Orgeln des Doms St. Kilian

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Hauptorgel des Doms St. Kilian
Hauptorgel des Doms St. Kilian

Die Orgeln des Doms St. Kilian wurden von der Bonner Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG gebaut. Das Vorgängerinstrument aus dem Jahre 1937 war beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 völlig zerstört worden. Die Orgelanlage besteht aus der fünfmanualigen Hauptorgel mit 87 Registern an der westlichen Sängerempore und der Chororgel im südlichen Querhaus, die über 20 Register verfügt. Seit 2012 können beide Instrumente sowohl von der Querhausorgel als auch von der Hauptorgel zusammen gespielt werden.

Domorgel

Baugeschichte

Domorgel vor 1937

Der Dom besaß, den beiden Funktionen als Domstiftskirche und als Pfarrkirche entsprechend, zwei Orgeln. Im südlichen Querschiff auf der Empore an der Westwand stand die so genannte Stiftsorgel, der die Pfarrorgel im nördlichen Querhaus entsprach. Die Stiftsorgel erstellte der Würzburger Hoforgelbauer Johannes Hofmann in den Jahren von 1701 bis 1705. Der Prospekt, der sich mit seinen gewundenen Säulen, dem reichen Akanthus und den zahlreichen Engeln und Putten in die Stuckdekoration von Pietro Magno fügte, war ein Werk des Stiftsschreiners Ferdinand Bielefeld und der Bildhauer Johann Michael Rieß und Balthasar Esterbauer. 1886 ersetzte ein Werk von Martin Joseph Schlimbach die alte Orgel.

Neubau 1937 durch Klais

Die im Jahr 1937 erbaute Orgelanlage durch die Orgelmanufaktur Klais bestand aus drei Teilorgeln: eine im südlichen Querschiff, eine im nördlichen Querschiff und ein Bombardewerk über dem Westportal mit insgesamt 80 Registern auf vier Manualen und Pedal.

Disposition der Süd-Querschifforgel von 1937
I Unterwerk C–g3
Rohrflöte 8′
Violflöte 8′
Blockflöte 4′
Soloterz 13/5
Sifflöte 11/3
Krummhorn 8′
Trichterregal 4′
I Positiv C–g3
Quintade 8′
Praestant 4′
Oktave 2′
Waldflöte 2′
Nachthorn 1′
Sesquialter II
Scharff VI
II Hauptwerk C–g3
Principal 16′
Oktave 8′
Holzflöte 8′
Rohrquinte 51/3
Oktave 4′
Koppelflöte 4′
Kornett III–V
Rauschpfeife III
Mixtur IV–VI
Trompete 16′
Pedal C–f2
Principal 16′
Gedackt 16′
Oktave 8′
Choralbass 4′
Spitzflöte 2′
Posaune 16′
Basstrompete 8′
Klarine 4′
Singend Kornett 2′
Disposition der Nord-Querschifforgel von 1937
III Oberwerk C–g3
Principal 8′
Nachthorngedackt 8′
Salicional 8′
Oktave 4′
Schweizerpfeife 4′
Nasat 22/3
Mixtur IV
Kleincymbel III
Dulcian 16′
Trompete 8′
Krummhornregal 8'
IV Schwellwerk C–g3
Gedacktpommer 16′
Holzprincipal 8′
Lieblich Gedackt 8′
Spitzgamba 8′
Oktave 4′
Querflöte 4′
Kleinoktave 2′
Tertian II
Trompette harmonique 8′
Oboe 8′
Kopftrompete 4′
Pedal C–f2
Subbass 16′
Zartbass 16′
Principal 8′
Gedackt 8′
Bassoktave 4′
Flachflöte 2′
Bombarde 16′
Disposition der Westportalorgel von 1937
I Bombarde C–g3
Kupferprincipal 8′
Grobgedackt 8′
Kupferoktave 4′
Jubalflöte 4′
Progressio IV–V
Groß-Cymbel V–VI
Trombone 16′
Tromba 8′
Klarine 4′
Pedal C–f2
Untersatz 32′
Flötenbass 16′
Offenbass 8′
Flöte 4′
Hintersatz V–VI
Kontratuba 32′
Basstuba 16′

Neubau 1969 durch Klais

Die in den Jahren 1968/1969 erbaute Orgelanlage ist ein Instrument des Bonner Orgelbauers Hans Klais, der allerdings starb, bevor er die Orgel fertigstellen konnte. Sein Sohn Hans Gerd Klais übernahm das Projekt. Ursprünglich sollten die Orgeln zum dritten Adventssonntag 1968 fertig sein, der Bau verzögerte sich aber, weil im Dom die 9 Uhr Messe eingeführt worden war und die Arbeiten immer erst im Anschluss beginnen konnten. Nach Beendigung der Bauarbeiten Anfang 1969 wurden die Orgeln am 2. Februar 1969 von Bischof Josef Stangl geweiht.

