Jakob van der Auwera

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Jakob van der Auwera (* 17. Februar 1672 in Mecheln in Brabant; † 20. Februar 1760 in Würzburg) war Hofbildhauer in Würzburg und der erste Vertreter der Bildhauerfamilie Auwera.

Leben und Wirken

Lehr- und Gesellenzeit in Mechelen

Seine Lehr- und Gesellenzeit verbrachte Jakob van der Auwera zum Teil sicherlich in Mecheln [1], vielleicht auch in Antwerpen. 1666 war nach dem großen Stadtbrand in London [2] ein Heer von Steinmetzen und Bildhauern für den Wiederaufbau, besonders auch der St. Paul's Cathedral nötig. Führend waren die flämischen Bildhauer und vermutlich befand sich auch der junge Auwera unter ihnen. Es ist gut möglich, dass - abgesehen von Flandern - die erste Wirkungsstätte der Bildhauerfamilie an der großen Baustelle der St. Paul's Cathedral in London war.

Weg nach Würzburg

Oswald Onghers, der spätere Schwiegervater Jakob van der Auweras und ebenfalls in Mecheln geboren, war seit 1658 in Würzburg tätig, bald darauf Hofmaler und der am meisten beschäftigte Würzburger Maler in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Es ist denkbar, dass Onghers seinem Landsmann Auwera 1701 den Weg nach Würzburg vermittelt hat, als am 3. Februar Onghers Freund, der Bildhauer Johann Caspar Brandt im Alter von 49 Jahren gestorben war. Archivalisch ist Jakob van der Auwera in Würzburg durch den Auftrag eines Elfenbeinkruzifixes im Jahre 1702 für die Familie des regierenden Fürstbischofs Karl Philipp von Greiffenclau belegbar. [3] [4]

Beschreibung

„Auf einem jetzt leeren Reliquienschrein aus Ebenholz ist das Ebenholzkreuz errrichtet; an diesem hängt die Gestalt Christi aus Elfenbein, und an seinem Fuß liegt ein Totenkopf über einem Knochen, Golgatha andeutend. Steil recken sich die Arme des Gekreuzigten in die Höhe. Die Füße sind mit einem Nagel an den Stamm des Kreuzes geheftet. Die Finger an den durchbohrten Händen haben sich zusammengezogen. Der bärtige Kopf ist nach links gewandt, die schmerzvoll geweiteten Augen gen Himmel gerichtet. Eine kurze Locke fällt weich über die rechte Schulter bis zur Achsel.

Etwas ärmlich hängt das schmale, in viele Falten gelegte Lendentuch um seine Hüften. Es bildet in seinem kleinen Gewirr von Falten einen deutlichen Gegensatz zu der großartig klaren Durchbildung des Körpers. In bewundernswerter, anatomischer Einfühlung sind die Muskelpartien des Rumpfes herausgeholt, treten die Muskelstränge an Armen und Beinen hervor, ohne jedoch den schlanken Körper irgendwie athletisch erscheinen zu lassen. Besonders fein ist das Eingefallensein bei dem schmerzvollen Zusammenziehen des Leibes beobachtet. Etwas ungeschickt sind die Beine nebeneinandergelegt. Das ist vielleicht der einzige Zug, der dieses ergreifend schöne Werk als eine frühe Arbeit kennzeichnet und den Fortschritt bei einem späteren am deutlichsten zeigt.

Alles Empfinden der Gestalt ist im Gesicht vereint. Tief liegen die Augen in den Höhlen, die Wangen sind eingefallen. Der Mund ist im äußersten Leiden halb geöffnet und verleiht mit dem erschütternden Blick dem Gesicht den Ausdruck tiefsten Schmerzes.“ [5]

Aufstieg zum Hofbildhauer

Madonna, ehemals an einem Haus am Marktplatz

Auwera soll seit dem Jahr 1700 im Dienst des Juliusspitals beschäftigt gewesen sein und war dort sehr wahrscheinlich mit bauplastischen Arbeiten am neuen Nordflügel beschäftigt. Im barocken Garten des Juliusspitals schuf er eines seiner Hauptwerke, den Vierströmebrunnen. Außerdem wurde er an der Bauplastik der Neumünsterfassade und schließlich der Residenz tätig.

