Eulogius Böhler
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Eulogius Böhler, auch Elogius oder Logi, (* 30. Januar 1861 in Bergalingen bei Säckingen, † 5. Juni 1943 in Würzburg) war ein bekannter fränkischer Kunst- und Kirchenmaler.
Familiäre Zusammenhänge
Böhler kam zusammen mit seinem Zwillingsbruder Ignatius als uneheliches Kind einer Katharina und des Chrysostomus Böhler zur Welt. Seine Eltern waren bescheidene Leute aus einfachen Verhältnissen, die in der kärglichen Umgebung des vorderen Hotzenwaldes [1] am Rande des südlichen Schwarzwaldes lebten. Der Ehe mit Katharina entstammten noch weitere Kinder, von denen jedoch nicht alle das Erwachsenenalter erreichten.
Leben und Wirken
Böhler besuchte zunächst die Volksschule in Lörrach und fiel hier und in der folgenden Fortbildungsschule durch sein Zeichentalent auf. Den Eltern war es jedoch finanziell nicht möglich, dem Sohn eine Zeichenausbildung zu finanzieren. Nach mehreren Wohnsitzwechseln siedelt die Familie in den 1870er Jahren nach Lörrach um, wo der Vater als Textilfabrikarbeiter Arbeit fand. In der gleichen Stadt begann Eulogius eine Lehre als Tüncher und Anstreicher und erlernte das Handwerk eines „Stubenmalers“. Seine künstlerische Entwicklung bezeugen die ersten Ölgemälde wie „Burg Rötteln bei Lörrach“ und „Das Kirchlein im Kaisergebirge“, die er seinem Meister gleichsam als Gesellenstücke schenkte.
Der junge Böhler trat seine Lehr- und Wanderjahre an, verließ die Familie und machte sich auf nach München, wo er abends eine Kunstschule besuchte, um sein Talent zu fördern. Im Jahr 1881 kam er zwanzigjährig nach Würzburg. Hier arbeitete er bei Georg Wahler in der Wallgasse 8 als Gehilfe, konnte allerdings auch als Maler und Restaurator erste Aufträge annehmen. Insbesondere die Restaurierungen von Bildern fränkischer Barockmaler wie Georg Anton Urlaub und Januarius Zick wurden die Spezialgebiete Böhlers.
Gleichzeitig arbeitete Eulogius gelegentlich auch als freier Mitarbeiter für das Atelier Franz Wilhelm Driesler und erwirtschaftete so seine finanzielle Unabhängigkeit. Im Jahr 1888 heiratete er die Würzburgerin Elisabeth Katzenberger, mit der er sechs Söhne und zwei Töchter haben sollte. Die Eheschließung und die Geburt der Kinder führten auch dazu, dass die Familie die kleine Wohnung in der Semmelstraße aufgab und sich ein eigenes, kleines Haus samt Atelier im Leutfresserweg baute.
Im Jahr 1910 hatte Böhler genug Geld verdient, um sich selbstständig zu machen. Die neobarocke Kunstrichtung, die er vertrat, erfreute sich höchster Beliebtheit und Böhler erhielt viele Aufträge durch die katholische Kirche, die um die Jahrhundertwende über die notwendigen Mittel verfügte, um barocke Decken- und Wandgemälde zu restaurieren oder neue in Auftrag zu geben. Allein zwischen 1910 und 1914 steuerte Böhler über zwölf große Ausstattungselemente für fränkische Kirchen bei. Vor allem Deckengemälde und Kreuzwegstationen waren das Spezialgebiet des Würzburgers.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die beschaulichen und erfolgreichen Jahre unterbrochen und es war ein Rückgang der Aufträge zu bemerken. Für Kirchenausmalungen gab es weder Geld noch öffentliches Interesse. Während des Krieges fiel Böhlers Sohn Rudolf an der Front. Nach dem Krieg musste Böhler zunehmend auch Kirchen außerhalb Frankens bemalen, da die Inflation (1914-1923) seine Ersparnisse vernichtet hatte. So trat er in Hessen, Rheinhessen und der Pfalz in Erscheinung. Im Jahr 1927 verlor Eulogius Böhler seine Frau Elisabeth. Die Kinder waren inzwischen aus dem Haus, eine Haushälterin versah ihm den Haushalt. Böhler stürzte sich noch stärker in die Arbeit und malte in den folgenden Jahren noch zahlreiche Kirchen aus. Seine letzte Kirche in Drommersheim bei Bingen bemalte er neunundsiebzigjährig im Jahr 1939.
