Schönbornkapelle

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Schönbornkapelle
Schönbornkapelle Mitte der 1950er Jahre
Schönbornkapelle 1946
Schönbornkapelle 1933
Schönbornkapelle 1933

Die Schönbornkapelle, die Schönborn’sche Begräbniskapelle, befindet sich am Nordquerhaus des Kiliansdoms zwischen Kiliansplatz und Hofstraße.

Baugeschichte

Geschichte bis zum Tode des ersten Bauherrn (1724)

Johann Philipp Franz von Schönborn hatte sich bereits als Dompropst mit der Absicht getragen, eine Begräbniskapelle für sich und seine Familie am Dom errichten zu lassen, war jedoch am Widerstand des Domkapitels gescheitert. Zwar hatte das Domkapitel was die Person des Dompropstes betraf nichts einzuwenden, hatte aber Bedenken wegen der Unterhaltungskosten und besonders wegen der Beteiligung der ganzen Familie. Die Schönborns waren bei ihren adeligen Kollegen nicht sehr beliebt, denn die Familie war schnell empor gestiegen und man befürchtete nicht zu Unrecht, dass sie überall am Rhein und Main nach der bischöflichen Würde strebte. Auch in Würzburg sah man mit der Errichtung einer Begräbniskapelle eine Stärkung ihres Ansehens, dem man entgegenwirken wollte. Die Hindernisse, die man Johann Philipp Franz in den Weg legte, bewogen ihn dann, seine Absicht vorläufig fallen zu lassen. Nach seiner Wahl zum Würzburger Fürstbischof begann er sein Vorhaben im Jahre 1719 umgehend in die Tat umzusetzen. Begräbniskapellen, für die es in Deutschland kaum Vorbilder gab, hatte er auf seiner Reise durch Italien und hier am großherzoglichen Hof in Florenz kennengelernt. Den entscheidenden Anstoß zum Bau der Würzburger Begräbniskapelle erhielt er 1715 bei einem Besuch der Kurfürstenkapelle am Breslauer Dom. [1]

1721 wurde der Bau nach einem Projekt von Maximilian von Welsch begonnen (Grundsteinlegung am 4. Juni 1721), das dann 1723 von Balthasar Neumann unter Einfluss Johann Lucas von Hildebrandts modifiziert weitergeführt wurde. Neumann übernahm den Aufriss von Welsch weitgehend, hat ihn aber weitergeführt. So entstanden ein überkuppelter Zentralbau und zwei seitliche Räume für die Grablegen. Neumann ersetzte die bei Welsch bis zum Kuppelring hinaus rechteckige Konzeption, deren Bögen und Wände zumeist gerade geführt werden sollten, durch eine Kurvierung des Raumes.

Stillstand des Baues (1724/29)

Das Mauerwerk des Außenbaus war bereits hochgezogen und die Kuppel mit Kupfer bedeckt, als der Fürstbischof am 18. August 1724 auf der Rückreise von Mergentheim starb. Nach seinem Tod kamen die Bautätigkeiten unter dem neuen Fürstbischof Christoph Franz von Hutten zum Erliegen, Künstler und Handwerker wurden entlassen. Auch Balthasar Neumann war als Anhänger der Schönborn damals in seiner Stellung stark gefährdet. Johann Philipp Franz von Schönborn wurde, da seine Begräbniskapelle noch nicht ausgebaut war, im Kiliansdom beigesetzt.

Obwohl Johann Philipp Franz von Schönborn bereits am 27. März 1721 verfügt hatte, dass sein hinterlassenes Vermögen dafür haften sollte, wenn er „ohne die neue Capellen ausgebauet zu haben, etwa, so in Gottes Handten stehe, sterben solte“, war an eine Fortführung des Baues aus den Mitteln seiner Hinterlassenschaft nicht zu denken. Zu sehr hatte der prunkliebende Fürstbischof nicht allein das Hochstift Würzburg, sondern auch sich selbst in große Schulden gestürzt, dass man froh sein konnte, wenn die Hauptschulden bezahlt werden konnten. Der gesamte Nachlass des Johann Philipp Franz wurde verkauft, um mit der erlösten Summe die Schulden tilgen zu können. Selbst die unbezahlten Handwerker versuchten durch Bittschriften an die Familie von Schönborn wie an den Fürstbischof von Hutten zu ihrem Geld zu kommen.

