Mutterhauskirche

Aus WürzburgWiki

Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.

Nordwest-Ansicht der Mutterhauskirche (2024)
Südost-Ansicht der Mutterhauskirche (2024)
Westansicht der Mutterhauskirche (2013)
Blick vom Turm des Kiliansdoms auf die Mutterhauskirche (1987) (© Roland Pleier)
Blick vom Turm des Kiliansdoms auf die Mutterhauskirche (1987) (© Roland Pleier)

Die Mutterhauskirche (Klosterkirche St. Joseph) der Kongregation der Schwestern des Erlösers in der Ebracher Gasse wurde in den Jahren 1895 bis 1897 unter Gerneraloberin Maria Alexandrina Hofmann nach Plänen von Joseph Schmitz gebaut. Die Klosterkirche war eines der wenigen Beispiele für die Gesamtplanung von Architektur, Ausstattung und Malerei aus der Hand von Schmitz.

Patrozinium

Die Mutterhauskirche ist dem Hl. Josef, dem Bräutigam, geweiht. Gedenktag ist der 19. März.

Geschichte und Baugeschichte

Finanzierung und Planung

Schon 1856 hatte das Schwesternhaus in der Kettengasse eine Hauskapelle, in der Bischof Georg Anton von Stahl am Fest der unbefleckten Empfängnis (8. Dezember[1] die erste heilige Messe feierte. Als die Schwesternzahl wuchs, vergrößerte man 1869 den Kapellenraum. Da die Anzahl der Schwestern stetig angewachsen war, begann man 1894 mit der Projektierung einer neu zu erbauenden Klosterkirche. Das genaue Datum des Planungsbeginns bzw. des Vertragsabschlusses zwischen der Kongregation und dem Architekten Joseph Schmitz ist nicht bekannt. Dass die Wahl auf Joseph Schmitz fiel, verwundert wenig, war er in Würzburg doch gerade für die Kirchenbauvereine Sanderau und Grombühl tätig und somit verfügbar.

Über die Modalitäten der Finanzierung des Kirchenbaus gibt es keinerlei Hinweise. Größere oder bedeutende Schenkungen bzw. Stiftungen gingen der Kongregation nicht zu. Geld nahm die Kongregation zwar ein durch die Entlohnung der Schwestern, die im caritativen Dienst arbeiteten, aber dies dürfte bei weitem nicht ausgereicht haben. Ob die Diözese Würzburg als obere vorgesetzte Instanz hier Geldmittel zur Verfügung stellte, ist nicht dokumentiert. Ebenso spärliche Informationen gibt es über den Verlauf der Planungs- und Bauarbeiten. Welche Bedingungen der Orden konkret stellte und welche Vorstellungen seitens des Architekten eingebracht wurden, sind in keinem Schriftstück verzeichnet oder erhalten. Klar ist, dass die Baugestalt der neuen Kirche in erster Linie dem Zweck des Ordens unterworfen war, was natürlich den größten Einfluss auf die Baugestalt hatte. Die Hauptbedingung, die wohl die Kongregation stellte und die im Bau verwirklicht sind, klingen in dem Artikel von Julius Gröschel Die neue Klosterkirche der Töchter vom hl. Erlöser in Würzburg an:

Dieser [i.e. der Kirchenbau, Anm. d. Verf.] hat 600 Personen zu fassen. Er ist in den rheinischen Formen der spätromanischen Zeit gehalten, ist gewölbt und zeigt einschiffige Anlage mit breitem zweiachsigen Querschiff .... Der besondere Zweck der Kirche erfordert große Emporen, die den Ordensschwestern ausschließlich zugewiesen sind.

Zu den genannten Bedingungen kam noch die Anlage von Beichtzellen. Ein weiteres Problem, mit dem sich Schmitz konfrontiert sah, wr die Lage der Kirche. Hatte er bisher bei seinen Kirchenbauten große, freie Plätze zur Verfügung, so stand ihm hier nur beschränkt Raum zur Verfügung. Schmitz musste also versuchen, die neue Kirche harmonisch in ds schon vorhandene Ensemble der alten Barockbauten einzufügen, zum anderen sollte die bequeme Erreichbarkeit des Baus sowie der geringe zur Verfügung stehende Platz nicht der ästhetischen Gesamterscheinung der Kirche im Wege stehen.