Mitgliedschaften
Eulogius Böhler war Mitglied des Würzburger Kunstvereins und seit 21. März 1908 der Hetzfelder Flößerzunft. Seine Werke sind mit dem Kürzel „EWB” signiert. Einige Skizzen zu seinen Werken sind in der Städtischen Galerie im Museum im Kulturspeicher erhalten.
Letzte Ruhestätte
Eulogius Böhler fand seine letzte Ruhestätte auf dem Würzburger Hauptfriedhof.
Werke (Auswahl)
Unter anderem schuf Böhler folgende Werke in Stadt und Landkreis Würzburg:
- Ölgemälde „Würzburg vom Steinberg” (1889)
- Kgl. Musikschule Würzburg/Altstadt: Wandbild „Sinfonia” im Treppenhaus zum Konzertsaal (1891), 1945 zerstört
- Wandgemälde mit gelber Postkutsche in der Gastwirtschaft Postkutscherl (1897)
- Kath. Pfarrkirche St. Georg im Auber Stadtteil Baldersheim: Deckengemälde „Hl. Georg“, „Anbetung des Jesuskindes“ und „Hl. Laurentius“ (1901)
- Evang.-Luth. Kirche in Uengershausen (Markt Reichenberg): Hochaltargemälde (1902)
- Kloster Oberzell (Gemeinde Zell a. Main): Restaurierung des Deckengemäldes von Johann Zick sowie eigene Gemälde z.B. Chordecke, Vierungskuppel (1902)
- Evang.-Luth. Pfarrkirche St. Bartholomäus in Uettingen: Deckenbild „Christi Himmelfahrt” (1906)
- Kath. Pfarrkirche St. Petrus und Paulus und St. Maria Magdalena in Bieberehren: Deckengemälde „Geburt Christi“ (1907)
- Kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und St. Martin in Böttigheim (Markt Neubrunn): Deckenbilder „Tempelgang Mariens” und „Verkündigung Mariens”, zwei einfarbige Puttenbilder (1908)
- Kath. Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Höchberg: Deckengemälde „Mariens Himmelfahrt und Krönung” sowie zwölf Apostelkreuze an den Außenwänden (1908)
- Adalberokirche Würzburg/Sanderau: Ornamentale Malereien an den Außenseiten der Flügel des Rosenkranzaltars (1908)
- Kloster der Barmherzigen Schwestern Würzburg: drei Bilder (1909). Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 sind die Bilder verbrannt.
- Kath. Pfarrkirche St. Martin in Kleinrinderfeld: Deckenbild „Heilige Dreifaltigkeit” und Altarbild „St. Martin” (1909)
- Kath. Pfarrkirche St. Maternus in Güntersleben: Hochaltar-Außenflügel „Opfer Abrahams”, „Moses und die eherne Schlange”; Innenflügel des rechten Seitenaltars „St. Stephanus” und „St. Laurentius”; Außenflügel „Schlüsselübergabe an den Heiligen Petrus” (1909/10)
- Evang.-Luth. Martinskirche in Unteraltertheim (Gemeinde Altertheim): Gemälde (1910), zwischenzeitlich übertüncht
- Kath. Pfarrkirche St. Gertraud in Würzburg/Innere Pleich: Gemälde (1910), 1945 zerstört
- Evang.-Luth. Kirche Oberaltertheim (Gemeinde Altertheim): Deckengemälde „Christi Himmelfahrt” (1910)
- Kath. Pfarrkirche St. Josef in Rottenbauer: Deckengemälde „Jesus als Kind” / heilige Familie, vier Medaillons der Evangelisten, Bilder der Altarwand und Dekoration der Seitenwände (1911)
- Kath. Pfarrkirche St. Georg in der Marktgemeinde Neubrunn: Deckengemälde „Anbetung der Hl. Drei Könige“ (1911)
- Kath. Pfarrkirche St. Cyriakus in Sulzdorf (Markt Giebelstadt): Deckengemälde und Kreuzwegstationen (1912)
- Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus in Prosselsheim: Deckengemälde „Martyrium des Hl. Bartholomäus” und „Christi Himmelfahrt” (1912)
