St. Josef (Grombühl)

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St. Josef der Bräutigam im Stadtbezirk Grombühl
Historische Abbildung der „Josefskirche”

Die Pfarrkirche St. Josef der Bräutigam befindet sich im Stadtbezirk Grombühl. Es ist die zweitgrößte Kirche Würzburgs und bietet bis zu 3.000 Menschen Platz.

Geschichte

Am 7. Oktober 1889 versammelten sich 22 Männer im Gasthaus Haas, Wagnerstraße 7, und schlossen sich zum Kirchenbauverein Grombühl zusammen. Für 120.000 Mark wurde der einzig noch erwerbbare zentrale Platz, das Anwesen der Witwe Reinhardt, erworben. Aufgrund der vorhandenen Bebauung war der wenige zur Verfügung stehende Platz sehr teuer.

Am 4. August 1890 wurde die erste Heilige Messe im Stadtteil Grombühl in der Kapelle des Vinzentinums gefeiert.

Der erste Spatenstich erfolgte am 1. August 1902, der Grundstein wurde am 1. März 1903 durch Bischof Ferdinand von Schlör gelegt. Der Schlussstein wurde am 1. Juni 1904 eingesetzt. Die Kirche wurde nach den Plänen von Joseph Schmitz aus Nürnberg in fränkischem Muschelkalk gebaut, der fast gleichzeitig auch die Pläne für die Adalberokirche und die Mutterhauskirche der Kongregation der Schwestern des Erlösers in der Ebracher Gasse entwarf. Insgesamt kostete der Bau ohne Innenausstattung 583.957 Mark. Die Kirche wurde am 9. Juli 1905 durch Bischof Ferdinand von Schlör unter großer Beteiligung der Bevölkerung und Geistlichkeit konsekriert; zu diesem Zeitpunkt fehlten allerdings noch eine Orgel sowie die Kirchenbänke. Die Vollendung der Innenausstattung dauerte bis 1909 und kostete rund 90.000 Mark. Der Taufstein wurde am 29. Dezember 1935 geweiht.

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Kirche schwer getroffen. Das heutige Gewölbe wurde bis 1951 errichtet.

Patrozinium

Josef aus Nazareth ist im Neuen Testament Verlobter und dann Ehemann Marias, der Mutter Jesu. Patrozinium ist am 19. März.

Baubeschreibung

Die Pfarrkirche ist eine dreischiffige Basilika mit eingezogenem 5/8-Chor und Querschiff. Das Satteldach mit durchbrochenem Dachreiter hat einen vorgezogenen Eckturm mit geschweiftem Zeltdach und Laterne. Das Gebäude ist ein unverputzter Hausteinbau mit Werksteingliederungen in neugotischem Baustil von Joseph Schmitz zwischen 1900 und 1905 erbaut. Der Turmhelm entstand erst nach 1945. Zur Kirche gehörte eine Terrassenanlage mit Freitreppe.

Außenansicht

Die Josefskirche erhebt sich auf einer großen Terrasse, zu der von Süden her zahlreiche Stufen führen. Der Grundriss ist ein Rechteck von 30 Meter Breite und 70 Meter Außenlänge. Die großen Flächen sind durch fünf Portale gegliedert. Die beträchtliche Länge der Dachflucht wird durch einen zierlichen, mit Kupfer gedeckten Dachreiter unterbrochen. Die überbaute Fläche beträgt 1.917 Quadratmeter. Das Kirchenschiff hat eine Höhe von 25 Metern.

Kirchturm

Der Turm, der oben in das Achteck übergeht, ist 52 Meter hoch, vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war er aber 64 Meter hoch und mit einem langen, spitzen Helm versehen.

Die „Treppen-Madonna“ vom Künstler Karl Schneider aus dem Jahre 1956 thront auf einer Rundsäule über der Freitreppe auf dem Kirchvorplatz.