Die Orgelanlage besteht aus der an der inneren Westwand des Langhauses gelegenen Hauptorgel mit 87 Registern, verteilt auf Pedal und fünf Werke, darunter eines mit waagerecht in den Raum strahlenden, sogenannten „Spanischen Trompeten“, und der Chororgel mit 20 Registern auf einer Empore im südlichen Querschiff. [1] Die Domuhr aus dem Jahr 1574 mit ihrem barocken Stuckrahmen ist in den modernen Prospekt integriert.

Bildergalerie der Klais-Orgel

Überholung 2012

Im Jahr 2012 erfolgte im Zuge der Innensanierung des Doms auch eine Überholung der Orgel durch die Erbauerfirma. Sie schuf einen neuen, zentralen Spieltisch im Bereich der Querhausorgel, von dem aus nun beide Orgeln angespielt werden können. Der ehemalige zweimanualige Spieltisch der Querhausorgel mit mechanischer Spieltraktur wich einem viermanualigen Generalspieltisch mit elektrischer Traktur. Auf diese Weise ist der Organist näher am liturgischen Geschehen um den Ambo und kann den Gemeindegesang auch von hier aus mit der Hauptorgel begleiten. Die Register der Querhausorgel am Hauptorgelspieltisch befinden sich in einer Schublade links am Spieltisch und können beliebig auf die Manuale des Hauptorgelspieltisches gelegt werden. Aufgrund der akustischen Verzögerungen beim Spielen wurden vor beiden Orgeln Mikrofone im Raum aufgehängt, die die jeweils andere Orgel über Monitorboxen an den Spieltischen überträgt. Zudem wurde ein Register im Positiv ausgetauscht (nun Trompete 8′), das Instrument gereinigt und die Intonation stärker grundtönig überarbeitet. Die Spieltraktur der Hauptorgel wurde überarbeitet und der Schwellkasten neu isoliert, um die Stimmhaltung des Schwellwerks zu verbessern. Schließlich erhielt das Gehäuse eine neue farbliche Fassung. [2]

Disposition ab 1969

Hauptorgel

I Rückpositiv C–a3
1. Rohrflöte 8′
2. Quintatön 8′
3. Spitzgedackt 8′
4. Praestant 4′
5. Koppelflöte 4′
6. Rohrnasard 22/3
7. Principal 2′
8. Blockflöte 2′
9. Terz 13/5
10. Quinte 11/3
11. Octave 1′
12. None 8/9
13. Terzcymbel IV–V
14. Rankett 16′
15. Krummhorn 8′
16. Vox humana 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–a3
17. Praestant 16′
18. Doppelprincipal 8′
19. Flöte 8′
20. Quinte 51/3
21. Octave 4′
22. Nachthorn 4′
23. Terz 31/5
24. Quinte 22/3
25. Superoctave 2′
26. Grossmixtur V–VII
27. Acuta IV
28. Cornett V
29. Trompete 16′
30. Trompete 8′
31. Trompete 4′
III Positiv C–a3
32. Quintadena 16′
33. Praestant 8
34. Gemshorn 8′
35. Holzgedackt 8′
36. Principal 4′
37. Rohrflöte 4′
38. Dolcan 4′
39. Octave 2′
40. Hohlflöte 2′
41. Sifflöte 11/3
42. Septime 11/7
43. Sesquialtera II
44. Mixtur V
45. Cymbel III
46. Holzdulcian 16′
47. Schalmey 8′
Tremulant
IV Schwellwerk C–a3
48. Rohrbordun 16′
49. Holzprinzipal 8′
50. Metallgedackt 8′
51. Gamba 8′
52. Vox coelestis 8′
53. Principal 4′
54. Querflöte 4′
55. Doublette 2′
56. Spitzquinte 22/3
57. Waldflöte 1′
58. Oberton IV
59. Scharff VI
60. Fagott 16′
61. Trompette harm. 8′
62. Hautbois 8′
63. Clairon 4′
Tremulant
V Trompeteria C–a3
64. Trompeta imperial 8′ / 32′
65. Trompeta magna 16′
66. Trompeta real 8′
67. Bajoncillo 4′
68. Clarin brillante 2′ / 8′
Celesta
Pedal C–g1
69. Praestant 32′
70. Principal 16′
71. Subbaß 16′
72. Pommer 16′
73. Quinte 102/3
(Fortsetzung)
74. Octave 8′
75. Nachthorngedackt 8′
76. Superoctave 4′
77. Spitzflöte 4′
78. Holztraverse 2′
(Fortsetzung)
79. Rauschpfeife IV
80. Mixtur III
81. Aliquotbaß V
(Fortsetzung)
82. Bombarde 32′
83. Posaune 16′
84. Dulcian 16′
85. Holztrompete 8′
(Fortsetzung)
86. Zink 4′
87. Cornet 2′
Tremulant Pedal-Solo
  • Koppeln: V/I, IV/I, III/I, V/II, IV/II, III/II, I/II, V/P, IV/P, III/P, II/P, I/P, V/IV, V/III, IV/III

