Mutterhauskirche

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Gesamtansicht der Mutterhauskirche
Blick vom Turm des Kiliansdoms auf die Mutterhauskirche (1987) (© Roland Pleier)
Blick vom Turm des Kiliansdoms auf die Mutterhauskirche (1987) (© Roland Pleier)

Die Mutterhauskirche (Klosterkirche St. Joseph) der Kongregation der Schwestern des Erlösers in der Ebracher Gasse wurde in den Jahren 1895 bis 1897 unter Gerneraloberin Maria Alexandrina Hofmann nach Plänen von Joseph Schmitz gebaut. Die Klosterkirche war eines der wenigen Beispiele für die Gesamtplanung von Architektur, Ausstattung und Malerei aus der Hand von Schmitz.

Patrozinium

Die Mutterhauskirche ist dem hl. Josef, dem Bräutigam, geweiht. Gedenktag ist der 19. März.

Baubeschreibung

„Im Gartenhof kath. Kirche der Schwestern des Erlösers, neuromanisch, Joseph Schmitz, 1895-97; mit Ausstattung.“ Die Detailpläne hat der Würzburger Architekt Franz Ostberg entworfen.

Geschichte und Baugeschichte

Schon 1856 hatte das Schwesternhaus in der Kettengasse eine Hauskapelle, in der Bischof Georg Anton von Stahl am Fest der unbefleckten Empfängnis (8. Dezember) [1] die erste heilige Messe feierte. Als die Schwesternzahl wuchs, vergrößerte man 1869 den Kapellenraum. Da die Anzahl der Schwestern stetig angewachsen war, wurde am 28. Juli 1895 in der Ebracher Gasse von Bischof Franz Joseph von Stein der Grundstein für den Bau der neuromanischen Mutterhauskirche gelegt und schon zwei Jahre später am 28. Juli 1897 konnte der Kirchenbau von Bischof von Stein eingeweiht werden.

Die neue Kapelle der Barmherzigen Schwestern in Würzburg

Kilians-Blatt, 57. Jahrgang, Würzburg, Mittwoch, den 28. Juli 1897 (Stadtarchiv Würzburg)

