St. Vitus (Rottendorf)
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Die katholische Pfarrkirche St. Vitus ist das Gotteshaus der Gemeinde Rottendorf und liegt mitten im Dorf am Kirchplatz.
Patrozinium
Die Pfarrei ist St. Vitus (deutsch: Heiliger Veit) geweiht. Vitus (* in Mazzara auf Sizilien; † 303 auf Silzilien) ist einer der 14 Nothelfer und Märtyrer. Er wurde als zwölfjähriger Knabe mit seiner Amme Crescentia und seinem Lehrer Modestus in Öl gesotten. Das Patrozinium ist am 15. Juni.
Kirchen- und Baugeschichte
Die Ursprünge des heutigen Gotteshauses liegen im 17. Jahrhundert. Unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn kam bei dem im Kern mittelalterlichen Bau in den Jahren 1613/1614 zu einem Um- und Neubau der bestehenden Kirche. Der Turm, der zu dieser Zeit vom Hauptbau gelöst an der nördlichen Seite des Langhauses stand, blieb bestehen. In den Jahren 1782/1783 wurde aufgrund der gestiegenen Einwohnerzahl Rottendorfs das Langhaus auf Initiative von Pfarrer Johann Michael Gutbrod um fünf Meter nach Westen hin vergrößert. [1] Aus dieser Zeit stammt auch der Großteil der heutigen frühklassizistischen Kircheneinrichtung. 1861 wurde das alte Rathaus abgerissen, womit eine wiederholte Vergrößerung des Langhauses nach Westen hin möglich war. Ebenso wurde der Kirchturm im Anschluss an das Langhaus neu gebaut. Er beherbergt bis heute den Haupteingang des Gotteshauses. Mit dieser Baumaßnahme erhielt die Kirche ihre heutiges Aussehen.
Nach der Zerstörung der Kirche durch eine Luftmine am 31. Oktober 1944 wurde sie in den Jahren von 1947 bis 1957 wieder aufgebaut. Die letzte Renovierung fand von 1985 bis 1987 statt.
Außenbau
Der schmale und langgezogene Hauptbau steht eingespannt zwischen dem Kirchturm im Westen und dem Chor im Osten. Der untere quadratische Teil der Turmes beherbergt das in Sandstein gefasste Hauptportal. Der obere oktogonale Teil besteht ebenfalls aus Sandstein und besitzt einen spitzen Dachstuhl.
Das Langhaus mit einem Sandsteinsockel und verputztem Mauerwerk findet eine Auflockerung in der Reihung der großflächigen Spitzbogenfenster, die wiederum von Sandstein umrandet und mit unbemalten, in Blei gefassten Fensterscheiben aus leicht getöntem Antikglas ausgefüllt sind. Das Langhaus besitzt, ebenso wie der Chorraum, ein Satteldach. Der Chorraum wird durch die fünf Seiten eines Oktogons abgerundet. Auch beim Chorraum heben sich die Sandsteinfassungen der Fenster und Strebepfeiler vom verputzten Mauerwerk ab.
Innenraum
Betritt man die Kirche durch das Hauptportal, kommt man in einen kleinen Vorraum mit Kreuzgewölbe. Auf der rechten Seite führt ein Treppenhaus auf die Empore, rechts wurde bei der Kirchenrenovierung 1987 eine „Maria-Schmerz-Kapelle“ geschaffen. Die ehemals im Langhaus befindliche Pietà, eine um 1890 angefertigte Akademiearbeit, wurde in die kleine Seitenkapelle gestellt. Ferner wurde ein zuvor im Pfarrhausspeicher aufbewahrtes Vierzehnheiligenbild in der Kapelle angebracht.
Der eigentliche Kirchenraum besteht aus einer weiten, von Licht durchflossenen Halle mit einer Flachdecke, in der der gotische Spitzbogen in den Fenstern dominiert. Die Flachdecke hebt sich durch ein Kranzgesims und die Stuckrahmung von der Einfachheit der Wände ab. Das moderne Deckengemälde wurde von Prof. Hans Uhl aus Adelholzen bei Traunstein in den Jahren 1953 bis 1954 geschaffen. Es zeigt die Geburt Christi, seinen Tod am Kreuz und seine Himmelfahrt. Die Medaillons in den vier Ecken zeigen die vier Evangelisten mit ihren Symbolen [2], die Medaillons längsseits des Zentralgemäldes den Hl. Kilian und Johannes den Täufer.
