Claude Curé

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Claude Curé (* 1685 in der Nähe von Paris; † 23. April 1745 in Würzburg) war ein bedeutender Bildhauer des Barock.

Würzburg nach dem Dreißigjährigen Krieg

Nachdem sich Deutschland von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges erholt hatte, begann eine rege Bautätigkeit. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts wurden französische Künstler ins Land berufen. In Süddeutschland machte sich der Einfluss des italienischen Barock [1] bemerkbar, der sich von Italien ausgehend über ganz Europa verbreitete.

Unter den deutschen Fürstenhöfen war die Familie der Schönborn [2] zunächst nach Frankreich orientiert. Zum Bau der Residenz in Würzburg wurde im Jahr 1721 als erster französischer Bildhauer Claude Curé an den Hof von Johann Philipp Franz von Schönborn berufen. Die einheimischen Künstler und Handwerker entsprachen nicht den künstlerischen Vorstellungen des Fürstbischofs. Seit 1722 beschäftigte er den um 1700 aus den Niederlanden eingewanderten Bildhauer Jakob van der Auwera, der neben Claude Curé gleichrangig Aufträge erhielt.

Leben und Wirken

Hausmadonna aus Würzburg, Innerer Graben 57 (Haus zum Klettenberg) (um 1725)

Claude Curé wurde 1685 in der Nähe von Paris geboren. Sein Vater war der in Paris arbeitende Gärtner Pierre, seine Mutter Marie Curé. Über Claude's Kindheit wissen wir nichts. In den Jahren 1702 und 1704 wird er in Urkunden der damals im Louvre untergebrachten Académie Royale de peinture et de sculpture als Gewinner von Schülerpreisen erwähnt. An dieser Akademie wurden die Schülern neben dem Zeichnen nach Zeichnungen der Professoren und später nach Originalen und Gipsabgüssen bis hin zu lebenden Modellen auch in der Theorie über Perspektiven, Geometrie und Anatomie gelehrt.

Über seine Tätigkeiten in den Jahren von 1704 bis 1716 ist mit Ausnahme der in Caen (Normandie) befindlichen Reliefs aus dem Marienleben, die Claude 1713 geschaffen hat [3], nichts bekannt.

Ende 1716 oder spätestens Anfang des Jahres 1717 verließ Claude Curé seine Heimat und hielt sich, bevor er sich in Würzburg niederließ, jeweils für nur kurze Zeit in den vier deutschen Städten Dresden, Mainz, München und Köln auf. Für die Zeit vor 1721 ist nur eine kleine Zahl von Werken des französischen Bildhauers nachzuweisen. Dies änderte sich mit seiner Übersiedlung nach Würzburg im Sommer, spätestens im Herbst 1721. Höchstwahrscheinlich kam seine Berufung nach Würzburg durch seine bereits bestehenden Beziehungen zur Schönbornfamilie aus seinem Aufenthalt in Mainz beim Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn (gleichzeitig Fürstbischof von Bamberg) zustande.

Für die Bauarbeiten an der Residenz, die 1719 unter Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn begannen, bevorzugte der Fürstbischof neben französischen Architekten auch französischen Bildhauer. Neben Jakob van der Auwera, der schon länger die Stellung eines Hofbildhauers inne hatte, erhielt auch Claude Curé diesen Titel. [4]

Am 19. Oktober 1722 heiratete Claude Curé Maria Margaretha Bischoff. [5] Sie war die Tochter des im Jahre 1721 verstorbenen Münzmeisters Adam Peter Bischoff und seiner Frau Maria Cordula, einer wohlhabenden Würzburger Familie.

Die bildhauerischen Arbeiten von Claude Curé begannen Anfang des Jahres 1723. [6] Worin diese zunächst bestanden, ist nicht bekannt. In den Jahren 1723 und 1724 begannen umfangreiche Arbeiten an der Residenz. Die lückenlos erhaltenen Rechnungen nennen eineinhalb Jahre Claude Curé und drei französische Gesellen. Im anschließenden Jahr wurde Claude Curé zu wichtigen Arbeiten an der privaten Schönbornkapelle herangezogen, dem zweiten Bauvorhaben des Fürstbischofs.

