Jürgen Lenssen
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Der katholische Priester Dr. Jürgen Lenssen (* 11. Mai 1947 in Mönchengladbach) ist emeritierter Domkapitular der Diözese Würzburg und leitete von 1991 bis zum 31. Mai 2017 das Kunstreferat der Diözese.
Geistliche Laufbahn
- 1966 - 1971
- Studien der Theologie, Kunstgeschichte und Volkskunde in Würzburg, Münster und Osnabrück
- 1971
- Priesterweihe in Osnabrück am 27. November
- 1972
- Kaplan in Osnabrück-Haste und Lingen-Laxen
- 1974
- Kaplan in Alzenau (Diözese Würzburg)
- 1975
- Kuratus in Dittelbrunn, Jugendseelsorger für das Dekanat Schweinfurt-Nord
- 1981
- Pfarrer in Glattbach (Ernennung durch Bischof Dr. Paul-Werner Scheele)
- 1988
- Promotion in Liturgiewissenschaft zum Doktor der Theologie, stellvertretender Dekan im Dekanat Aschaffenburg-West
- 1989
- Ernennung zum Ordinariatsrat und Leiter der Hauptabteilung Bau- und Kunstwesen und Pastoralreferent für die pastoralen Mitarbeiter(innen)
- 1991
- Ernennung zum Domkapitular [1]
- 1992
- Direktor der Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg
- 1998
- Wahl zum 1. Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Kirchliche Museen und Schatzkammern [2]
- 1999
- Wahl zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst e.V. [3] von 1893, München (bis 2003)
- 2017
- Altersbedingter Rücktritt als Domkapitular und Leiter der Hauptabteilung Kunst zum 31. Mai
Leben und Wirken
Lenssen ist für seine zahlreichen Initiativen zur Kunst- und Kulturförderung wie die Errichtung der diözesanen Museen und die Gestaltung von Gotteshäusern weit über das Bistum Würzburg hinaus bekannt. Die Gegenüberstellung alter und neuer Kunst bestimmt sein Konzept im Reigen der insgesamt 13 Museen, die nach seinen Plänen und unter seiner Regie in den vergangenen Jahren entstanden. Zentrales und umfangreichstes Museum ist das Museum am Dom in Würzburg, das 2003 eröffnet wurde. Nach Lenssens Konzept ist es bestens in eine Landschaft von Museen eingebettet, die über das ganze Bistum verteilt, teils in kommunaler, teils in kirchlicher Trägerschaft, Kunstwerke aus dem Besitz der Diözese präsentieren: zum Beispiel das Kartäusermuseum Tückelhausen, das Museum Kartause Astheim, der Domschatz Würzburg, das Museum Schloss Oberschwappach, das Museum Johanniskapelle in Gerolzhofen, das Pilger- und Wallfahrtsmuseum in Dettelbach, das „Museum. Burg. Miltenberg.“ auf der Mildenburg oder das 2016 eröffnete Krippenmuseum in Baunach.
Lenssens Schaffen ist nicht immer unumstritten. Er vertritt klare Positionen und scheut auch Konflikte nicht. Sehr deutlich war dies bei der Debatte um die Neugestaltung des Kilianshauses um die Jahrtausendwende zu erleben, als Befürworter und Gegner der Neugestaltung heftig miteinander stritten. Auf allgemeine Zustimmung stießen dagegen große Kirchensanierungen unter Lenssens Regie wie von Kiliansdom, St. Johannes in Stift Haug, der Neumünsterkirche in Würzburg oder der Stadtpfarrkirche Dettelbach.
