St. Martin (Kleinrinderfeld)
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Die katholische Pfarrkirche St. Martin in Kleinrinderfeld liegt im Ortszentrum nahe der Hauptstraße am Berghang.
Patrozinium
Die Pfarrkirche ist dem hl. Martin geweiht. Der hl. Martin von Tours (* 317 in Savaria (heute Szombathely/Ungarn), † 8. November 397 in Candes-Saint-Martin/Frankreidh) war Bischof von Tours und teilte der Legende nach seinen Mantel mit einem Bettler. Patrozinium ist am 11. November.
Geschichte der Pfarrgemeinde
Die erste Nennung der Pfarrei ist im 14. Jahrhundert mit der Nachricht vom Bau einer Martinskirche verbunden. Die geistliche Jurisdiktion über Kleinrinderfeld gehörte damals zum Erzbistum Mainz, das Patronatsrecht hatte der Dechant des Mainzer Ruralkapitels Tauberbischofsheim. Durch einen Vertrag vom 15. Mai 1656 zwischen dem Erzbistum Mainz und dem Hochstift Würzburg kam die geistliche Jurisdiktion über Kleinrinderfeld an Würzburg, das Patronatsrecht blieb jedoch bei Mainz. Erst im Jahr 1888 wurde dem Diözesanbischof zu Würzburg die collatio libera an der Pfarrkirche Kleinrinderfeld zuerkannt. Von 1890 bis 1952 war die vormalige und danach wieder erneuerte Pfarrei St. Bartholomäus (Kist) als Expositur Teil des Pfarrgebietes.
Baugeschichte der Kirche
Die älteste Überlieferung vom Bau einer Kirche in Kleinrinderfeld stammt aus dem 14. Jahrhundert. 1564 wurde der Turm errichtet bzw. wieder hergestellt. Im Jahr 1598 kam es zu einem Neubau der Kleinrinderfelder Pfarrkirche, welche erheblich kleiner war als der heutige Bau der Barockzeit. 1738 beauftragte die hochstiftische Regierung den Würzburger Maurermeister Max Wucherer mit der Untersuchung des Baus, welcher daraufhin die Neuerrichtung der Kirche vorschlug. Von der fürstbischöflich-würzburgischen Regierung eingeschaltet, besichtigte Balthasar Neumann 1740 die Kirche und legte einen Plan vor, wie diese mit geringen Kosten erweitert und repariert werden könne. Es kam jedoch weder zur Ausführung des Erweiterungsbaus, noch gab es gründliche Instandsetzungsarbeiten, denn ein Vierteljahrhundert später bezeichnete man die Kirche zu Kleinrinderfeld immer noch als baufällig.
1764 einigte man sich dann auf die Errichtung einer neuen Pfarrkirche. Da die Hofkammer das Gesuch der Gemeinde um finanzielle Beteiligung ablehnte, geriet die Angelegenheit ins Stocken. Nach vielen Verhandlungen erfolgte die Grundsteinlegung des Neubaus schließlich im Juli 1768. Im gleichen Jahr war die Kirche unter Dach, mit Fertigstellung des Turmhelms konnte man 1771 die Vollendung des Neubaus feiern.
1889 erfolgten der Neubau einer Sakristei an der Südseite des Chores und die Vergrößerung der Orgelempore. Aufgrund des Anstiegs der Bevölkerungszahl in Kleinrinderfeld wurde 1970 ein Anbau der Kirche beschlossen, welcher 1973 eingeweiht werden konnte.
Baubeschreibung
Die katholische Pfarrkirche St. Martin ist ein Saalbau mit Turmfassade. 1889 erfolgten der Neubau einer Sakristei an der Südseite des Chores und die Vergrößerung der Orgelempore. Die Erweiterung und Umgestaltung im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils geschah 1972. 1975 gestaltete der Benediktinermönch Polykarp Uehlein die Glasfenster der Kirche.
Ausstattung
- Der Hochaltar, ein sogenannter Retabelaltar [1] mit seitlich angefügten Figurenbrücken, auf denen sich die Statuen der Hl. Dorothea und des Hl. Konrad erheben, ist der Mittelpunkt des Gotteshauses. Der Altar stammt aus der 1824 abgebrochenen Klosterkirche der beschuhten Karmeliten in Würzburg und war ein unbekanntes Hauptwerk des Würzburger Hofbildhauers Jakob van der Auwera. Um 1725 entstanden, führte ihn nach der Säkularisation ein wechselvolles Schicksal zunächst in das ehemalige Benediktinerkloster St. Stephan und dann nach Kleinrinderfeld. 1857 hatte der Würzburger Maler Andreas Leimgrub ein neues Altarblatt mit der Darstellung des Hl. Martin eingefügt. Da dieses Bild schwere Schäden aufwies , wurde es 1922 durch den Münchner Maler Prosper durch eine Kopie ersetzt. Der Tabernakel stammt von dem alten, verschollenen Kleinrinderfelder Hochaltar; er wurde 1770 von einem ungenannten Vergolder aus Zell a. Main erworben. 1889 und 1910 wurde er umgebaut und Verzierungen im Rokokostil vom Bildhauer Max Schmitt aus Würzburg hinzugefügt. 1922 kamen die beiden vom Würzburger Bildhauer Lieb geschnitzten Engel dazu.
