Tilman Riemenschneider

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Riemenschneider-Figur des Frankoniabrunnens
Grabplatte von Tilman Riemenschneider im Museum für Franken

Tilman Riemenschneider (* 1460 in Heiligenstadt in Thüringen; † 7. Juli 1531 in Würzburg) war ein bedeutender Bildschnitzer und Bildhauer in Würzburg.

Leben und Wirken

Als Tilman fünf Jahre alt war, zogen seine Eltern nach Osterode/Harz, wo sein Vater, Tilman Riemenschneider der Ältere, als Münzmeister tätig war. Um 1474 begann Tilman eine Lehre als Steinbildhauer und Holzschnitzer. 1478/1479 ging er als Handwerksgeselle auf Wanderschaft. Er bereiste Schwaben und den Oberrhein, Holland und das Moselgebiet. Schließlich wurde er am 7. Dezember 1483 in Würzburg als Geselle in die Lukasbruderschaft, die Zunft der Maler, Bildschnitzer und Glaser, aufgenommen. Durch die Heirat mit Anna Schmidt, Witwe des Würzburger Goldschmieds Ewald Schmidt, erhielt er 1485 das Bürger- und Meisterrecht. [1] Durch den Erhalt des Bürgerrechts und dem damit verbundenen Zugang zur Meisterwürde waren Riemenschneider die Wege zur Gründung einer eigenen Werkstatt in Würzburg geebnet. Seine Frau brachte den Hof zum Wolfmannszichlein in der Franziskanergasse 1 mit in die Ehe. Mit ihr hatte Tilman die Tochter Gertrud. Nach zehnjähriger Ehe starb seine Frau im Jahre 1495. 1497 heiratete Riemenschneider Anna Rappolt. Sie starb um 1506/07 und hinterließ eine Tochter und drei Söhne (Jörg, Hans und Bartholomäus). Riemenschneider heiratete 1507 zum dritten Mal, Margarethe Wurzbach. Nachdem auch diese verstorben war, heiratete er um 1520 Margaretha, Witwe des Kilian Thurner, Tochter des Viertelmeisters Hans Schirmer, die ihn überlebte.

1504 wurde Riemenschneider in den Rat der Stadt gewählt und stieg in zwanzig Jahren zum Oberen Rat auf. Als Ratsherr bekleidete er das Amt des Baumeisters, des Fischermeisters, des Kapellenpflegers, der Steuerämter des Steuerherrn und des Schoßmeisters (Aufseher der Stadtverteidigung), wie auch das Amt des Spitalpflegers.

Bürgermeister von Würzburg

1520/21 bekleidete er das Amt des jüngeren, ein Jahr später das des älteren Bürgermeisters.

Bauernkrieg

Beim Bauernkrieg von 1525 hatte er sich mit den anderen Stadträten auf die Seite der Aufständischen und gegen ihren Landesherrn, Fürstbischof Konrad II. von Thüngen, gestellt. Nach der Niederlage des Bauernheeres am 4. Juni 1525 wurden die Anführer des Aufstands, darunter auch Riemenschneider, in Haft genommen und acht Wochen lang auf der Festung Marienberg eingekerkert. Danach fand Riemenschneider nicht mehr zu seiner alten Schaffenskraft zurück; nur noch wenige Werke von ihm aus dieser Zeit sind überliefert.

Letzte Ruhestätte

Tilman Riemenschneider wurde auf dem Friedhof beim Dom St. Kilian (heute Kiliansplatz) bestattet. Sein Grabdenkmal, das 1822 bei der Auflösung des Friedhofes aufgefunden wurde, befindet sich als Abguss heute wieder an der Nordseite des Doms. Den Grabstein entwarf sein Sohn Georg Riemenschneider. Das Original wird im Museum für Franken aufbewahrt.

Werke (Auszug)

Werke Riemenschneiders in Stadt und Landkreis Würzburg:

► Weitere Werke Riemenschneiders finden sich im Werkverzeichnis der Arbeiten von Tilman Riemenschneider.