Ausführung

Der erste Spatenstich zum Bau der Klosterkirche erfolgte am 18. Mai 1895. Am 28. Juli 1895 wurde in der Ebracher Gasse von Bischof Franz Joseph von Stein der Grundstein für den Bau der neuromanischen Mutterhauskirche gelegt und schon auf den Tag genau zwei Jahre später am 28. Juli 1897 konnte der Kirchenbau von Bischof von Stein eingeweiht werden. Am 29. September 1897 übersiedelte die Kongregation, die mittlerweile 650 Schwestern zählte, von der Kettengasse 1 in das neue Mutterhaus in der Ebracher Gasse 6.

Die neue Kapelle der Barmherzigen Schwestern in Würzburg

Kilians-Blatt, 57. Jahrgang, Würzburg, Mittwoch, den 28. Juli 1897 (Stadtarchiv Würzburg)

„Die Barmherzigen Schwestern haben zwischen ihren neu erworbenen Anwesen, dem Ebracher- und dem Seebachshof, nunmehr einen Kapellenbau aufgeführt, der, mit Empore versehen und mit Kreuzgängen umgeben, die beiden Häuser mit einander verbindet. Außerdem wurde an dem alten sogenannten Wolfskeelbau ein im gleichen Stil gehaltener Flügelbau, welcher Arbeitsräume und Küche enthält, angebaut.
Die Kapelle, die bekanntlich heute, Mittwoch, früh feierlich eingeweiht wird, ist für 600 Schwestern berechnet und somit ziemlich geräumig. In ihrer Bauart muss sie insofern als eigenartig bezeichnet werden, als sie in ihrer äußeren Erscheinung sowohl, wie in der inneren Durchbildung das Bestreben zeigt, möglichst den weihevollen Eindruck zu machen, den eine alte romanische Basilika auf uns ausübt. Emporanlagen, Gewölbebau, Anordnung der Vorhalle und der anstoßenden Kreuzgänge sind in enger Anlehnung an Vorbilder des 11. und 12. Jahrhunderts entworfen. Fussboden und Decken, Türen und Fenster sind zwar einfach und schlicht, jedoch streng, zum Teil mit symbolischen Darstellungen, im frühmittelalterlichen Charakter hergestellt. Aber auch die innere Ausstattung: Altäre, Kanzel, Orgel, Stuhlwerk und Kronleuchter sind in der gleichen Weise, immer an alte Vorbilder erinnernd, durchgeführt.
Diese auf der Wertschätzung der alten Bauwerke beruhende Bestrebung der neueren Kirchenbaumeister ist schon seit Jahren in München von den bedeutendsten Meistern ausgegangen, und es zeigt sich, dass die Meisterwerke des Mittelalters für die christliche Kunst stets eine unerschöpfliche Fundgrube auch auf diesem Gebiete der inneren Ausstattung, besonders des Altarbaues, sind und bleiben werden.
Einzelne Zweige des Kunsthandwerkes z.B. die Kunst, das Metall zu treiben, die eigenartige Behandlung des Eisens bei kunstvollen Beschlägen, die zierliche Flachschnitzerei in Holz sind dabei wieder gefördert worden oder zum Teil neu in Aufnahme gekommen, und es ist nur erfreulich, dass dieser frische, künstlerische Zug auch bereits bei den Würzburger Kunsthandwerkern zum Ausdruck gekommen ist.
Die vollständige architektonische Durcharbeitung der neuen Kapelle nach dem Entwurfe des Herrn Architekten Schmitz in Nürnberg führte der bewährte Architekt Herr Franz Ostberg hierselbst aus, welcher auch die Bauausführung mit seinen Gehilfen Herrn Bauführer Dittmar leitete. Den neuen Flügelbau, sowie den inneren Umbau der alten Gebäude leitete Herr Ostberg nach eigenen Entwürfen gleichfalls. Außerdem war Herr Baumeister Löhe, der verstorbene Zimmermeister Herr Eckert, sowie Herr Georg Wahler bei der Bauausführung tätig.
Von den übrigen hiesigen Künstlern und Kunstgewerbetreibenden zeichnete sich vor allem Herr Bildhauer Schleglmünig aus, welcher die Skulpturen der Portale, die Kapitäle und die übrige Ornamentik, außerdem aber die Kanzel und Kommunionbank und die meisten Holzschnitzereien zur Ausführung brachte. Die Türen, sowie sämtliches Stuhlwerk und die in Zirbelholz ausgeführte Vertäfelung der Sakristei stammen aus der renommierten Hofmöbelfabrik von Ostberg. Die schönen Stationen sind nach eigenen Entwürfen von Herrn Bildhauer Schiestl jun. geschnitzt, während der in Kupfer getriebene Seitenaltar in der Werkstätte des Herrn Josef Amberg gefertigt wurde. Herr Endres stellte die Altarmensen her, Herr Riebeler und Burkert den größten Teil der Glasfenster, und die Orgel wurde von Herrn Schlimbach und Sohn erbaut. Die Glocken stammen aus der Werkstätte der Herren Gebr. Klaus in Heidingsfeld, und die Heizung wurde von der Firma Sturm in Würzburg eingerichtet.
Als von auswärtigen Künstlern stammend sind besonders der Hochaltar von Hof-Silberarbeiter Harrack nach Modellen von Professor Waderé, ferner die Arbeiten von Herrn Bildhauer Balth. Schmitt, Professor v. Kramer, Bildhauer Rotermundt, Kunstschlosser Frey und Glasmaler Scheppach zu erwähnen.
Sind nun die beteiligten Kräften den nicht immer leicht zu entsprechenden Anforderungen der Bauleitung vollkommen gerecht geworden, so macht sich doch nirgendwo der Überfluss in der dekorativen Ausgestaltung der Kapelle bemerklich. Dieselbe ist im Gegenteil in durchaus einfachen, der klösterlichen Anlage entsprechenden, aber würdigen Rahmen gehalten.
Möchte aus der neuen Heimstätte der barmherzigen Schwestern auch fernerhin die segensvolle Wirksamkeit hervorgehen, durch die sie sich zu allen Zeiten und bei allen Menschen so viele dankbare, rückhaltlose Anerkennung erworben haben!“

