Waldsassengau
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Der Waldsassengau bezeichnete im Frühmittelalter einen ostfränkischen Gau im westlichen Landkreis Würzburg und ist heute Namensgeber einer Allianz von Landkreisgemeinden.
Namensgebung
Benannt ist der pagus Waltsazzin (auch Waltsazi) nach den sogenannten Waldsassen oder Waldseißen, d.h. die im Wald Ansässigen, die das im frühen Mittelalter dicht bewaldete Gebiet besiedelten.
Lage
Das Gebiet umfasste das Gebiet zwischen Mainviereck und Maindreieck und die trockenen Hochflächen der östlichen Hälfte des Spessart. Wegen der Bewaldung war von einer Urbarmachung lange Zeit abgesehen worden und Ansiedlungen entstanden vorwiegend in Tälern und in den wenigen lichten Bereichen. Die Abgrenzung zum Badenachgau im Süden bildete die Stadtgrenze von Heidingsfeld. Im Osten grenzte rechtsmainisch das Gozfeld an. Neben Wirciburg (Stadt Würzburg) mit dem castellum Virteburch (Festung) werden folgende Orte im Landkreis Würzburg dem Waldsassengau zugeordnet: Holzkircha (Holzkirchen), Ottingen (Uettingen), Adalhalmestat (Helmstadt) und Rameningen (Remlingen).
Geschichte
Die älteste Nachricht über den Waldsassengau stammt aus einer von Karl dem Großen im Jahr 775 zu Düren ausgestellte Urkunde, durch welche er das von einem gewissen Troandus erbaute und mit seinem Eigengute dotierte Klösterlein Holzkirchen an der Albstadt im Waldsassengau dem Abte Sturmius zu Fulda übergibt. Am 14. Oktober 779 wird in der Würzburger Markbeschreibung die Grenze zwischen dem Waldsassengau und der Stadt Würzburg beschrieben. Die Bezeichnung „Comitat Waldsassengau“ beinhaltet, dass ein Graf (Comis) unabhängig von der Kirche die Rechtssprechung über das Gebiet ausübte. Am 30. Mai 1000 schenkte Kaiser Otto III. dem Bischof Heinrich I. die zwei Grafschaften Waldsassengau und Rangau in der Provinz Ostfranken und zwar mit allem Gerichtszwange, kaiserlichem Banne und allen Rechten nebst der Befugnis, die Grafschaften einzuteilen und Gaugrafen aufzustellen. Damit wurde die Trennung von Kirche und Staat beendet.
Heutige Bedeutung
Heute hat sich unter dem Namen Allianz Waldsassengau eine Interessengemeinschaft im westlichen Landkreis Würzburg gebildet.
Siehe auch
- Badenachgau
- Gozfeld
- Würzburger Markbeschreibung von 779
- Allianz Waldsassengau im Würzburger Westen e.V.
Quellen und Literatur
- August Amrhein: „Das Landkapitel Lengfurt“ (1897), I. Theil, Kap. 2-4
- F. Stein: „Die Gaue Goßfeld, Waldsassen- und Badenachgau“ in Archiv des Historischen Vereines von Unterfranken und Aschaffenburg Bd. 22 (1874) S. 230
- Gotthold Wagner: Comitate in Franken. Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 6, Archiv des historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg, Band 77, Würzburg 1954 (Online-Fassung).