Kloster Holzkirchen
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Das Kloster Holzkirchen war eine Benediktinerpropstei, die dem Heiligen Sixtus geweiht war und 1802 der Säkularisation anheim fiel.
Lage
Das Kloster liegt am Südrand der Gemeinde Holzkirchen direkt am Aalbach nahe der Staatsstraße 2310.
Geschichte
748 wandte sich Papst Zacharias [1] in einem Brief an fränkische Adlige, u.a. auch an Troandus, Gaugraf des Waldsassengaues, den er für seine frommen Werke lobte und bat ihn, im Aalbachtal ein Kloster zu errichten. In einem schmalen Abschnitt des Aalbachtales baute er das Kloster „Holtzchiricha“ [2], stattete es mit Eigenmitteln aus und berief Mönche, nach der Regel des Hl. Benedikt hier zu leben und zu missionieren.
Um den Fortbestand und die Rechtsstellung seines Eigenklosters zu sichern, übergab Troandus seine Gründung, dessen Hauptpatronin die (allerseligste) Jungfrau Maria war, laut einer Urkunde aus dem Jahre 775 zwischen 768 und 775 an Karl den Großen, der es seinerseits der Reichsabtei Fulda übertrug. Die Übergabeurkunde nennt weitläufige Besitzungen, zu denen auch Weinberge gehörten.
Noch im 8. Jahrhundert – zum Teil wohl vor der Klostergründung – fielen dem Kloster Fulda reiche Schenkungen vom Besitz fränkischer und rheinfränkischer Adeliger aus unserem Raume zu, so in Helmstadt, Uettingen, Billingshausen, Birkenfeld, Karbach, Remlingen, Lengfurt, um nur einige zu nennen. Ob sie damals schon der jungen Gründung zugute kamen, bleibt dahingestellt, aber in Holzkirchen bekam das Kloster Fulda einen Mittelpunkt für seinen Streubesitz im Bistum Würzburg.
Im sog. Retzbacher Vertrag von 815 zwischen dem Kloster Fulda und dem Bistum Würzburg einigten sich Abt Ratgar und Bischof Wolfgar über strittige Rechtsverhältnisse. Die Reichsabtei erhielt u.a. die Kirchenzehnten im Dorf Erlenbach, während die aus den anderen fuldischen Orten im Bistum Würzburg (u.a. Helmstadt, Neubrunn, Holzkirchhausen, Unteraltertheim) dem Kloster Holzkirchen zugewiesen wurden. Einen ersten Höhepunkt erlebte das fuldische Nebenkloster im 9. Jahrhundert. Bei den zahlreichen Reliquienübertragungen von Rom nach Fulda wurden diese unterwegs auch in Holzkirchen zur Verehrung ausgestellt. 838 wurden auf Bitten der Holzkirchener die Gebeine der Heiligen Januarius und Magnus nach Holzkirchen zurückgebracht, bzw. dort belassen. Abt Rhananus Maurus und Bischof Hunbert konsekrierten den diesen Martyrern gewidmeten Schrein. Altäre zu Ehren der Gottesmutter, des Hl. Bonifatius, der Apostel und anderer Heiliger zierten die Kirche, deren Krypta und Kapelle; der im Chor befindliche Altar wies einen Kreuzpartikel auf. Zahlreiche Wunder im Zusammenhang mit den Reliquienprozessionen sind für Holzkirchen in zeitgenössischen Fuldaer Berichten bezeugt, so dass sich das mittelalterliche Gotteshaus wohl – für eine kurze Zeit – zu einer zentralen Wallfahrtsstätte entwickelt haben mag. Zu dieser Zeit umfasste der Konvent 70 Personen, unter ihnen 30 Priester und 17 Scholastiker. Hier unterhielt Fulda seine einzige im mainfränkischen Raum belegte Klosterschule.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts erlebte das Kloster einen zweiten Höhepunkt. Dieser dauerte allerdings nur bis 1273. Am 1. Oktober dieses Jahres überfiel eine Schar Bewaffneter das Kloster und brannte es nieder. Sammlungen ermöglichten einen Wiederaufbau. Vor allem die verwitwete Gräfin Elisabeth von Hohenlohe, eine geborene Gräfin von Wertheim, der man auch die Niederlassung in Neubrunn und Stadtprozelten zuschreibt, schenkte dem Kloster weitere Stiftungen. Aber auch Neubauten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Propstei als Ganzes kein neuer Aufschwung gegeben war, zumindest was den äußeren Machtbereich betrifft, denn der Grafschaft Wertheim gelang es, alle Gerechtsamen an sich zu ziehen. Dem Kloster blieb nur noch die Zinsherrschaft; die Dorfherrschaft über die Klosterdörfer fällt der Grafschaft zu.