Von Seiten des Hochstifts wandte man sich ebenfalls an die Schönborn’sche Familie, um sie zur Fortführung des Baues und zur Übernahme der Schuldenlast zu veranlassen. Die Familie stellte aber einige Gegenforderungen, über die man sich mit dem Domkapitel und dem Bischof nicht einigen konnte, weshalb die Angelegenheit auf sich beruhen blieb.

Wiederaufnahme und Vollendung (1729/36)

Nach dem Tode von Christoph Franz von Hutten kam am 18. Mai 1729 Friedrich Karl von Schönborn auf den Würzburger Bischofsstuhl und langsam liefen die Arbeiten an der Schönbornkapelle wieder an. Da Friedrich Karl auch das Amt des Reichsvizekanzlers innehatte, residierte er nach wie vor in Wien und besuchte seine beiden Bistümer Würzburg und Bamberg nur sporadisch. Im Herbst 1729 ließ er Balthasar Neumann nach Wien kommen, um sich über den Stand der Bauarbeiten an der Residenz und der Schönbornkapelle unterrichten zu lassen und seine Anweisungen zu geben. Da das Äußere der Kapelle fertig war, handelte es sich jetzt um den Ausbau und die Einrichtung des Innern. Die Marmorverkleidung der Wände musste angebracht, Säulen und Pilaster aufgestellt, die Durchgänge zum Dom geschaffen und die Kuppelgewölbe zur Malerei vorbereitet werden. Friedrich Karl hatte sich entschlossen, die Kapelle von seinem Hofmaler Johann Rudolf Byss ausmalen zu lassen. Da dieser aber noch für unabsehbare Zeit außerhalb des Bistums beschäftigt war, teilte der Fürstbischof Balthasar Neumann mit: „was hingegen die Capell angehet, wird es nicht vonnöthen sein, damit sehr zu eylen, in der Erwegung, daß der Cammerdiener Byß, welcher die Cuppel mahlen solle, den ganzen Sommer hindurch zu Göttweig wird beschäftigt sein.“

Anfang 1731 wurden die Arbeiten an der Kapelle forciert. Im Mai 1731 kündigte der Fürstbischof Neumann an, dass er Byss nach Würzburg schicken werde, damit dieser mit den Arbeiten an der Kuppel beginnen könne. Die Malereien der Hauptkuppel hatte Byss am 18. Mai 1733 begonnen und mit den Nebengewölben im Spätsommer fertiggestellt. Die Malereien der Hauptkuppel sowie der Nebengewölbe führte der fast 73 Jahre alte Byss ganz alleine aus. Nach Beendigung der Freskomalerei wurden die Altäre und die Epitaphien in Angriff genommen.

Da Byss mit der Leitung der Inneneinrichtung betraut war und selbst Vorschläge machte oder sie begutachtete, musste sich Neumann, der den Bau führte, mit ihm besprechen. Über die Ausführung der Epitaphien in Stein war man sich schnell einig geworden, schwankte aber noch über die Gestalt des Hauptaltars, der seinen Platz an der Kapellenrückwand haben sollte. Ein Altaraufbau musste dort ausscheiden, weil er ohne Zweifel den Raumeindruck der Kapelle geschädigt hätte. An seiner Stelle sollte die Rückwand durch ein großes figürliches Relief gefüllt werden, das in Stein gedacht war. Byss war aber der Ansicht, das Relief aus Gips zu machen und schlug dazu den Stuckateur Antonio Bossi vor, dessen obwohl nur flüchtig gearbeitetes Modell ihm gut gefallen hatte, und den er für geeigneter hielt als einen Bildhauer. Fürstbischof Friedrich Karl überließ die Angelegenheiten Neumann und Byss. Bossi übernahm sämtliche Stuckarbeiten in der Schönbornkapelle, die er alle im gleichen Jahr vollendete.

