Domstraße
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Die Domstraße liegt in der Altstadt zwischen Dom und Grafeneckart (Rathaus). Von der Alten Mainbrücke aus öffnet sie den direkten Blick auf den Dom. In früheren Jahrhunderten war sie einer der wichtigsten Handelswege in der Stadt und hatte bis Ende des 14. Jahrhunderts auch die Funktion einer Marktstraße.
Die Domstraße ist heute Teil der Fußgängerzone und wird von der Straßenbahn durchfahren. Etwa auf halber Strecke verbreitert sich die Domstraße zum Sternplatz. In der Domstraße befindet sich der Grafeneckart als Teil des Rathauses.
Verlauf
Die Domstraße verläuft von West nach Ost auf einer geraden Linie und verbindet damit die Alte Mainbrücke und den Dom.
Namensherkunft
Der Name stammt von seiner Lage als Hauptachse zum Dom hin. Bis in das 15. Jahrhundert wurde sie aber Marktstraße (oder nur Markt) genannt, da dort der tägliche Markt stattfand sowie Jahrmärkte veranstaltet wurden. Der Bereich um den Grafeneckart hieß bis ins 12. Jahrhundert Grafenbann und später Jauffertsmarkt. Der Name Domstraße bürgerte sich erst im 17. Jahrhundert ein. Vor den Häusern 14, 16, 18, 20 und 22 befand sich bis in das 16. Jahrhundert der Leder- und Schuhmarkt.
Geschichte
- Ab Mitte des 11. Jahrhunderts wurde auf der neu entstandenen Straße zum Dom der Markt abgehalten. Die Straße zählte somit von Beginn an zu den Hauptschlagadern der Stadt.
- Mit der neu errichteten Mainbrücke wurde um 1133 auch die Marktstraße (heute Domstraße) erneuert.
- In der Domstraße wurde ab 1328 jährlich ab dem 19. Oktober die St.-Gallen-Messe (später: Fastenmesse) veranstaltet. Von 1328 bis zum Ende des 14. Jahrhunderts fanden in der Domstraße auch die Kilianimesse und Allerheiligenmesse statt. Die Kaufleute setzten durch, dass sie sich für die Zeit der Messen in die dortigen Krämerläden einmieten durften. Am Übergang zur Karmelitenstraße befanden sich Fleischbänke [1], Garköche [2], im Bereich des Sternplatzes wurden Eier angeboten und der Fischmarkt abgehalten.
- 1381 wurde die Fronleichnamsprozession in Würzburg eingeführt und verlief vom Dom über die damalige Marktstraße Richtung Main.
- 1410 diente sie als Trenngrenze für die erstmals eingeführten Stadtviertel.
Der Stadthistoriker Werner Dettelbacher beschreibt die Marktstraße folgendermaßen:
„Der tägliche Markt beherrschte die Domstraße von der Domtreppe bis zum ersten Brückenbogen (der Alten Mainbrücke, Anm.). Die teuersten Mieten waren für die Kramläden an der Treppe zu zahlen, wo Kerzen, Wachs, Rosenkränze, Honig, Lebkuchen und Gewürze feilgehalten wurden. An der Ecke zur Plattnergasse, wo die Panzerschmiede arbeiteten, wurde Leinwand verkauft, in der Arztlade daneben Arzneien. Dort befreiten Steinschneider ihre Patienten ohne örtliche Betäubung von schmerzhaften Kristallen in Galle, Niere und Blase. Domstraßenabwärts saßen die Sattler, die kein Leder verkaufen durften; das war den Kordwenern vorbehalten, die ihr Gewölbe neben der Schustergasse hatten. Neben den Sattlern handelte man mit Schnüren, Peitschen und Flegeln, saßen die Eierhöker (Eierverkäufer, Anm.). Am Ziehbrunnen vorm Rathaus wirkten die Altreußen (Schuhflicker) und bis zur Karmelitengasse die Garköche, deren Grillduft den Ratsherren schlankweg in die Nase stieg.“
– Werner Dettelbacher: „Würzburg im Spiegel der Jahrhunderte. Bilddokumente aus der Zeit von 1493-1873”, Stürtz Verlag, Würzburg 1976, S. 18 & 19
1891 wurde mit dem Bau der Pferdebahn begonnen, ein Jahr später wurde die Strecke in Betrieb genommen. Bis 1894 trennte das alte Landgericht den Kürschnerhof von der Domstraße. Lediglich eine schmale Durchfahrt stand für Pferdefuhrwerke und Fußgänger zur Verfügung. Die Domstraße war eine Sackgasse und vom Kürschnerhof optisch abgeschlossen. Erst durch dessen Abriss des alten Landgerichts wurde eine großflächige Verbindung von Domstraße und Kürschnerhof geschaffen. 1899 durchfuhr die erste elektrische Straßenbahn die Domstraße.
