Gaubahn: Beschreibung der Linienführung Ochsenfurt-Röttingen

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Übersichtskarte Gaubahn

Die Gaubahn war eine eingleisige, nicht-elektrifizierte Nebenbahn, die den Main mit dem Thierbach, der Gollach und der Tauber verband (ehemalige Kursbuchstrecke KBS 415). Die Einweihung der Strecke war am 30. April 1907.

Die Linienführung der Lokalbahn Ochsenfurt - Röttingen beschrieb das Bezirksamtsblatt für die Kgl. Amtsgerichte Ochsenfurt und Aub im November 1905 wie folgt: [1]

Bahnhof Ochsenfurt bis Haltepunkt Hohestadt

Zug biegt kurz hinter dem Bahnhof Ochsenfurt auf die Gaubahnstrecke ab. (11. März 1973)

Die Lokalbahn von Ochsenfurt nach Röttingen verlässt die Ausgangsstation Ochsenfurt auf der Westseite und legt sich zunächst auf 1,4 km Länge links an die dem Maintal folgende, in flachen Krümmungen nach Nordwesten gerichete Hauptbahnlinie Treuchtlingen-Würzburg an, zugleich das Gefälle von 150 : 1 der Hauptbahn einhaltend. In der Nähe der Einmündung des nach Südwesten gerichteten Thierbachtales entfernt sich die Lokalbahn von der Hauptbahn, zuerst in die Waagrechte übergehend, dann steigend, wendet sich in einem Viertelkreis von 250 m Halbmesser nach Südwesten in dieses Tal [2] und zieht an dessen östlich und sohin rechts des Thierbaches gelegenen steileren Weinbergshängen in ununterbrochener Steigung von durchschittlich 16 ‰ [3] aufwärts bis zu der im engen Tale liegenden Fuchsenmühle, diese umgehend und rechts liegen lassend. Durch Einlegung einer Waagrechten von 53 m Länge ist hier die Möglichkeit geschaffen für Anschluss eines Industriegleises für die genannte Mühle sowie für spätere Anlage eines Personenhalteplatzes für die 0,5 km entfernte Ortschaft Hohestadt.

Haltepunkt Hohestadt bis Haltestelle Tückelhausen

Im weiteren Verlaufe der Bahn an den rechtsseitigen Talhängen sind die Steigungen auf etwa 10 ‰ ermäßigt; nur bei der Kunstmühle von Eck & Dreß, woselbst infolge der beengten Verhältnisse der Mühlbachoberlauf etwas verlegt werden muss, wird die Steigung der Anlage eines Industriegleichanschlusses für diese Mühle auf einer Länge von 48 m 2,5 ‰ erhalten. Die Linie verlässt nunmehr die rechte Talseite, überschreitet mittels einer kleinen Brücke den Mühlbachoberlauf der Mönchsmühle, sowie mittels einer weiteren Brücke von zwei Öffnungen zu 9,5 und 8,5 m Lichtweite [4] den Thierbach und die dort zu verlegende Distriktsstraße (heute: Staatsstraße 2270) von Ochsenfurt nach Gaukönigshofen [5] und erreicht nach abermaliger Überquerung des Thierbaches die Haltestelle Tückelhausen. Die gleichnamige Ortschaft Tückelhausen mit bedeutendem Ökonomiegut und Brauerei von Heil, ein beliebter Ausflugsort, liegt etwa 200 m entfernt auf der Höhe rechts des Thierbaches. In der Strecke wird die Haltestelle wird die Bahn mit Steigungen von durchschnittlich 14 ‰ geführt, die Haltestelle selbst erhält 2,5 ‰ Steigung. Längs der Haltestelle wird der Thierbach auf einer Länge von 400 m verlegt und gerade geleitet.

Haltestelle Tückelhausen bis Haltestelle Acholshausen

In der folgenden Strecke zieht die Bahn mit mäßigen Steigungen von etwa 10 ‰ zuerst am rechtseitigen Talgehänge, dann im Wiesengrunde den vielen Talkrümmungen folgend und den Thierbach nach rechts verdrängend, weiter bis zur neuerlichen Überschreitung des Thierbaches mittels einer 8,2 m weiten Brücke. Nach kurzem Verlaufe auf dem linken Talgelände durchquert die Bahn unter beengten Verhältnissen den im Tal gelegenen Teil der Ortschaft Acholshausen, an deren Ende die zugehörige Haltestelle zu liegen kommt.

