St. Maternus (Güntersleben)
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Die katholische Pfarrkirche St. Maternus liegt in der Ortsmitte von Güntersleben an der Hauptstraße.
Patrozinium
Die Pfarrkirche ist dem hl. Maternus von Köln († um 328) geweiht. Maternus ist der erste historisch gesicherte Bischof von Köln und er nahm an den Synoden von 313 in Rom und 314 in Arles teil. Patrozinium ist am 14. September.
Geschichte
Aus der Zeit um 1150 stammen die ältesten Teile der heutigen Pfarrkirche, die, in romanischem Baustil angelegten, unteren Geschosse des Turms. Sie gehören zu einer damals befestigten Kirchenburg, deren Bau mutmaßlich um diese Zeit begonnen wurde.
1345 wurde Güntersleben eine eigenständige Pfarrei. In der Gründungsurkunde wurde die schon damals Maternus geweihte Kirche zur Pfarrkirche bestimmt. In das Jahrhundert der Pfarreigründung ist der Bau des gotischen Chors der Pfarrkirche zu datieren. In seiner Größe ist er ausgelegt auf ein stattliches Bauwerk mit erstaunlichen Dimensionen für ein kleines Dorf, wie es Güntersleben damals war.
1688 wurde der Pfarrhof durch das Benediktinerkloster St. Stephan als Dienstsitz und Wohnung für die Seelsorger aus dem Kloster gebaut. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche eine neue Innenausstattung im Stil des Barock und Rokoko. Nach der Auflösung des Klosters durch die Säkularisation ging der Pfarrhof 1802 in Staatseigentum über und ist seit 1867 Eigentum der katholischen Kirchengemeinde Güntersleben.
Wehrkirche
Die Kirche war ursprünglich als Wehrkirche angelegt, wie aus ihrer Stellung hoch über dem Dorf und ihrer Umgebung auch heute noch erkennbar ist. Der innere Bezirk des heutigen Kirchplatzes war durch Gaden und Mauern umschlossen. Auf diesen einstigen Befestigungsring, von dem heute nichts mehr erhalten ist, stehen heute das katholische Pfarrhaus, das alte Rathaus und das Kolpinghaus.
Baubeschreibung
Das Kirchengebäude ist eine dreischiffige Pseudobasilika mit eingezogenem Chor und südlichem Kirchturm mit Spitzhelm. Das Untergeschoss des Turms stammt aus dem elften Jahrhundert. Die oberen Turmgeschosse und die Turmspitze wurden 1602 unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn aufgesetzt. Der Turm erhielt dadurch seine heutige Höhe von 47 Metern. Der Chorraum ist spätgotisch und stammt aus dem Jahr um 1400.
Unter Pfarrer Nikolaus Beck wurde das Langhaus 1902 bis auf die Wand zum Kirchplatz mit dem gotischen Tympanon über dem Mitteleingang abgebrochen und ein größeres Hauptschiff mit zwei Seitenschiffen gebaut. Das rechte Seitenschiff wurde erst 1952 vollendet. Die letzte Erweiterung erfolgte 1953 durch Verlängerung des verkürzten rechten Seitenschiffs. Das heutige Langhaus besteht aus Mittelschiff, zwei Seitenschiffen und Empore.
Außenansichten
Kircheninnenraum
Hochaltar
Der Hochaltar ist, wie die Altäre der beiden Seitenschiffe, die Kanzel, die Kreuzwegstationen und das Chorgestühl, ein Werk im Stil der Neugotik und wurde nach der Kirchenerweiterung 1910 geschaffen. Die vier Bildtafeln über dem Altartisch sowie die figürliche Kreuzigungsgruppe darüber mit Johannes und der Gottesmutter Maria zeigen die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes [1]. Auf der Rückseite der Altarflügel befinden sich Szenen aus dem Alten Testament.
An der Altarspitze ist der Kirchenpatron St. Maternus dargestellt. Eine eindeutige Bestimmung, ob es sich bei den beiden Figuren darunter, links und rechts der Kreuzigungsgruppe, um seine beiden Gefährten Eucharius und Valerius oder den heiligen Kilian und Burkard handelt, lässt sich nicht vornehmen.
