Domstraße

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Domstraße  

Stadtbezirk: Altstadt
Postleitzahl: 97070
Straßenbahn: Linie 1,3,4,5

Blick auf die westliche Domstraße mit dem Grafeneckart (2019)
Blick auf die Domstraße mit dem Dom St. Kilian (2019)
Blick auf die Domstraße mit dem Dom St. Kilian (2019)
Blick aus Richtung Mainbrücke auf die Domstraße (2012)

Die Domstraße liegt in der Altstadt zwischen Dom und Grafeneckart (Rathaus). Von der Alten Mainbrücke aus öffnet sie den direkten Blick auf den Dom. In früheren Jahrhunderten war sie einer der wichtigsten Handelswege in der Stadt und hatte bis Ende des 14. Jahrhunderts auch die Funktion einer Marktstraße.

Die Domstraße ist heute Teil der Fußgängerzone und wird von der Straßenbahn durchfahren. Etwa auf halber Strecke verbreitert sich die Domstraße zum Sternplatz. In der Domstraße befindet sich der Grafeneckart als Teil des Rathauses.

Verlauf

Die Domstraße verläuft von West nach Ost auf einer geraden Linie und verbindet damit die Alte Mainbrücke und den Dom.

Namensherkunft

Der Name stammt von seiner Lage als Hauptachse zum Dom hin. Bis in das 15. Jahrhundert wurde sie aber Marktstraße (oder nur Markt) genannt, da dort der tägliche Markt stattfand sowie Jahrmärkte veranstaltet wurden. Der Bereich um den Grafeneckart hieß bis ins 12. Jahrhundert Grafenbann und später Jauffertsmarkt. Der Name Domstraße bürgerte sich erst im 17. Jahrhundert ein. Vor den Häusern 14, 16, 18, 20 und 22 befand sich bis in das 16. Jahrhundert der Leder- und Schuhmarkt.

Geschichte

  • Ab Mitte des 11. Jahrhunderts wurde auf der neu entstandenen Straße zum Dom der Markt abgehalten. Die Straße zählte somit von Beginn an zu den Hauptschlagadern der Stadt.
  • Mit der neu errichteten Mainbrücke wurde um 1133 auch die Marktstraße (heute Domstraße) erneuert.
  • In der Domstraße wurde ab 1328 jährlich ab dem 19. Oktober die St.-Gallen-Messe (später: Fastenmesse) veranstaltet. Von 1328 bis zum Ende des 14. Jahrhunderts fanden in der Domstraße auch die Kilianimesse und Allerheiligenmesse statt. Die Kaufleute setzten durch, dass sie sich für die Zeit der Messen in die dortigen Krämerläden einmieten durften. Am Übergang zur Karmelitenstraße befanden sich Fleischbänke [1], Garköche [2], im Bereich des Sternplatzes wurden Eier angeboten und der Fischmarkt abgehalten.
  • 1381 wurde die Fronleichnamsprozession in Würzburg eingeführt und verlief vom Dom über die damalige Marktstraße Richtung Main.
  • 1410 diente sie als Trenngrenze für die erstmals eingeführten Stadtviertel.

Der Stadthistoriker Werner Dettelbacher beschreibt die Marktstraße folgendermaßen:

„Der tägliche Markt beherrschte die Domstraße von der Domtreppe bis zum ersten Brückenbogen (der Alten Mainbrücke, Anm.). Die teuersten Mieten waren für die Kramläden an der Treppe zu zahlen, wo Kerzen, Wachs, Rosenkränze, Honig, Lebkuchen und Gewürze feilgehalten wurden. An der Ecke zur Plattnergasse, wo die Panzerschmiede arbeiteten, wurde Leinwand verkauft, in der Arztlade daneben Arzneien. Dort befreiten Steinschneider ihre Patienten ohne örtliche Betäubung von schmerzhaften Kristallen in Galle, Niere und Blase. Domstraßenabwärts saßen die Sattler, die kein Leder verkaufen durften; das war den Kordwenern vorbehalten, die ihr Gewölbe neben der Schustergasse hatten. Neben den Sattlern handelte man mit Schnüren, Peitschen und Flegeln, saßen die Eierhöker (Eierverkäufer, Anm.). Am Ziehbrunnen vorm Rathaus wirkten die Altreußen (Schuhflicker) und bis zur Karmelitengasse die Garköche, deren Grillduft den Ratsherren schlankweg in die Nase stieg.“

Werner Dettelbacher: „Würzburg im Spiegel der Jahrhunderte. Bilddokumente aus der Zeit von 1493-1873”, Stürtz Verlag, Würzburg 1976, S. 18 & 19

1891 wurde mit dem Bau der Pferdebahn begonnen, ein Jahr später wurde die Strecke in Betrieb genommen. Bis 1894 trennte das alte Landgericht den Kürschnerhof von der Domstraße. Lediglich eine schmale Durchfahrt stand für Pferdefuhrwerke und Fußgänger zur Verfügung. Die Domstraße war eine Sackgasse und vom Kürschnerhof optisch abgeschlossen. Erst durch dessen Abriss des alten Landgerichts wurde eine großflächige Verbindung von Domstraße und Kürschnerhof geschaffen. 1899 durchfuhr die erste elektrische Straßenbahn die Domstraße.