1395 nahm das bereits hochverschuldete Kloster unter Propst Johannes I. von Merlau [3], vermutlich im Zusammenhang mit dessen bevorstehender Wahl zum Abt in Fulda, mehrere hochriskante Kredite auf, die es schon im Folgejahr nicht mehr bedienen kann. In Folge dieser Misere wurde es 1401 für fünf Jahre unter wertheimische Zwangsverwaltung gestellt, denen ab 1406 weitere fünf Jahre folgten. Im zweiten Zeitraum fungierten die Grafen Johann I. und Johann II. von Wertheim, Vater und Sohn, selbst als Vormünder.
1466 zerstörten Truppen des Deutschen Ordens im Zuge der Koadjutorfehde mit dem Grafen von Wertheim das Haus des Propstes, das Mägdehaus und mehrere Scheunen im Kloster. Bis 1518 baute Propst Reinhard von der Tann das Propsteigebäude neu auf und umgab das Kloster mit einer Mauer. Ebenso renovierte er die baufälligen Gebäude und schmückte die Klosterkirche aus. Mit dem Tod Propst Reinhards 1518 endete die Phase ruhigen Mönchlebens. Der schon damals umstrittene fuldische Abt Hartmann II. von Kirchberg [4] ernannte sich selbst zum Propst in Holzkirchen und bekam so die Einkünfte der Propstei. Ein von ihm eingesetzter Verwalter, der altgediente Mönch Andreas Reck, übernahm die Pflichten. 1521 zwang das Stiftkapitel in Fulda Abt Hartmann II. von Kirchberg zu Abdankung. Sein Nachfolger wurde Johann III. von Henneberg-Schleusingen.
1525 wurde die Propstei Holzkirchen im Bauernkrieg schwer beschädigt. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1552 von Graf Michael III. von Wertheim aufgehoben und die Klostergüter eingezogen. Bereits 1561 wurde der Besitz wieder an das Kloster zurückgegeben; das Klosterleben blieb jedoch erloschen. 1612 zog Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn das Kloster als erledigtes Lehen für das Hochstift Würzburg ein. Ein neu errichteter Konvent mit zwölf Mönchen wurde 1631 während des Dreißigjährigen Krieges durch die Schweden vertrieben.
Im Jahre 1724 übernahm schließlich Bonifatius von Hutten, ein Bruder des Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten, die Propstei und erbaute in den Jahren von 1728-1730 die Klosterkirche St. Maria, eine Schöpfung von Balthasar Neumann. Erst 1759 wurde durch Ferdinand Zobel von und zu Giebelstadt wieder ein Klosterkonvent errichtet.
Nach der Säkularisation
1802 wurde das Kloster Holzkirchen säkularisiert und hatte in der Folge eine Reihe von Eigentümern und Besitzer. Zunächst erhielt der Fürst von Nassau-Oranien das Kloster bis 1806 als Entschädigung. Im 3. Koalitionskrieg ging die Propstei an die Franzosen über. Von 1815 bis 1817 war das Haus Habsburg Besitzer des Objektes und verschenkte es bis etwa 1830 Leopold Herzog von Sachsen-Coburg. Von 1830 bis 1843 gehörte es zum Besitz von Herzog Maximilian Joseph in Bayern, bis er es den Grafen von Castell für 300.000 Gulden verkaufte. 1909 erhielt die katholische Pfarrgemeinde St. Michael Kloster und Kirche als Schenkung.