Posthume Würdigung

DBP 1981 1099 Tilman Riemenschneider.jpg

Thematische Stadtführung

Die Würzburger Nachtwächter GmbH bietet eine Erlebnisführung über Tilman Riemenschneider und die Zeit des Bauernkriegs zu den „Originalschauplätzen“ in der Würzburger Altstadt.

Ausstellung

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Michael Baxandall: Die Kunst der Bildschnitzer. Tilman Riemenschneider, Veit Stoß und ihre Zeitgenossen, 4. Aufl. München 2004.
  • Justus Bier: Tilmann Riemenschneider. Die frühen Werke, Würzburg 1925.
  • Justus Bier: Tilmann Riemenschneider. Die reifen Werke, Augsburg 1930.
  • Margit Brinke: Riemenschneider, Tilman. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band VIII (1994), Spalten 321-327 - BBKL.
  • Marianne Erben: Meister Til aus der Franziskanergasse in Würzburg, 6. veränd. Auflage Würzburg 1996 ISBN: 3429018226).
  • Norbert Haas: Das Kaisergrab im Bamberger Dom unter besonderer Berücksichtigung des Hochgrabes - ein Werk des Würzburger Bildhauers Tilman Riemenschneider. 3. Auflage Bamberg 1999.
  • Iris Kalden (-Rosenfeld): Tilman Riemenschneider – Werkstattleiter in Würzburg. Beiträge zur Organisation einer Bildschnitzer- und Steinbildhauerwerkstatt im ausgehenden Mittelalter, Ammersbek bei Hamburg 1990.
  • Jürgen Lenssen (Hrsg.): Tilmann Riemenschneider. Werke seiner Glaubenswelt, Würzburg 2004.
  • Claudia Lichte (Hrsg.): Tilman Riemenschneider. Werke seiner Blütezeit. Katalog des Mainfränkischen Museums Würzburg, Regensburg 2004.
  • Hanswernfried Muth: Tilman Riemenschneider. Die Werke des Bildschnitzers und Bildhauers, seiner Werkstatt und seines Umkreises im Mainfränkischen Museum Würzburg (Sammlungskataloge 1), Würzburg 1982.
  • Erich Schneider: Wer war Tilmann Riemenschneider? Versuch einer biographischen Skizze, in: Mainfränkisches Jahrbuch 62 (2012), S. 61–90.
  • Uwe Schreiber: Tilman Riemenschneider - Ratsherr und Bürgermeister. Ein Streifzug durch die Ratsprotokolle der Stadt Würzburg 1504-1525, Würzburg 2014 [im Stadtarchiv vorhanden].
  • Martin Seelkopf: Tilman Riemenschneider im Spiegel der Literatur. Ausstellung im Neubau der Universitätsbibliothek Am Hubland aus Anlaß des 450. Todestages des Würzburger Bildhauers; 18.8. - 31.10.1981, Würzburg 1981.
  • Thieme-Becker: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler, Band 28, Seite 331 ff.
  • Würzburger Ratsprotokolle der Riemenschneiderzeit, Teil 1: 1504–1513, bearbeitet von Uwe Schreiber und Renate Schindler unter Mitwirkung von Hans-Wolfgang Bergerhausen, Fontes Herbipolenses X, hrsg. v. Stadtarchiv Würzburg, Echter Verlag Würzburg 2020, ISBN: 978-3-05489-2.
  • Joachim Tettenborn: Tilman Riemenschneider — Ein Spiel aus seiner Zeit. Würzburg, Festspielgesellschaft, 1981 (zum 450. Todestag auf der Festung aufgeführt. Eine Rezension von Jürgen Wohlfarth (Traum-a-land))

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Philipp Schrepfer: Das Würzburger Handwerk im Wandel der Zeiten, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 374-381, S. 378

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