Max Fritz
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Max Fritz (* 1. Oktober 1902 in Würzburg; † 26. September 1991 ebenda) war Schriftkünstler, Grafiker, Verfertiger von Urkunden, liturgischen Texten, grafischen Behängen, handgeschriebenen Büchern und Messgewändern.
Leben und Wirken
Nach dem Besuch der Oberrealschule (Abgang mit Reifezeugnis) war er zunächst beim Finanzamt als „Steuersupernumerar“ beschäftigt. Er selbst äußerte sich dazu mit den Worten: „Die schlimmste Zeit meines Lebens.“
Er wandte sich hin zur Kunst und machte eine Lehre im Malerhandwerk bei der Firma Menna in Würzburg. Seine erste künstlerische Ausbildung absolvierte er an der Kunst und Handwerkerschule Würzburg bei Otto Hannig, Heiner Dikreiter und Anton Menna. Ab 1928 studierte er sieben Semester an der Staatsschule für angewandte Kunst in München bei den Professoren Fritz H. Ehmcke, Anna Simons, Josef Hillerbrand. Die Jahre 1933 und 1934 verbrachte er mit Lehrtätigkeiten in Schriftgestaltung bei der Stadt Ludwigshafen am Rhein. 1939 emigrierte er nach Belgien. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam er wieder zurück nach Würzburg und lehrte von 1948 bis 1953 Schrift und Zeichnen bei der „Gesellschaft für Christliche Kultur” und 1951 für Schriftgestaltung beim Städtischen Hochbauamt. Von 1953 bis 1956 lebte er in Törwang bei Rosenheim. Dort entstanden auch die ersten „grafischen Behänge”. Nachdem er die Jahre 1956 bis 1963 in Wächtersbach verbracht hatte, kehrte er zurück nach Würzburg. Seinen Lebensabend verbrachte er im Würzburger Bürgerspital, wo er auch verstorben ist.
Ruhestätte auf dem Hauptfriedhof
Seine letzte Ruhestätte fand er im Würzburger Hauptfriedhof. Die Beisetzung fand am 30. September 1991 statt.
Künstlerisches Schaffen
1928 empfing Max Fritz an der Staatsschule für angewandte Kunst in München durch Anna Simons den entscheidenden Eindruck von der Schönheit historischer Schriften. In den Grundübungen dieser bedeutenden Schriftkünstlerin lernte er die edelsten Formen der verschiedenen historischen Schriftarten und deren künstlerische Wirkung beherrschen und lieben. Aber Max Fritz gab sich nicht in der Weise der alten Schreibmeister mit der passiven Nachahmung gegebener Formen zufrieden. Schritt für Schritt vereinfachte und abstahierte er das vorgefundene Schriftbild in für ihn charakteristische Weise. Schließlich entstand durch zunehmende Abstraktion der Gegebenheiten aus den Formen der gotischen Schrift des 12./13. Jahrhunderts jene einprägsame, durch extreme Überhöhung und Zusammendrängung der Buchstaben gekennzeichnete Schrift, die längst zum unverwechselbaren Signet ihres Meisters geworden ist und zu den wirklich originellen Leistungen der deutschen Schriftkunst des 20. Jahrhunderts gezählt werden kann.
Bei den grafischen Behängen von Max Fritz findet sich diese nicht gerade einfach zu lesende und vielleicht ehr als „Schrift-Fries” zu bezeichnende Schrift als wesentliches Gestaltungselement einbezogen in die jeweilige linear-grafische Bilddarstellung. Der Künstler arbeitet zunächst - bis etwa 1965 - mit Kaseinfarben und Pinsel auf Rupfen, später mit Filzstift auf Rohleinen. Häufig finden Gold und etliche Farben zur Ausschmückung des Bildgeschehens Verwendung (siehe Bilder). Dieses ist immer festlich, feierlich, sakral aufgefasst, selbst dort, wo es sich nicht um ausgesprochen sakrale Themen handelt. Max Fritz pflegte zu sagen: „Jeder Mensch trägt seinen Heiligenschein.“
Sein würdiger Ernst ist ein durch Festlichkeit gemilderter, heiterer Ernst, in den hinein Engel und Heilige singen und musizieren. Und im Schriftbild selbst wie in den figürlichen Darstellungen wird ein ausgesprochen musikantisch-tänzerisches Element sichtbar, das alle Produktionen des Künstlers auszeichnet.
Die Wirkung seiner Arbeiten ist immer vorwiegend grafisch. Schrift und Bild sind zu unaufhebbarer Einheit verschmolzen. Darstellungen ohne Schrift (etwa die Städtebilder) entwickeln sich aus demselben feinnervigen Duktus, in dem auch die reinen Schriftbilder geschrieben sind; und letzteres ist dieselbe lebendige Anschaulichkeit eigen, wie den ersteren.
Die extreme vertikale überhöhung des Schriftbildes kam nicht ganz unvorbereitet. Rudolf Kochs hochgestellte Schriften waren ebenso von Einfluss auf das Schaffen von Max Fritz, wie die beobachtete Eigenart hochgotischer Schreibkunst mit ihrer nachdrücklichen Betonung der Vertikalen. Der Mut zu eigenmächtigem Handeln auf dem Gebiet der Schriftgestaltung lag in der Zeit. Edward Johnston (1872 - 1944, Anna Simons (1871 - 1951), Rudolf Koch (1876 - 1934), Fritz H. Ehmcke (1878 - 1965) und andere legen in ihrem Schaffen beredtes Zeugnis ab vom damals allgemein waltenden schöpferischen Impetus, der die Schreibkunst seit der Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert ergriffen hatte.