Nach dem Tode des 51-jährigen Johann Franz Philipp von Schönborn am 18. August 1724 ist der Name von Claude Curé in den Rechnungen zur Schönbornkapelle nicht mehr zu finden. Allerdings dürfte die Außenplastik zu dieser Zeit bereits vollendet gewesen sein. [7] Am 3. Oktober 1724 wurde Christoph Franz von Hutten zum Würzburger Fürstbischof gewählt, dem sein Vorgänger durch die verhältnismäßig großen Ausgaben für die Residenz einen hohen Schuldenberg hinterlassen hatte. Bereits zwei Tage nach seiner Wahl wandte sich der neue Fürstbischof gegen die „in so hoher Bestallung stehenden Künstler und Handwerker" und forderte eine eingehende Untersuchung über deren Gehalt. [8] Am 6. Oktober 1724 beginnen die Sparmaßnahmen des Fürstbischofs. [9] Christoph Franz von Hutten betonte zwar, dass er die Künstler weiterhin fördern wolle, er bedinge sich aber eine Bedenkzeit aus. Am 8. Oktober 1724 schrieb der Kammerdirektor Röthlein an Rudolf Franz Erwein von Schönborn, dass alle Bildhauer, Schlosser, Tapezierer und Sticker entlassen worden seien. Dies traf zum Teil aber nicht zu, da Jakob van der Auwera und Claude Curé ihr Dekret als Hofbildhauer am 31. Oktober 1724 erneut erhalten hatten. Der Fürstbischof versprach ihnen sogar, sie für Hofbildhauerarbeiten bevorzugt heranzuziehen. Dies geschah aber nicht in dem erwarteten Maße. Es wurden hauptsächlich fränkische Bildhauer eingestellt. Christoph Franz von Hutten ließ in den folgenden fünf Jahren seiner Regentschaft bis 1729 lediglich das Karreé um den vorderen nördlichen Ehrenhof der Residenz fertigstellen.

Am 21. März 1724 wurde die Tochter Maria Cordula als erstes Kind der Familie Curé geboren [10]. Claude Curé erhielt in diesem Jahr nur einen Auftrag: eine ursprünglich für die Ausstattung der Residenz bestimmte bronzene Dianastatuette. [11]

Obwohl Claude Curé Aufträge durch den Hof zugesichert worden waren, arbeitete er seit Anfang des Jahres 1725 hauptsächlich für Auftraggeber außerhalb Würzburgs, so zum Beispiel für Lothar Franz von Schönborn, der bei dem Bildhauer eine Gruppe von Tonstatuetten bestellt, die sich im Schloß Pommersfelden befindet. 1726 vollendete er zehn Gartenskulpturen für die Mainzer Favorite. [12] Im Oktober 1726 erhielt er von Lothar Franz von Schönborn den Auftrag für die plastische Dekoration des Marsbrunnens in Bamberg. 1727 schuf Curé kleine Bildhauerarbeiten im Auftrag des Geheimen Rates von Busek [13] in Fulda.

Aus einer Bürgerliste, die anlässlich der Huldigung an den neuen Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn aufgestellt wurde, geht hervor, dass Claude Curé spätestens im Jahr 1729 Würzburger Bürger war. [14] Am 22. März 1732 erhielt Claude Curé die erneute Bestätigung als Hofbildhauer.

Der neue Fürstbischof, der die Arbeiten an der Residenz und damit den zweiten Bauabschnitt wieder in vollem Umfang aufnehmen ließ, war nicht mehr in dem hohen Maße nach Frankreich ausgerichtet wie sein Bruder Johann Philipp Franz von Schönborn. Friedrich Carl von Schönborn verbanden persönliche Kontakte mit der Kaiserstadt. Schönborn hatte als Reichsvizekanzler fast drei Jahrzehnte in Wien gelebt, was zur Folge hatte, dass sein künstlerischer Geschmack ausgesprochen wienerisch war, weshalb Schönborn auf die Gewinnung tüchtiger Kräfte für den Bau der Residenz in Würzburg bedacht war. Johann Georg Wolfgang van der Auwera, der vielversprechend in der Werkstatt seines bereits am Bau der Residenz beschäftigten, alternden Jakob van der Auwera herangewachsen war, erschien dem Fürstbischof würdig, nach einer gründlichen akademischen Ausbildung in Wien die Stelle des Vaters zu übernehmen.

Claude Curé erhielt neben Jakob van der Auwera mit dem Amtsantritt von Friedrich Carl von Schönborn wieder die wichtigsten Aufträge. In den Jahren 1730/31 schuf er vier Statuen auf der Alten Mainbrücke: den Heiligen Friedrich (S. Fridericus), einen wenig bekannten Bischof und einer der Namenspatrone des Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn, den Frankenkönig Pippin, Vater Karls des Großen, Kaiser Karl den Großen (Carolus Magnus) und den Heiligen Karl Borromäus (Carolus Borromaeus), einen der bedeutendsten Vertreter der Katholischen Reform und der zweite Namenspatron des Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn.

Nach deren Fertigstellung begannen wieder seine Arbeiten an der Residenz und ab 1733 an der Ausstattung der Schönbornkapelle. Ab 1736 wird der aus Wien zurückgekehrte Johann Georg Wolfgang van der Auwera vorrangig vom Fürstbischof beschäftigt und übernahm noch im gleichen Jahr als Hofbildhauer die Werkstatt seines Vaters Jakob van der Auwera, in der auch der Bruder Lukas Anton van der Auwera mittätig war. Claude Curé führte die an der Residenz begonnene Bauplastik bis 1742 zu Ende.

