Johann Philipp Franz von Schönborn

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Johann Philipp Franz von Schönborn, Fürstbischof von Würzburg

Johann Philipp Franz von Schönborn (* 15. Februar 1673 in Würzburg; † 18. August 1724 bei Oesfeld) war von 1719 bis 1724 Fürstbischof von Würzburg.

Familiärer Kontext

Seine Eltern waren Melchior Friedrich von Schönborn und Maria Anna Sophia Johanna von Boineburg und Lengsfeld. Seine jüngeren Brüder waren Friedrich Karl von Schönborn, der 1729 Würzburgs Fürstbischof wurde, und der Diplomat und Hobby-Komponist Rudolf Franz Erwein von Schönborn (1677-1754). Johann Philipp Franz war zudem der Neffe des Mainzer Kur-Erzbischofs und Bamberger Bischofs Lothar Franz von Schönborn (1655-1729), der ihn von 1719 bis 1724 bei seinen Bauplänen in Würzburg unterstützte und mit dem er in den Maimonaten das am Fuße des Taunus gelegene Schlangenbad zu besuchen pflegte, wo Lothar Franz zuweilen auch mit Mitgliedern der Würzburger Hofkapelle musizierte. [1]

Leben und Wirken

Ab 1681 besuchte er das Jesuiten-Gymnasium in Aschaffenburg und studierte anschließend bis 1693 an der Universität Würzburg, in Mainz und Rom. Erste diplomatische Erfahrungen sammelte er in England, den Niederlanden und Frankreich, wo Schlossbauten wie Versailles einen bleibenden Eindruck auf ihn ausübten. Ab 1685 war er Domherr und ab 1699 Mitglied im Würzburger Domkapitel.

Fürstbischof von Würzburg

Er wurde am 18. September 1719 vom Domkapitel einstimmig zum Fürstbischof gewählt und von Papst Clemens XI. am 15. Dezember 1719 in seinem Amt bestätigt. Die Bischofsweihe erhielt er von seinem mächtigen Onkel Lothar Franz von Schönborn.

Drastische Steuererhöhungen, unter anderem zur Finanzierung des von ihm 1720 begonnenen Baus der Würzburger Residenz, sorgten für Unmut in der Bevölkerung. Ein Jahr später legte er den Grundstein für die ebenfalls von Balthasar Neumann entworfene Schönbornkapelle am Würzburger Dom St. Kilian, welche als exklusive dynastische Grablege seiner Familie vorgesehen war.

Rektor der Universität

Von 1719 bis 1721 bekleidete er das Amt des Rektors der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Schönborns Ende und letzte Ruhestätte

Im August 1724 verbrachte der Fürstbischof einige Zeit auf Schloss Guttenberg. Von hier begab er sich in den Markt Bütthard, wo er während des Festes „Maria Himmelfahrt“ blieb. Er reiste dann am 16. August nach Mergentheim weiter, um dort dem Großmeister des Deutschordens, Kurerzbischof und Kurfürst von Trier und Bischof von Worms und Breslau, dem Wittelsbacher Franz Ludwig von der Pfalz, einen Besuch abzustatten.

Es wurde ihm zu Ehren am 17. August eine große Jagd auf Wildschweine, Luchs und Wölfe und im Deutschordensschloss Mergentheim eine fürstliche Tafel gegeben, die sich bis in die Nacht hinzog. Solchen prächtigen Veranstaltungen keineswegs abgeneigt, wohnte er dieser mit großer Lust bei. In der Nacht allerdings fand er keinen Schlaf. Es überfiel ihn eine Übelkeit, von der er zwar nicht weiter sprach, die ihn aber zu dem Entschluss führte, gleich am nächsten Morgen die Heimreise anzutreten. Dem Großmeister des Deutschen Ordens bedeutete er, dass die Vorbereitungen zu dessen Gegenbesuch seine Anwesenheit in der Würzburger Residenz verlangen würden. Die Fahrtroute sollte über Löffelstelzen und Oesfeld über die alte Hochstraße hinweg nach Würzburg führen. Schon bei der Abreise in Mergentheim um 8 Uhr morgens stellte sich ein Fieber ein, das den Zustand des Fürstbischofs verschlimmerte, dass er die Reisekutsche in Löffelstelzen anhalten ließ und um eine Erfrischung, einen Trunk kalten Wassers, bat. Trotz eines Schwächeanfalls ließ er sich von einer Weiterreise nicht abhalten. Doch der Kranke kam nicht weit über den Ort hinaus. Als die Reisegesellschaft im Oesfelder Waldstück das eigene Territorium erreichte, fühlte sich der Fürstbischof so elend, dass Johann Philipp Franz anhalten ließ, schon sehr geschwächt aus seiner Kutsche stieg und sich im Schatten einer Eiche niederlegte. Der mitgereiste Leibarzt Dr. Herd hielt es unverzüglich für notwendig, den Kranken an Ort und Stelle an beiden Armen zur Ader zu lassen. Man hatte auch bereits schnell nach einem Beichtvater - es dürfte wohl der Oesfelder Pfarrer gewesen sein - geschickt, der gerade noch Zeit hatte, dem Sterbenden die Lossprechung und die letzte Ölung zu erteilen. Der Fürstbischof verlor die Sprache. Kurz darauf verstarb er um 9 Uhr im Alter von 51 Jahren. [2] Sein Leichnam wurde wurde vom fürstbischöflichen Reisegeleit nach dem hochstiftischen Amtssitz Bütthard in die Marienkapelle gebracht und dort in einen Sarg gebettet.