1734 wurden die unteren Teile zur Ausgestaltung der Kapelle in Angriff genommen. Größere Beratungen waren wegen den Epitaphien und den Haupt- und Nebenaltären notwendig geworden. Über die Epitaphien war man sich einig: Sie sollten aus Stein gemacht werden. Die Ausarbeitung wurde dem Hofbildhauer Claude Curé übertragen. Das Altarbild, welches ursprünglich als Relief gedacht war, wurde durch Freskomalerei ersetzt, die Byss selbst übernahm. [2] Dabei waren ihm die beiden jungen Maler Johann Baptist Thalhofer und Anton Joseph Högler behilflich, die der Fürstbischof einige Jahre an der Wiener Akademie hatte lernen lassen.

Mit der Anfertigung der Gittertore an den Domdurchgängen war der neue Hofschlosser Johann Georg Oegg beauftragt worden. Am 1. Mai 1735 waren die zwei Seitenaltäre fertig und konnten gesetzt werden, während der Hauptaltar mit seinen Bildhauerarbeiten noch ausstand. Alle noch offenen Arbeiten füllten das Frühjahr und den Sommer 1736 bis zur Einweihung der Kapelle. Diese hatte bereits am 1. Juli 1736 stattgefunden, während sich die Innenarbeiten noch bis Oktober des gleichen Jahres hinzogen.

Schutzgerüst (2020)

Anfang Juli 2020 wurde festgestellt, dass sich Fassadenteile der Schönbornkapelle gelöst hatten und zu Boden gefallen waren. Aus diesem Grunde wurde ab 10. Juli ein Schutzgerüst aufgebaut. Laut Weihbischof Ulrich Boom war diese Maßnahme trotz der aktuellen Haushaltssperre zwingend erforderlich geworden, es sei aber keine Baumaßnahme im engen Sinne. Wie Bischöflicher Finanzdirektor Sven Kunkel erklärte, seien aufgrund des Baumoratoriums aktuell im gesamten Bistum keine baulichen Maßnahmen, sondern nur Notmaßnahmen möglich. Dies gelte auch für den Dom St. Kilian. [3]

Pläne

Baubeschreibung

Außenbau

Die Schönbornkapelle ist in ihrer heutigen Erscheinungsform in der letzten Fassung der architektonischen Pläne mit geringen Abweichungen zur Ausführung gekommen. Die Kapelle lehnt sich in ihrer ganzen Breite dem nördlichen Arm des Domquerschiffs an. Der rechteckige Grundbau ist an den Ecken stark abgerundet und tritt an der Vorderseite mit einem breiten Mittelteil, der das Portal mit seinem runden Oberlicht aufnimmt, risalitartig [4] hervor. Auf beiden Seiten des Portals befinden sich je ein Fenster, ebenso jeweils in der Mitte der Schmalseiten. Der Aufbau der Kapelle besteht in einem hohen Sockel mit Pilastern [5] darüber, die das Hauptgebälk mit Zahnschnittfries tragen. Auf diesem erhebt sich in gleicher Höhe wie der Sockel die Attika [6], in die sich die Pilaster als Lisenen [7] fortsetzen. Der vorspringende Mittelteil trägt auf zwei gekuppelten Dreiviertelsäulen den mächtigen, sich in die Attika einspannenden Dreiecksgiebel. Das Portal ist reich profiliert und flankiert von freistehenden Säulen mit schweren Volutengiebeln. Auf den Giebelschenkeln sitzen zwei in faltige Gewänder gehüllte Gerippe, das eine ursprünglich mit Sichel, die heute fehlt, das andere mit Sanduhr. Über dem Portal ist ein von Blattwerk und Totenkopf umrahmtes und von einer Grafenkrone bekröntes Schild angebracht. Das runde Oberlicht des Portals ist besonders reich mit Voluten, Girlanden, und Zweigen eingerahmt; unterhalb des Ovals zwei Engelsköpfe, über dem Oval ein Totenkopf. Über dem Ovalfenster sitzt ein Engel, eingerahmt von Vasen. Das Giebelfeld nimmt das große, von zwei stehenden Löwen gehaltene und dem Herzogshut bekrönte Wappen der Schönborns ein. Auf den vorgekröpften Schenkeln des Dreiecksgiebels sitzen die Personifikationen von Hoffnung und Liebe, während auf der Spitze zwei Engel das Kreuz als Sinnbild des Glaubens halten. Die Fensterbrüstungen zeigen in der Mitte Reliefe mit Totenkopf und Gebeinen, an den Scheiteln große, geflügelte Engelsköpfe.

