Evangelisch-Lutherische Kirche (Uengershausen)
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Die Evangelisch-Lutherische Kirche Uengershausen ist eine Evangelisch-Lutherische Pfarrei der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Reichenberg im Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirk Würzburg im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg.
Lage
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Uengershausen liegt in der Ortsmitte an der Uengershauser Straße gegenüber der Einmündung Birkenweg.
Geschichte
Wann die Vorgängerkirche gebaut wurde, ist aus den Quellen nicht ersichtlich. Schon lange vor der Reformation war sie die Mutterkirche für Reichenberg-Hattenhausen und Geroldshausen. Die Grundmauern stammen aus einem Saalbau des Jahres 1602, mit Kirchturm auf der Ostseite. Als die Kirchen in Reichenberg, Albertshausen, Lindflur und Geroldshausen umgestaltet, bzw. neu erbaut wurden und mit typisch evangelischen Inneneinrichtungen versehen wurden, ging Uengershausen leer aus, obwohl sie Patronatskirche war. Der Grund lag darin, dass der Patronatsherr für diese evangelische Kirche, Reichsfreiherr Johann Christoph von Wolfskeel, dem katholischen Glauben zuneigte. An der Konfession seiner Uengershäuser Untertanen wagte er nicht zu rütteln, aber die Pfarrer zu Uengershausen wechselten während seines Regiments wegen der schlechten Bezahlung häufig und die Bausubstanz der Kirche sank. Bei Gottesdiensten musste die Masse der Gläubigen auf dem Friedhof stehen, da das Kirchenschiff zu klein geworden war. Schließlich schritt der Ritterkreis auf Drängen der evangelischen Familienmitglieder und der Kirchengemeinde ein und mit deren Hilfe wurde ein Spendenaufruf in allen evangelischen Gemeinden des fränkischen Reichskreises getätigt. Mit diesen Geldern gelang es 1755, ein neues Kirchengebäude zu errichten. Dabei wurde der Turm erhöht. Allerdings wurde auf den Einbau eines zeitüblichen Kanzelaltars aus Geldmangel verzichtet. Die Einweihung konnte 1759 erfolgen.
In den Jahren 1782/83 wurde der Innenraum von dem Kitzinger Kirchenmaler und Hugenottenabkömmling Andreas Pattert bemalt. Von seinen Kunstwerken ist nichts mehr vorhanden, da sie 1868 durch eindringendes Wasser im Winter zerstört wurden. 1781/82 erhielt Uengershausen einen Kanzelaltar (vermutlich vom Schreiner Melchior Stock aus Reichenberg). Bei der Kirchenrenovierung 1902 wurde der Kanzelaltar entfernt. Die Kirche erhielt eine neue Sakristei, teils neue Bänke, einen neuen Altar und eine neue Kanzel, sowie eine Reihe von Emporenbildern mit Motiven des alten und neuen Testaments. Als Künstler konnte man den Kirchenmaler Eulogius Böhler gewinnen, der in das Altarbild von der Kreuzigung einen Pelikan hineinmalte. Vielleicht stellt das ursprüngliche Motiv eine Gans dar, welche an Jan Hus erinnert. Hus bedeutet tschechisch Gans und dieser Reformator vor ein Vorläufer Martin Luthers. Den Kanzelaltar und einen Teil der Empore nahm man heraus und verlegte deren Aufgang an die Westseite.
Die letzte umfassende Renovierung der Kirche Uengershausen fand in den Jahren 2005 bis 2008 statt. [1] Sie war durch aufsteigende Nässe notwendig geworden. Die Außensanierung (u.a. eine Feuchtigkeitssperre) wurden 2005 weitestgehend abgeschlossen. 2006 wurde das Kircheninnere komplett überholt bzw. erneuert. Die Emporenbilder, die in den 1960er Jahren abgenommen und aufbewahrt worden waren, konnten 2008 nach einer Restauration wieder ihre angestammten Plätze einnehmen.
Kirchenpatronat
Das wolffskeelische Kirchenpatronat, das in den letzten Jahrzehnten von der Uettinger Linie der Freiherren bzw. Grafen von Wolffskeel ausgeübt worden war, wurde 1949 auf Reichenberg übertragen und erst zum 1. Januar 1970 aufgelöst.
Baubeschreibung
Das Gebäude ist ein rechteckiger Saalbau mit Satteldach und Chorturm mit Glockendach, bez. 1602, später verändert.
Ausstattung
Bei der Restaurierung 1902 wurden ein neuer Altar, eine neue Kanzel und ein neuer Taufstein hergestellt.
- Den Altar fertigte die Werkstatt von Franz Wilhelm Driesler, das Altarbild malte Eulogius Böhler im Auftrag der Fa. Driesler.
