Alter Quellstein (Holzkirchen)

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Alter Quellstein in der Klosterkirche Holzkirchen

Der alte Quellstein ist ein aus zwei Reliefbildern bestehender roter Sandstein in Holzkirchen.

Standort

Die beiden Reliefbilder befinden sich links vom Beichtstuhl an der Wand in der kath. Pfarrkirche St. Maria.

Geschichte

Beim Abbruch der alten Klosterkirche 1729 fand man zwei sehr alte Steine, Reliefbilder aus rotem Sandstein. Die Steine waren bis zum Ende der Renovierungsarbeiten 1932 an der südlichen Außenseite der Kirche angebracht.

Beschreibung

Der alte Quellstein enthält zwei Reliefs in rechteckigen Blenden. Auf dem oberen Teil ist eine Christusdarstellung mit fliegendem Mantel auf einer Eselin sitzend die rechte Hand zum Segen erhoben. Das untere Bild stellt einen Mann mit einem Einhorn dar. Man glaubte, darin einen Gedenkstein zu erblicken, der bedeutete, dass der einzige Sohn des Gaugrafen Throand aus dem Waldsassengau von einem Einhorn getötet wurde und an dieser Stelle das Kloster Holzkirchen errichtet worden sei.

Diese alten Reliefs mit der altertümlichen Typik sind wohl noch im ausgehenden 11. Jahrhundert entstanden.

Sage vom Einhorn

„Vor tausend Jahren grenzte an die Tore Würzburgs ein großes undurchdrungenes Waldgebiet, ein Teil des alten „Spechteshart“, der sich bis hierher ausdehnte. Die wenigen Bewohner, die den Gau bevölkerten, nannte man die Waldsassen, weil ihre ärmlichen Wohnsitze von der dichten Waldwildnis umgeben waren. Dem kargen Boden der arm bestellten Felder, die zwischen Wald und Sumpf lagen, konnten die Bewohner nur dürftige Erträge abringen. Doch erschien alljährlich im Herbst auch in diesem Gau der Sendgraf des Königs, um die Abgaben entgegenzunehmen. Sehr oft nutzten die Sendboten die Gelegenheit, in dem wildreichen Urwald Bären und Wölfe, Ur und Eber zu jagen.

Da kam einst der Graf Throand vom Rhein in die Gegend mit seinem Sohn, der in jugendlicher Begeisterung zum ersten Mal hier dem Weidwerk oblag. Die Mutter, Gräfin Elise, war von bangen Ahnungen erfüllt und hatte ihren Sohn vor seiner Abreise dringend gewarnt, sich nicht allzu weit in die gefährliche Wildnis zu wagen.

An einem klaren Herbsttag hatten sich der Graf und Sohn mit ihrem Jagdgefolge vor den Toren Würzburgs zusammengefunden. Auf dem dunklen Waldsteig zwischen ragenden Urwaldbäumen ritten sie dahin. Der junge Graf hatte sich heute an die Spitze der Jagdgesellschaft gestellt. Weit voraus zu den Waldgesellen jagte er immer weiter, immer tiefer hinein in den wild verwachsenen Urwald. Der mächtige Stamm einer Eiche, die altersmorsch zusammengebrochen war, bildete den Steg, der das Flüsschen überspannte. Da springt plötzlich drüben ein Wildschwein auf. Der Graf schwingt den Speer, setzt über den Bach und verfolgt den Eber, der aber bald wieder im Schilf und Gestrüpp eines Morastes verschwand. Plötzlich stand das Pferd des jungen Grafen an einem steilen Hang. Das bisher träge fließende Bächlein, dem er gefolgt war, eilte nun plätschern und schäumend über zerklüftetes Felsengestein in der Schlucht. Da gewahrte der Blick des Jünglings etwas Seltsames.

Ein pferdeähnliches Tier mit einem Horn mitten auf der Stirn näherte sich dem sprudelnden Waldbach, sein Junges folgte ihm. Der junge Graf versuchte nun das einzigartige Junge lebend einzufangen. Er wollte es als seltene Jagdbeute seinem Vater bringen. Als er sich mit seinem Hirschfänger den Tieren näherte, stürzte sich das Alte auf den Jüngling und brachte diesem eine tödliche Wunde bei. Inzwischen war die Jagdgesellschaft des Grafen Throand auf ihren Wildfährten zerstreut. Durch Hornrufe fanden sie wieder zusammen. Nur der Sohn des Grafen wurde noch vermisst. Graf Throand ließ sogleich durch mehrere mit allen Wegen vertraute Waldsassen das Gebiet durchstreifen. Diese fanden den Jüngling tot in der einesamen Waldschlucht, sein Pferd neben ihm grasend. Die Leiche überbrachten sie dem Grafen und berichteten, dass sein Sohn wohl von einem Einhorn getötet worden sei, das sich in der Waldschlucht aufhalte.

Graf Throand ließ an der Stelle, wo sein einziger Sohn das Leben aushauchte, ein Kloster erbauen und schenkte es Karl dem Großen, der es der Abtei Fulda einverleibte.

So entstand inmitten des alten Waldsassengaus eine blühende Kulturstätte. Der Urwald wurde gelichtet und in fruchtbaren Boden umgewandelt.“

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Festschrift: 1250 Jahre Holzkirchen 775-2025. Hrsg.: Gemeinde Holzkirchen im Juni 2025, S. 77
  • Berthold Kohrmann: Holzkirchner gschichtli ... wie es früher einmal war. Hrsg.: Seniorenclub 60+ und Gemeinde Holzkirchen, 2020, S.34 f. [1]
  • „Sage vom Einhorn“ aus: Ins Land der Franken fahren - ein Heimatbuch in Wort und Bild. Band 5, Würzburg 1961

Hinweise

  1. Das Buch „Holzkirchner gschichtli ... wie es früher einmal war.“ kann im Büro des Bürgermeisters käuflich erworben werden.

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