gesamte Gebäudeteil an der Hofstraße. Die Schulzeit, der Abi-Ball, … das CENTRAL Programmkino…Hinein ins Vergnügen! Geduldigt sei der Lust an der Erkenntnis!“ (S. 50).

Der Freistaat Bayern vergab das Landesmuseum schließlich an Regensburg. Daraufhin nahm die Stadt ihre Planungen zum Totalabriss der Mozartschule und zur Errichtung eines Einkaufszentrums erneut auf. Oberbürgermeister Christian Schuchardt bezeichnete diesen Wechsel von Abrissplanung und Auslobung des Gebäudes im Kommunalwahlkampf 2014 als "schizophren". [13]

Am Erhalt des Denkmals interessierte Bürger nahmen die Bewerbung zum Anlass, die Mozartschule, neben ihren anderen Funktionen, als Standort für eine stadtgeschichtliche Ausstellung vorzuschlagen. Auch der städtische Kultur-, Schul- und Sportreferent und Bürgermeisterkandidat Muchtar Al Ghusain und der Stadtheimatpfleger Dr. Hans Steidle vertraten dieses Konzept. [14]

Nutzung bis Sanierungsbeginn

Gegen den äußeren Anschein wurden alle Räume des ehemaligen Mozart-Gymnasiums bis zum Sanierungsbeginn 2021 genutzt. Die Stadt musste Mietanfragen, wie von einer Würzburger Hochschule, zurückweisen, weil kein Raum frei war. Zu den Hauptnutzern gehörten jene in Würzburg verbliebenen Gymnasien, die wegen der Schließung des Mozart-Gymnasium durch die Stadt im Jahr 2001 die ihnen nun zugewiesenen Schüler nicht unterbringen konnten. Diese Schulen waren gezwungen, mehrere Klassen ins ehemalige Gymnasium auszulagern. Das Siebold-Gymnasium hatte neun Schulklassen hierher ausgelagert, das Riemenschneider-Gymnasium vier. Weitere Hauptnutzer war die private Wirtschaftsschule Main-Bildung. Weitere Nutzer waren die VHS, das Standesamt, die Heiner-Reitberger-Stiftung, die Sing- und Musikschule, eine Yogaschule, das Jugend-Symphonieorchester, Vereine, ein Arzt und verschiedene Tanzgruppen. Turnhalle und Gymnastikhalle wurden von unterschiedlichen Sportgruppen genutzt.

Bürgerinitiative „Rettet das MOZ“

Die BI „Rettet das MOZ” wirbt für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes

Die Bürgerinitiative „Rettet das MOZ” [3] hatte sich zum Ziel gesetzt, dem Denkmalschutzgesetz Geltung zu verschaffen und dieses bedeutende Baudenkmal zu erhalten. Es sollte zukünftig möglichst schrittweise saniert werden und kulturellen Zwecken dienen. Am 20. Dezember 2013 wurde von der BI ein Bürgerbegehren zum Erhalt des MOZ gestartet. [15] [8] Zu den Unterzeichnern zählte unter anderem auch der Maler Curd Lessig, der 1957 mit seiner Frau das Wandgemälde „Ballspielende und musizierende Mädchen“ an der Fassade des MOZ schuf. [16] Die Heiner-Reitberger-Stiftung hatte zwischenzeitlich ein Gesamtkonzept für eine zukünftige Nutzung des Schulgebäudes ausgearbeitet. Dieses umfasste u.a. Räume für die Sing- und Musikschule, den Tourismus, Gastronomie und ein Hotel. Der Innenhof inklusive der Hatzfeldschen Gärten sollte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Bürger- und Ratsentscheid

► Nähere Informationen siehe unter Bürgerentscheid MOZ

Nach dem Einreichen der Unterschriften des Bürgerbegehrens durch die BI wurde von der Stadtverwaltung der Termin für den Bürgerentscheid auf den 5. Juli 2015 festgesetzt. Die BI stellte hier die Forderung nach einem Gesamterhalt des MOZ mit weiterer Nutzung für Kultur und Bildung zur Abstimmung.

Der Stadtrat stellte dieser Vorlage einen eigenen Ratsentscheid entgegen, der den Wahlberechtigten am selben Termin vorgelegt wurde. Der Ratsentscheid sah einen Verkauf des Grundstücks Mozartschule/Kardinal-Faulhaber-Platz und einen Teil- oder Gesamtabriss der Schule vor. Der Neubau eines Investors sollte Raum für Einzelhandel, Hotel und Wohnen bieten.