Danach wurde das ehemalige Kloster zum Landgut und hatte wiederum verschiedene Eigentümer. 1961 gab es einen öffentlichen Aufruf zur „Rettung des Klosters Holzkirchen“. Mit dem gespendeten Geld wurden die Gebäude, vor allem der Kreuzgang saniert und Wohnungen errichtet. Die wichtigste Baumaßnahme stellte die Tieferlegung des Bachbettes dar, denn durch häufiges Hochwasser, Grundwasser und zahlreiche Quellen erlitten die Klostergebäude und der Kreuzgang großen Schaden. Im Jahre 1964 begannen die Arbeiten zur Tieferlegung des Aalbaches um durchschnittlich 1,2 Meter. Dabei musste berücksichtigt werden, dass die Klosterkirche auf Eichenpfählen steht, und diese weiterhin unterhalb des Wasserspiegels liegen müssen. Zur gleichen Zeit liefen die Restaurierungsarbeiten an Prälaten- und Konventbau an. Ersterer wurde bis zum Untergeschoss abgetragen. Das Obergeschoss musste neu erstellt werden, das Gebälk entsprach genau dem früheren Fachwerk. Bereits im November 1964 wurde am Prälatenbau Richtfest gefeiert. Die Renovierungen gingen zügig voran. Bis zum Einbruch des Winters war an diesem Teil des Klosters das Dach gedeckt, so dass mit den Innenarbeiten begonnen werden konnte. 1967 war der Prälatenbau fertiggestellt. Am Konventbau und am Wirtschaftsgebäude mussten zum Teil der Dachstuhl und das Dach selbst erneuert werden. Auch neue Dachrinnen wurden angebracht.
1973 konnte die Klostergaststätte „Benediktushof“ eröffnet werden. 1974 bekam die Ostseite dieses Gebäudes einen neuen Außenputz. Um das äußere Bild abzurunden, wurde bereits 1969 auch die Klostermauer längs des Aalbaches ausgebessert und den neuen baulichen Veränderungen angepasst. Der älteste Teil der Klosteranlagen, der romanische Kreuzgang, bedurfte einer weiteren gründlichen Renovierung. Zuerst musste das Gelände trockengelegt werden. Dies geschah durch Anlegen von Gräben. Die im Laufe der Zeit angefallenen Schuttmassen in den Gewölben wurden beseitigt und das aufgeschüttete Erdreich in ca. zwei Meter Breite vor dem Kreuzgang abgetragen. Dann erst konnten die wertvollen Säulen, die z.T. eingemauert waren, freigelegt werden.
Die Gastwirtschaft „Benediktushof“ mit Hotelbetrieb stellte 1996 den Betrieb ein. Es folgten Zwangsversteigerung und Übergang des Eigentums der Klosteranlage an die Sparkasse Mainfranken Würzburg. Von 1997 bis 2002 stand die Anlage bis auf die Nutzung durch den Kindergarten leer. Es drohte der Zerfall, Wasser drang durch die maroden Dächer. Investoren schreckte die schwierige rechtliche Gemengelage.
Im Jahr 2002 erwarb Gertraud Gruber, eine Unternehmerin und langjährige Weggefährtin von Willigis Jäger, das Anwesen mit der Absicht, es dem Benediktinerpater und Zen-Meister und seiner spirituellen Arbeit zur Verfügung zu stellen. Der Benediktushof wurde von Grund auf restauriert, um- und ausgebaut. Am 1. Dezember 2003 wurde der Kursbetrieb aufgenommen.
Klostergebäude
Die ehemalige Benediktinerpropstei ist auf drei Seiten von Mauern umschlossen; nach Norden bildet der Aalbach die Grenze, an dessen unmittelbarem Rand die Klosterkirche, der Sakristei- und anschließende Prälatenbau stehen. Der Sakristeibau ist ein unter dem letzten Propst Adalbert Heinrich von Reisach im Jahre 1797 wieder neu errichteter Bau. Über der Außentür der Sakristei befindet sich das Wappen mit der Inschrift: HENRICUS DE REISACH 1797. Die Untergeschosse des Prälatenbaus wurden 1511 errichtet. Das Hauptgeschoss ist ein vorkragender Fachwerkbau mit polygonem Erker aus dem Jahre 1592.
