Heiner Dikreiter

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Selbstbildnis von Heiner Dikreiter von 1953
Ruhestätte von Heiner Dikreiter auf dem Würzburger Hauptfriedhof

Prof. Heinrich („Heiner“) Dikreiter (* 28. Mai 1893 in Ludwigshafen; † 13. Mai 1966 in Würzburg) war ein deutscher Landschafts- und Porträtmaler sowie Grafiker, Kunstpädagoge und Galeriedirektor in Würzburg.

Familiäre Zusammenhänge

Dikreiter war das älteste Kind des Journalisten und Redakteurs Heinrich Georg Dikreiter (1865-1947) und einer Mutter "aus altem pfälzischem Geschlecht" [1]. Im Jahr 1895 wurde seine Schwester Grete, 1899 Bruder Otto Dikreiter geboren.

Leben und Wirken

Er begann, nachdem seine Eltern mit ihm ins thüringische Altenburg gezogen waren, dort 1908 eine kaufmännische Lehre [2]. Seine Zeichenausbildung eignete er sich autodidaktisch an. Im Jahr 1910 hielt er sich zu Studien in Berlin auf. 1913 zog die Familie weiter nach Würzburg.

Bei seinem Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg wurde Heiner Dikreiter im Dezember 1914 in Flandern schwer verwundet und dienstuntauglich. Nach einem anderthalbjährigen Lazarettaufenthalt bezog er eine kleine Rente [3]. Vom 25. Oktober 1916 [4] bis 1918 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste München bei Professor Peter von Halm und arbeitete als Redakteur der Wochenzeitschrift Die Frankenwarte - Blätter für Heimatkunde. 1919 wurde er Gründungsmitglied der Vereinigung unterfränkischer Künstler und Kunsthandwerker (VuKuK) in Würzburg, deren Vorsitzender er auch von 1928 bis 1932 war. Im Jahr 1921 hielt er sich erneut zu Studien in Berlin auf.

Seine Werke, insbesondere in der Städtischen Galerie, zeigen ihn als einen „zwischen Expressionismus und Impressionismus stehenden, tüchtigen Realisten“. [5]

Lehrtätigkeit

Noch im selben Jahr 1921 wurde er Lehrer für Freihandzeichnen in der „Freihand-, Kopf- und Aktzeichenklasse“ am Würzburger Polytechnischen Zentralverein (Kunst- und Handwerkerschule Würzburg), was er bis 1957 blieb. Im Jahr 1941 wurde er zum Beauftragten zur Gründung der Städtischen Galerie Würzburg zur Sammlung Würzburger und fränkischer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts ernannt, deren Direktor er noch vor seiner Entnazifizierung bereits ab Januar 1946 und dann – offiziell bestätigt – im Jahr 1950 wurde und bis zu seinem Tod (1966) blieb [6]. Er wurde zum Professor ernannt.

Politische Laufbahn

In den Jahren 1910 bis 1933 war Dikreiter Mitglied der SPD, am 1. Mai 1933 (von Juni 1934 rückdatiert) trat er in die NSDAP ein [7], wobei er seinerzeit als sogenannter „Märzgefallener“ [8] betrachtet wurde [9]. Er war außerdem Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt sowie der Reichskammer der Bildenden Künste. Heiner Dikreiter passte sich nicht nur während der Zeit des Nationalsozialismus in hohem Maße an die nationalsozialistische Ideologie an, sondern schätzte auch noch lange nach dem Krieg genau diejenigen Künstler, die bei den Nationalsozialisten hoch im Kurs gestanden hatten, während er der Abstraktion und jeglicher zeitgenössischer Moderne ablehnend gegenüber stand. Er kaufte bis zu seinem Tod als Direktor der Städtischen Galerie noch Kunst aus der NS-Zeit an – Werke von 30 bis 40 Künstlern, etwa 100 Gemälde, 2.000 Grafiken und 60 bis 70 Plastiken [10].

Mitgliedschaft

Er war Mitglied und Beirat im Mainfränkischen Kunstverein von 1841. Dikreiter verwahrte einen großen Teil des Nachlasses des Violinisten, Juristen und Schriftstellers Jules Siber (1871-1943), mit dem er zeitlebens Kontakt gehalten hatte [11]. Sein Nachruf für Siber erschien am 4. Juni 1943 in der Mainfränkischen Zeitung. Dikreiter war seit 1930 Mitglied, später Floßmäster der Hätzfelder Flößerzunft.

Ehrungen und Auszeichnungen

Letzte Ruhestätte

Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Würzburger Hauptfriedhof.

Posthume Ehrung

Veröffentlichungen (Auswahl)

Literatur

  • Hans Vollmer: Allgemeinem Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts, Band 1, Seite 565
  • Bettina Keß, Beate Reese: Tradition und Aufbruch. Würzburg und die Kunst der 1920er Jahre, 2003, Seite 144 (Digitalisat)
  • Otto Hannig: Heiner Dikreiter 1893-1966, in: Mainfränkisches Jahrbuch, Band 18 (1966), Seite X–XVI
  • Hans Schneider: Heiner Dikreiter, Landschaften und Menschen, in: Künstler und Kunstwerker aus Mainfranken, Band 1, Stadt Würzburg (Hrsg.), Würzburg 1963
  • Heiner Dikreiter 1893–1966, Nachruf in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst, Band 18, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte (Hrsg.), 1966
  • Aus Heiner Dikreiters Lebenserinnerungen, in: Heinrich Ragaller: Zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in Würzburg, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 353-373, S. 358 f.
  • Marlene Lauter: Im Zentrum, Menschenbilder. Aus der graphischen Sammlung von Heiner Dikreiter (1893–1966), Mainfränkische Hefte, Band 90, Städtische Galerie (Hrsg.), Würzburg 1993

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heiner Dikreiter †, Nachruf in: Würzburg. Zeitschrift für Kultur und Wirtschaft, Ausgaben 1-6, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 1966, Seite 66.
  2. Heinz Otremba und Bruno Rottenbach (Hrsg.): 15 Jahrhunderte Würzburg. Eine Stadt und ihre Geschichte, Echter Verlag, Würzburg 1979, ISBN: 3429006414 bzw. ISBN: 9783429006419.
  3. Marlene Lauter: Im Zentrum, Menschenbilder aus der graphischen Sammlung von Heiner Dikreiter (1893-1966), Würzburg 1993, Seite 67 (Auszug).
  4. Matrikelnummer 5545 im Matrikelbuch 1884-1920; hier wird als Konfession „freireligiös“ angegeben.
  5. Heinrich Ragaller: Zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in Würzburg, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 353-373, S. 363 f.
  6. Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus im Bestand der Städtischen Sammlung
  7. Ulrich Wagner: Geschichte der Stadt Würzburg, Band 3, Teil 2, Verlag Theiss, 2007, S. 1285
  8. Wikipedia zum ideologischen Begriff „Märzgefallene“
  9. Josef Kern: Die Bildende Kunst abseits der Zentren, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 247-316, S. 314, Anm. 74
  10. Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus im Bestand der Städtischen Sammlung
  11. Ilse Konell: Jules Siber, Paganinis Wiederkehr. Ein Leben für die Kunst, Orphil Verlag, 2003, ISBN: 3934472044 bzw. ISBN: 9783934472044

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