Am 8. Februar 1706 heiratet Auwera Maria Christine (* 9. Februar 1667 in Würzburg; † 9. Mai 1743 in Würzburg), eine Tochter des Malers Onghers. In der Traumatrikel der Dompfarrei wird Auwera als statuarius aulicus („Hofbildhauer”) bezeichnet [6], was auf eine nicht unbeträchtliche Reputation des Künstlers schließen lässt.

1714 findet sich Jakob van der Auwera zum ersten Mal in der Würzburger Bürgerliste. „Unbegütterte Beysassen [7] und Bürger Jacob von der Aura Bürger und Bildhauer zahlt ...” Jakob van der Auwera hatte damals also kein eigenes Haus und keinen Grundbesitz. Er hat zur Miete gewohnt. Das „unbegüttert” sagt aber darüber hinaus nichts über seine Vermögensverhältnisse aus.

Bis 1717 hatte sich Jakob van der Auwera eine bevorzugte Stellung am Hofe des Fürstbischofs Karl Philipp von Greiffenclau geschaffen. Als einziger Bildhauer wurde er zum persönlichen Dienst des Fürstbischofs herangezogen. Als Karl Philipp von Greiffenclau 1719 starb und Johann Philipp Franz von Schönborn sein Nachfolger wurde erfahren wir aus der beim Regierungsantritt des neuen Fürstbischofs aufgestellten Bürgerliste Genaueres über die Familie und Werkstatt des Jakob van der Auwera.

„Jacob fonderaura hoffbildhauer hat 4 Kind 1 gesellen 2 lehrjungen 1 Magd 1 praeceptor haus und gütter.”
Haupt Visitation Und Listen Aller derer Im Cresser Virtel der Stadt Würzburg sich würcklich befindenden bürger, beysassen, Knecht, Mägd, Kind.
1719, 14. et 15. 9 bris.

Seit 1714 hatte er also ein Haus und „gütter” erworben. Unter Johann Philipp Franz von Schönborn trat Jakob van der Auwera im Hofdienst ganz zurück. Die Vorliebe des Fürstbischofs für den französischen Geschmack brachte den Hofbildhauer Claude Curé bei dem frisch begonnenen Residenzbau und bei seinen Privataufträgen (z.B. der Schönbornkapelle) an die erste Stelle. Für Jakob van der Auwera fielen in dieser Zeit nur kleine Aufträge des Fürstbischofs ab. Erst 1724 beim Regierungsantritt des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten fand er wieder ausdrückliche Anerkennung als Hofbildhauer. Die künstlerisch wertvollen Bildhauerarbeiten am Äußeren der Residenz, der Schmuck der beiden Giebelfelder und des Portals am Nordblock, wurden in seine Hände gelegt. Die eigentümliche Stellung des Fürstbischofs Hutten zu den bildenden Künsten, der die Malerei für maßgebend hielt, auch für die Grundlage der Bildhauerei, führte dazu, dass er oft den Maler Clemens Anton Lünenschloß, der in dieser Zeit eine herrschende Stellung gewann, Aufträge auch für Plastikentwürfe gab. Daher kann man bei Werken Jakob van der Auweras aus der Zeit der Regierung von Christoph Franz von Hutten (1724 - 1729) nicht immer sagen, ob der Plastik Auweras nicht vielleicht ein Entwurf des Clemens Anton Lünenschloß zu Grunde liegt. Bei den Reliefs der Giebelfelder des Nordblocks an der Residenz ist die Mitwirkung des Lünenschloß gesichert, da sich von ihm signierte, mit der Ausführung übereinstimmende Zeichnungen im Martin von Wagner Museum erhalten haben.

In den Jahren 1727 und 1730 entstanden die beiden Seitenaltäre der Burkarder Kirche in der Werkstatt von Jakob van der Auwera. Sie sind die letzten Überreste der einstigen barocken Ausstattung der Kirche. Ebenfalls 1727 fertigte er das Wappen von Fürstbischof Christoph Franz von Hutten, das auf der Talseite den Maschikuliturm ziert.