Historische Abbildungen
Bäckerei Gustav Zierlein in der Domstraße 21 (1913)
Weihnachtlich geschmückte Domstraße mit dem Vierröhrenbrunnen (1938)
Blick von der Alten Mainbrücke in die Domstraße (1986) (© Roland Pleier)
Damals und heute
Sehenswürdigkeiten
Einige Würzburger Sehenswürdigkeiten befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Domstraße:
Unternehmen
- Filiale der Sparkasse Mainfranken Würzburg (Domstr. 1)
- Bank Julius Bär (Domstr. 2)
- comma Store (Domstr. 2)
- Marktcafé Brandstetter mit Stehcafé (Domstr. 3)
- Media-Markt (Domstr. 5)
- Severin - Männer-Mode (Domstr. 6-8)
- Kiliansbäck (Domstr. 7)
- Schlier GmbH (Domstr. 9-11)
- Edeka-Markt (Domstr. 10)
- Juwelier Scheuble (Domstr. 12) [3]
- Hofjuwelier Guttenhöfer (Domstr. 13)
- J. A. Hofmann Nachf. (Domstr. 13)
- Kresinsky - brillen.kontaktlinsen.hörgeräte (Domstr. 15)
- Goldschmiede Markus Engert (Domstr. 18)
- Tee Gschwendner (Domstr. 19)
- Friseursalon Andreas Schraud & Team (Domstr. 22 am Sternplatz) [4]
- Nordsee (Domstr. 23)
- Kundenzentrum der WVV (Domstr. 26 am Sternplatz) (seit November 2013)
- Optik Horn (Domstr. 28) (vormals Schuh-Mohr)
- Juwelier Reichart (Internet-Juwelier) (Domstr. 28)
- Rituals (Domstr. 30/32)
- Juwelier Endres (mit Weltzeituhr) (Domstr. 36)
Ehemalige Unternehmen
- Koffer-Sans (Inh.: Eugen Sans), Lederwarengeschäft (Domstr. 4) (bis 1988)
- Kupsch-Markt (Domstr. 10)
- Schuh-Mohr (Domstr. 28) (bis 31. März 2016)
Gastronomie
Direkt in der Domstraße gibt es wenig Gastronomie. Allerdings befinden sich viele gastronomische Einrichtungen in unmittelbarer Nähe in den angrenzenden Straßen.
- Marktcafé Brandstetter mit Stehcafé (Domstr. 3)
- Kiliansbäck mit Café (Domstr. 7)
- Eiscafé Benito (Domstr. 9)
- Heinrich (Domstr. 20 am Sternplatz)
- Nordsee (Domstr. 23)
- Quo Vadis (Domstr. 24 am Sternplatz)
- YOMARO (Domstr. 32)
Ehemalige Gastronomiebetriebe
- Sternbar (Domstr. 20 am Sternplatz)
- Gasthaus zum Stern (Domstr. 24 am Sternplatz)
Einrichtungen
- Verbraucherzentrale Bayern e.V. (Domstr. 10)
- Weltzeituhr (Domstr. 36)
- I-Punkt-Kirche (Domstr. 40)
- Dom-Info (Domstr. 40)
ÖPNV
Stolpersteine
In der Domstraße wurden folgende Stolpersteine verlegt:
Adresse | Erinnerung an / Historische Notizen | Verlegejahr | ||
Domstraße 5 | Für Wolf, Mina und Ruth Bajowicz / Schon wenige Monate nach der Machtübernahme durch die Nazis emigrierte Wolf mit seiner Familie wie alle anderen Angehörigen nach Belgien. Ruth und ihre Eltern Wolf und Mina wurden am 28. August 1942 in Bruguieres (Haute Garonne) verhaftet und ins Lager Noe gebracht. Zu einem nicht mehr ermittelbaren Termin erfolgte ihr Transport nach Drancy zusammen mit Regina Bajowicz, der Frau ihres Onkels Moritz; am 4. September 1942 dann mit dem Convoi Nr. 28 die Deportation nach Auschwitz, wo sie alle ums Leben kamen. | 2020 | ||
Domstraße 15 | Für Tina, Arnold, Alex, Erich Bukofzer / Als die wirtschaftliche Lage immer schwieriger wurde, übersiedelte die Familie Bukofzer im April 1936 von Würzburg nach Berlin. Am 29. Oktober 1941 wurden alle Familienmitglieder ins Ghetto nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert und von dort am 7. Mai 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno). Dort wurden alle vier ermordet. | 2020 | ||
Domstraße 26 | Für Adolf und Natalie (Hannchen) Hamburger
|
2009 | ||
Domstraße 26 | Für Valerie (Valeria, Käthe Erna) Heß / Am 17. Juni 1943 von Würzburg nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. | 2013 | ||
Domstraße 26 | Für Abraham und Sura Bajowicz / Schon bald nach der Machtübernahme durch die Nazis emigrierte Abraham mit seiner Ehefrau Sura und fast allen Geschwistern nach Belgien. Dort verhaftete man die beiden 1943 und brachte sie ins Sammellager Mechelen, von wo sie am 31. Juli 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Aufgrund ihres Alters ist anzunehmen, dass beide zu den ca. 1000 Deportierten gehörten, die sofort von der Rampe selektiert und ermordet wurden und nicht zu den knapp 500, deren Vernichtung durch Ausbeutung ihrer Arbeitskraft erfolgen sollte. Die Spur von Abraham verliert sich ebenso wie die seiner Ehefrau. | 2020 | ||
Domstraße 32 | Für Samuel, Berta und Karola Nußbaum
|
2012 | ||
Siehe auch
Quellen
- Der Abschnitt Geschichte basiert teilweise auf: Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen. Band I. Fränkische Gesellschaftsdruckerei GmbH, Würzburg 1967, S. 41/42
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 105
Angrenzende Straßen
Wichtige Orientierungspunkte sind natürlich die Alte Brücke, das historische Rathaus Grafeneckart und der Dom; verkehrsmäßig am wichtigsten vielleicht ihre Kreuzung mit dem Kürschnerhof kurz vor dem Dom (geht weiter zur Schönbornstraße). Angrenzende Straßen und Plätze sind:
- im Norden
- Lang-, Schuster- und Blasiusgasse, Kürschnerhof
- im Osten
- Kiliansplatz
- im Süden
- Glockengasse, Beim Grafeneckart, Augustinerstraße, Dompassage, Sternplatz, Plattnerstraße
- im Westen
- Alte Mainbrücke, Karmelitenstraße, Beim Grafeneckart