Im 18. Jahrhundert (1769) erhielt die Kirche die Figur des Hl. Johannes Nepomuk. Die St. Nepomuk-Statue befindet sich über dem Walldürner Wallfahrtsbildnis an der nördlichen Kirchenwand. Das um 1750 als Relief gestaltete, farbig gefasste, mit Muschelwerk und Akanthusblättern umrahmte Wallfahrtstragbildnis zeigt das Blutwunder von Walldürn. [3]
Den Abschluss bildet der leicht erhöhte Chorraum im Osten, der durch einen runden Chorbogen vom Langhaus getrennt ist. Das Chorbogenkreuz stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Frühklassizistische Ausstattung
Als in den Jahren 1782/1783 das Langhaus vergrößert wurde, begann auch die Neueinrichtung der Rottendorfer Pfarrkirche [4], deren Ausführung sich allerdings über einen größeren Zeitraum erstreckte. Der Nachweis der Tätigkeiten von Johann Georg Winterstein ergibt sich aus den Rechnungen 1784/1791. [5] So findet sich im Jahre 1784 der Vermerk: „40 fl. seynd den Herrn Winterstein, Bildhauer in Würtzburg p. abschlag an 200 rthl. wegen denen 2 neuen Nebenaltären bezahlt worden.“ In der gleichen Rechnung steht die Notiz, dass ein unbekannter Guttäter die neue Kanzel hat machen lassen, und ihrem ganzen Charakter nach ist auch sie das Werk von Johann Georg Winterstein. 1787 fertigte er den neuen Taufstein. Im Jahre 1791 erhält Winterstein 240 fl. „wegen den neuen Altar“, also für den Hochaltar. [6]
Vom Hochaltar von Johann Georg Winterstein aus dem Jahr 1791, der bis zum Chorgewölbe reichte, steht heute nur noch das Kernstück. Er hatte vier große Zopfstilsäulen (wie im frühklassizistischen Stil üblich) mit Kapitellen, verbunden mit dem Gesims, das in der Mitte ein Oval, ähnlich der Seitenaltäre, trug. Engel und Engelflügelköpfe zierten diesen Simsbogen. Auch von einer Gottvaterfigur und einem Hl. Geist-Symbol wird in den Pfarrbüchern berichtet. Ganz oben war das Wappen des seinerzeitigen Haugschen Propstes Johann Gottfried Lothar Franz von Greiffenclau-Vollraths angebracht. Er sollte der Stifter dieses Werkes werden, war allerdings nach der Vollendung des Altars zahlungsunfähig. Bei einer Kirchenrenovierung 1891/92 unter Pfarrer Johann Andreas Wanner (1890-1901) wurde dieser Säulen-Baldachinumbau entfernt. Der Zopfstil galt als „steif und veraltet“. Die Einzelteile versteigerte man für 68,85 Mark!
Die Gemälde der Seitenaltäre „Maria mit Jesusknaben“ und „Hl. Vitus“ stammen von Franz Andreas Thalheimer aus dem Jahr 1785, der sie in Öl auf Leinwand für „40 Gulden nebst ein Eymer 83er Wein“ geschaffen hat.
Bildergalerie Ausstattung
Linker Seitenaltar (1784) mit dem Altarblatt „Maria mit Jesuskind“ (1785) von Franz Andreas Thalheimer
Orgel
Ende 1971 beauftragte Pfarrer Leo Giegerich die Orgelbaufirma Winfried Elenz im Würzburger Stadtteil Oberdürrbach mit einer neuen Orgel, die 1973 von Domkapitular Dr. Richard Schömig eingeweiht wurde. Das seitlich in Schrägstellung auf der Empore positionierte Instrument wurde bei der Kirchenrenovierung von 1985 bis 1987 unter Pfarrer Siegfried Vogt nach Beratungen wieder in die Mitte der Empore gerückt und das Gehäuse symmetrisch gestaltet. Da die Firma Elenz zu dieser Zeit einen großen Auftrag übernommen hatte, beauftragte die Pfarrgemeinde mit Absprache der Oberdürrbacher Werkstätte im Februar 1987 den Orgelbaumeister Otto Hofmann aus Ostheim in der Rhön mit der Aufgabe, das Instrument in Stand zu setzen, das Klangvolumen zu erweitern sowie das Gehäuse den neuen Raumverhältnissen anzupassen und im neugotischen Stil zu gestalten. Das Instrument wurde um weitere Register erweitert und besitzt nun 21 Register, die ein variables Spiel und eine ausdrucksvollere Klangfülle ermöglichen.