1912 begann der Aschaffenburger Kunstmaler Adalbert Hock, ein Verwandter des in der Kongregation tätigen ersten Spirituals Konrad Hock, mit der Ausmalung der Mutterhauskirche. Der Kirchenbau war im Jahr seine Vollendung 1897 mit einer hellen, elfenbeinfarbenen Farbe ausgemalt worden, die in starkem Kontrast zu dem dunklen Sandstein der Bögen, Pfeiler und Fensterumrahmungen stand.

1941 erfolge eine Innenrenovierung der Kirche unter der Leitung von Prof. Josef Schmuderer aus München. Die gesamte Ausmalung Hocks wurde hierbei übertüncht. Die Schwestern der Kongregation, die auch eigene Kunstwerkstätten betreiben, malte die Kirche erneut aus. Die Apsiskalotte erhielt eine symbolische Darstellung der Dreifaltigkeit auf sternenübersätem Grund.

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Kirche teilweise zerstört und unter der Leitung von Eugen Altenhöfer von 1948 bis 1952 wieder aufgebaut. Mit der Konsekration des provisorischen Hochaltars durch Bischof Julius Döpfner am 6. Januar 1952 war der Wiederaufbau der Kirche abgeschlossen. Die Ausmalung des Gotteshauses nahmen erneut die Schwestern vor. Von 1966 bis 1968 fand eine Umgestaltung des Chorraums und eine Renovierung der Kirche statt. Im Rahmen dieses Umbaus wurden die Malereien von 1952 übertüncht. Die ganze Kirche wurde hierbei weiß ausgetüncht, sowohl die Wandflächen als auch die gliedernden Architekturteile. Mit dieser Ausmalung wollte man dem ehemaligen düsteren Eindruck begegnen, zumal im Rahmen des Wiederaufbaus die großen unteren Langhausfenster der Westseite vermauert wurden.

Baubeschreibung Zustand 1895 - 1945

Grundriss der Mutterhauskirche (Joseph Schmitz 1897)

Grundriss und Erscheinungsbild

Die schlichte, nach Süden ausgerichtete Klosterkirche fügt sich harmonisch in das Ensemble zeitgenössischer und barocker Bauten ein. Durch ihren Anschluss an vorhandene Klostergebäude präsentieren sich nur die Ost- und Südseite dem Auge des Betrachters. Im Norden schloss die Kirche an den Kapitelsaal und den Durchgang zum Ebracher Hof an, im Wester an eine Vorhalle sowie einen weiteren Verbindungsgang.