Bei Erfolg des Ratsentscheids sollte eine Woche später eine Bürgerbefragung folgen. Hierbei sollte die Meinung der Bevölkerung bezüglich Gesamtabriss oder Teilerhalt des Hufeisens zur Hofstraße festgestellt werden (ohne rechtliche Bindung). [17]

Beschlossene Sanierung und Nutzungsänderung

Mit einer Mehrheit von 37 zu 8 Stimmen beschloss der Stadtrat am 27. September 2018 die Sanierung und neue Nutzung des „Hufeisentraktes“ (Hofstraße) der ehemaligen Mozartschule. [18] Die Verwaltung hatte den beschlossenen Entwurf auf Grundlage der Bürgerwerkstatt zum Mozart-Areal entwickelt. In dem Konzept werden die wesentlichen Punkte des Bürgerentscheids (2015) erfüllt: Erhalt des Gebäudekomplexes, denkmalschutzrechtliche und energetische Sanierung, Verbleib in öffentlicher Hand und die teilweise kulturelle und öffentliche Nutzung. Aus der Bürgerwerkstatt waren zahlreiche Anregungen aufgenommen und geprüft worden, als bedarfsgerechte, umsetzbare und wirtschaftliche Lösung wurde das nun vorliegende, dreiteilige Nutzungskonzept für das „Hufeisen“ entwickelt. Im Inneren des „Hufeisens“ werden nach der Sanierung, die nach derzeitigem Stand 12,1 Millionen Euro kosten wird, die Sing- und Musikschule und das Mozartfestbüro eine neue Heimat finden. Die benachbarte Hochschule für Musik erhält durch einen Umbau der Turnhalle maßgeschneiderte Seminar- und Proberäume zur Miete. Den Mittelteil mit dem Kinosaal und einer Kaffeebar will die Stadt für öffentliche Nutzungen und Veranstaltungen zur Verfügung stellen. [19] [20] Hier entstehen auch öffentliche Toiletten.

Der „Windmühlentrakt“ (ehemalige Klassenräume) soll von der VR-Bank in Erbbaurecht übernommen werden (Stadtratsbeschluss stand noch aus). Im Inneren werden Büro- und Konferenzräume der Bank entstehen. Ein Teil wird gewerblich vermietet. Der kleine Anbau Richtung Kardinal-Faulhaber-Platz ist für den Umbau zu Mietwohnungen vorgesehen. Die Höfe und Hatzfeldschen Gärten werden mit Wegen durchzogen und es werden mehrere Zugänge geschaffen. Auch das Foyer und das Treppenhaus mit den Wandbildern wird zugänglich sein. Die Arbeiten an der denkmalgerechten Sanierung des gesamten Baukomplexes starteten 2020[21]

Mit dem Frühlingsbeginn 2023 wurde der „Endspurt“ auf der Baustelle am Würzburger Mozart-Areal eingeläutet. Um sich selbst ein Bild vom Fortschritt der Sanierung des „Moz“ machen zu können, erhielten Landrat Thomas Eberth und Oberbürgermeister Christian Schuchardt gemeinsam mit Vertretern ihrer jeweiligen Verwaltungen eine Führung über die Baustelle. Mit an Bord waren außerdem Vertreter des gemeinsamen Zweckverbandes Sing- und Musikschule, der in dem hufeisenförmigen Gebäude gemeinsam mit der Hochschule für Musik und dem Mozartfestbüro sein neues Zuhause finden soll. Der Mitteltrakt mit der großen Eingangshalle, der früheren Aula und Turnhalle der Schule, soll künftig ein Begegnungsraum für Ausstellungen und eine Bühne für kulturelle Veranstaltungen aller Art sein. Der Zweckverband wird damit nicht nur angemessene Räumlichkeiten für Verwaltung und Lehrkräfte erhalten, sondern auch zeitgemäße Unterrichtsräume für die musikpädagogische Breitenarbeit in allen Fachbereichen und den vielfältigen Ensembleangeboten.

Architekt Rainer Kriebel und sein Team haben mit einem Großteil der Bausubstanz den Charakter des 1950er-Jahre-Baus erhalten. Die großen, alten, einfach verglasten Fenster mit „katastrophalen Dämmwerten“ wurden technisch und energetisch auf den heutigen Stand gebracht, die prägenden Gläserfronten bleiben also entgegen der ursprünglichen Planung bestehen. Eine Kombination aus Fernwärme und Deckenheizungen soll das Gebäude am Ende sogar auf Effizienzhaus-Qualität bringen. [22]

Baustellenbesichtigung durch Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Landrat Thomas Eberth am 15. März 2023

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, D-6-63-000-754
  • Suse Schmuck: Die Mozartschule. Hrsg.: Heiner-Reitberger-Stiftung. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Würzburg 2006 (Stadtbücherei Würzburg: Drk 1 Moz)
  • 50 Jahre Mozart-Gymnasium Würzburg. Festschrift und Jahresbericht 1986/87. Hrsg.: Direktorat des Mozart-Gymnasiums, Würzburg 1987
  • Hans Steidle: Ein halbes Jahrhundert kommunaler Schulgeschichte. Das Städtische Mozart-Gymnasium wurde 50 Jahre. In: Würzburg heute, Heft 44/1987

