St. Josef (Roßbrunn)

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Katholische Pfarrkirche St. Josef in Roßbrunn
Katholische Pfarrkirche St. Josef in Roßbrunn
Innenraum der katholischen Pfarrkirche St. Josef in Roßbrunn

Die katholische Pfarrkirche St. Josef, Bräutigam der Mutter Gottes ist das Gotteshaus Gemeinde Roßbrunn.

Patrozinium

Josef war der Vater - oder Ziehvater - Jesu, da nach altchristlicher Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Patrozinium ist am 19. März.

Pfarreigeschichte

Stiftung der Pfarrei

In pfarrlicher Hinsicht gehörte Roßbrunn und Mädelhofen zur Pfarrei Hettstadt. Der Anfang zur Errichtung einer eigenen Pfarrei wurde gemacht, als im Jahre 1788 der Propst des Klosters Unterzell als Vogteiherr [1] der 1775 erbauten Kirche 264 fl. [2] Kapital zur Stiftung des Gottesdienstes an neun Sonn- und Feiertagen stiftete und neun Einwohner von Roßbrunn und Mädelhofen, Georg Franz Werner aus Würzburg und Johann Georg Roth aus Greußenheim diesem Beispiel folgten, so dass für 36 Sonn- und Feiertage Gottesdienste gestiftet waren. [3] In den folgenden Jahren fielen für andere Tage Schenkungen an, darunter von zwei Protestanten aus Oberaltertheim für Karfreitag und die Kirchweih, und 1802 der Stifthauger Kapitular Philipp Franz Valentin Werner aus der Erbschaft des Georg Werner 2.200 fl. fr. zur Stiftung der noch übrigen Sonn- und Feiertage. Das im Jahr 1788 angefallene Kapital wurde mit den später anfallenden Beträgen bis zum Jahr 1828 gesondert verwaltet, dann aber mit dem Gotteshausvermögen vereinigt. Durch diese Stiftungen war die Abhaltung des Gottesdienstes an Sonn- und Feiertagen durch die Kapläne von Hettstadt gesichert. Auf Bitten der Gemeinde genehmigte die Geistliche Regierung am 18. April 1788, dass in der Kirche zu Roßbrunn auch alle pfarrlichen Akte vorgenommen werden und Roßbrunn und Mädelhofen nur am Kirchweihfest und Ostermontag dem Gottesdienst in Hettstadt beiwohnte.

Auf Betreiben des Kaplanes Kaspar Hämmelmann, der mit besonderer Erlaubnis vom 6. Mai 1826 nach Roßbrunn gezogen war und 1827 das Pfarrhaus erbaute, wurde Roßbrunn mit Mädelhofen durch königlicher Genehmigung vom 4. August 1827 am 3. September 1827 vorerst zur Lokalkaplanei [4] erhoben. Als aber Pfarrer Gram aus Hettstadt schon am folgenden 17. September seine bisher verweigerte Zustimmung zur Errichtung einer selbständigen Kuratie erklärte, wurde am 2. Dezember 1827 die Errichtung der Kuratie genehmigt und am 11. Januar 1828 die oberhirtliche Lostrennung von der Pfarrei Hettstadt verfügt. Zur gleichen Zeit schenkte der ehemalige Pfarrer P. Vinzenz Werner OPraem. in Zell a. Main nach und nach 6.200 fl. zur Errichtung der Pfarrei, worauf am 30. Januar 1831 die königliche Genehmigung erteilt und am 16. Mai 1831 die bischöfliche Stiftungsurkunde der Pfarrei ausgefertigt wurde.

Pfarrkirche

Roßbrunn und Mädelhofen werden 1545 als Filiale der Pfarrei Hettstadt erstmals urkundlich erwähnt, gehörten also sicherlich seit der Errichtung der Pfarrei Hettstadt zu deren Verband. Von der Existenz einer Kirche mit eigenem Gottesdienst berichtet kein Aktenstück der früheren Zeit. Doch war im 16. Jahrhundert schon eine Kirche vorhanden, denn ein Protokoll der Geistlichen Regierung vom 20. Juni 1584 notiert, dass Burkard Kul, gewesener Schultheiß von Roßbrunn, mit Steinen, die er von der Kirche wegnahm, einen Keller erbaute und in einem Bericht der Gemeinde vom 23. Januar 1728 wird bemerkt, dass sie an der Stelle, wo diese Kirche nach der Überlieferung gestanden sein soll, beim Nachgraben noch Reste des Mauerwerks und den erhaltenen Altarstein auffanden. Unter Hinweis auf diesen Fund hat damals die Gemeinde an Stelle des nach ihrer Ansicht im Bauernkrieg 1525 zerstörten Kirchleins wieder eine Kapelle erbauen dürfen. Diese ältere, wahrscheinlich baufällig gewordene Kirche war, wie bemerkt, durch Ortseinwohner selbst zerstört worden; zum Neubau kam es aber 1728 noch nicht, sondern erst am 18. April 1774 erteilte die Geistliche Regierung, da auch der damlige Posthalter Bauer den Bau einer Kapelle betrieb, auf Ansuchen der Gemeinde die Erlaubnis, eine Kapelle zu erbauen, deren Baulast die Gemeinde Roßbrunn/Mädelhofen zu tragen hatte. Der Bau wurde von 1775 bis 1777 errichtet.

