Lukas Anton van der Auwera

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Lukas Anton van der Auwera - auch Auvera - (* 21. Juni 1710 in Würzburg; † 12. November 1766 in Würzburg) war ein fränkischer Bildhauer und entstammte der Bildhauerfamilie Auwera.

Leben und Wirken

Lukas Anton war der zweite Sohn des Bildhauers Jakob van der Auwera und seiner Frau Maria Christine, einer Tochter des Malers Oswald Onghers. Über seine Jugend und Lehrzeit ist so gut wie nichts bekannt. Da der Vater für die Brüder Johann Georg Wolfgang, Lukas Anton und Johann Michael Joseph eigens einen „praeceptor” [1] hielt, war er wahrscheinlich besonders auf die Erziehung seiner Kinder bedacht. Seine erste Ausbildung erhielt Lukas Anton höchstwahrscheinlich in der Werkstätte seines Vaters. Eine auswärtige Weiterbildung ist nicht nachweisbar. Da er seit Wolfgangs Übernahme der väterlichen Werkstatt im Jahre 1736 dessen Mitarbeiter ist, muss ihm ein bestimmter Anteil auch an dessen Bildhauerarbeiten für die Residenz zugesprochen werden. Für eine der größten Gruppen Herkules und Antäus am Ehrenhofgitter bezeugt dies die Signatur unzweifelhaft.

Am 7. Februar 1744 verheiratete Lukas Anton sich mit Magdalena Holtzer. Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor.

Im Rahmen der Umgestaltung der Theaterstraße in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch Balthasar Neumann, ließ Lukas Anton sich 1746 ein neues Haus auf dem Graben (heute Theaterstraße 8; alte Bezeichnung Distrikt I, Nr. 75 [2]) erbauen und schmückte seines und die anderen Häuser mit herrlichen Portalen. [3]

Seine Ernennung zum Hofbildhauer erfolgte erst in den 1740er Jahren. Lukas Anton stand aber in jeder Hinsicht im Schatten seines großen Bruders Johann Georg Wolfgang. Dieser war zwei Jahre älter als Lukas und scheint ihn sehr beeinflusst zu haben. Nach dem Tod Wolfgangs 1756 übernahm er dessen Werkstatt, muss aber nach der Verheiratung der Witwe Wolfgangs mit Johann Peter Alexander Wagner im Jahre 1759 dort ausgeschieden sein und eine selbständige Werkstatt geführt haben. Am 12. November 1766 starb Lukas Anton im Alter von 56 Jahren in Würzburg. [4]

Werke

(in chronologischer Reihenfolge)

1746
Portalschmuck des Anwesens Theaterstraße 6 (Aufnahmen von 1920 und 1930, beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zerstört)
1747
Wappenkartusche auf dem Gesims des Portals des Marmelsteiner Hofs
1744
Herkules-Gruppen, gemeinsame Arbeiten mit seiner Bruder Johann Georg Wolfgang van der Auwera (zerstört, nur noch in Fragmenten vorhanden)
1750
Kreuzigungsgruppe in Escherndorf
Die Kreuzigungsgruppe zwischen der katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist und dem Dorfbrunnen auf dem Dorfplatz in Escherndorf (Landkreis Kitzingen) stellt eine monumentale Ausführung des Leidensmotiv Christi dar.

Geschichte

Die Bestandteile der Kreuzigungsgruppe stammen aus unterschiedlichen Zeiten. Ursprünglich stand das Kruzifix als ältestes Element im Friedhof von Escherndorf. Dieser wurde im Jahr 1633 aufgegeben. Die Assistenzfiguren der Hl. Maria und des Hl. Johannes (Evangelist) wurden später im 18. Jahrhundert geschaffen. Wie der Inschrift auf der linken Seite der Hl. Maria zu entnehmen ist, stifteten Johann Wilhelm Bischoff und seine Ehefrau die Figuren im Jahre 1750.

