Herkules-Gruppen

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Die Herkules-Gruppen „Herkules besiegt den Riesen Antäus” und „Herkules erschlägt die Lernäische Schlange” waren gemeinsame Arbeiten von Johann Georg Wolfgang van der Auwera und seinem Bruder Lukas Anton van der Auwera, die die Figurengruppen im November 1744 vollendeten.

Hintergrund

Im Herbst 1730 traf der junge Johann Georg Wolfgang in Wien ein und empfing auf Wunsch des Fürstbischofs Friedrich Karl von Schönborn und auf Kosten des Hochstiftes Würzburg dort seine weitere Fortbildung. In Wien bezog er sofort die Akademie, in deren Schülerverzeichnis er bis 1733 nachweisbar ist. Wo er anschließend lernte, ist nicht bekannt, ab Ende September 1736 hielt er sich wieder in Wien auf, wo er erneut die Akademie besuchte. Im Stil und in der Technik erinnern die anfänglichen Skizzen Johann Georg Wolfgangs noch sehr an die Zeichnungen des älteren Würzburger Bildhauers Claude Curé. Erst das Erlebnis der kraftvoll bewegten Kunst des Lorenzo Mattielli [2] auf dem Gebiet der profanen und des Giovanni Giuliani [3] auf dem der religiösen Plastik konnte den jungen Auwera in Wien aus der schwerfälligen Tradition des Claude Curé und seines Vaters Jakob van der Auwera befreien. Die Begegnungen mit der Kunst dieser Bildhauer während seines sechsjährigen Aufenthaltes in Wien hatte auf sein weiteres Schaffen gewichtigen Einfluss.

Die Herkules-Gruppen von Lorenzo Mattielli am Reichskanzleitrakt der Wiener Hofburg („Herkules erschlägt Busiris“ und „Herkules erdrückt Antäus“), aufgestellt 1729, sind Johann Georg Wolfgang mit Sicherheit nicht entgangen. Die beiden Herkules-Gruppen in den beiden Nischen der „Sala terrena“ im Oberen Belvedere, die ursprünglich im Park von Schloss Hof [4] gestanden haben, zeigen Herkules im Kampf mit Antäus; beide Skulpuren sind ebenfalls Lorenzo Mattielli zuzuschreiben. Auwera hat sie in den Jahren zwischen 1731 bis 1735 am Ort ihrer ursprünglichen Aufstellung, auf der Balustrade der Terrasse vor der Ehrenhofseite in der Gartenanlage von Schloss Hof [1], gesehen und frontal abgezeichnet. Diese Zeichnungen finden sich in Auwera's Skizzenbuch, das heute im Martin von Wagner Museum aufbewahrt wird.

Geschichte

Im Sommer 1733 begannen die Planungen für das große Ehrenhofgitter der Residenz. Mit der Projektierung des Gitters wurde Johann Georg Oegg beauftragt. Dem jungen Johann Georg Wolfgang van der Auwera wurde nach seiner Rückkehr aus Wien im Dezember 1736 die gesamte bildhauerische Arbeit auch dieses Werkes übertragen. Dazu gehörten u.a. die wappentragenden stehenden Löwen links und rechts vom Haupteinfahrtstor und die beiden Herkules-Gruppen jeweils nach den Obelisken auf der linken und rechten Seite neben den beiden kleineren Einfahrtstoren. Die Übertragung der bildhauerischen Arbeiten an Wolfgang van der Auwera ist ein bedeutender Beweis der hohen Gunst von Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, die der junge Auwera besaß.

Im Spätsommer 1738 waren die Modelle für die großen Statuen fertig. Im Mai 1739 arbeitete Auwera bereits an drei Figuren. Anscheinend ergaben sich jetzt Schwierigkeiten mit dem Bildhauer, denn auffallend ist, dass die endgültigen Akkorde über die plastischen Arbeiten nach wiederholten Verhandlungen erst am 27. September 1740 abgeschlossen wurden. Alle Bildhauerarbeiten wurden dann in Auweras Werkstatt unter Mitwirkung seines Bruders Lukas ausgeführt. 1744 wurden die Arbeiten vollendet.

Die zwei Barockgruppen waren bis 1821 kombiniert mit dem Ehrenhofgitter der Residenz. Die Herkules-Gruppen erhielt die Stadt Würzburg zum Geschenk, das Gitterwerk wurde verkauft. Die Statuen wurden nördlich und südlich des Rennwegs aufgestellt; die Gruppe „Herkules besiegt den Riesen Antäus” fand ihren Platz am Rennweg nahe der heutigen Martin-Luther-Straße, die Gruppe „Herkules erschlägt die Lernäische Schlange” im Glacis hinter dem Hofgarten[2] [3] Bei der Anlage des Ringparks in den Jahren von 1878 bis 1900 wurden die beiden Standorte beibehalten. Der bei der „Antäus-Gruppe“ aus Muschelkalkblöcken aufgetürmte Felsen- oder Grottenbrunnens sollte an den Felsenbrunnen im südlichen Hofgarten erinnern. 1932 wurden die Herkules-Gruppen wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes entfernt und im Gewächshaus des Rosenbachhofes aufbewahrt. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurden sie fast völlig zerstört. Die Reste befinden sich in der Orangerie des Hofgartens.

Bildergalerie

Herkules besiegt den Riesen Antäus

Herkules erschlägt die Lernäische Schlange

Griechische Mythologie

Antäus

Antäus ist ein Riese aus der griechischen Mythologie. Er war der Sohn des Poseidon (Gott des Meeres) und der Gaia (die personifizierte Erde) mit nahezu unbezwingbarer Stärke und pflegte alle vorbeiziehenden Reisenden zu zwingen, mit ihm zu kämpfen – und er gewann stets. Als der Held Herkules auf den Riesen traf, wurde auch er von Antäus zum Kampf herausgefordert; es war ein ungleicher Kampf, da Antäus immer wieder aus der Erde neue Kraft erhielt. Herkules erkannte während des nahezu aussichtslosen Kampfes, dass die Stärke des Riesen von seiner Mutter Gaia, der Erde, kommen musste, hob ihn weg von der Erde in die Luft und erwürgte den seiner Kräfte beraubten Antäus dort.

Lernäische Schlange

Die Hydra ist ein vielköpfiges schlangenähnliches Ungeheuer der griechischen Mythologie. Sie gilt als Tochter der Echidna (Mutter zahlreicher Monster) und des Typhon (Sohn der Gaia, der personifizierten Erde). Da sie im Süden Griechenlands, in den schwer zugänglichen Sümpfen von Lerna in der Argolis aufwuchs, wurde sie auch die Lernäische Schlange genannt. Sie pflegte aufs Land herauszukommen, Viehherden zu zerreißen und Felder zu verwüsten. Informationen zum Kampf von Herkules mit der lernäischen Schlange bei Wikipedia [5].

Siehe auch

Quellen und Literatur

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Siehe hierzu: Ehrenhofseite des kaiserlichen Lustschlosses Schloss Hof, Öl auf Leinwand, Bernardo Bellotto, um 1760 [1]
  2. Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 281
  3. Zum Standort der beiden Herkusles-Gruppen siehe auch den Würzburger Stadtplan von 1870.

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