Über der Attika steigt die mächtige kupfergedeckte Kuppel mit Tambour [8] und Laterne empor. Durch den Tambour wird die Kuppel stark erhöht und durch sechs Rippen in einzelne Felder geteilt, deren Mitte kleine ovale Dachfenster aufnehmen. Die Laterne sitzt ohne Zwischenglied direkt auf der Kuppel. Ihre vier Rundbogenfenster werden durch Pilaster getrennt. Über den Rundbogenfenstern befinden sich drei große Engelsköpfe mit Wolken. Das Kupferdach der Laterne ist mit Lambrequins [9] geschmückt, auf der Spitze eine Vase.

Außenplastik

Die Außenplastik sind zum größten Teil Werke von Claude Curé aus den Jahren 1723 und 1724 [10] und waren ehemals aus Grünsandstein aus Randersacker. Heute handelt es sich um Kopien, deren Maße denen der Originale entsprechen:

  • Inschriftenkartusche mit rahmenden Blattwerk über dem Scheitel des Portals
Inschrift: „BEATI MORTVI QVI IN DOMINO MORIVNTUR“ - „Selig die Toten, die im Herrn sterben.“
  • Gerippe: Die das rechteckige Portal rahmenden, freistehenden Säulen tragen schwere Volutengiebel, auf denen zwei mit Mantel bekleidete Gerippe ruhen. Die linke Figur, den verhüllten Kopf nach rechts gedreht, hält in der Linken einen Herzogshut, in der Rechten ursprünglich eine Sense. Brustkorb und Beine werden unter dem Mantel sichtbar. Das rechte Skelett hält in der rechten Hand eine Sanduhr; der lorbeerbekränzte Kopf ist leicht zur Seite geneigt.
  • Federhaltender Putto mit seitlich je einer Räuchervase
  • Giebel
    • Schönbornwappen mit dem Herzogshut bekrönt und von zwei stehenden Löwen gehalten
    • lagernde weibliche Allegorien: Die linke Allegorie hält in einer Hand ein Buch; die andere Hand, auf ein Kissen gestützt, ist erhoben. Sie trägt Sandalen, ein mit Schleier verziertes Gewand, darüber einen Umhang; der rechte Arm bleibt frei. Zu ihren Füßen ein Putto. Beide Figuren schauen zur Mitte auf. Die rechte Giebelfigur, deren Kopf in einen langen Schleier gehüllt ist, hält zwei Kinder in den Armen; sie trägt ein langes Gewand und Sandalen.
    • kreuztragende Putten: Kreuz als Symbol des Glaubens, zu dem auf den Schenkeln links die als Hoffnung, rechts die als Liebe zu deutende Allegorie hinzutritt.
  • Hauptgeschossfenster
    • Verdachungen (Puttengruppen)
    • Brüstungsreliefs:
Attika: 10 Räuchervasen
Laterne: Engelsgruppen an der Ost-, Nord- und Westseite

Außenansichten

Domdurchgänge

Über den beiden Eingängen, den Durchgängen vom Dom, befindet sich jeweils eine prächtige Kartusche mit dem Schönborn-Wappen. Die beiden Durchgänge zwischen der Schönbornkapelle und dem Dom sind mit 1734-1735 entstandenen Gittertüren von Hofschlosser Johann Georg Oegg verschlossen. Beide Türen tragen im Zentrum erneut das Stammwappen der Grafen von Schönborn. Unten sieht man jeweils einen Totenschädel als Memento mori eingearbeitet. Oben sieht man übereinander Herzogshut und Kaiserkrone, ersterer für das Hochstift Würzburg, letzterer für das Hochstift Bamberg. Diese beiden Würden hatte nur Friedrich Karl von Schönborn inne, deshalb verweisen diese Wappen auf ihn, und unter ihm wurde auch die Ausstattung angefertigt.