In Würzburg erwartete man indes zum Abend die Rückkehr des Fürstbischofs. Statt seiner kam aber ein Bote auf seinem schweißgebadeten Pferd herangejagt, der den jähen Tod des Fürstbischofs an der alten Hochstraße nach Oesfeld meldete. Schnell verbreitete sich in der Stadt die Kunde, und in das Trauergeläute des Kiliansdoms fielen bald alle anderen Glocken der Kirchen und Klöster der Bischofsstadt mit ein.

Die Leibwache und eine Abordnung Husaren, die Fackeln trugen, geleiteten den Toten noch in derselben Nacht von Bütthard nach Würzburg, wo er bis zur feierlichen Grablegung am 4. September 1724 in der Kapuzinerkirche [3] aufgebahrt wurde. Da die Schönbornkapelle am Kiliansdom noch nicht fertig war, wurde er im Mittelschiff des Doms bestattet.

An den Sterbeort erinnert heute die Flurkapelle Zum Fürstenbild von 1932.

Schönborns Erbe

Die Residenz hat er nie bewohnt, kaum ein Fünftel der Baumasse war fertig gestellt und sein Nachfolger Christoph Franz von Hutten stellte die teuren Baumaßnahmen fast vollständig ein. Eine von Schönborn geplante Unterrichtsstätte für den anatomischen Unterricht der Medizinischen Fakultät ließ Christoph Franz von Hutten dann 1726 [4] als Theatrum anatomicum im Gartenpavillon des Juliusspitals einrichten. Innenpolitisch förderte er die Wirtschaft mit einer neuen Handwerksordnung und dem Ausbau der Mainschifffahrt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Max Domarus: Würzburger Kirchenfürsten aus dem Hause Schönborn. Wiesentheid 1951, S. 109 - 153
  • Alfred Wendehorst: Johann Philipp Franz Graf von Schönborn. in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 546 Onlinefassung

Weblinks

Einzelnachweise und Erläuterungen

  1. Klaus Hinrich Stahmer: Musik in der Residenz. Würzburger Hofmusik, Stürtz-Verlag, Würzburg 1983, S. 36 und 42
  2. Das Befinden des Leibarztes Dr. Herd lautete auf Vergiftung, und innerhalb der Familie Schönborn hielt man diesen Fall für sehr wahrscheinlich, da schon 1723 gegen die gesamte Familie in Neustadt ein Vergiftungsversuch unternommen worden war. Johann Philipp Franz hatte sich durch seine von Jahr zu Jahr wachsende Willkür und seinen Stolz beim Volk und den adeligen Herrn unbeliebt gemacht, und selbst einige seiner Verwandten hielten sich von ihm fern. Als die Nachricht von seinem Tod bekannt wurde, soll bei den Untertanen Jubel ausgebrochen sein.
  3. Damit ist wohl die heutige Franziskanerkirche gemeint.
  4. Theodor Heinrich Schiebler: Anatomie in Würzburg (von 1593 bis zur Gegenwart), in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift, hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 985-1004, S. 987


Vorgänger Amt Nachfolger
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths Bischof
1719 - 1724
Christoph Franz von Hutten
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