Sandhof
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Der Sandhof befand sich an der Ecke Maulhardgasse 6 / Schönbornstraße im Stadtbezirk Altstadt (alte Nr.: II. Distrikt 346). [1]
Geschichte
Der Hof wurde zum ersten Mal 1277 als Sitz der Patrizierfamilie vom Sande [2] urkundlich erwähnt, die sowohl Großgrundbesitzer als auch Großkaufleute waren und Ende des 14. Jahrhunderts ausstarben. Danach hatte der Sandhof verschiedene bürgerliche und adelige Eigentümer. Anfang des 16. Jahrhunderts war er im Besitz des Domkapitels. 1541 kaufte Dr. Wilhelm Ganzhorn den Hof. 1587 begann der Dekan des Stiftes Neumünster, Johann Wilhelm Ganzhorn mit einem Neubau, der sich bis 1593 hinzog. Der Hof wurde ganz im Sinne der Renaissance erneuert und verblieb bis zum Jahr 1750 in Familienbesitz.
Erbteilungen zwangen zum Verkauf des Sandhofes. Von einem Gerbermeister ging er 1831 über an den Weinhändler Stephan Lauk. Dieser richtete ihn zu einer Weinwirtschaft ein. Ab 1851 war der Sandhof im Besitz seines Schwiegersohnes, des Weinhändlers Heinrich Schierlinger.
Bei der Verbreitung der ehemaligen schmalen und winkligen Sandgasse zur Schönbornstraße in den Jahren 1895 und 1896 sollte der alte Sandhof gänzlich abgerissen werden. Offenbar in letzter Minute wurde sein westlicher Teil gerettet. Der Ostteil der Vierflügelanlage wurde als Neubau an der Schönbornstraße errichtet. Die anderen Flügel wurden des Hofes wurden nach Plänen des Architekten Christoph Mayer gründlich in ihren Formen der Renaissance restauriert und innen in ein modernes Weinhaus umgewandelt. Herzstück der anspruchsvollen Weinwirtschaft „Sandhof“ war der „Georgssaal“ mit seiner schweren Stuckdecke. Das Jagdzimmer war ganz in Eichenholz gehalten und besaß Abgüsse der Tierfiguren, deren Originale sich im abgebrochenen Ostteil oder im Bayerischen Nationalmuseum München befanden. Das Trinkstüble hatten einheimische Künstler zur Eröffnung 1898 originell gestaltet. Im 1. Stock gab es „Familienzimmer“ für kleinere Gesellschaften. Zur Maulhardgasse hin hatten drei Studentenverbindungen, darunter die jüdische schlagende Verbindung „Salia“, ihre Kneipzimmer.
Sandhof um 1900 (Lithographie von Franz Scheiner)
Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb der Kaufmann Siegmund Ruschkewitz das Geschäftshaus in der Schönbornstraße 3, einen Neorenaissancebau. Dieses Haus war bei der Neuanlage der Schönbornstraße 1896 an der Stelle des niedergelegten Westflügels des alten patrizischen Sandhofes errichtet worden. Rutschkewitz baute es in ein Kaufhaus um, das sich bald zu einem der erfolgreichsten Geschäfte seiner Branche in Unterfranken entwickelte. Allerdings war hinter dem repräsentativen Geschäftsbau noch der alte prächtige Renaissancehof in drei Flügeln erhalten und nahm ein beliebtes Wein- und Esslokal auf. [3]
Große Teile des alten Sandhofes überstanden, wenn auch sehr ruinös, den Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945, so dass eine Rekonstruktion angestrebt wurde. Noch 1950 setzte sich das Landesamt für Denkmalpflege nachdrücklich für den Wiederaufbau ein. Der Plan, den Sandhof „in alter Gestalt wiederaufzubauen“ [4], scheiterte schließlich an den neuen Bestimmungen, dass die Landesversicherunganstalt - es war ein Kurbad „Sandhof“ vorgesehen - Gelder nicht mehr an private Unternehmungen geben durfte, und an dem wachsenden Interesse des Kaufhofes hier zu bauen. Das Kaufhof-Unternehmen begann seine Planungen ohne Kenntnis des Landesamtes für Denkmalpflege. 1955 stand die Übernahme des Grundstückes durch den Kaufhof endgültig fest. [5]
Heutige Nutzung
Heute befindet sich in der Schönbornstraße 3 am ehemaligen Ort des vorderen Teils des Sandhofs die Galeria Kaufhof.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Ansichten aus dem alten Würzburg 1545 - 1945. Öffentliche Bauten und Höfe. Aus der Graphischen Sammlung des Mainfränkischen Museums Würzburg / Bearb. von Hanswernfried Muth. Kataloge des Mainfränkischen Museums Würzburg Nr. 13 ISBN: 3-932461-16-9. S. 384 ff.
- Werner Dettelbacher: Zu Gast im alten Würzburg. Heinrich Hugendubel Verlag, München 1993, S. 118 f.
- Felix Mader (Bearb.): Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg, XII: Stadt Würzburg. München 1915, ND München / Wien 1981, S. 624 ff.
- Thomas Memminger, Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 267 f. und S. 344 ff.
- Jörg Paczkowski: Der Wiederaufbau der Stadt Würzburg nach 1945. Mainfränkische Studien Band 30, Würzburg 1982, S. 28 und 255 ff.
- Heiner Reitberger: Das alte Würzburg. Mainpresse Richter Druck und Verlags-GmbH & Co. KG, Würzburg 1977
- Alfred Wendehorst: Das Stift Neumünster in Würzburg. Germania Sacra NF 26: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Würzburg 4. de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN: 3-11-012057-7, S. 354
Weblinks
Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
- ↑ Die Familie von Sande war ein ursprünglich niederadeliges Ministerialengeschlecht, es stand im Dienste der Würzburger Bischöfe mit Besitzungen auch in unmittelbarer Nähe von Würzburg.
- ↑ Hans Steidle: Neckermann & Co. - Die Ausplünderung der Würzburger Juden im Dritten Reich. Echter Verlag, Würzburg 2014, S. 14
- ↑ Main-Post vom 4. Januar 1955
- ↑ Main-Post: „Der Sandhof wird Geschäftshaus“ (4. Januar 1955)
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