Allerheiligen (Leinach)

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Blick vom Leinacher Berg auf die Julius-Echter-Kirche
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen in Leinach (2020)
Katholische Pfarrkirche Allerheiligen in Leinach (2013)

Die ehemalige katholische Pfarrkirche Allerheiligen (auch Gemeinschaft der Heiligen oder Julius-Echter-Kirche) ist das alte, seit 1975 nicht mehr genutzte Kirchengebäude der Pfarrei in Leinach.

Patrozinium

In den östlichen Kirchen gab es schon seit Anfang des 4. Jahrhundert Allerheiligenfeste, bei den Byzantinern zunächst als „Herrentag aller Heiligen“ am Sonntag nach Pfingsten. Es galt, bei der Fülle der Märtyrer nach den Verfolgungen keinen zu vergessen. In der westlichen Kirche weihte Bonifatius IV. am 13. Mai 609 (oder 610) das Pantheon in Rom - zuvor das Heiligtum der antiken Götterwelt - der Jungfrau Maria und allen Heiligen und ordnete eine jährliche Feier an. Patrozinium ist am 1. November.

Wechsel des Patroziniums

1297 werden die Selige Jungfrau Mariä und der Hl. Burkard als Kirchenpatrone genannt, denn seit 1160 war das Benediktinerkloster St. Burkard Zehentbezieher in beiden Leinacher Dörfern und seit 1238 Inhaber der bischöflichen Besitzungen und des Fronhofes. Nach den Pestzeiten von 1597 wird 1612 der Pestheilige Sebastian als Kirchenpatron genannt. Als auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 die Durchzüge und Plünderungen nicht enden wollten, wählte man das Allerheiligen-Patrozinium, das ab 1669 in den Pfarreivisitationen genannt wird.

Geschichte

Ein Pfarrer von Unterleinach wurde im Jahre 1186 erstmals erwähnt, womit die Pfarrkirche zu den ältesten Kirchen der Diözese Würzburg gehört. Das Patrozinium „Beate Marie Virginis und Burkard“ wurde am 1. März 1297 erwähnt, als die Pfarrkirche vom Würzburger Bischof Manegold von Neuenburg aufgrund eines päpstlichen Ablasses einen bischöflichen Ablassbrief erhielt. Die Gläubigen konnten den Ablass bei einem Besuch der Kirche erwerben. Da das Benediktinerkloster St. Burkard schon seit 1160 die Zehentrechte in beiden Leinachdörfern besaß, ist St. Burkard mit Sicherheit als Pertinenzpatrozinium anzusprechen. [1]

Bischof Johann I. von Egloffstein verpfändete die beiden Leinachdörfer mit dem Amt Homburg am Main 1403 an Graf Johann I. von Wertheim. 1419 ließ Graf Johann II. von Wertheim an die romanische Kirche einen mächtigen Chorturm anbauen und sie zu einer Wehrkirche mit Gaden und Zwinger befestigen. Es herrschten Fehden zwischen ihm und dem Würzburger Bischof Johann II. von Brunn. Dieser Chorturm bestand aus drei steinernen Geschossen und einem vierten aus Holz. Die Turmspitze besaß vier Erker. Von diesem Bau berichtet ein Gedenkstein an der Außenseite des untersten Stockwerkes in lateinischer Sprache: Übersetzung: Im Jahr des Herrn 1419, als das Malter Getreide einen halben Gulden und ein Fuder Wein 3 floreni (Gulden) kostete, zu der Zeit, als Herr Hermann Verber von Wertheim Pfarrer in Lynach war, errichtete Meister Johannes Richtenstein dieses Kunstwerk.

1609 wurde der Turm unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn um ein steinernes Geschoss erhöht und mit einer Echterspitze versehen. Neu waren auch die beiden Außentreppen zur Empore und die Türen dazu, die Verlängerung und Erhöhung des Langhauses und neue nachgotische Fensterformen. Am 31. Oktober 1610 wurde die Weihe der Kirche durch Weihbischof Eucharius Sang vorgenommen. Die neue Echterspitze brachte der Kirche bei der Bevölkerung den Namen „Echterkirche“ ein. Aus der an der Kirche angebrachten Inschrift von 1615 könnte man folgern, dass Bischof Julius Echter die Kirche „ganz neu“ gebaut habe, was aber nicht der Fall war. Die Inschrift lautet: Funfzehnhundert siebenzig / drei man zelt / Als Julius Bischof werd erwelt. / Was er vollbracht im Regiment, / Dis zeigen an viel Monument, / Wie man vor Augen dan hie schaut: / Dies Kirch von Im gantz neu erbaut. / Ein treuer Hirt ist er gewesen, / Bei dem viel tausend seelen genesen.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche 1631 durch die Schweden geplündert und geschändet.