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Die Enkaustik (von altgriechisch ἐγκαυστική [τέχνη] énkaustikē [téchnē], deutsch ‚Kunst, eingebrannte Gemälde zu verfertigen‘) ist eine künstlerische Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund aufgetragen werden. Nähere Informationen zur Enkaustik bei Wikipedia [1]
  2. Abschnitt „Baubeschreibung“ aus: „Für ein Residenzforum auf dem Mozart-Areal - Argumente für ein kulturelles Zentrum in der Würzburger Altstadt“ von Hans Steidle (2014)
  3. Die Heiner-Reitberger-Stiftung hat das Kunstwerke „Das knieende Mädchen mit Trinkschale“ vor dem Eingang der Mozartschule in der Maxstraße 2017 renovieren lassen. Der Steinfigur waren die Hände abgeschlagen worden, der helle Mainsandstein war gerissen und abgeplatzt. (Quelle: Main-Post: „Mädchenstatue an der Mozartschule hat wieder Hände“ (10. April 2017))
  4. An der Wand der Treppe zum ersten Stockwerk blickt der Betrachter auf das von blau-grauen Farbtönen dominierte Wandbild „Die Tierwelt“ von Ludwig Martin (1915 bis 1973). Es ist der erste Teil des sich über vier Geschosse erstreckenden Zyklus „Die Schöpfung“. Im Erdgeschoss sind Urformen des Lebens dargestellt, das Bild im ersten Stock zeigt die Entwicklung zur Tierwelt, auf der zweiten Etage steht der Mensch, symbolisiert durch Adam und Eva, im Mittelpunkt. Im vierten und letzten Bild geht es um das Thema „Der Kosmos“. Der Zyklus steigert sich also inhaltlich von unten nach oben und beinhaltet zahlreiche Details, die einer Betrachtung und Auseinandersetzung wert sind.
  5. Suse Schmuck: Die Mozartschule. Hrsg. Heiner-Reitberger-Stiftung. Würzburg 2001. (mit zahlreichen Detailaufnahmen)
  6. Bei Sgraffito handelt es sich um eine historische Putztechnik, die erstmals in der Renaissance zur Herstellung von Fassadendekorationen eingesetzt wurde. Der Begriff stammt aus dem Italienischen und lässt sich mit Ritz- oder Kratzputz übersetzen. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
  7. Bayerisches Denkmalschutzgesetz
  8. 8,0 8,1 Main-Post: „Am Start: Bürgerbegehren gegen Moz-Abriss“ (20. Dezember 2013)
  9. So Muchtar Al Ghusain auf einer Veranstaltung der Würzburger Bildungshäuser vom 27. Januar 2014 in der Kolping-Akademie. Main-Post: „OB-Kandidaten versprechen Dialog und Transparenz“ (28. Januar 2014)
  10. Main-Post: „Investor fürs Mozart-Areal gefunden“ (12. Dezember 2013)
  11. Stellungnahme des Landesamts für Denkmalpflege aus dem Jahr 2008, Link entnommen aus www.das-moz.de
  12. Broschüre der Stadt Würzburg zu ihrer Bewerbung um das Museum der Bayerischen Geschichte aus dem Jahr 2011 (nicht mehr online)
  13. Christian Schuchardt auf einer Veranstaltung der Würzburger Bildungshäuser vom 27. Januar 2014 in der Kolping-Akademie: „Da geht man beim Moz hin und will das abreißen und eine Einkaufsgalerie machen. Dann bewirbt man sich erfolglos als Landesmuseum und betont die Werthaltigkeit des Gebäudes. Wie schizophren ist denn das?“ Main-Post: „OB-Kandidaten versprechen Dialog und Transparenz“ (28. Januar 2014) (mit Zitat)
  14. Main-Post: „Die Frankenhalle bleibt Al Ghusains Vision“ (18. Dezember 2013)
  15. Pressemitteilung zum Start des Bürgerbegehrens
  16. Main-Post: „Maler Curd Lessig unterschreibt für Moz“ (18. Februar 2014)
  17. Main-Post: „Moz: OB lässt Bürger alles entscheiden“ (19. Januar 2015)
  18. 82. Sitzung des Stadtrates: „Auszug - Sanierung und Umnutzung der ehem. Mozartschule; Finanzierung und Umsetzung des Nutzungskonzepts für den sog. Hufeisentrakt der ehemaligen Mozartschule für die dauerhafte Unterbringung der Hochschule für Musik, der Sing- und Musikschule Würzburg und von Verwaltungs- und öffentlichen Veranstaltungsräumen (27. September 2018)
  19. Pressemitteilung der Stadt Würzburg vom 20. September 2018
  20. Main-Post: „Nutzungskonzept für das Moz-Hufeisen ist beschlossene Sache“ (27. September 2018)
  21. Informationen aus der öffentlichen Bürgerinfoveranstaltung am 22. Oktober 2018
  22. Pressemitteilung Landkreis Würzburg: „Endspurt an der Baustelle Mozartschule Würzburg: Übergabe an Sing- und Musikschule Würzburg und Hochschule für Musik noch für 2023 geplant“ (24. März 2023)

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