Einordnung
Zur Pfarrgemeinde St. Vitus gehören auch die Filiale St. Cosmas und Damian (Rothof) und das Rottendorfer Käppele. Am 1. März 2018 wurde sie in die Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost aufgenommen und ist heute Teil des Pastoralen Raums Würzburg Süd-Ost.
Seelsorger (Auszug)
- Andreas Molitor (1603 - 1613)
- Georg Marcus Molitor (1630 - 1632)
- Dr. Friedrich Wiesner (1639 - 1642)
- Johann Martin Rudloff, (1698 - 1748)
- Christoph Franz Leuerer (um 1754)
- Johann Georg Hespelein (1766 - 1770)
- Johann Michael Gutbrod (1770 - 1808)
- Michael Herbig (1809 - 1811)
- Johann Georg Gerbig (1811 - 1828)
- Johann Georg Wolf (1828 - 1838)
- Herrmann Bauer (1838 - 1839) (Pfarrverweser)
- Heinrich Lamminger (1839 - 1859)
- Ferdinand Wirth (1859 - 1864)
- Michael Zorn (1864-1865) (Pfarrverweser)
- Joseph Scheller (1865 - 1890)
- Johann Andreas Wanner (1890 - 1901)
- Johann August Herberich (1901 - 1906)
- Aloys Krug (1906 - 1909) (Pfarrverweser)
- Carl Schnabel (1909 - 1942)
- Josef Balling (1942 - 1962)
- Leo Giegerich (1962 - 1973)
- Siegfried Vogt (1973 - 1992)
- Arnold Seipel (1992 - 2007)
- Gerhard Weber (2008 - 2018)
- Friedrich Vystrcil (2018 - 2024)
Siehe auch
- Baudenkmäler in Rottendorf
- Katholischer Kirchenchor St. Vitus (Rottendorf)
- Katholisches Pfarrzentrum Rottendorf
- Pastoraler Raum Würzburg Süd-Ost
Quellen und Literatur
- Hugo Och: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nur schwerlich gestalten.“ Daten und Fakten des Geburtstagskindes St. Vitus Kirche – Ein Kind der Zeiten. 400 Jahre St. Vitus Kirche. Rottendorf 2012
- Hugo Och: 400 Jahre St. Vitus Rottendorf - Kreuz und quer durch die Zeit 1613 - 2013. Vinzenz-Druckerei Würzburg, 2013, S. 15 (Online-Version)
- Gertrud Hirsch: Johann Georg Winterstein 1743-1806: ein fränkischer Bildhauer des XVIII. Jahrhunderts. Heitz, Straßburg 1927
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Rottendorf, Nr. D-6-79-185-6
- Pfarrblatt der PG Würzburg Ost, Ausgabe St. Barbara/Unsere Liebe Frau, Dezember 2017, S. 15 f.
- Irene Meeh: Rottendorf - 1933 bis 2015. Hrsg.: Gemeinde Rottendorf 2015, S. 308 ff. ISBN: 9783000526183 [7]
Weblinks
Erläuterungen und Einzelnachweise
- ↑ Das Detail des Urkatasterplans zeigt die Kirche mit erstem Anbau und frei stehendem Turm. [1]
- ↑ Symbole der Evangelisten
- Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heisst: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
- Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
- (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
- Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heisst: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
- ↑ Das Blutwunder von Walldürn gab den Ursprung der Wallfahrt zum heiligen Blut nach Walldürn in Baden-Württemberg. In der dortigen Wallfahrtsbasilika St. Georg wird ein Korporale, ein Leinentuch zur Abdeckung des Kelchs, aus dem Jahr 1330 mit dem Bild des Gekreuzigten verehrt. Nähere Informationen bei Wikipedia [2].
- ↑ Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Band III, Bezirksamt Würzburg, Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, R. Oldenbourg Verlag München/Wien, Würzburg 1911, S. 149
- ↑ Gotteshausrechnungen im Pfarrarchiv Rottendorf
- ↑ Gertrud Hirsch: Johann Georg Winterstein 1743-1806: ein fränkischer Bildhauer des XVIII. Jahrhunderts. Heitz, Straßburg 1927, S. 52
- ↑ Die Chroniken von Rottendorf können im Bürgerbüro im Rathaus der Gemeinde Rottendorf käuflich erworben werden.