„Die Barmherzigen Schwestern haben zwischen ihren neu erworbenen Anwesen, dem Ebracher- und dem Seebachshof, nunmehr einen Kapellenbau aufgeführt, der, mit Empore versehen und mit Kreuzgängen umgeben, die beiden Häuser mit einander verbindet. Außerdem wurde an dem alten sogenannten Wolfskeelbau ein im gleichen Stil gehaltener Flügelbau, welcher Arbeitsräume und Küche enthält, angebaut.
Die Kapelle, die bekanntlich heute, Mittwoch, früh feierlich eingeweiht wird, ist für 600 Schwestern berechnet und somit ziemlich geräumig. In ihrer Bauart muss sie insofern als eigenartig bezeichnet werden, als sie in ihrer äußeren Erscheinung sowohl, wie in der inneren Durchbildung das Bestreben zeigt, möglichst den weihevollen Eindruck zu machen, den eine alte romanische Basilika auf uns ausübt. Emporanlagen, Gewölbebau, Anordnung der Vorhalle und der anstoßenden Kreuzgänge sind in enger Anlehnung an Vorbilder des 11. und 12. Jahrhunderts entworfen. Fussboden und Decken, Türen und Fenster sind zwar einfach und schlicht, jedoch streng, zum Teil mit symbolischen Darstellungen, im frühmittelalterlichen Charakter hergestellt. Aber auch die innere Ausstattung: Altäre, Kanzel, Orgel, Stuhlwerk und Kronleuchter sind in der gleichen Weise, immer an alte Vorbilder erinnernd, durchgeführt.
Diese auf der Wertschätzung der alten Bauwerke beruhende Bestrebung der neueren Kirchenbaumeister ist schon seit Jahren in München von den bedeutendsten Meistern ausgegangen, und es zeigt sich, dass die Meisterwerke des Mittelalters für die christliche Kunst stets eine unerschöpfliche Fundgrube auch auf diesem Gebiete der inneren Ausstattung, besonders des Altarbaues, sind und bleiben werden.
Einzelne Zweige des Kunsthandwerkes z.B. die Kunst, das Metall zu treiben, die eigenartige Behandlung des Eisens bei kunstvollen Beschlägen, die zierliche Flachschnitzerei in Holz sind dabei wieder gefördert worden oder zum Teil neu in Aufnahme gekommen, und es ist nur erfreulich, dass dieser frische, künstlerische Zug auch bereits bei den Würzburger Kunsthandwerkern zum Ausdruck gekommen ist.
Die vollständige architektonische Durcharbeitung der neuen Kapelle nach dem Entwurfe des Herrn Architekten Schmitz in Nürnberg führte der bewährte Architekt Herr Franz Ostberg hierselbst aus, welcher auch die Bauausführung mit seinen Gehilfen Herrn Bauführer Dittmar leitete. Den neuen Flügelbau, sowie den inneren Umbau der alten Gebäude leitete Herr Ostberg nach eigenen Entwürfen gleichfalls. Außerdem war Herr Baumeister Löhe, der verstorbene Zimmermeister Herr Eckert, sowie Herr Georg Wahler bei der Bauausführung tätig.
Von den übrigen hiesigen Künstlern und Kunstgewerbetreibenden zeichnete sich vor allem Herr Bildhauer Schleglmünig aus, welcher die Skulpturen der Portale, die Kapitäle und die übrige Ornamentik, außerdem aber die Kanzel und Kommunionbank und die meisten Holzschnitzereien zur Ausführung brachte. Die Türen, sowie sämtliches Stuhlwerk und die in Zirbelholz ausgeführte Vertäfelung der Sakristei stammen aus der renommierten Hofmöbelfabrik von Ostberg. Die schönen Stationen sind nach eigenen Entwürfen von Herrn Bildhauer Schiestl jun. geschnitzt, während der in Kupfer getriebene Seitenaltar in der Werkstätte des Herrn Josef Amberg gefertigt wurde. Herr Endres stellte die Altarmensen her, Herr Riebeler und Burkert den größten Teil der Glasfenster, und die Orgel wurde von Herrn Schlimbach und Sohn erbaut. Die Glocken stammen aus der Werkstätte der Herren Gebr. Klaus in Heidingsfeld, und die Heizung wurde von der Firma Sturm in Würzburg eingerichtet.
Als von auswärtigen Künstlern stammend sind besonders der Hochaltar von Hof-Silberarbeiter Harrack nach Modellen von Professor Waderé, ferner die Arbeiten von Herrn Bildhauer Balth. Schmitt, Professor v. Kramer, Bildhauer Rotermundt, Kunstschlosser Frey und Glasmaler Scheppach zu erwähnen.
Sind nun die beteiligten Kräften den nicht immer leicht zu entsprechenden Anforderungen der Bauleitung vollkommen gerecht geworden, so macht sich doch nirgendwo der Überfluss in der dekorativen Ausgestaltung der Kapelle bemerklich. Dieselbe ist im Gegenteil in durchaus einfachen, der klösterlichen Anlage entsprechenden, aber würdigen Rahmen gehalten.
Möchte aus der neuen Heimstätte der barmherzigen Schwestern auch fernerhin die segensvolle Wirksamkeit hervorgehen, durch die sie sich zu allen Zeiten und bei allen Menschen so viele dankbare, rückhaltlose Anerkennung erworben haben!“

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Kirche teilweise zerstört und unter der Leitung von Eugen Altenhöfer von 1948 bis 1952 wieder aufgebaut. Von 1966 bis 1968 fand eine Umgestaltung des Chorraums und eine Renovierung der Kirche statt.

Im Oktober 2020 wurde mit einer Generalsanierung des Grundklosters der Erlöserschwestern, der Umgestaltung der Mutterhauskirche sowie der Gestaltung der Anlage begonnen. Durchgeführt wurden die Arbeiten vom Büro SBW Architekten Würzburg. Die Weihe des neuen Altars nahm Bischof Dr. Franz Jung am 18. Dezember 2022 in Anwesenheit von zahlreichen geladenen Ehrengästen vor. [2]

Innenausstattung

1914 malte Adalbert Hock, Bruder des Spirituals Konrad Hock, die Mutterhauskirche aus. Der Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 und veränderter Zeitgeschmack sorgten aber auch hier dafür, dass die Einheit der Gesamtplanung von Architektur, Ausstattung und Malerei aus der Hand von Schmitz nicht lange anhielt.

Bis zur Umgestaltung der Mutterhauskirche waren Volksaltar, Ambo und Priestersitz aus weißem Marmor. Die Altarkonsekration zu Ehren des Hl. Josefs mit Reliquien der Märtyrer Felix und Hadrian sowie des Bischofs Burkard durch Bischof Josef Stangl erfolgte am 2. April 1966. Die Tabernakelglaswand entwarf Generaloberin Maria Ursula Müller, die Ausführung nahm die Fa. Schieblon aus Veitshöchheim vor. Die drei farbig gestalteten Chorfenster sind Werke von Curd Lessig aus dem Jahre 1983 und stellen den Lebens-, Liebes- und Geistesstrom der Hl. Dreifaltigkeit dar.