Haltestelle Acholshausen bis Haltestelle Gaukönigshofen

Von hier steigt ab steigt die Linie mit 13,7 ‰, schmiegt sich in zwei Gegenkrümmungen dem dort schwachgeneigten linksseitigen Gelände des Thierbachtales an und erreicht, nunmehr in eine Waagrechte von beträchtlicher Länge übergehend, nach Übersetzung des Thierbaches und der Distriktsstraße (heute: Staatsstraße 2270) Ochsenfurt-Gaukönigshofen die Haltestelle Gaukönigshofen. Das ansehliche Dorf Gaukönigshofen liegt weithin sichtbar auf höherem Gelände der linken Talseite etwa 300 m von der Haltestelle entfernt.

Haltestelle Gaukönigshofen bis Haltestelle Rittershausen

Die 98 727 kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Rittershausen. (11. März 1973)

Hierauf folgt die Linie in geringer Steigung dem rechtseitigen Talgehänge, verlässt nach Überkreuzung des Baches das dort flache und in scharfer Krümmung nach Osten sich wendende Thierbachtal und steigt in gestreckter südlicher Richtung mit 16,7 ‰ Steigung zur Höhe des Dorfes Rittershausen empor, woselbst am Ortsverbindungsweg Wolkshausen - Hopferstadt die Haltestelle Rittershausen errichtet wird.

Haltestelle Rittershausen bis Haltestelle Sonderhofen

Nach Verlassen dieser Haltestelle überschreitet die Bahn unter Anwendung eines verlorenen Gefälles von 4,5 m ein Seitental des Thierbaches, hebt sich alsbald wieder mit einer durch eine kurze Waagrechte unterbrochene Steigung von 16,7 ‰ in einer 1.700 m langen Geraden empor, durchschneidet den dortigen Höhenzug und senkt sich dann zu der in einem zweiten Quertale an der Ortverbindung Sächsenheim - Bolzhausen (heute: Kreisstraße WÜ 41) zu errichtende Haltestelle Sonderhofen[6]

Haltestelle Sonderhofen bis Haltestelle Gelchsheim

Direkt hinter Sonderhofen in Fahrtrichtung Gelchsheim lag eine erneute Steigung, an deren Beginn diese Aufnahme entstand. (11. März 1973)

Von hier ab steigt die Linie wieder in einer langen Geraden und in südöstlicher Richtung mit vorherrschender Steigung von 16,7 ‰ und unter Überkreuzung zweier weiterer Quertäler des Thierbaches zur Hauptwasserscheide zwischen Main und Tauber, welche mit einer Waagrechten überschritten wird. In der Geraden weiterlaufend überquert die Bahn auf der Höhe die Distriktsstraße Sonderhofen - Gelchsheim (heute: Kreisstraße WÜ 43) und senkt sich dann mit 8 ‰ Gefälle, die südöstliche Richtung einschlagend, in das Tal des der Tauber zufließenden Rippachbaches, wo in einer Waagrechten nächst des Marktes Gelchsheim die Haltestelle Gelchsheim vorgesehen ist.

Haltestelle Gelchsheim bis Haltestelle Aub-Baldersheim

Nach Verlassen der Haltestelle nimmt die Linie, mäßig ansteigend, und nach Überkreuzung der Distriktsstraße Gelchsheim - Baldersheim (heute: Kreisstraße WÜ 43), die südliche Richtung ein und erreicht nunmehr ihren höchsten Punkt, die Wasserscheide zwischen Rippach und Gollach, letztere ebenfalls ein Zufluss der Tauber. Hierauf senkt sich die Bahn unter Benützung einer Seitentalmulde der Gollach zu, der in etwa 200 m Entfernung von der Distriktsstraße Baldersheim - Aub (heute: Kreisstraße WÜ 43) zwischen diesen beiden Orten herzustellenden Haltestelle Aub-Baldersheim. Die Entfernung von der Stadt Aub beträgt 700 m.

Haltestelle Aub-Baldersheim bis Haltepunkt Burgerroth

Die 98 727 überquerte gleich nach dem Bahnübergang der Straße Baldersheim - Aub die Stelzenbachbrücke. (11. März 1973)

Nach schienengleicher Überkreuzung der letztgenannten Distriktsstraße und Überschreitung der tiefen Talmulde des Stelzenbaches, eines Zuflusses der Gollach, in einer Waagrechten mittels einer 12 m weiten gewölbten Brücke wird die Bahn mit der Steigung von 17,27 ‰ in der Geraden und 14,6 ‰ in der Krümmung von 300 m Halbmesser zur Vermeidung der scharfen Windungen des nach Süden verlaufenden Gollachtales auf dessen rechtsseitigen Rand emporgeführt und verläuft sodann auf dieser oberen Talstufe in gestreckter Richtung und mit mäßiger Steigung bis zur Ortschaft Burgerroth, woselbst ein Haltepunkt mit Ladestelle errichtet wird.