Fritz H. Ehmcke, Schöpfer bedeutender Schriften, war wie Anna Simons damals an der Staatsschule für angewandte Kunst in München lehrend tätig. Max Fritz entsinnte sich seiner als eines Mannes, dessen erfolgreiches pädagogisches Wirken nicht zuletzt in seiner ihm angeborenen Liberalität begründet lag, die es ihm nahelegte, niemals in die Persönlichkeitsentfaltung anderer einzugreifen. Ehmcke war es auch, der Max Fritz zur Steigerung seines Farbsinnes auf Josef Hillerbrand verwies, den Leiter der Klasse für Dekorationsmalerei, dessen Entwürfe sich durch Schlichtheit der Formen ebenso wie durch den Reiz verhaltener Farben auszeichneten.
Wie kam Max Fritz dazu, grafische Behänge anzufertigen? Schon in den 1940er Jahren hatte er kleine Häuser und Innenräume gezeichnet, Entwürfe, die sein Interesse an stilisierter Architekturdarstellung ankündigten. Über Truhen und Sitzbänken an den Wänden, so hatte er - der Liebhaber mittelalterlicher Bildteppiche und Renaissance-Gobelins - es sich vorgestellt, sollten Wandbehänge den Raum eine gewisse intime Feierlichkeit geben. Später, 1953 bei seiner Übersiedelung von Würzburg nach Törwang, kam ihm die Idee, das meist als wertlos geltende Verpackungsmaterial Rupfen künstlerisch zu verwenden. Ihm tat es ganz einfach leid, einen für das Umzugsgut benötigten alten Sack wegzuwerfen. Warum, so überlegte er, sollte man nicht Wandbehänge aus solch einfachem Material anfertigen, erschwinglich für jedermann?
So begann der Schriftkünstler Max Fritz seinen Weg als Schöpfer jener grafischen Behänge, die die Freude und die Bewunderung all seiner Freunde und Sammler hervorrufen.
Zunächst schuf der Künstler in Törwang großformatige Behänge, und zwar arbeitete er mit selbst hergestellten Kaseinfarben auf Rupfen, unter Verwendung des Pinsels, etlicher Farben (zum Schwarz des Lineaments traten Rot, Gelb, Blau, Braun, usw.) und goldfarbener Metallfolie. Hauptwerke dieser Zeit das „Bad Aiblinger Fastentuch“ von 1954, das Leidenstuch von 1955 für Kardinal Julius Döpfner und das große Fastentuch von 1956 in der Städtischen Galerie Würzburg. Diese frühen, großformatigen Behänge zeichnen sich aus durch kraftvolle Linienführung und durch eine gewisse Monumentalität in kompositorischer Hinsicht. Bildgeschehen und Schrift sind von wunderbarer Einheit des Empfindens getragen und als gleichgewichtige Gestaltungselemente in untrennbarer künstlerischer Einheit verbunden.
Besonderheiten
Max Fritz hat in seinen Werken gerne Szenen aus dem Neuen Testament aufgegriffen, so zum Beispiel die Geburt des Heilands, das Abendmahl oder die Leidensgeschichte. Eine Besonderheit bei den Abendmahlszenen ist, dass dort nie 12 Jünger zu sehen, sondern immer nur 11. Er selbst meinte einmal auf Nachfrage dazu: „Es können doch nie 12 sein. Einer ist bestimmt immer auf der Toilette.“
Auch dass der Lieblingsjünger Jesu immer an dessen Brust lehnte, darf als Besonderheit gesehen werden.
Ausstellungen
- Galerie für Christliche Kunst und in der Staatlichen Neuen Sammlung München
- Ehemaliges Schriftmuseum Berlin
- Buch- und Schriftmuseum Leipzig
- Schnütgenmuseum Köln
- Städtische Kunsthalle Mannheim
- Klingspor-Museum Offenbach
- Museum Telgte i.W.
- Stadtbibliothek Würzburg
- Otto-Richter-Halle Würzburg
- Städtische Galerie Würzburg
Werke in Deutschland
- in der Staatlichen Neuen Sammlung München
- im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg
- im Klingspor-Museum Offenbach
- im Museum Telgte i.W.
- in Privatbesitz
Werke in Stadt und Landkreis Würzburg
- Altarbehang in der Krypta der evangelischen Pfarrkirche St. Stephan in der Altstadt
- Wandbehang am rechten Seitenaltar der Pfarrkirche Unsere Liebe Frau im Frauenland
- Mehrere Wandbehänge in der Kirche St. Andreas in der Sanderau
- Wandbehänge in der Liborius-Wagner-Kapelle im Dom
- In der Städtischen Galerie Würzburg
- Wandbehang in der katholischen Pfarrkirche St. Josef in Roßbrunn
- 6 Kreuzwegtafeln in der katholischen Pfarrkirche St. Martin in Helmstadt
Beschreibung: Edding z.T. mit Farbe und Blattgold auf Sackleinen
Siehe auch
Quellen und Literatur
- MAX FRITZ - Herausgegeben von der Städtischen Galerie Würzburg anlässlich der Ausstellung vom 3.9. - 7.11.1982
- Otto Schmitt-Rosenberger: Einheit von Schrift und Figur. Werkstattgespräch mit dem Grafiker Max Fritz. In: Würzburg heute, Heft 44/1987, S. 89 ff.