Der, genau wie die Adalberokirche, in den Formen der rheinischen Romanik des 13. Jahrhunderts errichtete Bau weist die Gestalt eines lateinischen Kreuzes auf. Auch bei diesem Bau verwandte Schmitz sein bevorzugtes Baumaterial, nämlich fränkischen Muschelkalk für den Außenbau und roten Sandstein für das Innere.

Das Langhaus, das keine Seitenschiffe besitzt, wird von einem zweiachsigen Querhaus durchbrochen. Der einjochige Chor mit Apsis wird im Osten vom eingeschossigen Sakristeibau und im Westen vom dreigeschossigen Turm begleitet. Im östlichen Achsschenkel von Quer- und Langhaus findet sich ein großer runder Treppenturm mit einem vorgelagerten, figürlich gestalteten Portal, das zum Garten führt. Zwischen Vorhalle und Kapitelsaal verblieb neben der Westfassade ein kleiner Lichthof, den Schmitz ganz im Sinne klösterlicher Tradition zu einem kleinen Kreuzgang gestaltete. Das Langhaus der Kirche weist drei Joche auf, von denen das nördlichste allerdings im Untergeschoss baulich vom übrigen Kirchenraum abgetrennt ist und eine Vorhalle zur Kirche bildet, was am Außenbau nicht ablesbar ist. Langhaus und Querarme sind komplett mit Emporen überbaut, was der Tradition der Frauenklosterkirchen entspricht. Der westliche Arm des Querhauses wird als Kapelle genutzt. Von hier aus gelangt man auch über einen kleinen angrenzenden Treppenturm zur Empore. Der östliche Querarm hingegen bot Platz für drei Beichtzellen, zwei Zugänge führen zum großen Treppenturm und zur Sakristei. Der Chor war durch die Kommunionbank von der Vierung getrennt, vor dem Chor links war der Standort der von Schmitz entworfenen Kanzel. In der östlichen Chorwand befindet sich ein weiterer Zugang zur Sakristei, in der westlichen Chorwand eine Emporenöffnung zum angrenzenden Hauptturm.

Ostfassade

Die sich über einen niedrigen Sockel erhebende unverputzte Langhauswand wird durch ein einfaches Gurtgesims geteilt. Im unteren Wandfeld findet sich pro Joch ein gekuppeltes Drillingsfenster, im Obergaden je ein großes rundbogiges Fenster. Die Fenster waren mit farbig-ornamentalen Glasmalereien versehen. Den Abschluss der Obergadenwand bildet ein Rundbogenfries. Abgetreppte Strebepfeiler markieren die Jocheinteilung am Außenbau.

Im Achsschenkel von Lang- und Querhaus steht der, im Vergleich zu den Proportionen der übrigen Bauteile, massige runde Treppenturm mit dem steinernen Kegeldach. Der Turm wird durch ein Gurtgesims ebenfalls in zwei Geschosse geteilt. Das obere Geschoss des Treppenturms empfängt Licht durch ein fünfteiliges Gruppenfenster. Vor dem Treppenturm und seitlich angelehnt an das Querhaus befindet sich das Seitenportal, das Zugang zum Garten bietet und als Notausgang ins Freie gedacht war. Vier Stufen führen zu dem leicht hervortretenden Giebelportal, dessen Giebel zur Rechten von einer Knotensäule mit Knospenkapitell getragen wird. Die Säule wiederum steht auf der Figur eines ruhenden Löwen. Zur Linken wird der Giebel von einem Strebepfeiler der Querhausfassade aufgenommen. Das Säulenportal ist reich ornamentiert. Die beiden eingestellten Portalsäulen weisen verschieden ornamentierte Schäfte auf. Die Archivolte ist ausgebildet als ornamentierter Rundstab, darüber verläuft, ebenfalls noch in der Bogenlaibung, ein Zackenfries. Das Tympanon ist geschmückt mit einer Darstellung des Majestas Domini [2] in Hochreliefausführung. Der Portalgiebel ist bekrönt von einem irischen Steinkreuz, seitlich markieren Dachfiguren den Giebelansatz. Dies sind zur Rechten ein Adler, zur Linken ein Fabelwesen. Im Scheitel des Giebelfeldes findet sich ein Relieftondo [3], der die segnende Hand Gottes zeigt.

