Jüdischer Friedhof Allersheim

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Nordwestansicht des jüdischen Friedhofes
Blick vom jüdischen Friedhof auf Allersheim

Der Jüdische Friedhof Allersheim ist ein großer Verbands- oder Bezirksfriedhof in Unterfranken im Distriktrabbinat Würzburg.

Lage

Der Friedhof liegt ca. 700 Meter südlich der Bebauung des Ortes am Ende des Seebachweges jenseits des Baches.

Geschichte

Da den im 16. Jahrhundert aus dem Hochstift Würzburg und den Reichsstädten (Nürnberg 1498 bis 1840; Rothenburg ob der Tauber 1520 bis 1870) vertriebenen jüdischen Familien die Nutzung ihrer bisherigen Friedhöfe verboten war, schlossen sich Juden aus über 20 Gemeinden zusammen und kauften am 5. Mai 1665 vom damals in Folge des Dreißigjährigen Krieges verschuldeten Kloster Bronnbach einen in der Allersheimer Flur am „Hettinger Rain“, 700 Meter südlich des Ortes gelegenen und im Klosterbesitz befindlichen Acker von sieben Viertel Morgen Größe zur Einrichtung einer Begräbnisstätte. Da es sich um einen „wüst liegenden Acker“ handelte, welcher „dem Closter ohne das nichts einträgt“, fiel dem Kloster der Verkauf sicher nicht schwer. Als Kaufpreis waren 20 Reichstaler fränkischer Landeswährung vereinbart. Bei jeder Beisetzung war eine Gebühr zu bezahlen, die zur einen Hälfte an den Verwalter des Bronnbacherhofes in Würzburg, zur anderen an die Gemeinde Allersheim ging. Der Ortsgeistliche von Allersheim erhielt die Möglichkeit eingeräumt, im Streitfall den Friedhof einfach schließen zu können. Der älteste Grabstein stammt bereits von 1580.

Der Friedhof wurde mehrfach vergrößert, erstmals 1704, danach 1738/1739. Nach der Erweiterung von 1704 wurde zwischen dem "ersten und oberen Teil" und dem "andern und unteren Teil des Judenackers" unterschieden. 1927/1928 wurde ein neues Taharahaus erbaut und am 20. Januar 1929 feierlich eingeweiht.

Gegen das Vorhaben der Nationalsozialisten im Jahr 1943, den jüdischen Friedhof einzuebnen, erhob der Allersheimer Bürgermeister Josef Eidel Einspruch mit der Begründung, dass der jüdische Friedhof Rückzugsgebiet für einheimische Vögel sei.[1] Dadurch konnte er die endgültige Zerstörung des Friedhofs verhindern.

Mehrmals wurde der Friedhof in den vergangenen Jahrzehnten durch Umstoßen von Grabsteinen geschändet. Im April 1936 wurden 19 Grabsteine umgeworfen, einer dabei schwer beschädigt. Auch nach 1945 erfolgten noch mehrere Schändungen. Die Zukunft des Geländes war zunächst ungewiss. Otto Mannheimer, ein aus Giebelstadt stammender Jude, setzte sich für die Wiederinstandsetzung des Friedhofes ein. 1967 fand mit seiner Beerdigung die letzte Bestattung auf dem Jüdischen Friedhof Allersheim statt.

Beschreibung

Der Friedhof wurde in den Jahren 1813, 1844 und 1920 durch Zukauf jeweils eines angrenzenden Ackers erweitert und hat beinahe 2.000 Gräber mit Grabmäler des 17. - 20. Jahrhunderts. Insgesamt wurden dort auf 1,6 Hektar etwa 4.000 Juden begraben. Das erste Taharahaus (jüdisches Leichenwaschhaus) wurde 1844 errichtet und 1929 durch einen Neubau ersetzt.

1900 wurde die nördliche und westliche, 1967 die südliche und östliche Friedhofsmauer errichtet und umgibt den ganzen Friedhof. Als Zugänge dienen zwei Tore.

Der jüdische Friedhof Allersheim ist in zwei Bereiche unterteilt:

  • Der älteste Teil liegt südlich und östlich des Taharahauses und wurde von 1665 bis 1860 belegt. Das Gelände ist dicht mit Bäumen bewachsen und wirkt aus der Ferne wie ein kleines Wäldchen. In diesem Teil stehen die Grabsteine zum Teil in Gruppen, teilweise einzeln und teilweise weiter verstreut; manche sind auch schon tief in die Erde eingesunken. Die Inschriften der Grabsteine im älteren Bereich sind zum allergrößten Teil schon bis zur Unkenntlichkeit verwittert.
  • Der jüngere Teil des Friedhofes befindet sich westlich des Taharahauses und wurde in den Jahren von 1860 bis 1967 genutzt. Die Gräber und Grabsteine in diesem Teil sind zwar noch besser erhalten, doch auch hier haben Wind und Wetter bereits ihr übriges getan, so dass die Inschriften, meist hebräische Schriftzeichen, teilweise nur noch in Resten erhalten sind.

Der jüdische Friedhof ist noch weitgehend erhalten. Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahre 1669.

Bildergalerie

Belegung

Zahlreiche Gemeinden einer weiten Umgebung brachten ihre Toten hierher, bis an mehreren dieser Orte eigene Friedhöfe entstanden beziehungsweise andere Friedhöfe mitbenutzt wurden: Acholshausen, Allersheim, Aub (bis 1700), Bütthard, Dittigheim, Fuchsstadt, Gaukönigshofen, Geroldshausen, Giebelstadt, Goßmannsdorf, Grünsfeld, Heidingsfeld (bis 1810), Höchberg (bis 1821), Impfingen Kirchheim, Messelhausen, Obernbreit, Reichenberg, Rottenbauer, Segnitz, Sommerhausen, Tauberrettersheim, Winterhausen und Würzburg.[2]

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Giebelstadt, Nr. D-6-79-138-15
  • Ludwig Engert: Chronik der Marktgemeinde Allersheim. Würzburg 1993.
  • Freiwillige Feuerwehr Allersheim: 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Allersheim. Allersheim 1987.
  • Peter Wamsler M.A.: Bezirksjudenfriedhof Allersheim. Hrsg.: Markt Giebelstadt, Giebelstadt 2007 [3]
  • Spuren jüdischer Geschichte in Stadt und Landkreis Würzburg, Landkreis Würzburg 2013, S. 15 f.

Weblinks

Hinweise

  1. vgl. Freiwillige Feuerwehr Allersheim 1987, S. 115.
  2. vgl. Engert 1993: 96
  3. Das Büchlein Bezirksjudenfriedhof Allersheim kann bezogen werden über: Markt Giebelstadt, Marktplatz 3, 97232 Giebelstadt, Telefon: 09334 - 808-0, Telefax: 09334-808-41, E-Mail: info@giebelstadt.de

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