Diese räumlich beschränkte Kapelle und spätere Pfarrkirche konnte für die zunehmende Bevölkerung nicht genügen, weshalb schon 1842 eine Erweiterung geplant war, ohne aber zur Ausführung zu gelangen. 1857 wurde dieser Plan wieder aufgenommen, aber beim Mangel der nötigen Geldmittel blieb es ein Projekt. Erst als die am 15. Januar 1864 in Würzburg verstorbene Posthalterstochter Margaretha Horn aus Roßbrunn auf dem Totenbett ihr Vermögen zur Erbauung einer neuen Kirche für eine arme Gemeinde bestimmte, boten ihre Geschwister anfangs 15.000 Gulden als Beitrag zum Neubau einer Kirche in Roßbrunn, wenn die Staatskasse die übrigen Baukosten beischieße, erklärten aber am 26. Oktober 1865 eine neue Kirche auf ihre Kosten zu erbauen und vollständig einzurichten. Nachdem alle Vorfragen durch höchste Genehmigung vom 5. Juli 1867 erledigt waren, wurde am 24. September der Bauplatz in der Mitte des Ortes an Stelle einer eigens erkauften Hofrieth abgesteckt und am folgenden Tag mit dem Graben des Fundamentes begonnen. Den Grundstein legte Pfarrer Johann Baptist Seikel am 18. Juni 1868. [5] Die roten Sandsteine kamen aus dem Steinbruch des Steinhauers Schmitt in Holzkirchen. Die Hand- und Spannfrohnen [6] leistete die Gemeinde Roßbrunn/Mädelhofen als Pflicht, die Gemeinden Helmstadt, Hettstadt und Uettingen aus Gefälligkeit gegen Speis und Trank. 1872 wurde der Bau vollendet und am 23. Juni 1872 gesegnet und am 4. Oktober 1874 durch Bischof Johann Valentin von Reißmann eingeweiht. Da die Kirche noch als Privateigentum der Erbauer (Geschwister der Margaretha Horn) galt, schenkten diese am 24. September 1874 die Kirche der römisch-katholischen Kirchengemeinde Roßbrunn/Mädelhofen und gaben zum baulichen Unterhalt einen Baufond von 1.500 Gulden.

1974 wurde die Außen- und Innenrenovierung der Kirche und Umgestaltung nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils unter Leitung von Pater Theo Weis begonnen, die von Pfarrer Eberhard Ritter abgeschlossen wurde.

Baubeschreibung

Die Pfarrkirche ist ein Saalbau mit eingezogenem Chor und Fassadenturm mit Spitzhelm, in neugotischem Stil aus dem Jahre 1868. Das Gebäude erhebt sich über einem mit Rustika-Quadern ausgeführten massiven Unterbau. Der mit Rippengewölbe und Strebepfeilern ausgeführte Chor ist 9,06 Meter lang, 5,8 Meter breit und 11,44 Meter hoch, das Kirchenschiff mit flacher Decke ohne Streben ist 22,88 Meter lang, 13,2 Meter breit und 12,76 Meter hoch. Der Turm am Hauptportal, größtenteils in das Schiff eingebaut, ist 42,44 Meter hoch.

Kunstschätze

  • Die Figuren der Altäre:
    • Hochaltar: Kreuzigungsgruppe (Mitte), Johannes der Täufer (rechts), Heiliger Laurentius (links), auferstandener Christus (darüber), flankiert von zwei Engeln
    • Marienaltar: Gottesmutter Maria (Mitte), Heilige Mutter Anna (rechts), Heilige Margaretha (links)
    • Josefsaltar: Heilige Josef mit Jesuskind (Mitte), Heiliger Wendlinus (rechts), Heiliger Sebastian (links)
  • Die Figuren der Kanzel:
    • Die vier Evangelisten Matthäus (Engel), Markus (Löwe), Lukas (Stier), Johannes (Adler) [7]
    • Im Kanzeldeckel (Schalldeckel): Christus mit dem Gesetzbuch
  • Weitere Figuren:
    • Prager Jesuskind (gestiftet von Eva Lurz)
    • Pietà (gestiftet von Barbara Horn)
    • Herz-Jesu-Figur
    • Herz-Mariä-Figur
  • Die Vergoldung des Tabernakels wurde von der Gräfin Wolffskeel aus Uettingen gestiftet.
  • Ursprünglich befand sich im Kirchenschiff ein zwölfarmiger Kronleuchter aus Messing, der im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde.