Die Querhausfassade wird durch Gesimse dreigeteilt. Eine vertikale Gliederung des Querhauses in zwei Achsen erfolgt durch abgestufte Strebepfeiler. Im unteren Wandfeld finden sich pro Achse je drei rechteckige, von einem großen Rundbogen überfangene Fenster, die zu den Beichtzellen gehören. Der Obergaden weist pro Querhausachse je ein großes rundbogiges Fenster auf, das im oberen Teil von einem Zackenfries gerahmt wird. Der Querhausgiebel bietet Raum für eine große rundbogige Figurennische, die zum Zeitpunkt der Weihe des Baus aber noch nicht besetzt war. Flankiert wird die Nische von je einem rechteckigen, von einem Rundbogen überfangenen Fenster. Die Giebelbekrönung auch hier wiederum in Form eines irischen Steinkreuzes. Zwei Fabelwesen markieren den Ansatz des Daches. Südlich an das Querhaus schließt isch der schmucklose Sakristeibau mit dem einfachen, leicht hervortretenden Säulenportal an.

Chor

Der untere hohe Mauerteil der Apsis weist eine kleine rundbogige Fensteröffnung auf, darüber liegt die von drei großen Rundbogenfenstern durchbrochene Fensterzone, die von einer Blendarkade überfangen ist.

Der Turm der Kirche wird von einfachen Gurtgesimsen in drei Geschosse gegliedert. Die architektonische Rahmung des obersten Geschosses erfolgt durch Ecklisene und Rundbogenfries. Die Schallöffnungen haben die Form eines romanischen Zwillingsfensters mit einem kleeblattförmigen Überfangbogen. Der ganze Turm wird bekrönt von einem steilen schiefergedeckten Rautendach, dessen unterste Ansatzpunkte vier Dachfiguren in Gestalt von Fabelwesen aufwiesen.

Innenraum

Die gesamte Kirche war zur Erbauungszeit hell ausgemalt, die gliedernden Bauteile aus rotem Sandstein hoben sich davon ab. Der von Kreuzgratgewölben überspannte Raum ist mit Emporen überbaut. Die Orgel- und Sängerempore im Norden wurde von einer Dreierarkade mit großen Kapitellen, die vegetabile Ornamente aufwiesen, und Kämpfern getragen.

Die Querarme öffnen sich zur Vierung durch zwei Pfeilerarkaden im Erdgeschoss und darüber ebenfalls zwei Arkaden zur Empore hin. Den Arkadenpfeilern sind zusätzliche Pilaster vorgelegt, die beide Geschosse übergreifen und die Gurtbögen des Gewölbes tragen. Der Triumphbogen wird gerahmt durch Dreiviertelsäulen sowie einen Rundstab und Zackenfries. Die rechte Chorwand weist eine Emporenöffnung in der Form eines Biforiums zum Hauptturm auf, das den kranken Schwestern diente, um der Messe beiwohnen zu können.

Der gesamte Raum war architektonisch äußerst schlicht und einfach gehalten. Einzig die Kapitelle und Portale sowie die Rahmung des Triumphbogens und der Chorfenster wiesen ornamentale Bauplastik auf. Anziehungspunkte in dieser nüchternen Architektur stellten allein die hochwertigen Ausstattungsstücke dar.

Bauliche Veränderungen nach 1945

Die baulichen Veränderungen betreffen zum größten Teil das innere Erscheinungsbild der Kirche. Die einzig gravierende Neuerung am Außenbau ist der Turmhelm. Das alte steile Rautendach nach dem lokalen Vorbild der Adalberokirche wurde durch ein flaches Pyramidendach ersetzt. Die unteren Drillingsfenster der östlichen Langhausfassade wurden vermauert, was sich nicht unerheblich auf die Lichtführung auswirkte.