Haltepunkt Burgerroth bis Haltestelle Bieberehren

Von hier ab fällt die Bahn in einer Länge von 3.136 m mit durchschnittlich 15 ‰ an den nach Süden gelegenen rechtsseitigen Weinberghängen des Gollachtales hinab bis zur Haltestelle Bieberehren, die in etwas 400 m Entfernung von der Ortschaft Bieberehren am Ortsverbindungsweg nach Aufstetten zur Anlage kommt Zur Verbindung mit der nahen Distriktsstraße Bieberehren - Röttingen (heute: Staatsstraße 2268) dienen Zufuhrstraßen an den beiden Enden der Haltestelle.

Haltestelle Bieberehren bis Haltestelle Röttingen

Wo damals die 98 727 auf der Schiene durch Röttingen fuhr, befindet sich heute die Staatsstraße 2269 Richtung Tauberrettersheim. (11. März 1973)

In der nun folgenden Endstrecke verläuft die Bahn im allgemeinen neben der vorerwähnten Distriktsstraße dem Gelände angeschmiegt am rechtsseitigen, mäßig geneigten Gehänge des Taubertales und erreicht sodann mit mäßigem Gefälle die Endstation Röttingen, welche nahe der genannten Distriktsstraße, in etwa 500 m Entfernung von der westlich gelegenen Stadt Röttingen, vorgesehen ist.

Zusammenfassung

Die Länge der Bahnlinie zwischen den Stationen Ochsenfurt und Röttingen beträgt 28,4 km, nach der Luftlinie gemessen rund 17,8 km.
Die Ausgangsstation Ochsenfurt liegt 192,00 m und die Endstation Röttingen 249,20 m über Normalhöhe, letztere liegt sonach 57,20 m höher als die Station Ochsenfurt. Der höchste Punkt der Bahn auf der Wasserscheide zwischen Rippach und Gollach liegt auf 309,34 Meereshöhe.
Der kleinste Krümmungshalbmesser misst 250 m; die größten Steigungen in der Richtung nach Röttingen betragen 17,6 ‰ in der Geraden und 14,3 ‰ in der Krümmung von 250 m Halbmesser; in der Richtung nach Ochsenfurt 16,62 ‰ bzw. 13,28 ‰; die verlorenen Steigungen betragen zusammen 97,57 m.

Siehe auch

Quellen

  • Günter Stock: Erinnerungen an die Gaubahn. Eine fränkische Nebenbahn zwischen Ochsenfurt, Röttingen, Weikersheim und Creglingen. Verlag Wingenfeld, Ochsenfurt 1996, S. 9 f. (Stadtbücherei Würzburg Dhl Sto)

Hinweise und Erläuterungen

  1. Bei der Projektierung der Gaubahn wurde für die Stationen Tückelhausen, Acholshausen, Gaukönigshofen, Rittershausen, Sonderhofen, Gelchsheim, Aub-Baldersheim, Bieberehren und Röttingen die Bezeichnung „Haltestelle“ verwendet, nach dem Inkraftreten der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) am 1. Mai 2005 nach § 4 Begriffserklärungen [1] die Bezeichnung „Bahnhof“.
  2. In Ochsenfurt wurde die Gaubahn-Trasse für den Bau der Straße in Richtung Goßmannsdorf (Südtangente) in Anspruch genommen.
  3. Während bei Straßen die Neigungsangabe üblicherweise in Prozent erfolgt, wird die horizontale Neigung von Strecken bei Eisenbahnen in Promille angegeben. Der Wert entspricht der Höhendifferenz in Millimetern pro Meter horizontaler Strecke (bzw. der Höhendifferenz in Metern pro Kilometer Strecke), also dem Tangens des Steigungswinkels. Der Wert wird zur Berechnung des größtmöglichen Zuggewichtes oder der Anhängelast bei Steigungen benötigt, außerdem zur Festlegung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit im Gefälle (abhängig von Bremskraft und Zuggewicht).
  4. Lichtweite der Brücken und Durchlässe, gemessen zwischen den Widerlagsmauern oder Pfeilern, und zwischen in dazu senkrechter Richtung von Pfeilerflucht zu Pfeilerflucht. Von der Länge zu unterscheiden ist die Stützweite, die von Mitte zu Mitte der Auflager des Brückentragwerks gemessen wird und stets größer als die Länge ist. Siehe hierzu: Lichtweite auf zeno.org.
  5. Bei Tückelhausen wurde die Staatsstraße 2270 so begradigt, dass sie die Bahntrasse im spitzen Winkel und wesentlich höher schneidet. Für den Gaubahn-Radweg wurde eine neue Brücke über die Straße gebaut.
  6. In Sonderhofen stehen Wohnhäuser an der Straße „Am Schmalenbach“ auf der Bahntrasse.
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