Übergabe der Werkstatt an Sohn Wolfgang

Nach dem Tode des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten erhielt Jakob van der Auwera auch unter dem neuen Regenten Friedrich Karl von Schönborn reichlich Aufträge und hatte eine ehrenvolle Stellung inne. So wurde er für die umfangreichen Arbeiten der Inneneinrichtung der Residenz bis 1737 herangezogen. Ab 1737 bereicherte eine neue Kraft die Auwera-Werkstatt: Johann Georg Wolfgang van der Auwera, der älteste Sohn von Jakob, war aus Wien zurückgekehrt, wohin ihn der Fürstbischof zu seiner künstlerischen Ausbildung geschickt hatte. Da sein Vater Jakob van der Auwera infolge seines Alters, er war bereits 64 Jahre alt, den Aufgaben nicht mehr gewachsen war, übertrug er vermutlich noch im gleichen Jahr 1736 Johann Georg Wolfgang die Werkstatt, in der nun auch der nächstjüngere Bruder Lukas Anton von dieser Zeit an dauernd mittätig war.

Jakob van der Auwera war der Begründer jener Bildhauerwerkstatt, einer „Dynastie” geradezu, die nicht nur für Würzburg und Mainfranken, sondern weit darüber hinaus durch das ganze 18. Jahrhundert bestimmend wurde. Seine drei Söhne, Johann Georg Wolfgang (* 24. Oktober 1708 in Würzburg), Lukas Anton (* 21. Juni 1710 in Würzburg) und Johann Michael Joseph (* 14. Dezember 1711 in Würzburg), vor allem Johann Georg Wolfgang, der bedeutendste unter ihnen, führten die Werkstatt ihrem Höhepunkt entgegen, deren Tradition Johann Peter Wagner weiterführte.