Von 1743 bis 1746 erfolgte die Umgestaltung des Innenraums ganz im Zeichen des Rokoko. Pfarrer Franz Nikolaus Hannbaum (1723-1741) verhalf der Kirche zu neuen reich vergoldeten Altären. Durch seinen Nachlass konnte sein Nachfolger, Pfarrer Johann Ludwig Limburg (1741-1760) einen neuen Hochaltar und Seitenaltäre bestellen und zwei der berühmtesten Würzburger Hofbildhauer, Johann Georg Wolfgang van der Auwera und Ferdinand Tietz für Unterleinach gewinnen. 1743 fertigte der Würzburger Schreiner Benedikt Schlecht den Altaraufbau, einen Rokokobau mit Säulen, zu dem Johann Georg Wolfgang van der Auwera 1744 die beiden großen Engelsfiguren und zwei kleine Engelsköpfchen sowie das Rocaillewerk um das Kruzifix schuf. Die Altarbilder, von denen nur noch die „Anbetung der Könige“ und „Tod Mariens“ vorhanden sind, malte der Barockmaler Johann Michael Wolcker. Für die Seitenaltäre schloss Pfarrer Limburg mit Ferdinand Tietz einen Vertrag. Die Figuren waren so schön, dass sie schon zwischen 1863 und 1899 an das Luitpoldmuseum nach Würzburg kamen, wo sie beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 verbrannten.

Zwischen 1861 und 1892 wurde die Kirche im Stil des Historismus ausgestattet. Die Wandmalereien über den Seitenaltären, 1917 noch gut zu erkennen, wurden 1931 durch den Würzburger Maler Walter Jacob übermalt. Die letzte Restaurierung des Innenraums fand 1958 durch Pfarrer Geistlicher Rat Eduard Brendel statt. Das vergoldete Rocaillewerk des Hochaltars wurde um 1977/1978 an die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Würzburg verkauft und schmückt heute den Marienaltar auf der rechten Seite des Chors.

Seit 1975 wurde die alte Kirche nach dem Neubau von Communio Sanctorum nicht mehr genutzt. Die Genehmigung zum Baubeginn der Außenrenovierung der Julius-Echter-Kirche wurde im November 2015 vom Bischöflichen Ordinariat Würzburg erteilt. Die Baulast am Langhaus liegt bei der Katholischen Kirchenstiftung Allerheiligen und am Turm bei der politischen Gemeinde.

Die eigentlichen Renovierungsarbeiten begannen im Juni 2016 und konnten im Juni 2018 abgeschlossen werden. [2] [3]

Die Vorarbeiten zur Neugestaltung des Umfeldes der Julius-Echter Kirche begannen bereits im Dezember 2016 mit Untersuchungen zur Standfestigkeit der Stützmauer. Im Zuge des denkmalschutzrechtlichen Erlaubnisverfahrens mussten darüber hinaus auch archäologische Sondierungen vorgenommen werden. Mit den eigentlichen Arbeiten des 1. Bauabschnittes (Mauerabschnitt 1 und 2 sowie Kirchenumfeld) wurde im Juli 2019 begonnen und konnten endgültig im März 2020 abgeschlossen werden. [4] Diese Maßnahme wird von der Regierung von Unterfranken mit Mitteln aus dem Städtebauförderungsprogramm bezuschusst.

In einem 2. Bauabschnitt sollen die weiteren Mauerabschnitte 3-5 saniert werden. In einem 3. Bauabschnitt soll dann der Platzbereich am ehemaligen Feuerwehrhaus neu gestaltet werden. [5]

Baubeschreibung

Saalbau mit eingezogenem Chor und Chorturm mit Spitzhelm, Turm im Kern 1419, sonst frühes 17. Jahrhundert, mit Ausstattung, Kirchhofmauer, Bruchsteinmauer und Pfeiler, 17./18. Jh, im westlichen Bereich wohl im 19./20. Jahrhundert erneuert.

Innenraum

Die Wandgemälde zu beiden Seiten des Chorbogens in der Pfarrkirche aus dem Jahr 1931 stammen von Willy Jakob.

Bildergalerie

Geläut

Geläut der Julius-Echter-Kirche
  • Kleine oder Totenglocke. Inschrift: Für die armen Seelen Leid, bitte Gott zu jeder Zeit! gegossen von Engelbert Gebhard, Kempten/Allgäu 1931
  • Mittlere Glocke. Inschrift: Ihr Heiligen alle bittet für uns! gegossen von Karl Czudnochowsky, Erding 1952
  • Große Glocke. Inschrift: Marias Hand schütze unser Frankenland! Relief Maria mit Kind, Erding 1952

Seelsorger (Auszug)

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Leinach, Nr. D-6-79-200-10
  • Christine Demel: Leinach. Geschichte - Sagen - Gegenwart. Selbstverlag Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 326 ff.
  • Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Dritter Band. Regierungsbezirk Unterfranken & Aschaffenburg. III. Bezirksamt Würzburg. Druck und Verlag von R. Oldenburg, München 1911, S. 169 ff.
  • Leonhard Tomczyk: Verstorbene Künstler aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg

Weblinks

Einzelnachweise

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