Vermutlich entstammen die beiden Figuren der Werkstatt des Hofbildhauers Lukas Anton van der Auwera. 1973 wurde die Kreuzigungsgruppe einer Restaurierung unterzogen, zu diesem Zeitpunkt befanden sie sich auf der Nordseite der Pfarrkirche. 1980 erhielten die Figuren kupferne Baldachin-Dächer als Witterungsschutz. Zwischen 2014 und 2015 wurde die Gruppe abermals renoviert und auf der Südseite der Kirche auf dem neu gestalteten Dorfplatz aufgestellt. Die Kupferdächer wurden entfernt. [5]

Die Kreuzigungsgruppe ist als Baudenkmal registriert und wird vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter der Nummer D-6-75-174-198 [2] eingeordnet.

Beschreibung

Die Figurengruppe erinnert an die Kreuzigungsgruppe in Wiesentheid, die ebenfalls der Werkstatt des Lukas Anton van der Auwera entstammt. Die Figuren sind allerdings nicht durch wellenförmige Verbindungsstücke zusammengehalten, sondern stehen separat auf jeweils einem reich verzierten Rechtecksockel. Zentral erhebt sich das Kruzifix, das dem „Dreinageltypus“ [6] entspricht.

Der Gekreuzigte wendet sich nach links und schaut in Richtung seiner leidenden Mutter. Der Sockel des Kruzifixes ist stärker verziert als die anderen beiden Podeste. Neben der zentral angebrachten Kartusche rahmen zwei kleine Voluten den Sockel ein. Links wendet sich die leidende Mutter Gottes mit betenden Armen ihrem Sohn am Kreuz zu. Die Inschrift auf der linken Seite ihres Sockels lautet: „Gott,/ Der Schmertzhafften/ Mutter Gottes, und dem/ Heiligen Joanni zu ehren haben / Johann Wilhelm Bischoff/ Bürger und Beckermeister und / Cünegunda seine Eheliche / Hausfrau dahier in Eschern= / dorff diese beyde neben=bilder/ hiehero aufrichten lassen / den 7. July 1750“.

nach 1756
Die westliche und südliche Futtermauer des Hofgartens des Schlosses Veitshöchheim sind geschmückt mit Musen und olympischen Göttern, die 1752 beim Würzburger Hofbildhauer Johann Wolfgang van der Auwera in Auftrag gegeben wurden. Es wird jedoch vermutet, dass die Götter erst nach dem Tod von Johann Wolfgang van der Auwera, also nach 1756 von seinem Bruder Lukas van der Auwera und Johann Peter Wagner angefertigt wurden.
1760
Tabernakel des Kreuzaltars (1730 aus der Werkstatt seines Vaters Jakob van der Auwera) in der Burkarder Kirche
1760
Schlangentöter-Madonna mit Jesuskind über einem barocken Portal in der Theaterstraße 4 (ehemaliges „Wüstefeldhaus”)
um 1760
Figur des Heiligen Johannes des Täufers in der Bürgerspitalkirche
1762-66
Kreuzigungsgruppe in Wiesentheid
Die Kreuzigungsgruppe zwischen der katholische Pfarrkirche St. Mauritius und dem historische Pfarrhaus auf dem Schloßplatz in Wiesentheid stellt eine monumentale Ausführung des Leidensmotiv Christi dar.

Geschichte

Johann Georg Neßtfell, der Hof-Kunstschreiner der Wiesentheider Grafen gab das Geld für die Figurengruppe (Inschrift am rechten Figurensockel: „Gestifft / von / Joh. Georg Nesphel / Cunst Schreiner / in / Wiesentheid”). Die Ausführung gestaltete Lukas van der Auwera (Inschrift am rechten Figurensockel: „Gemacht / von / Lucas v. d. Auwera / Hoff-Bilthauer / in / Würtzburg”).

Errichtet wurde die Figurengruppe im Jahre 1766 (Inschrift am linken Figurensockel: „Aufgericht / unter / Regierung / Franz Bonaventura / grafens / Von Schönborn”). Im Jahre 1848 ließ das Ehepaar Deppisch aus Wiesentheid die Figurengruppe renovieren (Inschrift am linken Figurensockel: „Diese Bildniße / hat renoviren / lassen / Margth. Deppisch / u. Johann Deppisch / im Jahre 1848”).