Innenraum

Deckenfresken in der Schönbornkapelle (© loudstone)

Das Innere der Schönbornkapelle umfasst einen runden mittleren und zwei elliptische seitlich angeordnete Räume und hat zwei Zugänge vom Dom aus in die Seitenkapellen; das Hauptportal befindet sich an der Nordseite. Mit der Ausmalung der Kuppeln war Johann Rudolf Byss beauftragt worden, der auch die Fresken in der Hofkirche in der Residenz schuf.. Anfang Juli 1733 standen die Fresken in der Schönbornkapelle kurz vor der Vollendung. An die runde mittlere Kuppel malte Byss ein in konzentrischen Kreisen aufgebautes „Jüngstes Gericht“. Um die Kuppeln einheitlich zu gestalten, wurden auch die Gewölbe der Seitenrotunden bemalt. Des weiteren ist der Innenraum mit Marmorsäulen ausgestaltet. Die Wände sind gänzlich mit schwarzem Marmor verkleidet.

Hochaltar

Das Hochaltargemälde mit der „Auferstehung Christi“, geschaffen 1734, stammt ebenfalls von Johann Rudolf Byss. Es befindet sich an der Südseite des Mittelbaus über dem Hochaltar, der nur aus Mensa und Leuchterbank aus achatfarbigem Marmor besteht, und wird bekrönt von einem vergoldeten Schönbornwappen.

► Altarfresko in der Schönbornkapelle

Seitenaltäre

Die Planungen von zwei Seitenaltären in der Schönbornkapelle sind bereits seit 1733 belegt. Vorher war die Aufstellung der ersten zwei geplanten Grabdenkmäler in den Fensternischen vorgesehen; da sich aber die Zahl der Grabmäler durch den Tod des Lothar Franz und Johann Philipp Franz von Schönborn auf 4 erhöhte, wurden diese als Hänge-Epitaphien neben den Fensternischen angebracht, so dass die Nischen für die Seitenaltäre frei wurden. Am 17. Juli 1734 ist das erste Mal von deren Ausführung die Rede. Der Beginn der Ausführung dürfte jedoch nicht vor 1734 anzusetzen sein. Am 23. März 1735 standen die Marmormensen; an den figürlichen Aufsätzen waren nur noch die letzten Arbeiten (Zieraten) zu verrichten; am 24. April lässt Neumann die Arbeiten an den zwei Altären beschleunigen, um sie 14 Tage später setzen zu können. Die Vollendung der Pietà fand am 22. Mai 1735 statt, ebenso die des westlichen Seitenaltars, Magdalena unter dem Kruzifix.

Beide Gruppen wurden aus Grünsandstein gearbeitet, die Körperteile sind erst mit bronzefarbener Lasur bearbeitet, die plastisch hervortretenden Stellen wieder abgerieben, so dass die Steinfarbe wieder erscheint. Die Gewänder sind mit Blattgold belegt. Beim westlichen Seitenaltar ist das Kreuz oberhalb der Hand der Magdalena aus Holz, ebenso das Kruzifixus; gleiche Oberflächenbehandlung wie die Steinfiguren.

► Seitenaltäre in der Schönbornkapelle

Epitaphien

Eine erste Erwähnung der vier Epitaphien findet man am 17. Mai 1733. Balthasar Neumann hatte damals die „gibsernen“ Modelle in Wiesentheid Rudolf Franz Erwein von Schönborn, dem Bruder Friedrich Karls, vorgezeigt, da sich dieser als Reichsvizekanzler in Wien aufhielt. Auch hatte der Trierer Kardinal Damian Hugo von Schönborn die Kapelle besucht; Neumann zeigte ihm den Platz, an dem die Epitaphien aufgestellt werden sollten. [11] Die Denkmäler der Fürsten aus dem Hause Schönborn sollten aus Stein hergestellt werden: ihre Ausarbeitung wurde dem Hofbildhauer Claude Curé übertragen. Am 6. Oktober 1733 wurde die Ausführung näher erläutert: die Zieraten sollten von Blei und Eisen gemacht werden. Die Ausführung zog sich bis Ende 1735 hinaus. Erst am 18. Februar 1736 wurden Anweisungen für ihre Fassung gegeben: der Grund, die Gesichter und unbekleideten Körperteile und die Kreuze sollten bronzefarben gestrichen werden, alle Gewänder und der Zierat vergoldet und poliert. Die Fassung dürfte von einem Maler vorgenommen worden sein. Nach der Weihe der Kapelle (Ende 1736) wurden noch die Inschriften, auf kupfernen Platten graviert, eingesetzt.