Werke

Erhaltene Werke

In Würzburg

(in chronologischer Reihenfolge)
  • Marienkapelle: Entwurf der kupfervergoldeten Maria-Immaculata-Figur mit doppelter Schauseite als Abschluss der Turmhaube [9] (1713)
  • Käppele: Kruzifix mit Marienfigur vor der Wallfahrtskirche (1713)
  • Neumünster: Relief zur Verherrlichung Mariens im Tympanon und die beiden das Portal flankierenden Johannesfiguren an der Fassade (rechts: Johannes der Täufer, links: Johannes der Evangelist) (1716 - 1718) [11]
  • Bürgerspital: Relief „Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit“ (um 1718) an der Westseite der Bürgerspitalkirche. Das Relief wurde dort nach dem Wiederaufbau 1945 angebracht und hatte früher seinen Platz über dem Portal des Hauses Semmelstraße 22.
Der große, plastische Schmuck befindet sich über dem Portal. Hier ist zunächst ein Relief mit dem Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths, dessen Rahmen unten auf einer Muschel ruht und nach oben in einer Volute endigt, auf der der Herzogshut sitzt. Dahinter sind Schwert und Bischofsstab in der üblichen Anordnung gekreuzt. Zu beiden Seiten läuft der Rahmen in ein verschlungenes Bandornament aus, über das sich eine außerordentlich reizvolle Blumenranke zieht. Auf den Enden des breiten, mit Akanthusblättern [12] verzierten Bandwerks stehen zwei Paar kleiner, nackter Engel, die ein leeres Schild halten.
Auf dem Ende des gebrochenen oberen Giebels sind allegorische Frauengestalten mit Symbolen in den Händen angebracht. Es sind Glaube und Liebe. Sie sitzen sehr locker und berühren den Giebelrahmen nur mit der dem Portal zugewandten Körperseite. Beide haben die welligen Haare in der Mitte gescheitelt und schlicht nach hinten genommen, wie es auch bei den übrigen weiblichen Figuren des Jakob van der Auwera zu finden ist.
In der mittleren Nische über dem Portal befand sich ursprünglich die Gestalt des Ignatius von Loyola, auch von Jakob van der Auwera gearbeitet. Sie wurde durch die jetzt vorhandene Figur des guten Hirten ersetzt, als nach Aufhebung des Jesuitenordens das Priesterseminar 1789 in das leer gewordene Kollegium gelegt wurde. Er ist von Johann Peter Wagner gearbeitet. [13] Die beiden munteren Engelchen an seinen Seiten sind dagegen noch von Jakob van der Auwera - die Mittelgestalt wurde ja nur wegen der neuen Bestimmung des Gebäudes verändert. Die beiden Engel sind von gleicher Art wie die des Reliefs.
Die Gesamtwirkung der Anlage beruht ausschließlich auf der Architektur. Die Plastik ist sogar nur zum Teil dekorativ schmückendes Beiwerk in den Kapitellen und Füllungen der Fensterrahmen. Dagegen sind das Kinderrelief und die Giebelfiguren der Fassade nur locker aufgesetzt und bilden in ihrer hervorquellenden Plastizität einen auffallenden Gegensatz zu der flächig gehaltenen Architektur.
  • Augustinerkirche: „Maria mit segnendem Christuskind“. Prozessionstragefigur, gekrönt mit einer reichverzierten Votivkrone. Die Figur stammt aus dem Besitz der Maria-Trost-Bruderschaft und wurde um 1720, vermutlich von Jakob van der Auwera, geschaffen.
Bei der Planung des Westportals zieht Jakob van der Auwera den Entwurf von Clemens Anton Lünenschloß heran, der drei Jahre älter ist als ein ebenfalls existierender Entwurf von Claude Curé, vielleicht geschieht dies auch auf Geheiß des Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn, und bringt wohl auch durch seinen Sohn Johann Georg Wolfgang van der Auwera Gedanken des Curés mit ein [14].
  • Maschikuliturm mit dem Wappen von Fürstbischof Christoph Franz von Hutten und der Büste des Heiligen Nepomuk (1727). Der Ausführungsentwurf des Heiligen Nepomuk ist ein Werk von Clemens Anton Lünenschloß. [15]
  • Burkarder Kirche: linker Seitenaltar (1727), gestiftet vom Burkarder Kapitular Friedrich Gottfried Ignaz von Pfirt. In der Mitte zwischen zwei Engeln steht die Figur des auferstandenen Christus. Der Auferstandene wird flankiert von den heiligen Bischöfen Friedrich von Utrecht und Gottfried von Amiens, zwei Namenspatronen des Stifters. Im oberen Teil befindet sich über dem Wappen des Stifters die Figur Gottes und die Taube des Heiligen Geistes.
Die Inschrift über der Mensa des Altars lautet: „IN HONOREM ET VENERATIONEM RESURECTIONIS D(OM)INI HANC ARAM FIERI CURAVIT PLURIMUM REVERENDUS PERILL(USTRIS) PERQUAM GRATIOSUS DOMINUS FRIDERICUS GODEFRIDUS IGNATIUS L(IBER) B(ARO) A(B) PFUERT HUIUS EQUESTRIS ECCLESIAE CANONICUS TITUL. CUSTOS ET IUBILARIUS“ („Zu Ehren und in Verehrung der Auferstehung des Herrn hat diesen Altar gestiftet der verehrte und hochangesehene und überaus großzügige Herr Friedrich Gottfried Ignaz Freiherr von Pfirt, Kanoniker dieser Ritterstiftskirche in der Stellung eines Custos und Jubilarius“)
  • St. Peter und Paul: Skulptur des Heiligen Aquilin vor dem südlichen Teil der Fassade der katholischen Kirche. Die Skulptur stammt von der Spitalbrücke, welche nahe der heutigen Kreuzung Theaterstraße/Semmelstraße den Stadtgraben überbrückte und wurde um 1728 nach Plänen von Clemens Anton Lünenschloß gefertigt. [16] 1878 wurde die Figur an der Kirche aufgestellt.
  • Burkarder Kirche: rechter Seitenaltar (1730), gestiftet vom Burkarder Kapitular Franz Rudolph von Hettersdorf. Eine figürliche Kreuzigungsgruppe beherrscht das Mittelfeld. Diese wird flankiert vom heiligen Franz von Assisi (links) und König Rudolf II. von Habsburg [17] (der nie als Heiliger verehrt wurde), zwei Namenspatronen des Stifters. Darüber verschiedene Wappen, unter anderem auch das des Stifters, und auf den Säulen zwei Engel mit den Leidenswerkzeugen Essigschwamm und Lanze. Der Tabernakel stammt von Lukas van der Auwera aus dem Jahre 1760.
Die Inschrift über der Kreuzigungsgruppe lautet: „DEO IMMORTALI IN CARNE MORTALI CRUCIFIXO HANC ARAM EXSTRUI MORIENS DEMANDAVID PLURIMUM REDUS PERILL(USTRIS) E(T) PERQUAM GRATIOSUS DOMINUS FRANCISCUS RUDOLPHUS AB HEDERSDORFF ECCLESI(ARUM) WORMAT(IAE) ET AD S(ANCTUM) BURKARTUM CANON(ICUS) CAPITUL(ARIS) ANNO 1730“ („Dem unsterblichen, mit dem sterblichen Fleische gekreuzigten Gott wurde dieser Altar im Jahre 1730 durch letztwillige Verfügung errichtet durch den hochangesehenen und überaus großzügigen Herrn Franz Rudolph von Hettersdorf, an den Kirchen zu Worms und des Stifts St. Burkard Kanoniker des Kapitels“)
  • Bürgerspital:
    • Heilige Familie (1730). Auf dem mittleren Sockel steht in Goldbuchstaben oben J + M + J (Jesus + Maria + Joseph), darunter sind die Umrisse einer Taube (Bürgerspital zum Heiligen Geist) und die Jahreszahl 1730 zu sehen. Ursprünglich stand die Figurengruppe im „Hof zum großen Löwen“ in der Dominikanergasse 6.
    • Gottesmutter, emporgetragen von Engelputti, (um 1730) an der Hauswand des Bürgerspitals Ecke Theaterstraße/Semmelstraße. Die Skulptur kam erst beim Wiederaufbau nach 1945 dort zur Aufstellung. Früher befand sie sich am Echter-Haus auf der Juliuspromenade.

