Benediktinerkloster St. Stephan
(Weitergeleitet von Stephanskloster)
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Das Benediktinerkloster St. Stephan wurde 1032 gegründet und existierte auf dem heutigen Gelände der Regierung von Unterfranken bis zu seiner Auflösung 1803 im Zuge der Säkularisation.
Geschichte
Kanonikerstift
St. Stephan wurde vom Würzburger Bischof Heinrich I. um 1014 als Kanonikerstift zu Ehren von St. Peter, St. Paul und St. Stephan in der südlichen Vorstadt Sand gegründet. Der Bischof stattete das Stift mit Grundbesitz in Unterfranken aus. Die früheste Nachricht über St. Stephan enthalten die „Annales St. Albani“ [1] vom Jahre 1032: „monasterium sanctorum Petri et Pauli et sancti Stephani dedicatum est.“ (Das Kloster der Heiligen Petrus, Paulus und Stephanus ist gegründet worden.).
Benediktinerkloster
Der Übergang vom Kanonikerstift zum Benediktinerkloster erfolgte 1057 durch Bischof Adalbero. Die Kanoniker versetzte der Bischof in das neu gegründete Kollegiatstift Neumünster und holte mit den Mönchen aus der Abtei Münsterschwarzach die strenge Gorzer Reform [2] nach Würzburg. 1108 erhielt das Kloster Reliquien des Heiligen Stephanus und hieß ab dieser Zeit nur noch „St. Stephan“. Der Name „Peter und Paul“ ging auf die in der Sander Vorstadt zu Beginn des 12. Jahrhunderts gegründete Pfarrkirche über. Um 1200 wurde die Vorstadt Sand in die Stadtbefestigung aufgenommen. Dort hatten sich bereits viele Bewohner angesiedelt und es galt auch das Benediktinerkloster St. Stephan besser zu sichern.
In den ersten Jahren war das Kloster ein Doppelkloster. Die Existenz des Frauenkonvents in St. Stephan [3] sowie des Klosters St. Afra ist schon vor 1151 nachweisbar. [4] Die Trennung vom Männerkloster und Umsiedlung der Nonnen aus St. Stephan nach St. Afra erfolgte Mitte des 12. Jahrhunderts.
1365 ernannte Kaiser Karl IV. den Abt von St. Stephan zu seinem Kaplan und stellte das Kloster unter kaiserlichen Schutz. 1465 zählte das Kloster sechszehn Mönche.
Reformation, Bauernkrieg und Schwedeneinfall gingen ohne größeren Schaden vorüber. Die Bemühungen des Klosters um Reichsfreiheit Anfang des 15. Jahrhunderts scheiterten und es wurde in die Streitigkeiten zwischen Bischof und Stadt, die freie Reichsstadt werden wollte, hinein gezogen.
Um das Mitte in der Mitte der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstehende Gebäude des Juliusspitals zur Grundausstattung zu verhelfen, zog Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn 1579 auch Besitztümer des Benediktinerklosters St. Stephan mit heran. Dieser wirtschaftlichen Krise folgte eine rasche Konsolidierung bis Anfang des 17. Jahrhunderts. 1651 errichtete man in St. Stephan ein Ordensseminar für die Ausbildung junger Mönche aller fränkischer Benediktinerabteien. Abt Eucharius Weiner (1667-1701) und Pater Ignatius Gropp (gest. 1758) gelangten als Gelehrte zu Ansehen.
Ab 1801 ist Franz Joseph Häcker Administrator des Klosters, das 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde. St. Stephan wurde die erste evangelische Pfarrkirche in Würzburg. In den Klostergebäuden etablierte sich 1816 das Orthopädische Institut von Johann Georg Heine, später umbenannt in Karolinen-Institut. 1840 wurden Teile der Gebäude Sitz der Regierung von Unterfranken. Einziges Überbleibsel ist ein Baum auf dem heutigen Parkplatz der Regierung von Unterfranken, der unter anderem auch den Zweiten Weltkrieg überstanden hat.