Der Aufbau aller vier Epitaphien ist den Hauptmotiven gleichartig, im einzelnen sehr verschieden. Ein unterer Abschluss enthält die Inschriftentafeln. Darüber der Sarkophag mit großer Wappenkartusche in der Mitte, zwei Löwen unter oder vor dem Sarkophag. Seitlich zwei Allegorien mit verschiedenen Emblemen. Die oberen Abschlüsse zeigen verschiedene Motive.

Das Epitaph, ein aufgehängtes Mal zum Gedächtnis eines Verstorbenen, ist im 14. Jahrhundert entstanden. Wandsarkophage wurden von den Niederländern des 16. Jahrhunderts eingeführt. Curé schließt sich nicht dem in Würzburg traditionellen Epitaphtypus an, sondern teilweise den rein dekorativen Kompositionen holländischer Herkunft, die aus Architekturstücken, Trophäen, Wappen, Bildnismedaillons oder –büsten zusammengesetzt waren. Der flämische Barock wendete freiere Figurenkompositionen im italienischen Sinn an, wie sie auch die französischen Freigrabmäler des 17. und 18. Jahrhunderts zum Teil aufweisen. Curés Epitaphien zeigen eine Vermischung von holländischen und flämischen Epitaphtypen; in der figürlichen Darstellung Anlehnung vor allem auch an die französische Grabmalkunst. Die Darstellung des Toten ist jeweils unterschiedlich: Orant, halbaufgerichtete Liegefigur, Büste und Medaillon; es sind die in Frankreich seit dem 17. Jahrhundert vorbreiteten Haupttypen. Die in der italienischen Renaissance aufgenommenen Allegorien haben das Andachtsbild und die Devotionsgruppe von den Grabmälern verdrängt. Seit Gian Lorenzo Bernini [12] sind die allegorischen Figuren nicht mehr in Liegestellung auf dem Sarkophag angebracht, sondern zu beiden Seiten entweder stehend oder sitzend: Ablösung der Liegefiguren auf den Sarkophagdeckeln, wie sie noch von Michelangelo in der Medici-Kapelle in Florenz geprägt worden waren. Die Figuren neben dem Sarkophag wurden im römischen Barock dramatisiert und stellten eine Einheit der Aktion auf den Grabmälern her.

Frankreich übernahm allgemein erst zur Zeit Ludwigs XV. diese dramatischen Szenen der italienischen Grabmalkunst, abgesehen von vereinzelten Denkmälern zur Zeit Ludwigs XIV., wie das Grabmal von Richelieus von François Girardon. [13] In der Zeit von 1690 bis etwa 1720 war in Frankreich die andere Richtung verbreitet, die ruhige, undramatische weibliche Allegorien neben dem Sarkophagsockel stellte – ohne inhaltliche Beziehung zu der Figur des Verstorbenen. Einige Motive übernahm Curé von den vorhergegangenen Entwürfen für die Schönborngrabmäler: aus dem Vorschlag des Maximilian von Welsch für das Grabmal von Johann Philipp Franz die neben dem Sarkophag aufgestellten Allegorien der weltlichen und geistlichen Gewalt, von dort auch den Miniatursarkophag; vom Entwurf „C“ des Clemens Anton Lünenschloß für das Grabmal von Johann Philipp Franz die vor dem Sarkophag liegenden Löwen.