- Kath. Kuratie St. Andreas und St. Jakobus der Ältere in Gützingen: Deckengemälde „Abendmahl“ im Langhaus und „Hl. Dreifaltigkeit“ im Chor (1912)
- Evang.-Luth. Kirche St. Paul in Würzburg/Heidingsfeld: Altarbilder „Die Himmelfahrt Christi” (1913)
- Kath. Pfarrkirche St. Stephanus in Randersacker: Decken- und Wandgemälde „Stephanus-Zyklus”, sowie Stationsweg (1913)
- Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul in Rimpar: Deckengemälde (1913), zwischenzeitlich übertüncht
- Kath. Pfarrkirche St. Vitus in Rottendorf: Gemälde (1914), zwischenzeitlich übertüncht
- Kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Untereisenheim: Deckenbild „Mariens Himmelfahrt“ (1915)
- Kath. Pfarrkirche St. Markus und Mariä Verkündigung in Wolkshausen (Gemeinde Gaukönigshofen): Deckenbild „Mariens Aufnahme in den Himmel” (1916)
- Kath. Kuratie St. Laurentius in Eichelsee (Gemeinde Gaukönigshofen): Altarblätter des linken und rechten Seitenaltars (1917)
- Kath. Pfarrkirche St. Stephanus und St. Anna in Gaubüttelbrunn (Gemeinde Kirchheim): Deckenfresko „Geburt Christi“ (1917)
- Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus in Euerhausen (Markt Giebelstadt): Deckengemälde „Einsetzung der Eucharistie“, „Christus als Weltenrichter” und „Hl. Familie“ (1918) sowie Kreuzwegbilder (1919)
- Kath. Pfarrkirche St. Martin in Helmstadt: Bemalung (1921); nicht mehr vorhanden, Kirche wurde zwischenzeitlich neu erbaut
- Reuerer-Kirche in Würzburg/Stadtteil Peter: Stationsweg (1922) und Altarbilder „hl. Theresia umd Kind Jesu”, „hl. Johannes”, „hl. Simon” (1923), alle 1945 verbrannt
- Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul in Sächsenheim (Gemeinde Sonderhofen): Deckengemälde „Verklärung des Herrn“ und „Heilige Familie“ (von Kaspar Lessing und Anton Ranzinger restauriert) (1927)
- Don Bosco-Kirche Würzburg: zwei Altarbilder (1929), 1945 verbrannt
- Gaststätte Postkutscherl Würzburg/Steinbachtal: Bild „Postkutscherl” in der Gaststätte, zwei Wandgemälde im Brauhaus-Keller (1930), letztere 1945 zerstört
- Kath. Pfarrkirche St. Georg in Neubrunn: Deckengemälde „Anbetung der hl. Drei Könige” (1930)
Überregional sind unter anderem folgende Werke bekannt:
- Pfarrkirche St. Peter und Paul in Hollenbach: Deckenfresken (1932)
- Kirche St. Johannis in Fürth-Burgfarrnbach: Deckengemälde „Himmelfahrt Christi“ und ehemaliges Altarbild „Taufe Jesu im Jordan durch Johannes“ (Namensgeber der Kirche) wurden bei der Kirchenrenovierung 1927 erstellt. Bei einer erneuten Renovierung 1964/65 wurde das Altarbild durch ein Kruzifix aus dem 17. Jahrhundert ersetzt. Erst 2015 erhielt das, zwischenzeitlich gerahmte Bild, wieder einen festen Platz, über der Kanzeltüre, in der Kirche.
- Aussegnungshalle des St. Johannis Friedhofs in Fürth-Burgfarrnbach: In der 1937 gebauten Halle befindet sich das Wandgemälde „Auferstehung Jesu von den Toten“
Quellen und Literatur
- Eulogius Böhler: Ein Maler in Franken (Begleitband der Ausstellung: „Eulogius Böhler- ein Maler in Franken”, September/Oktober 1998, Städtische Sparkasse Würzburg. Hrsg.: Dieter Weber. Böhler-Verlag, Würzburg 1998, ISBN: 3980063062 (Stadtbücherei Würzburg Drm Böh)