Arbeiten an der Residenz

Jakob van der Auweras Bildhauerarbeiten an der fürstbischöflichen Residenz begannen im ersten Bauabschnitt im Jahre 1722 und endeten im zweiten Bauabschnitt 1737. Er arbeitete von 1722 bis 1724 unter Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn, von 1724 bis 1729 unter Fürstbischof Christoph Franz von Hutten und schließlich von 1729 bis 1737 unter Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn.

Die Gesamtleistung der Arbeiten Jakob van der Auweras an der Residenz kann nicht als Einheit gesehen werden, denn manche der Dekorationsgegenstände sind nicht einmal von ihm selbst entworfen (z.B. Giebelfelder der Risalite [18] des Nordblocks, die von Clemens Anton Lünenschloß stammen), andere mussten eng an die herrschende Architektur angelehnt werden.

1722 bis 1728 erfolgte der Außenschmuck des Nordblocks. Wie schon beim Rohbau ging man in der Reihenfolge Rennweg, Stadtfront, Ehrenhof-Nordwand, Verbindungsflügel vor. In den Residenzbaurechnungen taucht der Name Jakob van der Auweras zum ersten Mal 1722 für „Verschiedene Bildthauerarbeith“ und anschließend 1723 „Vor 4 gemachte Steinerne Wappen an die fenster in der Neuen Residenz“ auf. Es sind nur geringe Beträge, die Auwera hierfür erhält, während Balthasar Esterbauer und Claude Curé wesentlich mehr beschäftigt sind.

1726 erhielt Jakob van der Auwera den ersten großen Auftrag an der Residenz: die beiden Reliefs in den Giebelfeldern der Stadtfront. Die Entwürfe der rein allegorisch gesehenen Gruppen „Justitia“ (linkes Giebelfeld) und „Pax“ (rechtes Giebelfeld) stammen von Clemens Anton Lünenschloß.

