Ludwigsbrücke
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Die Ludwigsbrücke (umgangssprachlich Löwenbrücke) ist eine Mainbrücke im Süden der Würzburger Altstadt zwischen der Alten Mainbrücke und dem Sebastian-Kneipp-Steg. Über die Brücke verlaufen die Linien 3 und 5 der Straßenbahn, zahlreiche lokale und regionale Buslinien sowie eine dreispurige Straße (zwei Spuren stadtauswärts, eine stadteinwärts). An den Außenseiten befindet sich jeweils ein schmaler Fußweg. Ein separater Radweg ist nicht vorhanden.
Namensgeber
Benannt wurde die Brücke nach dem bayerischen König Ludwig III., dem Sohn von Prinzregent Luitpold. Sie sollte eine friedliche Verbindung zwischen den damals verfeindeten Franken und Bayern symbolisieren. An beiden Enden „bewachen“ jeweils zwei Löwen aus Bronze den Brückenaufgang, was recht schnell zu dem Spitznamen Löwenbrücke führte. Bis heute hat sich dieser Name im Sprachgebrauch der Würzburger gehalten, viele kennen sie nur unter diesem Namen.
Geschichte
Die ersten Pläne für die Brücke gab es bereits 1882, mit der tiefergehenden Projektierung begann man im April 1885, mit dem eigentlichen Bau 1891. Ausgeführt wurden die Bautätigkeiten von der Würzburger Firma Friedrich Buchner. [1] [2]
Die Fertigstellung der Steinbrücke war am 25. August 1895. An diesem Tag erfolgte auch die Einweihung der Brücke. [3] Kurios: Da den Pressefotografen an diesem Tag das Wetter zu schlecht war, wurde die Ludwigsbrücke drei Wochen später nochmals eingeweiht. [4]
Vielleicht lag es an der doppelten Weihe, dass die Brücke bei den Bombenangriffen am 16. März keine Treffer abbekam und somit unbeschädigt blieb. Jedoch sprengten deutsche Truppen am 2. April 1945 zwei Bögen, um den Vormarsch der alliierten Truppen aufzuhalten. Es wurde durch die Amerikaner jedoch eine Behelfsbrücke aus Stahl (Bailey-Bridge) mit zwei provisorischen Stützen gebaut. 1947 wurde diese mit schwerem Gerät wieder abgebaut und mit einer originalgetreuen Restaurierung begonnen. Als Material wurde Eisenbeton verwendet. Am 20. September 1949 fuhr erstmals wieder die Straßenbahn über die restaurierte Brücke.
Sanierung 2011
In den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückte die Brücke zuletzt vom 20. bis 28. August 2011, als diese wegen Sanierungsarbeiten für den kompletten Verkehr gesperrt wurde. Hierbei wurden die über 30 Jahre alten Gleise der Straßenbahn erneuert sowie für rund 150.000 Euro ein neuer Fahrbahnbelag aufgetragen. Betroffen waren auch die Rampen der Löwenbrücke. Statt der Straßenbahn wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Im selben Jahr geriet die Brücke in die Schlagzeilen, als im November ein PKW auf der linksmainischen Seite durch das Rammen einer Begrenzungsmauer (neben dem Treppenaufgang) mehrere Quader herausschleuderte und einen Schaden von 65.000 Euro verursachte. [5]
Baubeschreibung
„Ludwigsbrücke, 5-bogige Steinbrücke mit massiver Brüstung und jeweils einem Paar Bronzelöwen und Obelisken mit Bronzeleuchten an den Brückenköpfen, anschließende Kaimauern mit Eisengeländern, historisierend, Stadtbauräte Bernatz und Henlein nach Plänen von Lauter 1891-1894, Bronzelöwen aus der Erzgießerei Ferdinand von Miller; am linken Mainufer zugehörige Auffahrtsrampe mit barockisierender Freitreppenanlage, Obelisken mit Bronzeleuchten und Laufbrunnen im Grottenstil, Kalkstein und Bronze, bez. 1894; Aborthäuschen, eingeschossiger Walmdachbau mit Firstlaterne, Putzmauerwerk mit Kalksteinrahmungen über unverputztem Kalkstein-Hanggeschoß, am Chinoiseriestil orientierter Historismus, um 1910, Wiederaufbau nach Kriegszerstörung 1945.“
Historische Abbildungen
Hochwasser im Februar 1970 an der Löwenbrücke
Technische Daten
- Lage der Brücke bei Mainkilometer 253,1
- Steinbogenbrücke mit fünf Bögen (Spannweite jeweils 36 Meter)
- Länge: 205 Meter [6]
- Besonderheit: je zwei Bronzelöwen an beiden Portalen, Gewicht pro Exemplar 1,4 Tonnen
Löwenquartett
Die vier Bronzelöwen an den Brückenenden wurden in der Münchner Erzgießerei Ferdinand von Miller in den Jahren 1886/1887 nach Modellen des Bildhauers Aigner hergestellt. [7] [8] Miller schuf unter anderem auch das Julius-Echter-Denkmal in der Juliuspromenade und die Bavaria-Statue in München. Eine einzige Bronzestatue kostete damals 380.000 Reichsmark, das Gewicht eines Löwen beträgt rund 1,4 Tonnen. [4] Zwei der Löwen wurden bereits am 19. August 1895 durch Spitzbuben enthüllt, die es auf die Hüllen abgesehen hatten. [9] Heute ist das Löwenquartett vor allem bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv.