Die Kreuzigungsgruppe ist als Baudenkmal registriert und wird vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter der Nummer D-6-75-178-38 [3] eingeordnet.

Beschreibung

Um den in der Mitte am Kreuz hängenden Jesus gruppieren sich auf dem linken Sockel Maria und auf dem rechten Sockel Johannes. Der Figurensockel mit dem am Kreuz hängenden Jesus ist mit zwei Totenköpfen und einer Schlange verziert. Die drei Figuren werden zusammengehalten durch wellenförmige Verbindungsstücke, die mit Blumen geschmückt sind. Das Kruzifix stellt einen „Dreinageltypus” [6] dar. Unter der Figur der Maria steht die Inschrift: „Da / Stirbt am Creutz / Mein / Geliebter Sohn”. Unter der Johannes-Figur steht die Inschrift: „Da / Ist mein Lieb/ für mich / Gecreutziget.”. Auf dem Sockel unter dem am Kreuz hängenden Jesus steht die Inschrift: „O / Ihr alle, / Die ihr auf dem Weeg / vorüber gehet, / mercket und sehet / Ob irgend ein Schmertzen sey, / gleich wie mein Schmertz. Thren. i.C. / 1766.”.

1763
Kreuzigungsgruppe im Domkreuzgang.
1763
Auftrag an Lukas Anton zur Neugestaltung des Vierröhrenbrunnens. [8] Der Bildhauer schuf auch einen Teil der Figuren. Die weitere Ausführung des 1765/1766 vollendeten Brunnens übernahm der in der auweraschen Werkstatt seit 1756 tätige Johann Peter Wagner.
1764
Pieta aus rotem Sandstein im Lusamgärtchen (Martinstraße 4)

Siehe auch

Erklärungen und Einzelnachweise

  1. Präzeptor (auch Praeceptor, von lat. „praeceptum” = Vorschrift, Lehre) war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit die Bezeichnung für den Lehrer, besonders für den Hauslehrer.
  2. Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
  3. Max H. v. Freeden: Balthasar Neumann als Stadtbaumeister. Kunstwissenschaftliche Studien Band XX, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1937, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Nachdruck, Würzburg 1978, S. 88.
  4. Das Todesdatum ist in der Sterbematrikel des Stiftes Haug eingetragen.
  5. Main-Post: „Kreuzigungsgruppe im neuen Glanz und am neuen Platz“ (11. Februar 2016)
  6. 6,0 6,1 Bis zur Gotik wurde der so genannte „Viernageltypus” wiedergegeben, d. h. die Hände und die nebeneinander befindlichen Füße sind, meist unter Verwendung eines Abstützbretts, mit je einem Nagel befestigt. Danach wurde das Dreinagelkruzifix üblich. Als erste datierte Darstellung des Dreingalekruzifixes, bei dem die Beine übereinandergelegt mit nur einem Nagel ans Kreuz geschlagen sind, gilt das Kreuzigungsrelief von Tirlemont aus dem Jahr 1149. Zur Verbreitung dieser Version hat zweifelsohne das so genannte „Turiner Grabtuch” beigetragen, das bis 1989 als das Grabtuch Christi angesehen wurde und bei dem die Verwendung von drei Nägeln ersichtlich ist. Das Dreinagelkruzifix weist meist kein Stützbrett für die Füße auf. (Quelle: Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann [1])
  7. lat. fecit, „hat es angefertigt”
  8. 1763 zeichnete Lukan Anton einen Entwurf zum Vierröhrenbrunnen, der sich mit seiner eigenhändigen Signatur in der Universitäts-Sammlung befindet (B L 129) „Lukas v. Auvera invenit et delineavit 29. April 1763“. Demzufolge ist der Vierröhrenbrunnen trotz der starken Änderung seine Idee.
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