Maschikuliturm
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Der Maschikuliturm ist Teil der Bastionsanlagen der Festung Marienberg
Lage
Der Maschikuliturm befindet sich im Südwesten des Marienbergs frei vorstehend in den Bastionsanlagen der Festung. Er ist über die Leistenstraße und den Weinwanderweg Schlossberg und Leiste (entweder ab Burkarder Kirche oder von der Festung ab Besucherparkplatz) zu erreichen.
Geschichte
Der viergeschossige Maschikuliturm wurde 1724 bis 1730 von Balthasar Neumann zur Sicherung der Südflanke und nach einem Entwurf des Mainzer Hofarchitekten Johann Maximilian von Welsch aus Quaderkalk aus dem Steinbruch Lindelbach errichtet. Er wird heute zu den bedeutendsten Einzelbauwerken von Festungsanlagen in Deutschland gezählt. Ab 1734 wurde die gedeckte Kasematte zur Festung ebenfalls von Balthasar Neumann gebaut.
Nach dem Aufheben der Festungseigenschaft verfiel der Turm, er wurde zwischen Juli 1987 und Februar 1990 für rund 1,5 Millionen Euro restauriert. Die Leitung hatte das Landesbauamt Würzburg inne. Am 7. März 1990 wurde er der Öffentlichkeit übergeben.
Wortherkunft
Die Bezeichnung Maschikuli (ein Art Gußerker bzw. Gießerker; Wehrerker mit Bodenöffnungen) bezieht sich auf die Verteidigungszwecken dienenden Ausgussöffnungen des Turms und stammt vom französischen Wort „Mâchicoulis” (ein nicht immer streng von Senkscharten, „Mordlöchern“, Gußlöchern bzw. Gußlochreihen oder Gußlochkränzen unterschiedener Begriff). Das französische Wort lässt sich vom mittelfranzösischen „machecol(is)” (altfranzösisch „machecoleis”) ableiten und setzt sich vermutlich aus französisch „macher“ (zermalmen, zerdrücken, verwunden) und lateinisch „collum” (Hals, Nacken), französisch „col“ (Kragen) oder französisch „couler“ (fließen) zusammen. [1] [2] [3]
Baubeschreibung
Der runde Turm besteht aus drei Ebenen für schwere Geschütze und einer obersten Plattform für die Gewehrschützen (Infanterie). In den Außenwänden der obersten Plattform sind außer den normalen Schießscharten noch weitere 21 senkrecht direkt nach unten gerichtete Schussöffnungen vorhanden, die namensgebenden Maschikulis bzw. „Maschiculis“. Die Maschiculis sind gegenwärtig noch geöffnet, aber mit Gittern abgesichert. Abgedeckte, senkrechte Rundöffnungen ermöglichten eine Durchlüftung des Bauwerkes vom Dach bis in den Keller und sorgten für einen Abzug der Pulverdämpfe. Im Keller gibt es kleine, gemauerte Kammern, deren Zweck abschließend nicht geklärt ist. Es könnte sich entweder um kleine Öfen oder um Lagermöglichkeiten für Nahrungsmittel der Wachmannschaften handeln. In den Wänden der Kellergewölbe eingelassene Rillen ermöglichten außerdem das Abschotten des Untergeschosses mit Holzbrettern für den Fall, dass Eindringlinge bis in die Keller kamen.
An der Talseite ziert den Turm das von Jakob van der Auwera 1727 gearbeitete Wappen des Auftraggebers Fürstbischof Christoph Franz von Hutten. Darüber befindet sich die Büste des heiligen Nepomuk. An der Außenseite des Mauerwerks der Plattform ist das Wappen von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn angebracht, in dessen Regierungszeit die endgültige Fertigstellung erfolgte.
Der Maschikuliturm ist über eine Kaponniere und 200 Meter lange, teils unterirdisch verlaufende Kasematte [4] mit der Hauptburg verbunden (Plan Nr. 17-C und 17-D) und wurde in den Jahren von 1734 bis 1738 unter Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn errichtet. Auf der Kaponniere nördlich des Turms (Plan Nr. 17-B) befindet sich ein offener Wehrgang, der beidseitig durch gemauerte Brustwehren geschützt ist. An der Westseite der Kasematte befinden sich Schießscharten, darüber wiederum Lüftungsöffnungen. Kleine Nischen dienten der Lagerung von Nahrung, Waffen und Munition. Die Kasematte mit ihrer massiven Mauerstärke zieht sich verwinkelt bis zur Schwedenschanze westlich des Neuen Zeughauses. Nahe der Festung geht die Kasematte in mächtige, hohe Gewölbe über, in denen sich zwei Tiefe Schächte befinden. Im Anschluss führen schmale Tunnel und Treppen zum umzäunten Ausgang am Parkplatz auf der Schwedenschanze.