Die drei Altäre und die Kanzel in der Kirche fertigte der Kunstschreiner Adam Barth, die zugehörigen Figuren der Bildhauer Carl Behrens aus Würzburg.

Orgel

Die Schlimbach-Orgel der Pfarrkirche Roßbrunn ist seit 1870 für die Mitglieder der Pfarrgemeinde wohltuende Begleiterin im gesamten kirchlichen Leben. Sie wurde durch die Orgelbau-Firma Balthasar Schlimbach & Sohn (Würzburg) angefertigt. Das Orgelgehäuse, stilgerecht zur neugotischen Kirche passend und ganz aus massivem Eichenholz gefertigt, stammt aus der Werkstatt des Kunstschreiners Adam Barth aus Würzburg.

Es handelt sich um eine Kegelladenorgel mit mechanischer Traktur:

Register 1. Manual
1. Prinzipal 8'
2. Gamba 8'
3. Oktav 4'
4. Bourdon 16'
5. Flöte 8'
6. Gedeckt 8'
7. Rohrflöte 4'
8. Oktav 2'
9. Mixtur 22/3'
Register 2. Manual
10. Geigenprinzipal 8'
11. Hohlflöte 8'
12. Salizional 8'
13. Flute traversière 4'
Pedalregister
14. Oktavbass 8'
15. Subbass 16'
16. Violinbass 16'

Bildergalerie

Seelsorger (Auszug)

Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaft St. Kilian Würzburg-West

Die Pfarrkirche St. Josef, Bräutigam der Mutter Gottes gehört zur Pfarreiengemeinschaft St. Kilian Würzburg-West gemeinsam mit Waldbüttelbrunn, Hettstadt, Greußenheim und Mädelhofen.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Erläuterungen und Hinweise

  1. Vogtei steht für den Machtbereich eines Vogtes. Der historische Begriff Vogt – auch Voigt oder Fauth – stammt aus dem Mittelhochdeutschen vog(e)t, voit, woith, vougt, das wiederum auf das althochdeutsche fogā̌t zurückgeht, und letztlich entlehnt aus dem Lateinischen advocātus ‚Rechtsbeistand, Sachwalter, Anwalt‘‚ wörtlich ‚Hinzu-/Herbeigerufene‘. Er bezeichnet allgemein einen herrschaftlichen, meist adeligen Beamten des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  2. Der heutige Materialwert für 1 Goldgulden (fl.) - unter der Annahme, es seien 76.66 Gramm reines Gold verwendet worden (was wahrscheinlich eher selten so war) - beträgt etwa 111,00 €. Die Kaufkraft in früheren Zeiten lag jedoch entscheidend höher und entsprach nach heutigen Maßstäben ungefähr 333,00 €.
  3. Das Stiftungskapital für einen Gottesdienst betrug 25 fl. fr. (fränkische Gulden). Siehe hierzu auch Währungsrelationen zur Kreuzerzeit in Bayern.
  4. Lokalkaplanei ist eine Bezeichnung aus der josephinischen Kirchenreform der 1780er Jahre in Österreich. Ehemalige Kloster- und Wallfahrtskirchen sowie dörfliche Filialkirchen, zu denen nur kleine Wohngemeinden gehörten, wurden, wenn nicht profaniert, einem definierten Seelsorgsbezirk zugeordnet und mit einem Lokalkaplan besetzt, der rechtlich und finanziell einem Pfarrer nicht gleichgestellt war. Um 1880 wurde die Rechtsform der Lokalkaplanei aufgehoben; die Kirchen wurden entweder Pfarr- oder Filialkirchen. Die inzwischen eingebürgerte Bezeichnung blieb jedoch vielfach in Gebrauch.
  5. Die Bauleitung hatte der Kreisbaurat Friedrich Reuß aus Würzburg mit dem Polier J. Deppisch aus Hohestadt, die Maurerarbeiten fertigte Baumeister Michael Stapf aus Würzburg, die Zimmerarbeit Anton Herz aus Würzburg, die Dachdeckerarbeit Karl Hellbach aus Würzburg, die Tüncherarbeit M. Conrad aus Würzburg, die Schlosserarbeit Andreas Bauer aus Uettingen.
  6. Bei Spann- und Handfrohnen handelt es sich um eine Leistungsverpflichtung von Ortsbürgern gegenüber der Kirchengemeinde bzw. dem Patronatsherren, die nicht in Geld oder Naturalien, sondern als abzuleistende Arbeitszeit (= Hand) oder Fuhrmannstätigkeit (= Spann) für Bau und Erhalt von Kirchengebäuden, Pfarrhäusern oder sonstigen kirchlichen Liegenschaften zu erbringen waren.
  7. Symbole der Evangelisten
    Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
    Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
    (Quelle: Würzburger Katholisches Sonntagsblatt)

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