- Der Bilderzyklus an der Empore hat die Abfolge:
- Südempore: Altes Testament, Genesis 3 „Sündenfall“ (Adam und Eva essen die verbotenen Früchte vom Baum der Erkenntnis); Ausschnitt aus „Die eherne Schlange“ 4 Mose 21,8 u. 21,9.
- Orgelseite (Westen): König David mit Harfe Psalm 68.21; Jesaja Jes. 43.1.
- Auf der Nordseite folgen aus dem Neuen Testament: Christi Geburt, Bergpredigt, Erweckung des Jünglings, Auferstehung des Herrn, Himmelfahrt und Pfingstwunder.
Orgel
Die Orgel wurde von der Orgelbaufirma G. Steinmeyer, Öttingen, erbaut. Sie dürfte 1902 gefertigt worden sein. In diesem Jahr wurde das Kircheninnere durch den Bauamtsassessor Foertsch, den Sohn des vormaligen Uengershäuser Pfarrers Karl Ludwig Christian Foertsch einer grundlegenden Neuordnung unterzogen, im Rahmen derer der Ort der Orgel auf die westliche Empore der Kirche verlegt wurde; zuvor stand ein Instrument wohl auf der östlichen Empore im Rahmen eines Kanzelaltars.
Die Uengershäuser Orgel verfügt über 2 Manuale und Pedal, über 14 Register und 3 Koppeln. [2]
Geläut
Das Geläut der Kirche war im Laufe der Jahrhunderte sehr unterschiedlich ausgelegt. Je nach Finanzlage der Kirchengemeinde läutete wohl zeitweise sogar nur eine Glocke im Turm. Immer wieder wurden Glocken angeschafft und, je nach politischer Lage, vom Staat (zur Materialverwertung) eingezogen.
- Bronzeglocke von 1610 hat den Schlagton h' - 4/16 Halbton; Durchmesser 77 cm; gegossen von der Fa. Adler in Würzburg; Umschrift: Durch das feir floß ich, Conrad fidler zu Würtzburg gos mich
- (nicht mehr vorhanden) eine weitere kleine Bronzeglocke von 1714 hatte den Schlagton f; Durchmesser 13 cm; Umschrift: Gosen in Würzburg, 1714. Gott allein die Ehr. War in den 1930er Jahren zersprungen und wurde 1936 für 90 Reichsmark an das Luitpoldmuseum Würzburg verkauft. Vom Erlös wurden ein rotes Altartuch und eine Stola angeschafft.
- 1935 wurden in Apolda bei der Fa. Schilling zwei Glocken bestellt:
- Große Glocke (eingezogen 1942; Gewicht 550 kg; Umschrift: Wach auf, wach auf du deutsches Land / du hast genug geschlafen / Bedenk von Gott an dich gewandt / wozu er dich erschaffen plus Hakenkreuz mit geradem Balken.
- Kleine Bronzeglocke; Gewicht 210 kg; Umschrift: Den gefallenen der Weltkriege 1914/18 mit 13 Namen gefallener Uengershäuser: Johann Scheer, Michael Schopf, Friedrich Weiß, Karl Scheer, Adam Plank, Andreas Zimmermann, Maximilian Köhler, Georg Landeck, Hans-Hermann Bruder, Valentin Zimmermann, Theobald Kohmann; Im dritten Jahr des Hitlerreiches plus Kreuz Christi und Soldatenkopf mit Stahlhelm. Ausgeliefert bzw. Weihe am 17. November 1935 (an Kirchweih).
- Abgeliefert bzw. eingezogen wurden:
- 15. April 1917 (Erster Weltkrieg): Ablieferung der Bronzeglocken zur Zerschlagung durch die Fa. Klaus in Heidingsfeld. Die Glocken von 1610 und 1714 blieben in Uengershausen.
- 31. März 1942 (Zweiter Weltkrieg): vorgesehen Ablieferung von zwei Glocken zusammen 810 kg; offensichtlich wurde nur die große Glocke abgeliefert.
- 1951 Guss der großen Eisenhartguss-Glocke (im Dienst bis 2005) bei Fa. Werle-Bockenem im Harz; Schlagton gis' + 1/16 Halbton; Durchmesser 115 cm.
Gutachten der drei Glocken 1. von 1610; 2. von 1935; 3. von 1951, erstmals erstellt 1993 von Pfarrer Karl Schrems Merkendorf, erneut geprüft 2005 durch Dekanatskantor Sigurd Knopp Sonnefeld, ergaben:
- „... ist aufgrund ihres Ausgeschlagenseins an den beiden früheren Klöppelschlagstellen schon einmal gedreht worden, zeigt aber an den jetzigen Anschlagstellen schon wieder Abreibungen ...“ Vorschlag: Runderneuerung = Aufschweißen von Glockenbronze.