Altäre der Seitenschiffe
Der Marienaltar auf der linken Seite aus dem Jahre 1910 zeigt vor dem Bild Günterslebens die Schutzmantelmadonna, unter deren weitem Mantel geistliche und weltliche Würdenträger Platz finden. Auf den geschlossenen Bildtafeln ist die Verkündigungs Mariens dargestellt. Auf dem oberen Teil des Altars sieht man die Heilige Barbara und Margaretha, beides Heilige, die zur Zeit der Aufstellung des Altars 1910 sehr volkstümlich waren.
Im rechten Seitenschiff steht der Sebastianusaltar aus dem Jahre 1909. Der Heilige nimmt den zentralen Platz im Altar ein, links und rechts von ihm stehen der heilige Nikolaus und Bonifatius, darüber der heilige Josef. Auf den Flügelbildern sind die heiligen Diakone Stephanus und Laurentius dargestellt, Stephanus als Namensparton des Stephansklosters, dem die Pfarrei bis 1802 zugeordnet war, Laurentius als Patron der ersten Kirche in Güntersleben.
Maternusaltar in der Turmkapelle
Zur früheren Innenausstattung aus der Barock- und Rokokozeit, die die Kirche bis 1902 hatte, gehört der Altar mit der Darstellung des Kirchenpatrons St. Maternus. Er entstand 1750 in der Werkstatt des Würzburger Hofbildhauers Johann Georg Wolfgang van der Auwera.
Marienaltar der Chorkapelle
Aus dem Jahr 1759 stammt der von Johann Peter Wagner geschaffene Altar zur schmerzhaften Muttergottes in der links im Chor eingelassenen Seitenkapelle.
Kanzel
Die Kanzel wurde, wie die übrige Ausstattung der Kirche, aus der Zeit nach der Erweiterung zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Jahre 1904 geschaffen und entstammt der Würzburger Bildhauerwerkstätte von Franz Wilhelm Driesler. An der Kanzelbrüstung finden wir neben dem zentral angeordneten Relief Christi die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit ihren jeweiligen Symbolen. [1] Auf dem Schalldeckel sind die vier Kirchenlehrer Ambrosius, Gregor, Augustinus und Hieronymus und zwei Propheten des Alten Testaments zu sehen. Eine Madonna im Strahlenkranz bekrönt die Kanzel.
Zelebrationsaltar und Ambo
Der neue Zelebrationsaltar und Ambo für die Lesungen wurden 1974 von dem Vasbühler Künstler Julian Walter geschaffen.
Lächelnde Madonna
Die lächelnde Madonna an der rechten Säule zum Abschluss des Chorraums gehört zu einer Gruppe ähnlicher Werke, die um 1375 im Rheinland entstanden sind. Sie ist der älteste Kunstgegenstand in Güntersleben und zeigt eine lächelnde Madonna mit dem am Daumen lutschenden Jesuskind auf ihrem Arm.
Orgel
Die Orgel ist ein Werk der Firma Steinmeyer aus Oettingen aus dem Jahre 1972. Sie besitzt 20 Register und 1326 Pfeifen auf zwei Manuale und Pedale verteilt.
Innenansichten
Geläut
- Christkönigsglocke
Gießer: Karl Czudnochowsky, Erding, 1948. Durchmesser: 1,21 Meter. Gewicht: 1,1 Tonnen. Schlagton: e‘. Umschrift: „Dir Christkönig dieses eherne Lob”.
- Josefsglocke
Gießer:Karl Czudnochowsky, Erding. Durchmesser: 1 Meter. Gewicht: 510 Kilogramm. Schlagton: g‘. Umschrift: „Hl. Josef, Patron der Sterbenden, bitte für uns.“
- Maternus- und Evangelistenglocke
Gießer: Paul Arnolt, Eußenheim, 1642. Durchmesser: 93,5 Zentimeter. Gewicht: 430 Kilogramm. Schlagton: a‘. Umschrift: „In honorem qvatvor evangel. et s. materni patroni. (dt.: „Zu Ehren der vier Evangelisten und des Patrons St. Maternus.“) Pavlvs Arnolt gos mich der Kirchen din ich MDCXXXXII“. Verzierungen: Lilienfries und Gehängefries mit stilisierten Tüchern sowie Früchten und auch Blüten.