Durch die Zerstörung der an die Kirche angrenzenden Gebäude und deren Wiederaufbau in veränderter Form ergab sich für die Nordfassade ein neuer Anschluss. Ließ der alte Anschluss an Kapitelsaal und Durchgang wenigstens ein Drittel der Nordfassade frei, so liegt das neue angrenzende Gebäude in einer Flucht mit der Kirche und verdeckt damit die Nordfassade vollständig. Dadurch war es jetzt aber allerdings möglich die Vorhalle, die bisher das erste Langhausjoch der Kirche beanspruchte, in den angrenzenden Bau vorzulegen und das bisher baulich abgetrennte erste Joch wieder dem Kirchenraum anzugliedern. Im Rahmen dieser Arbeiten wurde die Empore, die vorher 2 ½ Joche des Langhauses überfing, zurückgenommen, so dass heute nur noch das nördlichste Langhausjoch überbaut ist. Diese Zurücknahme gleicht dann wiederum den Lichtverlust aus, der durch die Vermauerung deer unteren Langhausfenster verursacht wurde.

Die im östlichen Querarm befindlichen Beichtzellen wurden niedergelegt und der somit gewonnene Raum wurde zur Erweiterung der Sakristei und zur Aufstellung eines zusätzlichen Altars genutzt. Der Chor wurde 1966 umgebaut und leicht erhöht. Gleichzeitig wurde auch die Altarwand in Glasmosaik errichtet. Die ursprüngliche Ausstattung ging zum Teil im Krieg verloren, so etwa die Triumphkreuzgruppe, die Kommunionbank und das Hauptportal der Nordfassade. Andere Ausstattungsstücke entsprachen nicht mehr dem Zeitgeschmack und mussten weichen. Hierzu zählen der Hochaltar und die Kanzel. Der kleine Kreuzgang an der Westseite wurde durch einen neuen Anbau etwas beschnitten, was auch die Vermauerung eines Fensters der westlichen Langhausfassade erforderte. Anstelle des Kreuzganges entstand hier nur noch ein kleiner schmuckloser Lichthof.

Bildergalerie

Außenansichten der Mutterhauskirche

Umgestaltung der Mutterhauskirche 2020 - 2022

Im Oktober 2020 wurde mit einer Generalsanierung des Grundklosters der Erlöserschwestern, der Umgestaltung der Mutterhauskirche sowie der Gestaltung der Anlage begonnen. Durchgeführt wurden die Arbeiten vom Büro SBW Architekten Würzburg. Die Weihe des neuen Altars nahm Bischof Dr. Franz Jung am 18. Dezember 2022 in Anwesenheit von zahlreichen geladenen Ehrengästen vor. [4]

Altarweihe am 18. Dezember 2022

Der Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 und veränderter Zeitgeschmack sorgten aber auch hier dafür, dass die Einheit der Gesamtplanung von Architektur, Ausstattung und Malerei aus der Hand von Schmitz nicht lange anhielt.

Bis zur Umgestaltung der Mutterhauskirche waren Volksaltar, Ambo und Priestersitz aus weißem Marmor. Die Altarkonsekration zu Ehren des Hl. Josefs mit Reliquien der Märtyrer Felix und Hadrian sowie des Bischofs Burkard durch Bischof Josef Stangl erfolgte am 2. April 1966. Die Tabernakelglaswand entwarf Generaloberin Maria Ursula Müller, die Ausführung nahm die Fa. Schieblon aus Veitshöchheim vor. Die drei farbig gestalteten Chorfenster sind Werke von Curd Lessig aus dem Jahre 1983 und stellen den Lebens-, Liebes- und Geistesstrom der Hl. Dreifaltigkeit dar.

Bischof Dr. Franz Jung weiht den neuen Altar der Mutterhauskirche am 18. Dezember 2022

Die größte Veränderung in der Mutterhauskirche: Der Altar wurde in die Mitte gerückt, die Kirchenbesucher auf Stühlen darum gruppiert. Doch nicht nur der Platz des Altars, auch der Altar ist neu. Es handelt sich dabei um einen Holzaltar, der eher handwerklich, bildhauerisch in seinem Erscheinungsbild ist und in den Werkstätten der Benediktinerabtei Münsterschwarzach hergestellt wurde. In den Holzaltar sind unter einer Glasabdeckung mit den Reliquien des Heiligen Kilian, der Heiligen Teresa von Avila und der seligen Mutter Alfons Maria Eppinger, der Gründerin der Gemeinschaft, auch 1500 Professkreuze verstorbener Schwestern eingelegt. Sie sind sichtbares Zeichen der Verbundenheit – auch über den Tod hinaus. Die Kreuze sind aus Metall; wegen der Bestattungsverordnung dürfen sie nicht mit beerdigt werden. Das Kreuz der Erlöserschwestern, das jede um den Hals trägt, wurde außerdem in großer Ausführung, gefertigt in der Klostermanufaktur Münsterschwarzach, in der Kirche aufgestellt. Ebenfalls neu ist der Ambo, der, wie der Altar, in Münsterschwarzach hergestellt wurde. Die bisherigen Heiligenfiguren, die Ordenspatronen, gereinigt in der Abtei Münsterschwarzach, finden sich auch in der neu gestalteten Kirche wieder. [5] Eine weitere Änderung gibt es bei der Orgel, denn für diese gibt es, anders als bisher, einen Spieltisch im Kirchenraum. Eine Neuerung ist zudem der Taufstein am Haupteingang der Kirche, vom Kloster kommend.