Die vier Epitaphien für geistliche Fürsten aus dem Hause Schönborn befinden sich an den Wänden neben den Seitenaltären. Sie sind in Sandstein ausgeführt und größtenteils vergoldet, einzelne Teile bronzeartig getönt. Die Inschriftentafeln sind vergoldete Bronzearbeiten des Hofbildhauers Claude Curé. Die Epitaphien sind wie folgt angeordnet:

  • Epitaph des Lothar Franz von Schönborn, Kurfürst von Mainz und Bischof von Bamberg († 1739) auf der linken Seite des westlichen Seitenaltars. Sarkophag, darüber Obelisk mit dem Brustbild des Verstorbenen, von Engeln gehalten. Seitlich vom Sarkophag die geistliche und weltliche Gewalt.
► Epitaph des Lothar Franz von Schönborn in der Schönbornkapelle
  • Epitaph des Johann Philipp Franz von Schönborn, Bischof von Würzburg († 1724) auf der rechten Seite des westlichen Seitenaltars. Auf dem Sarkophag kniet der Bischof betend, seitlich die Personifikation der geistlichen und weltlichen Gewalt, Insignien und Wappen.
► Epitaph des Johann Philipp Franz von Schönborn in der Schönbornkapelle
  • Epitaph des Friedrich Karl von Schönborn, Bischof von Würzburg und Bamberg († 1746) auf der linken Seite des östlichen Seitenaltars. Tumba [14], worauf allegorische Figuren sitzen, darüber Obelisk mit der Büste des Verstorbenen. Putten mit Insignien.
► Epitaph des Friedrich Karl von Schönborn in der Schönbornkapelle
  • Epitaph des Johann Philipp von Schönborn, Kurfürst von Mainz, Bischof von Würzburg und Worms († 1673) auf der rechten Seite des östlichen Seitenaltars. Der Bischof ruht betend auf dem Sarkophag, seitlich zwei Genien [15], außerdem Engel mit Insignien.
► Epitaph des Johann Philipp von Schönborn in der Schönbornkapelle

Grabstätte der von Schönborn

Die Gruft in der Mitte der Schönbornkapelle wurde 1960 geöffnet, weil die in den Boden eingelassenen Deckplatten gerissen waren und einzustürzen drohten. Neben den beiden Schönborn-Fürstbischöfen Johann Philipp Franz von Schönborn und Friedrich Karl von Schönborn, also den beiden Bauherren, war hier auch Prinzessin Theodolinde von Bayern (1816-1817), eine Tochter des Kronprinzen Ludwig I., der zu der Zeit in Würzburg residierte, bestattet worden.

Besichtigungen

Besichtigungen der Schönbornkapelle finden nur im Rahmen von Domführungen statt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Walter Boll: Die Schönbornkapelle am Würzburger Dom. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des XVIII. Jahrhunderts. Georg Müller, München 1925 (Zugleich: Würzburg, Univ., Diss., 1922)
  • S. Göbl: Würzburg - ein kulturhistorisches Städtebild. 7. Auflage, Königliche Universitätsdruckerei von H. Stürtz, 1904. S. 76
  • Erika Kerestely: Würzburg. Stadtführer mit farbigem Stadtplan. Verlagshaus Würzburg GmbH&Co KG, 2007. S. 31
  • Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Band XII, Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, R. Oldenbourg Verlag München/Wien, Würzburg 1915, S. 127 ff.
  • Bernd M. Mayer: Johann Rudolf Bys (1662-1738). Studien zu Leben und Werk. scaneg Verlag, München 1994, S. 85 ff.
  • Stefan W. Römmelt: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben. In: Würzburger Katholisches Sonntagsblatt Nr. 47, 22. November 2015, S. 27
  • Ute Nadler: Der Würzburger Hofbildhauer Claude Curé in: Mainfränkische Studien Band 8, Würzburg 1974 (Zugleich Philosophische Dissertation - Würzburg 1972)
  • Harmen Thies: Grundrissfiguren Balthasar Neumanns. Zum massstäblich-geometrischen Rissaufbau der Schönbornkapelle und der Hofkirche in Würzburg. Editrice Edam, Florenz 1980