- Andreasglocke
Gießer: Friedrich Klaus und Söhne, Heidingsfeld, 1868. Durchmesser: 77 Zentimeter. Gewicht: 250 Kilogramm. Schlagton: h‘. Umschrift: „Panem de coelis praetitisti eis. Sante Andrea ora pro nobis“ (dt.: „Brot vom Himmel hast Du Ihnen gegeben. Heiliger Andreas, bitte für uns!“)
Läuteordnung
- 11-Uhr-Läuten
Bei dem 11-Uhr-Läuten, das bis heute die älteste Glocke versieht, die den Namen des Kirchenpatrons Maternus trägt, geht es nicht um etwas Geistliches. Es handelt sich um das sogenannte landwirtschaftliche Läuten. Früher hatten die Leute noch keine Uhr dabei. Und durch dieses Läuten wussten die Menschen, die in den Weinbergen arbeiteten, dass es noch eine Stunde bis zum Mittagessen um zwölf Uhr war. [2]
Unterfränkischer Jakobsweg
Die Pfarrkirche liegt am „Unterfränkischen Jakobsweg“.
Seelsorger (Auszug)
- P. Romanus Römscheid OSB (1613-1627)
- P. Jonas Eln OSB (1628-1632)
- Philipp Hauck (bis 1642)
- P. Adam Kleinius OSB (ab 1655)
- P. Gregor Stapf OSB (bis 1682)
- P. Maurus Bauer OSB (1682-1684)
- P. Gerhard Molitor OSB (1720-1749)
- P Ignatius Gropp OSB (1749-1758)
- P Matemus Bauermess OSB (1758-1762)
- P. Maurus Stüttlein OSB (1790-1815)
- Vinzenz Hälbig (1815-1842)
- Peter Merz (1844-1858)
- Anton Wehner (1859-1862)
- Michael Beckert (1863)
- Jakob Hofmann (1863-1893)
- Elias Schmitt (1894-1900)
- Nikolaus Beck (1901-1923)
- Josef Weber (1923-1941)
- Anton Enderle (1941-1949)
- Josef Nosse (1949–1974)
- Dr. Paul-Heinz Schenk (1974–1982)
- Johannes Markert (1983–1996)
- Matthias Lotz (1996-2015)
- Robert Borawski (2015-2016 Pfarrverweser)
- Bernd Steigerwald (seit 2016)
Pfarreiengemeinschaft
Die Pfarrei St. Maternus in Güntersleben bildet zusammen mit der Pfarrei St. Michael (Thüngersheim) seit 1. September 2003 die Pfarreiengemeinschaft Güntersleben-Thüngersheim.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Güntersleben
- Friedhof Güntersleben
- Lorenzkapelle (Güntersleben)
- Katholisches Pfarrhaus Güntersleben
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Güntersleben, Nr. D-6-79-142-1
- Schätze der Kirche. Ausstellung in der Pfarrkirche St. Maternus. 29. und 30. Juni 2013, Pfarrgemeinderat St. Maternus (Hrsg.), Güntersleben 2013
- Josef Ziegler: Güntersleben. Hrsg.: Gemeinde Güntersleben, 2013, S. 173 ff., ISBN: 978-3-00-040474-0 [3]
Weblinks
- Internetseiten der Pfarreiengemeinschaft Güntersleben/Thüngersheim
- Hl. Maternus von Köln in Heiligenlexikon.de
- Katholische Pfarrkirche St. Maternus im DenkmalAtlas 2.0
Erläuterungen, Hinweise und Einzelnachweise
- ↑ Symbole der Evangelisten
- Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heisst: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
- Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
- (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
- Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heisst: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
- ↑ Würzburger katholisches Sonntagsblatt: „Glückliches Schicksal einer Glocke“ (22. Januar 2019)
- ↑ Die Ortschronik „Güntersleben“ kann beim Bürgerservice, Zimmer 17 im Rathaus von Güntersleben käuflich erworben werden.