Im rechten Winkel zum Prälatenbau befindet sich der Konventbau (Ostflügel), ebenfalls ein zweigeschossiger Barockbau mit Volutengiebel aus der Zeit um 1700. Der Treppenturm im Innenhof ließ 1725 Propst Bonifatius von Hutten der Bequemlichkeit halber errichtet.
Das Kloster selbst bildet eine nach Westen offene, aus Teilen verschiedener Bauzeiten zusammengesetzte Dreiflügelanlage, nach Osten ist dem Kloster ein Wirtschaftshof vorgelagert.
Am gegenüberliegenden Ufer des Aalbachs liegt die ehemalige Klostermühle.
Pröpste von 1355-1802 (Auszug)
- Konrad von Hanau (1355-1372)
- Reinhard von der Tann (1500-1518)
- Johann III. von Henneberg-Schleusingen (1521-1529)
- Johann Wolfgang Schott von Schottenstein zu Memmelsdorf (1568-1592)
- Hermann Georg von Neuhof (1631-1638)
- Bernhard Gustav von Baden-Durlach (1668-1671)
- Ildefons von Havichorst (1678–1697)
- Bonifatius von Hutten (1724-1732)
- Peter von Triefenstein (1738-)
- Ferdinand Zobel von und zu Giebelstadt (1759-1760)
- Adalbert Heinrich von Reisach (1795-1802)
Bildergalerie
Heutige Nutzung
Seit 2003 wird das ehemalige Kloster unter dem Namen Benediktushof als überkonfessionelle und überreligiöse Seminar- und Tagungseinrichtung genutzt.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Holzkirchen
- Benediktushof (Holzkirchen)
- Ehemaliger Wirtschaftshof des Klosters Holzkirchen
- Grafschaft Castell
- Prälatenhaus (Holzkirchen)
- St. Maria (Holzkirchen)
Quellen und Literatur
- Die Benediktiner-Propstei Holzkirchen 775-1803. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band I., Würzburg, 1876, S. 372-376. (Virtuelle Bibliothek Würzburg)
- Wolfgang Vorwerk: Der Gütertausch zwischen Kaiser Ludwig der Fromme und Kloster Fulda anno 839. Zur Straßengeschichte des fuldischen Nebenklosters Holzkirchen. In: Wertheimer Jahrbuch 2013/2014 (2015), S. 17–46.
- August Amrhein: „Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters Holzkirchen“. In Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg, Bd. 38 (1896) S. 37-132. (Digitalisat)
- Festschrift: 1250 Jahre Holzkirchen 775-2025. Hrsg.: Gemeinde Holzkirchen im Juni 2025
- 1200 Jahre Kloster Holzkirchen - Festtage vom 13.-17. Juni 1975. Hrsg.: Gemeinde Holzkirchen
- Berthold Kohrmann: Holzkirchner gschichtli ... wie es früher einmal war. Hrsg.: Seniorenclub 60+ und Gemeinde Holzkirchen, 2020 [5]
Weblinks
- Internetseiten des Benediktushofs
- Main-Post: „Sanierung des Prälatenbaus abgeschlossen“ (6. Februar 2015)
- Die ehemalige Benediktinerpropstei Holzkirchen (Benediktushof und Pfarrkirche) auf www.welt-der-wappen.de
Erläuterungen, Hinweise und Einzelnachweise
- ↑ Zacharias († März 752 in Rom) war Papst der katholischen Kirche von 741 bis 752. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Der Name des Klosters „Holtzchiricha" deutet wahrscheinlich weniger darauf hin, dass beim Erbauen des Klosters und seiner Kirche vorwiegend Holz als Baumaterial verwendet wurde, sondern eher auf die Errichtung einer „Kirche im Holz“, d. h. in einem Waldgebiet (Holzkirchen liegt im unterfränkischen Waldsassengau)
- ↑ Johann I. von Merlau († 1440) war von 1395 bis 1440 Fürstabt der Reichsabtei Fulda. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
- ↑ Hartmann II. von Kirchberg (* um 1466; † 1. April 1529 in Mainz) war 1513 bis 1521/29 Fürstabt des Hochstifts Fulda. Weitere Informationen bei Wikipedia [3].
- ↑ Das Buch „Holzkirchner gschichtli ... wie es früher einmal war.“ kann im Büro des Bürgermeisters käuflich erworben werden.