Innenansicht

Die Gesamtlänge beträgt innen 65 Meter und die gleichmäßige Breite bis zur Kommunionbank 26 Meter. Die Josefskirche ist nach dem Kiliansdom flächenmäßig die größte Kirche von Würzburg und kann 3.000 Menschen aufnehmen. Jede einzelne der Bänke ist 7,25 Meter lang.

Chor

Das Gewölbe über dem Hochaltar blieb trotz großer Schäden am 16. März 1945 erhalten. Eine Besonderheit ist die kleine Orgel über dem Marienaltar. Da die Anschaffung einer großen Orgel nach der Zerstörung nicht möglich war, wurde im Jahre 1952 diese Notorgel geschaffen.

Ursprünglich besaß die Kirche im Chor drei sehr schöne Glasgemälde von je 7,5 Meter Höhe. Im Jahre 1940 wurden diese dort herausgenommen und an den vier großen Fenstern in der Mitte des Kirchenschiffes angebracht. Am 16. März 1945 gingen alle Fenster der Kirche in Trümmer. Beim Wiederaufbau setzte man zunächst weißes Kathedralglas ein. Da dies vorne am Altar sehr unangenehm wirkte, schuf man bereits 1950 für den unteren Teil der beiden Chorfenster kleine Glasgemälde (links: Augustinus und Judas Thaddäus, rechts: Maria und Josef). Die jetzigen Fenster wurden im November 1954 nach einem Entwurf des Grafikers Ludwig Martin von Glasermeister Steinruck eingesetzt.

Das mächtige Kruzifix in der Mitte des Chors wurde von Ludwig Sonnleitner im Jahre 1926 gefertigt.

Hochaltar

Der von Professor Jakob Angermair (Konservator am Nationalmuseum in München) entworfene Hochaltar der Josefskirche wurde am 21. Juni 1907 aufgestellt. Gestaltet ist dieser nach Art eines festen Flügelaltars im Renaissancestil. Die architektonische Umrahmung wird in feinen Übergängen zu den Malereien übergeleitet, die ein Werk von Professor Rudolf von Seitz sind. Als Hauptgestalten werden Petrus und Paulus dargestellt. Die plastische Gruppe in der Altarbekrönung mit Christus als Weltenrichter und den Engeln als Trägern der Leidenswerkzeuge wurden von Heinz Schiestl gefertigt.

Volksaltar und Ambo

Der Bildhauer Ernst Singer schuf 1984 den Volksaltar und Ambo aus Muschelkalkstein. Der Altar stellt Christus im schmerzhaften Rosenkranz dar, umrahmt von einer Dornenkrone. Eingeweiht wurde der Altar 1. November 1984 bei einer feierlichen Messe von Bischof Paul Werner Scheele.

Josefsaltar

Dieser Altar, eine im Renaissancestil hergestellter Flügelaltar, wurde kurz vor dem Josefsfest 1911 in der Kirche aufgestellt. Die Entwürfe stammen von Professor Jakob Angermair, die Ausführung der Malereien von Professor Kaspar Schleibner. [1] Der Aufsatz, der die Flucht nach Ägypten darstellt mit zwei Engelsfiguren auf der rechten und linken Seite, stammt ebenfalls von Heinz Schiestl.

Marienaltar

Der Marienaltar ist das Werk des Kunstmalers Anton Rausch (München) unter der künstlerischen Betreuung von Professor Jakob Angermair und wurde zum Rosenkranzfest am 5. Oktober 1930 aufgestellt. Das Schnitzwerk des Triumphbogens mit der Verkündigunsszene und den knienden musizierenden Engeln rechts und links davon ist ein Werk des Bildhauers Ludwig Sonnleitner. Der Altar wurde am 16. März 1945 schwer beschädigt, konnte aber in seiner alten Schönheit wieder hergestellt werden.

Missionskreuz und goldene Madonna

Das Missionskreuz mit den beiden deutschen Heiligen der Caritas St. Elisabeth und Bruder Konrad sowie die Konstruktion des Unterbaus stammen von Ludwig Sonnleitner. Dem Missionskreuz gab er statt des Christuskörpers das zerschlagene todwunde Antlitz vom Turiner Leichentuch. Der Tabernakel auf dem Altar ist eine Goldschmiedearbeit von Josef Amberg in Würzburg. Der gesamte Altar wurde 1942 geschaffen.