Am 8. Oktober 1740 heiratete seine 19-jährige Tochter Maria Cordula den Hofbildhauer Johann Georg Wolfgang van der Auwera. Als Johann Wolfgang nach vierzehnjähriger Ehe 1756 im Alter von nur achtundvierzig Jahren starb, vermählte sich Maria Cordula 1759 mit Johann Peter Wagner, der damit das Haupt der Auwera-Werkstatt wurde und gleichzeitig den gesamten künstlerischen Nachlass des Malers Oswald Onghers und Bildhauers Claude Curé übernahm.

Aus der Zeit nach 1742 liegen keine Nachrichten über Claude Curé vor. Er starb im Alter von 60 Jahren am 23. April 1745 und wurde am Dominikaner-Friedhof beigesetzt. [15]

Siehe auch

Quellen und Literatur

Erläuterungen und Einzelnachweise

  1. Das oder der Barock ist eine Epoche der europäischen Geistesgeschichte, die von etwa 1575 bis 1770 währte. Sie zeichnete sich durch Denk- und Stilformen in Kunst, Politik und Philosophie aus, die vor allem eine Abkehr von der strengen antiken Geometrie der Renaissance darstellten. Ein charakteristisches Kennzeichen des Barocks ist die Tendenz, die Grenzen zwischen den einzelnen Kunstgattungen, Architektur, Skulptur und Malerei, zu verwischen. Der Barockstil löst die auf Einheit und Ruhe hinzielende, klar gegliederte Kunst der Renaissance ab. Er übernahm zum einen deren Formelemente, präsentierte sie aber häufig in übersteigernder Weise. In Anlehnung an die Werke der Spätrenaissance und des Manierismus entwickelte sich der neue Baustil zuerst in Italien.
  2. Die Schönbornfürsten hatten zwischen 1642 und 1756 in drei Generationen vierzehn geistliche Fürstenthrone inne. Vgl. Max Hermann von Freeden: Die Schönbornzeit an Rhein und Main in: Mainzer Zeitschr. 58 (1963), S. 55-71.
  3. Baron L. Döry: Über die Tätigkeiten des Würzburger Hofbildhauers Claude Curé vor 1721 in: Mainfränkisches Jahrbuch 15 (1963), S. 165 f. und 170
  4. Die Ernennung von Claude Curé zum Hofbildhauer fand am 28. Oktober 1721 statt und wurde rückwirkend am 7. März 1722 von der Hofkammer beschlossen. Claude erhielt ein Jahresgehalt von 500 Reichstalern (ca. 2.500 EURO) und freies Quartier. (Staatsarchiv Würzburg, Hofkammerprotokolle 1721/22, Sitzung der Hofkammer, 7.3.1722)
  5. Dompfarrarchiv Würzburg, Heirats- und Sterbematrikel von 1700-1728, S. 172
  6. Staatsarchiv Würzburg, Bausachen 355/I, f.40r: Brief Balthasar Neumanns an Johann Philipp Franz von Schönborn
  7. W. Boll: Die Schönbornkapelle am Würzburger Dom, Dissertation, Würzburg 1922, S. 37 und 40
  8. Staatsarchiv Würzburg, Hofkammerprotokolle 1724, Sitzung der Hofkammer, 5.10.1724
  9. Staatsarchiv Würzburg, Hofkammerprotokolle 1724, Sitzung der Hofkammer, 6.10.1724
  10. Dompfarrarchiv Würzburg, Taufmatrikel V, 1700-1728, S. 430
  11. Als Statuette (kleine Statue) bezeichnet man eine kleine Figur aus Holz, Tierknochen, Horn, Elfenbein, Ton, Terrakotta, Stein, Metall oder einem anderen Material, die in naturalistischer oder abstrahierter Form ein anthropomorphes Wesen oder ein Tier darstellt. [1]
  12. Das Lustschloss Favorite (oft auch kurz nur die Favorite genannt) am Mainzer Rheinufer war eine bedeutende barocke Anlage im kurfürstlichen Mainz mit aufwändigen Gartenanlagen und Wasserspielen. Erbaut wurde die Favorite in mehreren Bauabschnitten, beginnend mit dem Jahr 1700. Fertiggestellt wurde sie im Wesentlichen um das Jahr 1722. Ihr Bauherr, Lothar Franz von Schönborn Kurfürst von Mainz, entstammte einer der bedeutendsten fränkisch-mittelrheinischen Adelsfamilien der damaligen Zeit und war Bauherr vieler barocker Gärten und Paläste. Das Lustschloss Favorite wurde während der Belagerung von Mainz 1793 im Rahmen der Koalitionskriege vollständig zerstört. [2]
  13. Mehr über die Adelsfamilie von Busek bei Wikipedia [3].
  14. Staatsarchiv Würzburg, Gebrechenamtsakten V W 78/358 f. 197. Juni/Juli 1729
  15. Dompfarrarchiv Würzburg, Sterbe- und Heiratsmatrikel der Dompfarrei VI. 23.4.1745
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