Im Gegensatz zu den mit Kanonenscharten versehenen unteren Stockwerken ist die Plattform (Plan Nr. 18) mit Gewehrscharten ausgestattet. In jeder Schützennische befindet sich neben der horizontalen Schießscharte auch eine Vertikale (Maschikuli), die eine Verteidigung des Turmfußes ermöglichte.
Eine Schützenkasematte im gedeckten Weg befindet sich ca. 27 Meter westlich des Turms (Plan Nr. 17-E), eine weitere im gedeckten Weg in einer Entfernung von ca. 158 Metern westlich des Turms mit Wendeltreppe und Ausgang zur vorgelagerten Hangterrasse (Plan Nr.11-F).
Pläne
Öffnungszeiten
Für Besucher ist der Maschikuliturm mit seiner Kasematte nur an wenigen Tagen im Jahr zur Besichtigung geöffnet, zuständig ist die Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg.
Maschikuliturm und Kasematten sind an folgenden Tagen von 11 bis 16 Uhr zugänglich:
Ostersonntag, Ostermontag, Pfingstsonntag, Pfingstmontag, 1. Mai, 15. August (Mariä Himmelfahrt) und 3. Oktober.
Der Eintrittspreis beträgt 4 Euro für Erwachsene und 3,50 Euro ermäßigt. Die Kasse befindet sich an den Pforten am Durchgang des Weinwanderweges - auf der Schwedenschanze befindet sich lediglich der Ausgang.
Bildergalerie
Maschikuliturm in den 1960er Jahren
Maschikuliturm in den 1970er Jahren
Außenansichten
Innenansichten
Blick durch eine Schießscharte zum Käppele
Kasematte
Unterwegs in Würzburg (Video)
„Unterwegs in Würzburg rund um den Maschikuliturm“ von wuerzburg-fotos.de
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Videorundgang am 1. Mai 2019
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Quellen und Literatur
- Elmar Hofmann: Die unterirdischen Wehranlagen der Festung Marienberg in Würzburg. Eine Dokumentation. 7. Auflage, Schöningh Buchhandlung & Verlag, Würzburg 2015, ISBN: 978-3-87717-858-4 (Stadtbücherei Würzburg Drk 4 Fes; UB 56/Rp 21,111)
- Franz Seberich: Der Maschikuliturm. In: Die Frankenwarte, Beilage des Würzburger General-Anzeigers, Jahrgang 1939 Nr. 26-29
Weblinks
- Der Maschikuliturm bei der Schloss- und Gartenverwaltung Würzburg
- Festungswelt.de: Bilder vom Turm
- Youtube: Der Maschikuliturm auf der Würzburger Festung
- Main-Post: „Festungsmauer wird im Fels verankert“ (10. September 2014)
Hinweise und Einzelnachweise
- ↑ Siehe dazu z.B. „Mâchicoulis” in der französischen und „Machicolation” in der englischen Wikipedia
- ↑ Alain Rey: Dictionnaire Historique de la langue française, Verlag Nathan, 2011, s.v. „Mâchicoulis”; ISBN: 978-2-321-00067-9
- ↑ Eine sehr freie Interpretation des Begriffs „Maschikuli“ äußert der Würzburger Gästeführer Max von Vacano, der „Maschikuli“ vom Italienischen „culo maschile“ ableitet, was nichts anderes bedeutet wie „männlicher Hintern“. Diese italienische Variante kann zwar nicht bewiesen, allerdings auch nicht dementiert werden.
- ↑ Eine Kasematte (frz. casematte, von mittelgr. χάσμα chásma „Spalte“, „Erdschlund“, „Erdkluft“ über ital. casamatta „Wallgewölbe“) ist ein vor Artilleriebeschuss geschütztes Gewölbe im Festungsbau. Siehe Wikipedia: Kasematte