Pfarreiseelsorge
Die Patres von St. Stephan versahen ihren priesterlichen Dienst bis zur Säkularisation auch in einigen Pfarrgemeinden im Landkreis Würzburg:
- Pfarrei St. Vitus in Veitshöchheim mit den Filialen Güntersleben, Gadheim und Oberdürrbach
- Pfarrei St. Laurentius in Zell a. Main
Äbte
- Ekkebert (ab 1047), jedoch urkundlich nicht belegt
- Ezzo (1094–1124)
- Heinrich I. (1125-1127)
- Bernger de Foro (1131–1144)
- Raphold (1144–1165)
- Heinrich II. (1166–1180)
- Herold (1188–1199)
- Iring (urkundlich nicht nachgewiesen, jedoch 1198 und 1202 als Prior erwähnt)
- Heinrich III. (1212–1217)
- Gotfried (1217–1219)
- Heinrich IV. (1219-1224)
- Friedrich I. (Abt) (1227-1258)
- Dietrich von Brünnstadt (1259)
- Heinrich Heubner (1261–1271)
- Hermann I. von Rottenbauer (1271–1297)
- Konrad von Retzstadt (1298-1304)
- Hartmud (1306–1312)
- Friedrich II. aus Wipfeld (1313–1335)
- Heinrich VI. aus Waltershausen (1336-1341)
- Ludwig I. von Thüngen (1343–1344)
- Hermann von Reith (1344-1357)
- Friedrich von Münster (1361-1378)
- Friedrich IV. von Salzburg (1381-1382)
- Otto Truchseß (1387-1394)
- Hermann III. (1395)
- Gerhard von Klinkhart (1404–1432)
- Berthold Gunther (1432–1465)
- Konrad aus Lengerit (1465–1473)
- Georg Salzkästner (1473–1496)
- Konrad Herloch (1496–1519)
- Petrus Faut (1519–1525)
- Michael Leyser (1525–1548)
- Jodocus Zimmermann (1548–1560)
- Michael Bernhart (1560-1581)
- Kilian Lantz (1581–1590)
- Johannes Burckhardt (1590–1598)
- Kilian Lantz (1598–1606)
- Kilian Gullemann (1609–1615)
- Erhard Irthel (1615–1619)
- Johannes Baunacher (1619–1627)
- Andreas Streublein (1627–1645)
- Maurus Faber (1646–1661)
- Benedikt Gerhard (1661–1667)
- Eucharius Weiner (1667-1701)
- Gerhard Dietmayer (1701–1704)
- Hyacinth Baumbach (1704-1713)
- Alberich Ebenhöch (1713-1727)
- Romanus Römscheid (1727-1762)
- Justus Philippi (1762)
- Matemus Bauermess (1762-1787)
- Gerardus Winterstein (1787-1803) letzter Abt
Priore (Auszug)
- Placidus Sprenger (1796-1799)
Bildergalerie
Ruinen des Benediktinerklosters St. Stephan nach dem 16. März 1945. Im Hintergrund ein Turm von St. Peter und Paul.
Blick auf das im Bau befindliche Regierungsgebäude am Peterplatz. Deutlich sind noch die Mauern des ehemaligen Klosters zu erkennen. (1955)
Siehe auch
- Benediktinerinnenkloster St. Afra
- St. Stephan (Altstadt)
- Klöster
- Kollegiatstift St. Peter, Paul und Stephan
Literatur
- Rainer Leng (Hrsg.): Das Benediktinerkloster St. Stephan in Würzburg. Historische Studien der Universität Würzburg, Band 4. Verlag Marie Leidorf GmbH Rahden/Westf. 2006 (Stadtbücherei Würzburg Dkk Ben)
- Das St. Stephanskloster in Würzburg 1057-1803. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band I., Würzburg, 1876. (Virtuelle Bibliothek Würzburg)
Quellen
- Liste der Reihenfolge der Pfarrer von Veitshöchheim vom Jahre 1580 an
Weblinks
- Internetseiten der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Würzburg St. Stephan
- St. Stephan auf wikipedia.org
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Annalen aus Kloster St. Alban in Mainz (O.S.B., Rheinland-Pfalz, dioec. Mainz) für die Jahre 687-1101; früher auch fälschlich Annales Wirziburgenses genannt.
- ↑ Die Gorzer Reform stand im starken Gegensatz zur Cluniazensischen Reform [1] und plädierte unter anderem für ein Reichsmönchtum unter weltlicher Herrschaft.
- ↑ Belegt ist, dass das 1057 erstmals erwähnte Benediktinerkloster St. Stephan ursprünglich eine Art Doppelkloster gewesen sein muss, da im Kalendar des Klosters für das ausgehende 11. Jahrhundert und später Schwesternnamen genannt werden. (Quelle: Geschichte der Stadt Würzburg. Band I. Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. Hrsg: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2001. ISBN: 3-8062-1465-4, S. 274)
- ↑ Zur Gründung des Klosters St. Afra siehe auch die Miniatur der Fries-Chronik „Das Spital beim Kloster St. Stephan wird abgebrochen und das Kloster St. Afra errichtet.“ [2]