Modernes Licht im alten Gemäuer

Zusammen mit ihrem Partnerbüro Impuls-Design entwickelte die Firma Sein und Schein GmbH (Höchstadt a.d.Aisch) die ersten Ideen, welche Rolle und Größe das Licht in der Mutterhauskirche bekommen sollte. Es sollte möglichst wenig Technik in der Kirche sichtbar sein, damit das Licht ohne Weiteres wirken kann. Das war eine Anforderung der Erlöserschwestern. Außerdem wollte Sein und Schein bewusst kleinere Zonen schaffen, in denen auch nur wenige Schwestern in der Kirche zusammenkommen können. Daraus wurden sogenannte Kapitellleuchter mit einer besonderen Raum- und Lichtwirkung entworfen und entwickelt.

Bevor die Kapitellleuchter konstruiert, zusammengebaut und schließlich an jeder Säulen in der Kirche montiert wurden, realisierte Sein und Schein einen Probeaufbau, um die Idee zu veranschaulichen. Die Gehäuse wurden alle einzeln angefertigt und maßgenau an die Form des obersten Kapitells angepasst und nehmen mehrere Leuchten von ERCO, sowie zwei motorische Leuchten von On-Lichttechnik auf. Neben den Kapitellleuchtern wurden zwei weitere Sonderkonstruktionen nach den Vorstellungen der Schwestern und des Architekten realisiert. Die Hinterleuchtung des Herzstücks der Kirche, der Tabernakel, wurde in Zusammenarbeit mit der Kunstschmiede Schrepfer in die Halterung der Glaswand integriert.

Um den Treppen- oder barrierefreien Rampenaufgang sicher zu beleuchten, wurde nach den Maßen des Handlaufs spezielle LED-Flächenlichter angefertigt. Diese sorgen für ausreichend Licht unabhängig welchen Aufgang man wählt. Die Beleuchtung der Kirche wird durch weitere Leuchten in den Seitenschiffen und durch funktionale Beleuchtung in den Nebenräumen sowie Treppenhäusern abgerundet. Alle verbauten Leuchten in der Kirche sind über DALI [6] steuerbar und laufen über drei DALI Interfaces von Sundrax zusammen.

Auch die Bedienung des Lichts wurde auf den aktuellen Stand der Technik gebracht: per Touch-Display kann man voreingestellte Szenen wählen, oder für spezielle Situationen sogar selbst Lichtszenen programmieren. Nicht nur das Licht ist in der App abgebildet, auch die einfache Bedienbarkeit für den Nutzer an erster Stelle. In der Kirche werden im gleichen Zuge auch die Justierung von Ton und Videotechnik benötigt. So wurde der Aufbau der App zusammen mit doitsmart.eventmanagement im Sinne der einfachen Bedienbarkeit in der Kirche erarbeitet und mit den Schwestern abgestimmt. Das Resultat neben einem herkömmlichen Schalttablau mit vier Tastern: intuitive Nutzung aller technischen Funktionen ist für Personen jeden Alters und technischen Hintergrundwissens möglich. [7]

Orgel

Die Orgel stammt aus der Werkstatt Klais aus Bonn und wurde 1954 erbaut. Das elektropneumatische Instrument besitzt 34 Register auf drei Manualen und Pedal. [8]

Bildergalerie

Innenansichten der Mutterhauskirche

Innenansichten bis 2021

Werke von Ernst Singer (Ansichten bis 2021)

Das Kruzifix wurde 1968, die Heiligenfiguren in der Mutterhauskirche in den Jahren von 1979 bis 1981 vom fränkischen Bildhauer Ernst Singer gefertigt.