Die goldene Madonna aus dem Jahre 1932 ist das dritte Kunstwerk von Ludwig Sonnleitner in der Josefskirche.

Kanzel

Die Josefskirche bekam erst kurz vor ihrem 25jährigen Jubiläum am 19. März 1929 eine richtige Kanzel, die ebenfalls Professor Jakob Angermair entworfen hat. Dargestellt ist Christus als Sämann im Mittelpunkt der Kanzelbrüstung. Als Material für die Kanzel wählte man blauen Muschelkalk als Kontrast zum sonst grauen Muschelkalk der Säulen. Der alte Kanzeldeckel wurde am 16. März 1945 zerstört und durch eine andere Konstruktion ersetzt.

Herz-Jesu-Statue

Die Herz-Jesu-Statue von Georg Henn zeigt absichtlich nicht das Herz mit den Feuerflammen auf dem Körper; der auferstandene Christus trägt offen die von der Lanze durchbohrte Seitenwunde. Die Inschrift „Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ stammt, wie auch alle übrigen in der Kirche vorhandenen Schriften, von dem Graphiker Josef Albert.

Taufstein

Der Taufstein aus dem Jahre 1935 wurde vom einheimischen Bildhauer Amann aus hellem Donaukalk gefertigt. Der Entwurf dazu stammt vom Architekten Schmaderer. Die Weihe fand am 29. Dezember 1935 statt. Das mittlere Relief, das beim Angriff vom 16. März 1945 erhalten geblieben ist, stellt die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan dar. Das linke Relief wurde vollkommen zerstört, dagegen konnte das Relief an der rechten Seite, eine Szene aus dem Wüstenzug (Moses schlägt Wasser aus dem Felsen.) gerettet werden. Da von dem linken Relief keine Darstellung mehr zu finden war, wurde an dieser Stelle vom Grafiker Albert die Inschrift angebracht: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden.“ Der kupferne Deckel des Taufsteins ist während des Krieges der Beschlagnahme entgangen.

Armenseelen-Kapelle (St. Nikolauskapelle)

An der linken Seite des Chorraumes von St. Josef befindet sich die ursprüngliche „Armenseelen-Kapelle“, die jedoch zur Zeit von der Katholisch-Byzantinischen Gemeinde als St. Nikolauskapelle für die Feier der Gottesdienste im byzantinischen Ritus genutzt wird.

In dieser Kapelle befindet sich eine Gruft mit den sterblichen Überresten von sechs um die Erbauung der Josefskirche verdienten Personen. Die Geschwister Hubert und das Ehepaar Doseth gaben einst testamentarisch ihr ganzes Vermögen zum Bau der Josefskirche (insgesamt 282.000 Mark). Der Geistliche Rat Kaspar Heßdörfer, von 1894 bis 1908 Pfarrer von Stift Haug (und damit auch von Grombühl), war der eigentliche Bauherr der Kirche. Er hat entscheidend bei der Planung mitgewirkt und persönlich große Opfer für die Josefskirche und die neue Gemeinde gebracht. Kaplan Max Lochner, so wurde der erste Kurat in Grombühl allgemein genannt, war der erste ständige Seelsorger von 1894 bis 1908, also gleichzeitig mit Kaspar Heßdörfer. In einer Nische steht die Statue des „Heiligen Judas Thaddäus“, ein Werk des Würzburger Bildhauers Franz Martin vom Januar 1955.

St. Nikolauskapelle

In der für die Feier der byzantinisch-katholischen Gottesdienste als St. Nikolauskapelle eingerichteten Kapelle bilden eine goldene Ikonostase, zwei große Kerzenschalen auf Säulen und kostbare Teppiche das Zentrum. In der Mitte hängt rechts eine Ikone Jesu Christi in Gestalt nach seiner Auferstehung, links eine Ikone der Gottesgebärerin, dazwischen befindet sich die königliche Tür beziehungsweise das heilige Tor, durch das der Priester im Evangelienbuch und in der Eucharistie Christus aus dem Altarraum zur Gemeinde bringt.