  • „Justitia“: Eine Frau sitzt im Zentrum des Dreiecksgiebel auf Wolken, in der rechten Hand ein Schwert, in der linken die Waage. Den Kopf wendet sie zwei geflügelten Putten zu, welche rechts von ihr die Faces [19] tragen. Im linken Teil blickt hinter einer Wolke ein Vogel hervor. Auwera setzte lediglich in den Ecken, wo Lünenschloß in seiner Entwurfsskizze freien Raum lässt, einige Wölkchen sowie eine Putte als Füllmotive hinzu.
  • „Pax“: Die Frau, die in der Mitte auf einer Wolkenbank sitzt, hält in der rechten Hand einen Caducäusstab [20], in der linken Bandschleifen, darunter sind Ährenbündel und Wolken. Links sind zwei Putten mit einem Füllhorn beschäftigt, rechts liegen friedlich ein Löwe und ein Schaf.

1726 entstand auch der Schmuck über dem Portal der Stadtfront des Nordblocks. In der Mitte des Portalbogens war über dem Schlussstein das Huttenwappen angebracht. Das Wappen wurde nach der Säkularisation heraus gebrochen und durch das Monogramm des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph ersetzt. Überliefert ist, dass der Maurermeister Käß 1803 den Auftrag erhielt, an der Residenz die Wappen der alten Herrschaften zu beseitigen. Ebenso wurden an 114 Kartuschen die Domherrenwappen abgeschlagen. [21] Die seitlichen Löwen sind ebenfalls eine Erneuerung aus dem 19. Jahrhundert. Die Zwickel an den Seiten des Wappens werden von zwei Putten ausgefüllt. 1728 fertigte Auwera den Hermen- und Trophäenschmuck des darüber liegenden Rundfensters.

Eine führende Rolle übernahm Jakob van der Auwera in der Zeit von 1731 bis 1735 bei der Schmückung des Südblocks mit Bauplastiken. Besonders erwähnenswert sind hier die beiden Reliefs der Giebelfelder. Sie stellen unter Fortführung des am Nordblock angeschlagenen Themakreises hier „Condordia“ (1732 fertiggestellt) (linkes Giebelfeld) und (über der Kirche) „Pietas“ (aus dem Jahre 1733) in rein allegorisch gesehenen Gruppen dar.

  • „Concordia“: In der Mitte des dreieckigen Giebelfeldes sitzt eine Frau mit Harfe und Zepter in den Händen. Ein Blumenkranz schmückt ihr Haar. Ihr Blick fällt nach rechts, wo eine alte Frau zur Erde gefallen ist. Die Schlange kennzeichnet sie als Zwietracht, über die Concordia triumphiert. Dicke Putten umgeben mit Symbolen der Eintracht die Concordia. In der linken Ecke sitzt ein ungelenker Hund.
  • „Pietas“: In der Mitte des Giebelfeldes thront eine Frauengestalt, die die Frömmigkeit verkörpert. Über ihrem Haupt schwebt die Flamme des Heiligen Geistes. In ihrer linken Hand hält sie einen Stab. Sie ist nach links dem Altar zugewandt, auf dem das Opfer brennt. Rechts zwei Putten mit dem Opferstier. Links schwebt eine Putte mit dem Weihrauchfass heran. Dieses Giebelfeld ist das gelungenste seiner Werke an der Residenz.

Leider hat der künstlerische Eindruck gerade dieser vier Giebelfelder sehr durch die nachlässige, flächige Arbeit der modernen Nachbildung gelitten.