- Die beiden Seitenaltäre sind schräg in den Ecken des Langhauses aufgestellt, wodurch eine Steigerung der Wirkung des Hochaltars erreicht wird. Das Bild des linken Altars mit der Verkündigung Mariä flankieren die Statuen des Hl. Joseph und des Hl. Joachim, das Blatt des rechten Altars wird assistiert von den Figuren des Hl. Kilian und des Hl. Burkard. Die beiden Altäre wurden vom Würzburger Bildhauer Johann Ferdinand Füssel im Jahre 1726 für die katholische Pfarrkirche St. Michael in Kirchheim gefertigt; die Altarbilder sind gleichzeitig entstandene Werke von Joseph Anton Glantschnigg. Der Schöpfer der handwerklichen Statuen ist unbekannt. 1789 konnten die Altäre aus Kirchheim erworben werden, da die dortige Kirche eine neue, klassizistische Einrichtung erhielt.
- Die Predigtkanzel aus dem Jahr 1778 fertigte Johann Peter Wagner und stammt ebenfalls aus der Pfarrkirche in Kirchheim. Die drei Figuren mit den Symbolen von Glaube, Liebe und Hoffnung wurden 1910 vom Würzburger Bildhauer Ludwig Sonnleitner im Stil Wagners geschnitzt, da die Originale gegen Ende des 19. Jahrhunderts entfernt worden waren. Von der Hand Wagners ist dagegen der vierte Putto, der ursprünglich auf dem Schalldeckel der Kanzel zu Füßen des Guten Hirten angebracht war, dessen Hirtenschippe er in Händen hielt.
- Die heutige Altarinsel gestaltete 1973 der Kleinrinderfelder Bildhauer Willi Grimm. Altar, Sakramentsstele und Ambo wurden in Muschelkalkstein ausgeführt.
Bildergalerie
Linker Seitenaltar von Johann Ferdinand Füssel (1726)
Hochaltar von Jakob van der Auwera (1725)
Kanzel von Johann Peter Wagner (1778)
Teilansicht des Erweiterungsbaus, Altarinsel von Willi Grimm
Pfarreisprengel
Zum Seelsorgsgebiet gehört die Gemeinde Kleinrinderfeld mit den Weilern Limbachshof und Maisenbachhof bzw. Wendelinskapelle (Limbachshof) und Muttergotteskapelle (Maisenbachhof).
Pfarreiengemeinschaft
Die Pfarrei St. Martin gehört zur Pfarreiengemeinschaft „St. Petrus - Der Fels“
Seelsorger (Auszug)
- Bernhard Hausler (um 1625)
- Johann Georg Wedel (um 1754)
- Johann Baumeister (1766-1771)
- Johann Adam Nees (1773-1775)
- Michael Kittenbaum (um 1788)
- Lorenz Wolf (1810-1836)
- Valentin Spiegel (1836-1878)
- Johann Michael Karl Sersi (1878-1879), Kaplan und Pfarrverweser
- Ulrich Benedikt Glöggler (1903-1906), Pfarrverweser
- August Schlabeck (1903-1908)
- Alois Walter (1912-1945)
- Günther Schubert (1983-2009)
- Zacharias Nitunga (2009-2019), Pfarrvikar
- Jerzy-Andrzej Jelonek (Pfarradministrator seit 2019, ab 2021 Pfarrer)
Siehe auch
- Baudenkmäler in Kleinrinderfeld
- Friedhof Kleinrinderfeld
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Pastoraler Raum Würzburg links des Mains
- Polykarp Uehlein
- Willi Grimm
- Katholisches Pfarrhaus St. Martin Kleinrinderfeld
Quellen und Literatur
- Festschrift 950 Jahre Kleinrinderfeld 1060 - 2010, Herausgegeben von der Gemeinde Kleinrinderfeld, Kleinrinderfeld 2010
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Kleinrinderfeld, Nr. D-6-79-155-6.
Weblinks
- St. Martin auf den Internetseiten der Pfarreiengemeinschaft
- Martin von Tours in Heiligenlexikon.de
- St. Martin im DenkmalAtlas 2.0
Erklärungen
- ↑ Der Retabelaltar der Gotik ist benannt nach den hinter dem Altar angebrachten Bildtafeln (lat. retro = hinter, tabulum = Tafel: retrotabulum). Später wurden allgemein Altäre mit rückwärtigem Aufbau, eventuell noch mit klappbaren Flügeln, so bezeichnet.