Innenansichten nach 2022

Werke von Ernst Singer (Ansichten nach 2022)

Geläut

Die drei Glocken im Turm wurden 1954 von der Fa. Otto aus Hemelingen gegossen und sind eine Stiftung von Balthasar Lehritter.

  1. Erlöserglocke mit Schlagton fis; Durchmesser 110 cm; 650 kg; Umschrift: O Redemptor, sume carmen temet concinentium
  2. Marienglocke mit Schlagton gis; Durchmesser 97 cm; 450 kg; Umschrift: Immaculata mater Jesu Ave Maria
  3. Josefsglocke mit Schlagton h; Durchmesser 80 cm; 300 kg; Umschrift: Ecclesiae patrono, Sancto Joseph laudes sono

Glockengeläut (Video)

„Die drei Glocken der Kloster- und Mutterhauskirche Sankt Josef (Turmaufnahme)“ von glockenzeit

(Mit dem Start des Videos stimmen Sie der Weiterleitung und Übermittlung von Daten an YouTube zu.)

ZDF-Fernsehgottesdienst

Am Sonntag, 21. Mai 2023 wurde in der Zeit von 9.30 bis 10.15 Uhr der katholische ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Mutterhauskirche übertragen.

Kurz vor Pfingsten, dem Fest der Sendung des Heiligen Geistes, warf Prediger Professor Dr. Martin Stuflesser, Inhaber des Würzburger Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft, die Frage auf, wie sich die Freude über die Auferstehung Jesu, die die Osterzeit prägt, auch heute in den Alltag der Menschen hinüberretten lässt. Er schaute auf das Evangelium an diesem siebten Sonntag der Osterzeit: Dort bereitet Jesus seine Jüngerinnen und Jünger darauf vor, seine Nähe nach seiner Aufnahme in den Himmel auf neue und andere Weise zu erfahren. Trotz ihrer immer kleiner und älter werdenden Gemeinschaft setzen die Schwestern damit ein Zeichen des Aufbruchs. Sie öffnen sich hin zur Stadt und laden die Menschen ein, neue Wege der Gemeinschaft zu entdecken. Musikalisch wurde der Gottesdienst von Sybille Dankova geleitet. Es wirkten ein Projektchor und eine Band mit. An der Orgel war Martin Gál zu hören. [9]

Vorbereitung zum ZDF-Fernsehgottesdienst

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Nähere Informationen zur unbefleckten Empfängnis bei Wikipedia [1]
  2. Die Majestas Domini (lat. für ‚Herrlichkeit des Herrn‘) ist ein besonders im Mittelalter beliebtes Bildschema, bei dem Jesus Christus auf seinem Thron, oft auch in einer Mandorla und umgeben von den vier Symbolen der Evangelisten dargestellt wird. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
  3. Ein Tondo oder Rundbild ist ein kreisrundes Bildwerk. Ein Tondo kann als Gemälde oder Relief gestaltet sein. Das Wort ist vom italienischen rotondo für „rund“ (lateinisch rotundus) abgeleitet; es ist davon eine abgekürzte Form. Weitere Informationen bei Wikipedia [3].
  4. Main-Post: „Im Inneren verborgen: Die Mutterhauskirche der Würzburger Erlöserschwestern feiert Wiedereröffnung mit einer Altarweihe“ (19. Dezember 2022)
  5. Pressestelle Abtei Münsterschwarzach: „Klostermanufaktur fertigt Kirchenausstattung“
  6. Digital Addressable Lighting Interface (DALI) ist in der Gebäudeautomatisierung ein Protokoll zur Steuerung von lichttechnischen Betriebsgeräten. Weitere Informationen bei Wikipedia [4].
  7. Die Informationen im Abschnitt „Modernes Licht im alten Gemäuer“ wurden WürzburgWiki von der Firma Sein und Schein GmbH (Höchstadt a.d.Aisch) zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen befinden sich auf der Internetseite von „Sein und Schein“.
  8. Informationen zur Orgel auf Organ index
  9. Pressestelle Ordinariat Würzburg: „ZDF überträgt Fernsehgottesdienst aus Mutterhauskirche“ (12. Mai 2023)

Kartenausschnitt

Die Karte wird geladen …
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von WürzburgWiki. Durch die Nutzung von WürzburgWiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.