St. Maria (Holzkirchen)
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Die ehemalige Klosterkirche St. Maria in Holzkirchen war das geistige Zentrum des ehemaligen Benediktinerklosters Holzkirchen.
Lage
Der Kirchenbau befindet sich an der Nordwestecke des Klosterareals im Aalbachtal und ist mit diesem durch einen Trakt verbunden.
Patrozinium
Die Kirche ist der Gottesmutter Maria (* 22 v. Chr;† 48 in Jerusalem oder Ephesus) geweiht. Patrozinium ist jeweils am ersten Sonntag im Mai.
Geschichte
Propst Bonifatius von Hutten, ein Bruder des Würzburger Fürstbischofs Christoph Franz von Hutten, konnte zunächst Johann Dientzenhofer gewinnen, Pläne für eine neue Klosterkirche zu zeichnen, die wegen zu hoher Kosten aber verworfen wurden. Durch seine Beziehung zu Würzburg kam er schließlich mit Balthasar Neumann zusammen, der von 1728 bis 1730 die achteckige Klosterkirche baute. Dieses barocke Oktogon bringt den Zentralgedanken in idealer Weise zum Ausdruck, was heißen soll, dass sich alle Bauteile der Kirche in ihren Abmessungen gleichmäßig um einen Mittelpunkt gruppieren.
Durch die Säkularisation 1802/1803 fielen Kloster und Rundkirche in weltlichen Besitz. Die Grafen von Castell waren von 1816 bis zur Schenkung der Kirche unter Pfarrer Josef Freund an die katholische Pfarrgemeinde St. Michael im Jahr 1909 Eigentümer von Kloster und Kirche.
Bereits 1908 wurden an der Klosterkirche Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Die Kirche wurde bis 1933 als Lagerraum, Geräteschuppen und Scheune verwendet. Von der ursprünglich barocken Ausstattung der Kirche war außer der Stuck-Kuppel, die vor 1914 renoviert wurde, nichts mehr erhalten geblieben. Als ab 1933 wieder Gottesdienst in der Klosterkirche gehalten werden konnte, wurde sie auch von Bischof Matthias Ehrenfried neu geweiht. Es waren nur die steinernen Sockel der ehemaligen Barockaltäre noch vorhanden. Die Kirche wurde notdürftig hergerichtet, der Steinsockel des Hochaltars mit Holz verkleidet.
Pfarrer Josef Freund erwarb einen barocken Holztabernakel mit darüber befindlichem Thronus zur Aussetzung des Allerheiligsten, der auf dem Altar gestellt wurde. Der Ursprung desselben ist nicht bekannt. Da die Finanzen es nicht erlaubten, ein neues Gestühl anzuschaffen, begnügt man sich, die aus der St. Laurentius-Kirche in Marktheidenfeld stammenden alten Bänke zu erwerben und auszubessern.
1964 erwarb die Kirchenstiftung den an die bisherige Sakristei anschließenden Teil des Klosterbaues, der zwischen Kirche und Prälatenbau am Dach abgesetzt wurde. Im Zuge der Klosterrenovierung wurden diese Räume ebenfalls hergerichtet. Die geplante Renovierung wurde vorgezogen, da im Januar 1969 sich ein Stück vom Stuck der Kuppel löste. Das Landesamt für Denkmalpflege ordnete daraufhin eine Untersuchung der Kuppel an. Der Architekt Eugen Altenhöfer, der die Arbeiten am Kloster leitete, wurde damit beauftragt. Die Arbeiten konnten erst nach Ostern 1970 begonnen werden. Die vorher farbig gefasste Kuppel ist entsprechend ihrer ursprünglichen Fassung restauriert worden: Der Stuck in Weiß, der Untergrund graugrün. Beim neuen Gestühl der Kirche verzichtete man auf den Mittelgang, um an den Seiten mehr Platz zu schaffen. Die barocken Stuhlwangen aus Eichenholz stellte das Bischöfliche Bauamt aus der alten Kirche zu Versbach zur Verfügung. Sie wurden restauriert und für die neuen Bänke verwendet, in die man eine elektrische Heizung einbaute. Um den Kirchenraum den Anforderungen der Liturgiereform entsprechend zu gestalten, nahm man die steinernen Altarsockel heraus. Der barocke Tabernakel wurde erneuert und auf einem Sandsteinsockel frei aufgestellt. Ein gewisses Problem stellte die Gestaltung des Altarraumes dar. Da kein passender Barockaltar gefunden werden konnte, entschloss man sich zur jetzigen Lösung. Hierbei wurde die alte Altar-Holzverkleidung für einen Zelebrationsaltar verwendet und entsprechend ergänzt.