Stadtfront des Nordblocks
Stadtfront des Südblocks

Außerhalb Würzburgs

(in chronologischer Reihenfolge)
Der Tabernakel stammt von dem alten, verschollenen Kleinrinderfelder Hochaltar, er wurde 1770 von einem ungenannten Vergolder aus Zell erworben. 1889 und 1910 wurde er umgebaut und Verzierungen im Rokokostil von Bildhauer Max Schmitt aus Würzburg hinzugefügt. 1922 kamen die beiden von dem Würzburger Bildhauer Lieb geschnitzten Engel dazu.
  • Katholische Pfarrkirche St. Mauritius in Wiesentheid: Hochaltar mit der Figur des Heiligen Mauritius, der sieghaft über einen Drachen triumphiert. Seitlich sieht man die Heiligen Franz von Assisi, Bonifatius (linke Seite), Kilian und Johannes von Nepomuk (rechte Seite), die ebenfalls von Jakob van der Auwera stammen. Ebenfalls die Figur der Immaculata im linken und die des Hl. Antonius im rechten Seitenaltar sind Werke von Jakob van der Auwera. Die Altäre schuf der Schreiner Johann Georg Neßtfell. (1729-1730)
  • Katholische Pfarrkirche St. Laurentius in Marktheidenfeld: Statuen des Petrus und Paulus am Hochaltar (1737) [23].

1945 zerstörte Werke

  • Neumünster: Skulpturale Bestandteile des Orgelgehäuses (1729)