Chororgel

Chororgel des Doms St. Kilian
I Hauptwerk C–a3
1. Principal 8′
2. Spillpfeife 8′
3. Flöte 8′
4. Octav 4′
5. Flöte 4′
6. Schweizerpfeife 4′
7. Flachflöte 2′
8. Sesquialter II
9. Mixtur IV–V
10. Trompete 8′
II Oberwerk C–a3
11. Gedeckt 8′
12. Salicional 8′
13. Rohrflöte 4′
14. Principal 2′
15. Nasard 11/3
16. Cymbel III
17. Voix humaine 8′
18. Oboe 8′
Tremulant
Pedal C–g1
19. Subbaß 16′
20. Principal 8′
21. Pommer 8′
22. Piffaro II
23. Fagott 16′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P

Probenorgel

Baugeschichte

Im Jahr 2009 wurde in den neu eingerichteten Probesälen eine Probenorgel der Firma Karl Göckel mit acht Registern errichtet.

Disposition seit 2009

I Grand Orgue C–c4
Prinzipal 8′
Flöte 8′
II Récit C–c4
Bourdon 8′
Gamba 8′
Flöte 4′
Octavin 2′
Basson Hautbois 8′
Tremblant
Pédale C–g1
Subbass 16′
  • Koppeln: II/I, II/P, I/P.

Organisten

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Paul Damjakob: Überlegungen zur Disposition der Würzburger Domorgel. Das Musikinstrument, Frankfurt am Main 1970
  • Hermann Fischer: Zur Geschichte der Domorgel. In: Ecclesia cathedralis, der Dom zu Würzburg. Würzburg 1989, S. 123–130
  • Hermann Fischer: Die Würzburger Domorgeln: Die Entwicklung des Klangkonzepts der Klais-Orgeln. In: Kirchenmusik – Glaubensmusik. Würzburg 2002, S. 111–154
  • Egon Johannes Greipl und Jürgen Lenssen (Hrsg.): Verlorene Himmelsräume. Würzburger Kirchen vor 1945. Katalog zur Ausstellung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege im Museum am Dom Würzburg vom 1. Juli bis 30. August 2008, 1. Auflage 2008, Würzburg 2008, ISBN: 978-3-9804672-9-2
  • Theodor Henner: Orgelgehäuse im Würzburger Dom. In: Altfränkische Bilder. Band 24, 1918
  • Oskar Kaul: Zur Geschichte der Würzburger Domorgel. In: Frankenwarte. Nr. 40, 1937
  • Hans Gerd Klais (Hrsg.): Die Würzburger Domorgeln von 1968/69 – Geschichte, Entwicklung, Architektur und Aufbau, Konstruktionen Dispositionen und Mensuren, Registrierung, Liturgische Funktion. Das Musikinstrument, Frankfurt am Main 1970
  • Johann Strubel: Die neue Domorgel zu Würzburg. In: Fränkische Heimat. Nr. 12, 1937, S. 45–48
  • Würzburger Katholisches Sonntagsblatt: „Klangvolle Königin des Doms.“ Ausgabe Nr. 4 vom 27. Januar 2019, S. 34

Aufnahmen/Tonträger

  • Paul Damjakob improvisiert an den Klais-Orgeln des Würzburger Domes. 2005, Echter, DVD, ISBN: 3-429-02787-X.
  • Veni Creator Spiritus, Werke von Jeanne Demessieux, Dietrich Buxtehude, Maurice Duruflé und eine Improvisation an der Klais-Orgel des Doms St. Kilian zu Würzburg (Orgel: Stefan Schmidt) 2006, unda maris, CD.
  • Hans Musch an der Klais-Orgel im Dom zu Würzburg: Charles-Maria Widor Symphonie Nr. 5 f-moll op. 42 Nr. 1 / César Franck Choral Nr. 3 a-moll / Cantabile H-Dur, Vinyl-Scheibe LP 30cm/33UpM, Christophorus-Verlag Freiburg im Breisgau, ca. 1970.

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert zum Teil auf dem Artikel Orgeln des Würzburger Domes aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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