Historische Abbildungen

Damals und heute

Sehenswürdigkeiten

Einige Würzburger Sehenswürdigkeiten befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Domstraße:

Unternehmen

Blick vom Domvorplatz Richtung Grafeneckart (2017)
Domstraße, Blick vom Domvorplatz in Richtung Grafeneckart (2012)
Juwelier Endres mit Weltzeituhr
Uhren Endres (1954)

Ehemalige Unternehmen

  • Koffer-Sans (Inh.: Eugen Sans), Lederwarengeschäft (Domstr. 4) (bis 1988)
  • Kupsch-Markt (Domstr. 10)
  • Schuh-Mohr (Domstr. 28) (bis 31. März 2016)

Gastronomie

Direkt in der Domstraße gibt es wenig Gastronomie. Allerdings befinden sich viele gastronomische Einrichtungen in unmittelbarer Nähe in den angrenzenden Straßen.

Ehemalige Gastronomiebetriebe

Einrichtungen

ÖPNV

Straßenbahn.png Nächste Straßenbahnhaltestellen: Rathaus, Dom


Stolpersteine

In der Domstraße wurden folgende Stolpersteine verlegt:

Adresse Erinnerung an / Historische Notizen Verlegejahr
Domstraße 5 Für Wolf, Mina und Ruth Bajowicz / Schon wenige Monate nach der Machtübernahme durch die Nazis emigrierte Wolf mit seiner Familie wie alle anderen Angehörigen nach Belgien. Ruth und ihre Eltern Wolf und Mina wurden am 28. August 1942 in Bruguieres (Haute Garonne) verhaftet und ins Lager Noe gebracht. Zu einem nicht mehr ermittelbaren Termin erfolgte ihr Transport nach Drancy zusammen mit Regina Bajowicz, der Frau ihres Onkels Moritz; am 4. September 1942 dann mit dem Convoi Nr. 28 die Deportation nach Auschwitz, wo sie alle ums Leben kamen. 2020
Domstraße 15 Für Tina, Arnold, Alex, Erich Bukofzer / Als die wirtschaftliche Lage immer schwieriger wurde, übersiedelte die Familie Bukofzer im April 1936 von Würzburg nach Berlin. Am 29. Oktober 1941 wurden alle Familienmitglieder ins Ghetto nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert und von dort am 7. Mai 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno). Dort wurden alle vier ermordet. 2020
Domstraße 26 Für Adolf und Natalie (Hannchen) Hamburger
Adolf: deportiert am 27. November 1941 nach Riga, ermordet vermutlich 1942 in Riga
Natalie: geb. Kahn, deportiert am 23. September 1942 nach Theresienstadt, ermordet am 5. Juni 1943 in Theresienstadt
2009
Domstraße 26 Für Valerie (Valeria, Käthe Erna) Heß / Am 17. Juni 1943 von Würzburg nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. 2013
Domstraße 26 Für Abraham und Sura Bajowicz / Schon bald nach der Machtübernahme durch die Nazis emigrierte Abraham mit seiner Ehefrau Sura und fast allen Geschwistern nach Belgien. Dort verhaftete man die beiden 1943 und brachte sie ins Sammellager Mechelen, von wo sie am 31. Juli 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Aufgrund ihres Alters ist anzunehmen, dass beide zu den ca. 1000 Deportierten gehörten, die sofort von der Rampe selektiert und ermordet wurden und nicht zu den knapp 500, deren Vernichtung durch Ausbeutung ihrer Arbeitskraft erfolgen sollte. Die Spur von Abraham verliert sich ebenso wie die seiner Ehefrau. 2020
Domstraße 32 Für Samuel, Berta und Karola Nußbaum
Samuel: deportiert am 23. September 1942 nach Theresienstadt und dort am 18. April 1944 ermordet
Berta: deportiert am 27. November 1941 nach Riga-Jungfernhof, dort oder in der Nähe ermordet
Karola: deportiert am 27. November 1941 nach Riga-Jungfernhof, dort oder in der Nähe ermordet
2012

Siehe auch

Quellen

Angrenzende Straßen

Wichtige Orientierungspunkte sind natürlich die Alte Brücke, das historische Rathaus Grafeneckart und der Dom; verkehrsmäßig am wichtigsten vielleicht ihre Kreuzung mit dem Kürschnerhof kurz vor dem Dom (geht weiter zur Schönbornstraße). Angrenzende Straßen und Plätze sind:

im Norden
Lang-, Schuster- und Blasiusgasse, Kürschnerhof
im Osten
Kiliansplatz
im Süden
Glockengasse, Beim Grafeneckart, Augustinerstraße, Dompassage, Sternplatz, Plattnerstraße
im Westen
Alte Mainbrücke, Karmelitenstraße, Beim Grafeneckart

Kartenausschnitt

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