Karolinen-Institut

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Das Karolinen-Institut in Würzburg war die erste orthopädische Anstalt im deutschen Sprachraum.

Namensgeber

Benannt wurde das Institut nach der bayerischen Königin Karoline von Baden, Ehefrau von Maximilian I. Joseph von Bayern.

Geschichte

1798 kam der gelernte Messerschmied Johann Georg Heine als Instrumentenmacher für Operationsbesteck auf Empfehlung von Carl Caspar von Siebold an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er begründete eine Werkstatt zur Entwicklung und Herstellung medizinischer Hilfsmittel und erstellte 1807 ein „Systematisches Verzeichnis chirurgischer Instrumente, Bandagen und Maschinen“. Er widmete sich der Weiterentwicklung des neuen Faches Orthopädie und eröffnete 1816 im ehemaligen Benediktinerkloster St. Stephan die unter dem Namen Karolinen-Institut bekannt gewordene Einrichtung. Durch neuentwickelte Instrumente und Bandagen aus seiner Werkstatt konnte die Knochenheilkunde und damit die klassische Orthopädie maßgeblich weiterentwickelt werden. Bekannt waren die von Heine angebotenen Kuren. In einer eigenen Badeanstalt ließ er Heilbäder verabreichen. Mit speziell angefertigten Apparaturen wurden die Patienten in der Motionsabteilung behandelt. Zudem kamen Friktionen, Elektrizität und Galvanismus zur Anwendung. Heines Behandlungskonzept wurde von den Chirurgen der Medizinischen Fakultät vorbehaltlos anerkannt. Im Jahre 1824 hatte Heine 60 bis 70 Patienten behandelt. Von 68 Patienten, die Heine 1826 behandelte, litten 36 an einer Deformierung der Wirbelsäule, fünf an Klump- und drei an „Pferdefüßen“. Die Anstalt genoss europaweit einen ausgezeichneten Ruf, der zahlreiche Patienten aus dem Ausland nach Würzburg führte. Auch die von ihm entwickelten Instrumente wurden zahlreich im In- und Ausland nachgefragt. Nach dem Wegzug Johann Georgs nach Holland übernahmen sein Sohn Joseph Heine und sein Neffe Bernhard Heine ab 1829 die Leitung des Instituts.

Patientenklientel

Die Patienten stammten zumeist aus wohlhabenden Familien, denn der Aufenthalt am Karolinen-Institut war teuer. Die Mehrzahl seiner Patienten war zwischen 11 und 20 Jahre alt, jeder fünfte zwischen 6 und 10 Jahre. Mehr als die Hälfte der Kinder waren adlig, nur wenige wurden alleine aufgenommen. Vater oder Mutter, Geschwister, Gouvernanten, Gesellschafterinnen oder eigenes Hauspersonal wurden mit aufgenommen. Kinder blieben im Schnitt für zwei Jahre, in denen sie nicht nur medizinisch behandelt, sondern auch unterrichtet wurden.

Nachfolgeeinrichtungen

Eine weitere orthopädische Heilanstalt errichtete der seit 1826 in Würzburg auch als Orthopäde tätige Arzt Joseph Anton Mayer 1830 in der Kapuzinergasse 21 und erweiterte diese 1836 durch ein Seewasser-Wellenbad (Am 11. April 1831 hatte Dr. Mayer in Würzburg auch ein Russisches Dampfbad eröffnet [1]). Seine Bewerbung 1838 als Nachfolger Bernhard Heines am Karolinum wurde abgelehnt. [2] Eine weitere und weitaus bedeutendere Nachfolgeeinrichtung wurde das 1916 von Jakob Riedinger initiierte König-Ludwig-Haus, die orthopädische Fachklinik des Bezirks Unterfranken im Stadtbezirk Frauenland.

Siehe auch

Literatur

  • Orthopäde 2000, Springer Verlag, 2000, Bd. 29, S. 1008-1017

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis des Königreichs Bayern (1831), Nr. 41 (Anhang), Würzburg: C. A. Bonitas'sche Buchdruckerei, Sp. 951
  2. August Rütt und Wolfgang Küsswetter: Der Ursprung der deutschen Orthopädie in Würzburg und ihre Entwicklung zur selbständigen medizinischen Disziplin, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 1 (1983), S. 107-124; S. 114 f.
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