- „... Klöppel schlägt nicht mehr punktuell an; weist seitliche Streuung auf ...“
- „... ist aufgrund ihrer Eisenhartgusslegierung außen wie innen stark angerostet, ein Phänomen, das sich bei allen Glocken dieser Legierung nach etlichen Jahren einstellt und sich konsequent fortsetzt. Ein Mittel diesem Korrosionsprozess Einhalt zu gebieten gibt es nicht ...“
Leider ergaben Gutachten bis 2004 weiter, dass auch der Glockenstuhl schadhaft war. Bei der Renovierung 2005 wurden die stählernen Aufhängungen durch einen Glockenstuhl aus Eichenholz ersetzt. Der neue Glockenstuhl wurde in Kastenform erstellt und besitzt drei Gefache. Die große Glocke hängt nun in der Mitte. Die Konstruktion wurde mit nachspannbaren Zugelementen versehen.
- Am 24. September 2005 erfolgte der Guss der neuen Bronzeglocke (Vaterunserglocke) bei der Fa. Mark in der Eifel. Schlagton gis'; Durchmesser 98 cm; Gewicht 550 kg; Umschrift vorne: NUN SICH DAS HERZ ZU DIR ERHOBEN UND VON DIR GEHALTEN WEISS; BLEIB BEI UNS; VATER UND ZUM LOBEN WIR UNSER KLAGEN DIR SEI PREIS!; hinten: Wappen des Marktes Reichenberg mit Text: MARKT REICHENBERG 2005.
Die Glocken wurden mit Eichenholzjochen ausgerüstet; alle drei erhielten neue, weiche Klöppel. Geläutet wird mit neuer Lineartechnik. Die Verteilung befindet sich an geschützter Stelle im Geschoss unter der Glockenstube, von wo aus die Glocken auch geschaltet werden können. Die Steueruhren für Turmuhr und Läuten befinden sich in der Sakristei. Die Glockenstube wurde komplett erneuert: Holzbohlen, Schallläden, Beleuchtung usw. Im Februar 2006 wurde die Läutanlage der sog. Turmabnahmeprüfung unterzogen.
Seelsorgsgebiet
Die Uengershäuser Kirche ist für die evangelischen Christen aus dem Ortsteil Uengershausen der Marktgemeinde Reichenberg zuständig. 1874 entschied die königlichen Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg die in Kirchheim lebenden Protestanten der evangelischen Pfarrei Uengershausen zuzuordnen.
Seit 2009 bildet die Kirchengemeinde Uengershausen eine gemeinsame Pfarrei mit der Kirchengemeinde Reichenberg. Beide Kirchengemeinden waren bereits Jahrhunderte zuvor einmal miteinander verbunden. Gleichzeitig trat die Kirchengemeinde Uengershausen damit aus der gemeinsamen Pfarrei mit der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Geroldshausen aus, mit der sie jahrhundertelang zusammengeschlossen war. Während Uengershausen in all dieser Zeit stets Hauptstandort seiner Pfarreien war, ist das Dorf heute nunmehr eine Tochterfiliale von Reichenberg.
Seelsorger
- Karl Ludwig Christian Foertsch (1864-1876)
- Michael Fragner (2001-2009)
Siehe auch
- Baudenkmäler in Reichenberg
- Evangelisch-Lutherisches Dekanat Würzburg
- Friedhof Uengershausen
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Evang.-Luth. Kirchengemeinde Reichenberg
- Uengershausen
Quellen und Literatur
- Agenda21-Gruppe Uengershausen: Kirchengeschichte Uengershausen. Würzburg 2008.
- Friedrich Oertel: Etwas über Pfarrer Simonis von Uengershausen. In: Würzburger evangelisches Gemeindeblatt. Würzburg 1925. Heft 2+3, S. 13-14 & 18-19.
- ohne Autor: Vor 300 Jahren. Besinnliches aus alten Kirchenbüchern: Uengershausen. In: Würzburger evangelisches Gemeindeblatt. Würzburg 1931. Heft 6, S. 49-51.
- Ulrich Rüthel: Marktgemeinde Reichenberg - Chronik Zeitleiste
- Ulrich Rüthel: Uengershausen – einige Geschichtssplitter
- Wolfgang Schindler und Ulrich Rüthel: Markt Reichenberg mit seinen Ortsteilen Albertshausen, Fuchsstadt, Lindflur und Uengershausen. Bilder aus vergangener Zeit. 2. Auflage. Horb am Neckar 1990.
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Reichenberg, Nr. D-6-79-176-18
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Agenda21-Gruppe Uengershausen: Kirchengeschichte Uengershausen. S. 98 ff.
- ↑ Informationen über die Orgel auf evangelisch-in-reichenberg.de