Baubeschreibung
Außenbau
Der oktogonale, barocke Kirchenbau ist aus Buntsandstein errichtet. Die Gliederung erfolgt durch Pilaster [1] mit zusammengesetzten Kompositkapitälen [2] Auf diesen ruht das Gebälk, das über den Wandpfeilern verkröpft ist. Die Attika [3] über dem Gebälk ist ungegliedert und wird nur von den Kuppelfenstern durchbrochen. Die Portalseite wird durch zusammengesetzte Dreiviertel-Säulen, die die Höhe der Wandpfeiler haben, betont. Auf den Säulen ruht ein kräftig ausladendes Gebälk mit Dreiecksgiebeln, in dessen Bogenfeld das Stiftswappen des Fürstabtes von Fulda, Adolf Freiherr von Dalberg (1726-1737) [4], angebracht ist.
Innenraum
Die Rundkirche ist gegliedert durch acht zusammengesetzte Dreiviertelsäulen, die auf hohem Sockel ein auf Säulen ruhendes Hauptgesims tragen. Über diesen ruht auf Tambour [5] die im Querschnitt gestelzte halbkreisförmige Kuppel mit Laterne. An der Nordseite über dem Eingang ist die Orgelempore.
Barocke Schlangentöter-Madonna
Pfarreiengemeinschaft
Die Klosterkirche gehört zur Pfarrei St. Michael und damit zur Pfarreiengemeinschaft Hl. Benedikt zwischen Tauber & Main.
Siehe auch
- Balthasar Neumann und seine Projekte
- Baudenkmäler in Holzkirchen
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Kloster Holzkirchen
- Sakristeibau (Holzkirchen)
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Holzkirchen, Nr. D-6-79-149-4
- Festschrift: 1250 Jahre Holzkirchen 775-2025. Hrsg.: Gemeinde Holzkirchen im Juni 2025, S. 71 ff.
- Die Benediktiner-Propstei Holzkirchen 775-1803. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band I., Würzburg, 1876, S. 372-376. (Virtuelle Bibliothek Würzburg)
- August Amrhein: „Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters Holzkirchen“. In Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg, Bd. 38 (1896) S. 37-132. (Digitalisat)
Weblinks
- Geschichte des Klosters Holzkirchen auf holzkirchen-ufr.de
- Geschichte der Klosterkirche auf holzkirchen-ufr.de
- Die ehemalige Benediktinerpropstei Holzkirchen (Benediktushof und Pfarrkirche) auf www.welt-der-wappen.de
Erläuterungen und Hinweise
- ↑ Ein Pilaster (von lateinisch pila „Pfeiler“) ist in der Architektur ein Wandpfeiler mit Basis und Kapitell. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Ein Kompositkapitell ist ein aus verschiedenen, ursprünglich nicht zusammengehörenden Teilen bestehendes Kapitell. Ein Kapitell, das aus zwei Teilen besteht. Z.B.: Ein korinthisches Kapitell, auf das ein ionischer Abschluss aufgesetzt wurde. Es kam erst bei den Römern auf, hilft daher bei der Unterscheidung griechischer und römischer Säulen. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
- ↑ Attika (aus griechisch attikos ‚attisch‘) bezeichnet in der Architektur einen niedrigen Aufbau oder eine Brüstung über dem Hauptgesims eines Bauwerks, der bei historischen Bauten oft selbst wiederum mit einem Gesims abschließt. Er diente in der historischen Architektur zur Verdeckung des Daches. Weitere Informationen bei Wikipedia [3].
- ↑ Adolph Freiherr von Dalberg (eigentlich: Anton Adolph Freiherr von Dalberg) OSB (* 29. Mai 1678 in Speyer; † 3. Oktober 1737 auf Schloss Hammelburg) war von 1726 bis 1737 Fürstabt des Klosters Fulda. Während seiner Amtszeit wurde Fulda Sitz der neuen Adolphs-Universität Fulda, die nach ihm benannt wurde. Weitere Informationen bei Wikipedia [4].
- ↑ Als Tambour (frz. „Trommel“) wird in der Architektur ein zylinderförmiger oder polygonaler Unterbau einer Kuppel, auch mit Fenstern, bezeichnet. Weitere Informationen bei Wikipedia [5].