Das Ziel der ersten britischen Luftangriffe des Jahres 1945 lag am 4. Februar im Stadtbereich an der Löwenbrücke und in Grombühl. [10]
Noch heute zeugen Einschussspuren an der rechtsmainischen Brückeneinfassung und an der Löwenstatue vom Tieffliegerbeschuss durch die kleinen Mosquito-Jagdbomber. Sie waren aus Holz gebaut und unterflogen mit ca. 600 km/h im Tiefflug jedes Radar. [11] Diese übernahmen dann beim Großangriff am 16. März die Navigation und setzten die Zielmarkierungen in niedriger Höhe über der Stadt.
Freitreppenanlage, Brunnen und öffentliche Toilette
Linksmainisch befindet sich eine mächtige, barockisierende Freitreppenanlage, auf der Bronzeleuchten tragende Obelisken angebracht sind. Die gleichen Leuchten findet man sowohl links- als auch rechtsmainisch an den Brückenköpfen. Verziert sind diese mit Rennfähnlein. Am Treppenaufgang befindet sich außerdem der Brunnen an der Löwenbrücke, ein Laufbrunnen im Grottenstil. Treppenanlage und Brunnen wurden 1894 im Zuge des Baus der Löwenbrücke geschaffen. Ebenfalls linksmainisch gibt es im sogenannten Aborthäuschen („Bedarfsanstalt“) eine öffentliche Toilette, die von der Auffahrt zur Löwenbrücke aus zugänglich ist und täglich 24 Stunden geöffnet ist. Das Bauwerk im Stil des Historismus wurde um 1910 errichtet.
Fahrradverkehr
Seit vielen Jahren sorgt die Verkehrssituation auf der Löwenbrücke für Diskussionen. Schon mehrfach arbeitete die Verwaltung Vorschläge im Sinne der Radfahrenden aus, die allerdings nie umgesetzt wurden. Die Überquerung der Brücke ist für Radfahrende deswegen riskant, weil sie sich die Fahrbahn mit dem Autoverkehr und der Straßenbahn teilen müssen. Viele Radfahrende weichen deswegen auf den engen Gehweg aus, was zu Problemen mit den Fußgängern führt.
Am 18. Juni 2024 stimmte der Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) der Stadt Würzburg mit nur einer Gegenstimme einem Grundsatzbeschluss zum Radverkehr auf der Löwenbrücke zu. Der Kompromiss sieht so aus: Die drei Autospuren werden auf zwei reduziert. Auf diesen fahren auch die Straßenbahnen. Eine der bisher zwei Spuren stadtauswärts wird zu einem reinen Fahrradweg in beide Richtungen. Der Vorteil aus Sicht der Stadt: bauliche Änderungen sind dafür nicht nötig. Ein Änderungsantrag der Grünen zu den Alternativplänen erhielt ebenfalls eine Mehrheit: Probeweise solle ein zusätzlicher Radweg entlang der Saalgasse in Richtung Alte Mainbrücke eingerichtet werden. [12] [13]
ÖPNV
Folgende Linien überqueren auf der Ludwigsbrücke den Main:
- Straßenbahn (Haltestelle Löwenbrücke): Linie 3 und Linie 5
- Bus (Haltestelle Sanderring): Buslinie 7, Buslinie 17 und Buslinie 35
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Johann G. Steidle: Die Einweihung der Ludwigsbrücke. Würzburg 1895 (Bestellbar in der Universitätsbibliothek)
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-303
Weblinks
- Main-Post: „Löwenbrücke: Fahrradfahrer bekommen eine Spur“ (5. September 2015)
- Main-Post: „Löwenbrücke: Eigener Weg für Radfahrer“ (14. Juli 2015)
- Ludwigsbrücke auf structurae.de
- Ludwigsbrücke im DenkmalAtlas 2.0
- Liste der Mainbrücken in Würzburg auf wikipedia.org
Einzelnachweise
- ↑ Main-Post: „Wer sagt schon Ludwigsbrücke?“ (3. September 2008)
- ↑ Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 317
- ↑ Schweinfurter Tagblatt (26. August 1895) S. 1279
- ↑ 4,0 4,1 Main-Post: „Die Brücke mit dem Spitznamen“ (14. September 2008)
- ↑ Main-Post: „Nur 65.000 Euro Schaden“ (28. November 2011)
- ↑ Info von Karl-Gotsch.de
- ↑ Adolf Blendinger: Würzburger Tiergarten. Würzburg 1986, S. 22
- ↑ Main-Post: „Fünf Bögen führen über den Main“ (30. August 2004)
- ↑ Bamberger Volksblatt (22. August 1895)
- ↑ Einsatzberichte der RAF für Februar 1945 (engl). - Roland Flade, Zukunft die aus Trümmern wuchs (1944-1960), Mainpost-Verlag 2009, S. 49f: Test der brit. Navigationsgeräte in zweimotorigen Mosquito-Bombern, zwei Luftminenabwürfe, Löwenbrücke 20 Tote, Grombühl 10 Tote. - Eine dritte Maschine des 105. Squadrons (Typ B.XVI Bomber, Ser. Nummer MM151) stürzte beim Anflug aufgrund techn. Probleme bereits in Belgien ab.
- ↑ De Haviland Mosquito - Verwendung und Versionen im 2. Weltkrieg (.. 23 min .. 32 min .. 40 min)
- ↑ Main-Post: „Überraschende Einigkeit zum Radverkehr auf der Löwenbrücke in Würzburg: Autos sollen dafür auf eine Spur verzichten“ (19. Juni 2024)
- ↑ Grundsatzbeschluss zum Radverkehr auf der Ludwigsbrücke ("Löwenbrücke") und zum Anschluss an das angrenzende Radwegenetz in der 47. Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses am 18. Juni 2024