Weblinks

Erläuterungen, Hinweise und Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen über den Breslauer Dom bei Wikipedia [1]
  2. Balthasar Neumann vertrat den ersten Plan, d.h. das als Relief gedachte Altarbild. Zuletzt wurde aber die Entscheidung von Friedrich Karl von Schönborn dem Maler Byss in die Hand gegeben.
  3. Pressestelle Ordinariat Würzburg (POW): „Schutzgerüst an der Schönbornkapelle des Kiliansdoms errichtet“ (10. Juli 2020)
  4. Risalit (von ital. risalire, wieder hervorspringen), ein aus dem gesamten Bauwerk hervortretender Baukörper oder Architekturteil, der aus der Linie des Gesamten hervortritt. In der Barockzeit gerne zur Fassadengliederung von Palästen und in der einfachsten Form auch zur Gliederung von einfachen Häusern verwendet.
  5. Pilaster (lat. pila, Pfeiler), ein in den Mauerverbund eingearbeiteter Teilpfeiler, der auch als Wandpfeiler bezeichnet wird. Er kann tragende statische Funktion haben, muss diese aber nicht besitzen.
  6. Attika (aus griechisch attikos ‚attisch‘) bezeichnet in der Architektur eine über dem Kranzgesims befindliche Aufmauerung oder eine Abschlusswand zur Verdeckung des Daches.
  7. Die Lisene (von frz. lisière „Saum“, „Rand“‚ „Kante“), auch Mauerblende, ist im Bauwesen eine schmale und leicht hervortretende vertikale Verstärkung der Wand.
  8. Als Tambour (frz. ‚Trommel‘) wird ein vertikales Architekturelement mit einem meist runden, seltener auch polygonalen oder ovalen Querschnitt bezeichnet, das als verbindendes Zwischenglied oberhalb eines meist quadratischen Baukörpers und dessen aus einer Kuppel bestehenden Dach fungiert.
  9. Der Begriff „Lambrequin“ ist aus dem französischen Wort lambeau (Lappen, Lumpen) abgeleitet. Lambrequins wurden ursprünglich in der Raumausstattung verwendet. Sie dienten als Querbehang, mit dem der obere Abschluss von Fenstern und Türen verschönt wurde. Ab dem Barock wurde der Lambrequin auch in der Außenarchitektur eingesetzt. Er besteht dann in der Regel nicht aus Stoff, sondern ist dem ihn umgebenen Baumaterial angepasst, also aus Metall, Holz oder (seltener) Stuck. Wie in der Innenarchitektur wird er zur Verzierung von Fenstern, aber auch Laubengängen oder Dachkanten verwendet.
  10. Die letzte Nachricht über einer Tätigkeit der Bildhauer - Claude Curé zusammen mit zwei Gesellen - stammt vom 12. August 1724. Zu diesem Zeitpunkt muss die Dekoration größtenteils vollendet gewesen sein, denn schon in diesem Jahr begann man mit der Bearbeitung der Marmors für das Innere der Kapelle.
  11. Zahlreiche Entwürfe zu Freigrabmälern gingen den vier Epitaphien voraus. Seit 1718 war erst das Grabmal des Bauherrn, Johann Philipp Franz, geplant, dann zwei Denkmäler, dasjenige für Johann Philipp Franz und das für Johann Philipp, und zwar sollten sie in den Fensternischen aufgestellt werden anstelle der heutigen Seitenaltäre. Durch den Tod des Lothar Franz von Schönborn und den Regierungsantritt Friedrich Karls im Jahre 1729 erhöhte sich die Zahl der Grabmäler auf 4, die dann nicht mehr vor den Fenstern Platz gefunden hätten, sondern als Epitaphien aufgehängt wurden.
  12. Gian Lorenzo Bernini, auch Giovanni Lorenzo Bernini (* 7. Dezember 1598 in Neapel; † 28. November 1680 in Rom), war einer der bedeutendsten italienischen Bildhauer und Architekten des Barock. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
  13. François Girardon (* 17. März 1628 in Troyes, heute im Département Aube; † 1. September 1715 in Paris) war ein französischer Bildhauer. Weitere Informationen bei Wikipedia [3].
  14. Tumba, auch Hochgrab genannt, bezeichnet ein freistehendes steinernes oder metallenes Grabmal in Form eines Sarkophags. Im Unterschied zum Sarkophag sind in der Tumba nicht die Gebeine des Toten enthalten; allerdings ist diese Differenzierung nicht immer einheitlich. Weitere Informationen bei Wikipedia [4]
  15. Siehe hierzu (Mythologie) auf Zeno.org

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