Siehe auch

Quellen und Literatur

Erklärungen und Einzelnachweise

  1. Mechelen (deutsch Mecheln, französisch Malines) ist eine Stadt in der Provinz Antwerpen in Belgien. Siehe auch [1].
  2. Der Große Brand von London (englisch Great Fire of London) war eine Feuersbrunst, die vom 2. bis 5. September 1666 vier Fünftel der City of London, darunter die meisten mittelalterlichen Bauten, zerstörte. Siehe auch [2].
  3. Gertrud Krüger: Jakob van der Auwera. Ein Beitrag zur Entwicklung der Würzburger Barockplastik. Inaugural-Dissertation an der Universität Würzburg. Buchdruckerei Bavaria GmbH, Würzburg 1931, S. II - III
  4. Das Elfenbeinkruzifix ist heute noch im Kirchenschatz von Gereuth erhalten.
  5. Gertrud Krüger: Jakob van der Auwera. Ein Beitrag zur Entwicklung der Würzburger Barockplastik. Inaugural-Dissertation an der Universität Würzburg. Buchdruckerei Bavaria GmbH, Würzburg 1931, S. 16-17
  6. „1706
    8. Febr. Adol. Jacob. Von der aura statuarius aulicus def. D. Francisci Von der aura Notarii publici in Mechlen et Elisabetha conjugum filius. und V. M. Christina, D. Oswald Unger pictoris Aulici et M Catharine cjug. filia.”
  7. Beisassen waren vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert Einwohner ohne oder mit geringerem Bürgerrecht.
  8. Rudolf Edwin Kuhn: Wuerzburger Madonnen des Barock und Rokoko. Erste Auflage, Paul Pattloch Verlag, Aschaffenburg 1949, S. 57 f.
  9. Sie gibt der Stadt ein Gesicht - 300 Jahre Doppelmadonna „Maria Immaculata“ auf der Würzburger Marienkapelle (Würzburger katholisches Sonntagsblatt 23. Dezember 2013)
  10. Stadtarchiv Würzburg, Personenmappe „Auwera, Familie”
  11. Früher schrieb man auch den übrigen Figurenschmuck Jakob van der Auwera zu (Vgl. Gertrud Krüger: Jakob van der Auwera. Ein Beitrag zur Entwicklung der Würzburger Barockplastik. Inaugural-Dissertation an der Universität Würzburg. Buchdruckerei Bavaria GmbH, Würzburg 1931, S. 29 - 33), doch nimmt die neuere Forschung feinere stilistische Ausdifferenzierungen vor und weist die Statuen des Obergeschosses mit guten Argumenten Balthasar Esterbauer zu (Vgl. Tilmann Kossatz: Die Plastik vom späten Manierismus bis zum Klassizismus in: Peter Kolb und Ernst Günter Krening (Hgg.), Unterfränkische Geschichte, Band 4/2, Würzburg 1999, S. 381 - 457, hier S. 412. Er beschreibt erstmals die stilistischen Unterschiede der oberen Figuren, des Salvator, der Frankenapostel und des heiligen Burkard, die er Esterbauer zuschreibt, zu den klar den Stil Jakob van der Auweras repräsentierenden beiden Johannes am Portal und der Himmelskönigin im Segmentgiebel.)
  12. Akanthus (Endung latinisiert) oder Akanthos (altgriechisch ὁ ἄκανθος ho akanthos „der Dornige“) ist die archäologisch-kunsthistorische Bezeichnung für den Typus eines Ornaments, das die Gestalt der Blätter der gleichnamigen Pflanzengattung in stilisierter Form aufgreift. Siehe auch Erklärung bei Wikipedia [3].
  13. Fürstbischof Franz Ludwig von Erthals Wunsch war es gewesen, die vorhandene Statue des Ignatius von Loyola „durch bloße Abnehmung des Hauptes in das Bild Christus des guten Hirten und Stifters unsere Religion zu verwandeln.“ Dies wurde von Johann Peter Wagner auch berücksichtigt, doch zeigen die Vorzeichnungen (Martin von Wagner Museum, Inv. Nr. Hz. 4779) und der stilistische Befund der ausgeführten Figur, dass auch eine Überarbeitung der Körperpartien erfolgt sein muss.
  14. Eckhard Mainka: Die künstlerische Beziehung des Hofmalers Clemens Anton Lünenschloß zum Hofbildhauer Jacob van der Auwera während der Regentschaft des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Band 32, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. 1980, S. 147 f.
  15. Eckhard Mainka: Die künstlerische Beziehung des Hofmalers Clemens Anton Lünenschloß zum Hofbildhauer Jacob van der Auwera während der Regentschaft des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Band 32, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. 1980, S. 148 f.
  16. Im Kirchenführer St. Peter und Paul Würzburg, herausgegeben von der Pfarrei St. Peter und Paul, wird auf Seite 5 die Plastik des Heiligen Aquilin dem Barockbildhauer Claude Curé, in anderen Quellen aber Jakob van der Auwera zugeschrieben:
    • Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Band XII, Würzburg 1915, S. 331, Anm. 1
    • Gertrud Krüger: Jakob van der Auwera. Ein Beitrag zur Entwicklung der Würzburger Barockplastik. Buchdruckerei Bavaria GmbH, Würzburg 1931, S. 46 f.
    • Eckhard Mainka: Die künstlerische Beziehung des Hofmalers Clemens Anton Lünenschloß zum Hofbildhauer Jacob van der Auwera während der Regentschaft des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst Band 32, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. 1980, S. 149 f.
    Ute Nadler erwähnt in ihrer philosophischen Dissertation Der Würzburger Hofbildhauer Claude Curé, Würzburg 1972 (in: Mainfränkische Studien Band 8, Würzburg 1974) nichts von einer Urheberschaft des Claude Curé.
  17. König Rudolf von Habsburg ist dargestellt mit einem Schild und dem habsburgischen Wahlspruch A.E.I.O.U.. Zur Deutung siehe Wikipedia [4]
  18. Risalit (von ital. risalire, wieder hervorspringen), ein aus dem gesamten Bauwerk hervortretender Baukörper oder Architekturteil, der aus der Linie des Gesamten hervortritt. In der Barockzeit gerne zur Fassadengliederung von Palästen und in der einfachsten Form auch zur Gliederung von einfachen Häusern verwendet.
  19. Ein Fascis (lat. fascis „Bündel“), Plural Fasces, ist ein Rutenbündel, in dem ein Beil steckt. Fasces waren das Amtssymbol der höchsten Machthaber des Römischen Reichs und wurden diesen von ihren Amtsdienern (Liktoren) vorangetragen, weshalb sie auch Liktorenbündel genannt werden.
  20. Der Hermesstab oder Caduceus (lat. caduceus) ist ein Stab mit zwei Flügeln, der von zwei Schlangen mit einander zugewendeten Köpfen umschlungen wird.
  21. Richard Sedlmaier und Rudolf Pfister: Die Fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg. München 1923, Tafelband S. 81
  22. Der Retabelaltar der Gotik ist benannt nach den hinter dem Altar angebrachten Bildtafeln (lat. retro = hinter, tabulum = Tafel: retrotabulum). Später wurden allgemein Altäre mit rückwärtigem Aufbau, eventuell noch mit klappbaren Flügeln, so bezeichnet.
  23. Internetseiten der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius in Marktheidenfeld [5]
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