Bischof Dr. Franz Jung weiht den neuen Altar der Mutterhauskirche am 18. Dezember 2022

Die größte Veränderung in der Mutterhauskirche: Der Altar wurde in die Mitte gerückt, die Kirchenbesucher auf Stühlen darum gruppiert. Doch nicht nur der Platz des Altars, auch der Altar ist neu. Es handelt sich dabei um einen Holzaltar, der eher handwerklich, bildhauerisch in seinem Erscheinungsbild ist und in den Werkstätten der Benediktinerabtei Münsterschwarzach hergestellt wurde. In den Holzaltar sind unter einer Glasabdeckung mit den Reliquien des Heiligen Kilian, der Heiligen Teresa von Avila und der seligen Mutter Alfons Maria Eppinger, der Gründerin der Gemeinschaft, auch 1500 Professkreuze verstorbener Schwestern eingelegt. Sie sind sichtbares Zeichen der Verbundenheit – auch über den Tod hinaus. Die Kreuze sind aus Metall; wegen der Bestattungsverordnung dürfen sie nicht mit beerdigt werden. Das Kreuz der Erlöserschwestern, das jede um den Hals trägt, wurde außerdem in großer Ausführung, gefertigt in der Klostermanufaktur Münsterschwarzach, in der Kirche aufgestellt. Ebenfalls neu ist der Ambo, der, wie der Altar, in Münsterschwarzach hergestellt wurde. Die bisherigen Heiligenfiguren, die Ordenspatronen, gereinigt in der Abtei Münsterschwarzach, finden sich auch in der neu gestalteten Kirche wieder. [3] Eine weitere Änderung gibt es bei der Orgel, denn für diese gibt es, anders als bisher, einen Spieltisch im Kirchenraum. Eine Neuerung ist zudem der Taufstein am Haupteingang der Kirche, vom Kloster kommend.

Altarweihe am 18. Dezember 2022

Orgel

Die Orgel stammt aus der Werkstatt Klais aus Bonn und wurde 1954 erbaut. Das elektropneumatische Instrument besitzt 34 Register auf drei Manualen und Pedal. [4]

Bildergalerie

Ansichten der Mutterhauskirche

Außenansichten

Innenansichten bis 2021

Werke von Ernst Singer (Ansichten bis 2021)

Das Kruzifix und die Heiligenfiguren in der Mutterhauskirche stammen vom fränkischen Bildhauer Ernst Singer und wurden von ihm in den Jahren 1980 und 1981 gefertigt.

Innenansichten nach 2022

Werke von Ernst Singer (Ansichten nach 2022)

Geläut

Die drei Glocken im Turm wurden 1954 von der Fa. Otto aus Hemelingen gegossen und sind eine Stiftung von Balthasar Lehritter.

  1. Erlöserglocke mit Schlagton fis; Durchmesser 110 cm; 650 kg; Umschrift: O Redemptor, sume carmen temet concinentium
  2. Marienglocke mit Schlagton gis; Durchmesser 97 cm; 450 kg; Umschrift: Immaculata mater Jesu Ave Maria
  3. Josefsglocke mit Schlagton h; Durchmesser 80 cm; 300 kg; Umschrift: Ecclesiae patrono, Sancto Joseph laudes sono

Glockengeläut (Video)

„Die drei Glocken der Kloster- und Mutterhauskirche Sankt Josef (Turmaufnahme)“ von glockenzeit

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ZDF-Fernsehgottesdienst

Am Sonntag, 21. Mai 2023 wurde in der Zeit von 9.30 bis 10.15 Uhr der katholische ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Mutterhauskirche übertragen.

Kurz vor Pfingsten, dem Fest der Sendung des Heiligen Geistes, warf Prediger Professor Dr. Martin Stuflesser, Inhaber des Würzburger Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft, die Frage auf, wie sich die Freude über die Auferstehung Jesu, die die Osterzeit prägt, auch heute in den Alltag der Menschen hinüberretten lässt. Er schaute auf das Evangelium an diesem siebten Sonntag der Osterzeit: Dort bereitet Jesus seine Jüngerinnen und Jünger darauf vor, seine Nähe nach seiner Aufnahme in den Himmel auf neue und andere Weise zu erfahren. Trotz ihrer immer kleiner und älter werdenden Gemeinschaft setzen die Schwestern damit ein Zeichen des Aufbruchs. Sie öffnen sich hin zur Stadt und laden die Menschen ein, neue Wege der Gemeinschaft zu entdecken. Musikalisch wurde der Gottesdienst von Sybille Dankova geleitet. Es wirkten ein Projektchor und eine Band mit. An der Orgel war Martin Gál zu hören. [5]

Vorbereitung zum ZDF-Fernsehgottesdienst

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Hinweise und Einzelnachweise

Kartenausschnitt

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