Den Kontakt zu Künstlern pflegt Lenssen bei Künstlergottesdiensten im Kiliansdom, beim traditionellen Aschermittwoch der Künstler oder bei Ausstellungen. Besonders am Herzen liegt ihm dabei die Kunst in der DDR. 1995 sicherte er beispielsweise der Diözese den bedeutenden Nachlass des Dresdner Künstlers Friedrich Press. Zahlreiche Altäre in den Gotteshäusern der Diözese Würzburg und darüber hinaus – selbst in evangelischen Kirchen – tragen Lenssens Handschrift. Seine künstlerischen Arbeiten fanden Interesse bei Ausstellungen in mehreren Städten Deutschlands, Italiens und den USA. [1]
Abschied als Kunstreferent
Mehr als 2000 Menschen kamen am 7. Mai 2017 in den bis auf den letzten Platz gefüllten Kiliansdom, um dem Kunstreferenten zum Abschied ihre Anerkennung zu zollen. Lenssen sagte auch bei seinem Abschied vieles, was man sonst kaum in katholischen Kirchen hört. Die Gottesdienstbesucher begrüßte er mit den Worten: „Ich begrüße alle, unabhängig von ihrer kirchlichen Zugehörigkeit, denn es gibt keine Grenzen, die uns trennen, es sei denn, wir schaffen sie uns selbst!“ In seiner Predigt betonte er, dass wir aufgerufen seien, wieder Türen aufzustoßen anstatt uns binnenkirchlich abzuschließen. Es gelte sich, auf das Christenwort zu besinnen „Ich bin die Tür“ statt der Selbstgerechtigkeit zu frönen. Am Ende des Gottesdienste verabschiedete sich der scheidende Kunstreferent mit den Worten: „Jesu Tür steht immer offen, ich hoffe selbst mir, und ihnen allen, uns allen. Und wenn Sie sich auf den Weg machen, irgendwann, habe ich eine kleine Bitte: Nehmen Sie mich mit!“ Mit stehenden Ovationen und nicht mehr enden wollenden Applaus dankten die Gottesdienstbesucher Jürgen Lenssen. [2]
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1985
- Verdienstmedaille der Gemeinde Glattbach
- 1986
- Bayerische Denkmalschutzmedaille
- 2007
- Bundesverdienstkreuz am Bande
- 2009
- Verleihung des Kulturpreises der Stadt Würzburg
- 2011
- „Alte Münze“ : Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege für besondere Verdienste im Bereich Denkmalschutz
- 2012
- Verleihung des Kulturpreises der Stadt Miltenberg
- 2013
- Kulturpreis des Bezirks Unterfranken
- 2013
- Fränkischer Weintourismuspreis
Mitgliedschaften
Er ist seit seinem Studium Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Franco-Raetia zu Würzburg im CV.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Eva Maria Linsenbreder (Hrsg.): Akzentsetzungen. Jürgen Lenssen. Würzburg 2017
Pressespiegel
- Main-Post: „Lenssen stiftet Kunstsammlung“ (21. Dezember 2017)
- Main-Post: „Lenssen bleibt sich auch in der Abschiedspredigt treu“ (7. Mai 2017)
- Main-Post: „Jürgen Lenssen: „Kunst ist Provokation, nicht Dekoration““ (5. Mai 2017)
- Main-Post: „Jürgen Lenssen: ,Kunst ist Provokation, nicht Dekoration’“ (5. Mai 2017)
- Main-Post: „Lenssen darf weiter im Dom predigen“ (23. März 2017)
- Main-Post: „Lenssen predigt ab Pfingsten in der Hofkirche“ (22. Februar 2017)
- Main-Post: „Bischof nimmt Lenssens Rücktritt an“ (14. Februar 2017)
- Main-Post: „Ein Kampf um den Seelsorger“ (4. Februar 2017)
- Fränkische Nachrichten: „Priester und Künstler voller Pläne“ (11. Mai 2012)
- Main-Post: „Würzburgs dienstältester Domkapitular Jürgen Lenssen feiert 65. Geburtstag“ (11. Mai 2012)
Einzelnachweise
- ↑ Pressestelle Bischöfliches Ordinariat Würzburg (POW): „Bischof nimmt Lenssens altersbedingten Rücktritt an“ (14. Februar 2017)
- ↑ Jerzy Staus: „Eine Verbeugung zum Schluss. Stehende Ovationen beim Abschied von Kunstreferent Dr. Jürgen Lenssen.“ in: Würzburger katholisches Sonntagsblatt Nr. 20, 14. Mai 2017, S. 11