Geläut

Im Jahr 1955 goss die Glockengießerei Otto in Bremen-Hemelingen für die Josefskirche fünf Bronzeglocken mit den Schlagtönen: cis' – e' – fis' – gis' – h'. Die Glocken haben folgende Durchmesser: 1518 mm, 1276 mm, 1137 mm, 1013 mm, 852 mm, und wiegen: 2300 kg, 1400 kg, 1000 kg, 700 kg, 400 kg. [2]

Glockengeläut (Video)

„Die fünf Glocken der Pfarrkirche Sankt Josef in Grombühl (Turmaufnahme)“ von glockenzeit

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Orgel

Die Orgel auf der Empore wurde von der Würzburger Orgelbaufirma Winfried Elenz 1987 als Teilbau errichtet und bis 1989 durch die Firma Steinmeyer aus Oettingen fertiggestellt.[3] Sie hat die halbe Größe der Domorgel. Prospekt und Rückpositiv passen sich harmonisch dem Kirchengebäude an. Sie wurde am 20. Dezember 1987 von Pfarrer Josef Mahr eingeweiht. Im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten hat Domorganist Paul Damjakob ein Konzert gegeben.

Die Orgel hat ein Gewicht von 16 Tonnen, ist 9 Meter hoch und 6,50 Meter breit. Sie besitzt: 46 Register, 3135 klingende Pfeifen, 3 Manuale. Die Bauzeit betrug 3 Jahre.

Trauernde Mutter

Die Josefskirche besitzt in der linken Vorhalle eine eigenartige Pieta, die „Trauernde Mutter”. Christi Mutter hat den Leichnam ihres Sohnes nicht auf dem Schoß, sondern kniet vor ihm, der auf dem Boden langgestreckt daliegt, bevor er ins Grab gesenkt wird. Ein Engel zeigt die Marterwerkzeuge: Nägel und Dornenkrone; gegenüber hängt über einem Wassergefäß das Tuch, mit dem soeben der Leichnam gewaschen wurde. Der Schmerz wird verklärt durch die Gewissheit der künftigen Auferstehung.

Die Pieta wurde 1951 von Otto Sonnleitner, dem Sohn Ludwig Sonnleitners, für die Opfer des Krieges geschaffen.

Kapelle Maria am Stein

Kapelle Maria am Stein in der Pfarrkirche St. Josef

In der bis zum 24. Juli 2005 so genannten Werktagskapelle, stand von 1938 bis 1945 der Hochaltar des Vinzentinums, um den sich im Vinzentinum von 1894 bis 1905 die erste Gemeinde einst versammelt hatte. Er verbrannte am 16. März 1945 vollständig, nur die Reliquien fand man ein halbes Jahr später bei den Aufräumungsarbeiten unversehrt in einem Gefäß. Sie sind in dem Altar niedergelegt, der 1949 hier aufgestellt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde der Raum unter der Empore - er ist 200 Quadratmeter groß - zu einer eigenen selbstständigen Kapelle umgebaut.

2005 wurde die Werktagskapelle, auf Vorschlag des Kunstreferenten der Diözese, Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, neu gestaltet. Sie wird jetzt Kapelle Maria am Stein genannt und wurde am 24. Juli 2005 von Weihbischof Helmut Bauer geweiht. Die namensgebende Marienstatue stand früher im Pfarrgarten.

In der Weihnachtszeit steht hier seit 2012 die Grombühler Weihnachtskrippe.

Seelsorger

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise und Erläuterungen

  1. Kaspar Schleibner (* 23. Februar 1863 in Hallstadt; † 27. Januar 1931 in München) war ein deutscher Kirchenmaler. Nähere Informationen bei Wikipedia [1].
  2. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynatie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN: 978-3-00-063109-2, S. 588, insbesondere Seiten 330, 331, 553
  3. Informationen zur Orgel auf Organ index

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