St. Martin (Helmstadt)
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Die katholische Pfarrkirche St. Martin in Helmstadt liegt im Ortszentrum auf einer Anhöhe nahe des Kriegerdenkmals von 1866.
Patrozinium
Die Pfarrkirche ist dem Hl. Martin geweiht. Martin von Tours (* 317 in Savaria (heute Szombathely/Ungarn), † 8. November 397 in Candes-Saint-Martin) war Bischof von Tours und teilte der Legende nach seinen Mantel mit einem Bettler. Patrozinium ist am 11. November.
Geschichte
1291 findet die Pfarrei Helmstadt erstmals urkundliche Erwähnung. Sie war vermutlich eine Urpfarrei aus dem Beginn der Christianisierung. Nach der Stiftungsurkunde für die Pfarrei Neubrunn vom 2. August 1305 umfasste die Mutterpfarrei Helmstadt neben Helmstadt und Neubrunn noch Unteraltertheim, Holzkirchhausen, den Weiler Helzenberg und Kembach. In der ältersten Steuerliste von 1359 wird die Kirche erwähnt, ebenso im Gerichtsbuch von 1589.
Von 1530 bis 1612 und im Dreißigjährigen Krieg von 1632 bis 1634 waren Helmstadt und Holzkirchhausen evangelisch. 1721 wurde das Kirchenschiff gemeinsam mit dem heute noch erhaltenen Ostchor erweitert. Älteste Bausubstanz ist daher der von dem Würzburger Maurermeister Christian Schneller 1721 bis 1723 erbaute dreiseitig geschlossene Ostchor mit einem Kreuzjoch und Kappenschluss. Konsekriert wurde die Kirche von Weihbischof Johann Bernhard Mayer am 23. Juli 1730. Die Kirche hatte drei Barockaltäre: Der Hochaltar war dem Hl. Martin, die Seitenaltäre der Muttergottes und dem Hl. Sebastian geweiht. 1888 wurde ein neuer Hochaltar angeschafft. Am 7. Juni 1891 kam der Muttergottesaltar in die Kirche, am 14. Oktober 1892 kam der St.-Josefs-Altar dazu. Altarbauer war eine Firma Hofmann aus München.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war durch die Zunahme der Kirchenbesucher die Pfarrkirche zu klein geworden. Auf Initiative von Pfarrer Otmar Gößmann beschloss die Kirchenverwaltung am 5. April 1960 die Kirche zu erweitern. Mit der Planung und Bauleitung wurde Architekt Marquart von Würzburg beauftragt. Nach dem letzten Gottesdienst am 23. März 1965 in der bisherigen Kirche, begannen die Abbrucharbeiten. Der Wiederaufbau des neuen Gotteshauses lag in den Händen der Baugeschäftes Klüpfel, Helmstadt.
Dekan Hebmann aus Marktheidenfeld segnete am 1. August 1965 den Grundstein. Schon am 24. September 1965 konnte das Richtfest gefeiert werden und am 2. Juli 1966 wurde die neue Kirche feierlich von Weihbischof Alfons Kempf eingeweiht. Der Altar wurde zu Ehren des Hl. Martin konsekriert. In den Altartisch wurden Reliquien der Märtyrer Fortunatus, Clarus und Pacifica eingefügt.
Baubeschreibung
Die Kirche ist ein Saalbau mit viergeschossigem Turm und dreiseitigem Chorabschluss. Die Ostfassade und der spätbarocke Chorflankenturm mit Apsis stammen aus dem Jahr 1788.
An der Südseite der Kirche befindet sich ein Muttergottesstatue von Herbert Spielmann aus dem Jahre 1968. Das Missionskreuz, das jetzt an der Ostseite angebracht ist, hing bis zum Kirchenumbau 1966 an der Südseite der Kirche.
Innenausstattung
Die Pfarrkirche St. Martin verfügt über bemerkenswerte Kunstwerke, wie das Chorkreuz, dessen Korpus aus dem Jahr 1680 stammt. Bis 1993 war er an einem - im Rahmen der Renovierung von 1965/66 erstellten - Glaskreuz befestigt. Ersetzt wurde dies 1993 durch einen hölzernen Kreuzbalken des Künstlerehepaares Christel und Detlef Warrings aus Bischofsheim/Rhön. Die Gestaltung des Kreuzesbalken verweist darauf, dass die Sakramente der Kirche wie Wort, Eucharistie und Taufe ihren Urspung in Christus haben.
Altar und Ambo sind aus Juramarmor. An der Altarwand steht auf einem Marmorsockel der Bronzetabernakel mit dem Motiv des brennenden Dornbusches (Entwurf von Herbert Spielmann 1966, Ausführung durch Gebr. Rotkegel).
An den Seitenwänden und an der Rückwand befinden sich 6 Kreuzwegtafeln (Stoffmalerei) von Max Fritz auf dem Jahre 1979. An der Rückwand stehen Figuren des Hl. Josef aus dem 18. Jahrhundert und der Muttergottes aus dem 19. Jahrhundert.
Die bunten Glasfenster wurden 1999 von der Werkstatt für Glasmalerei, Hein Derix aus Kevelaer, nach einer Vorlage von Prof. Johannes Schreiter gefertigt und vom Würzburger Weihbischof Helmut Bauer eingeweiht. Das eine Fenster ist dem Hl. Martin, dem Kirchenpatron der Pfarrkirche geweiht, das andere dem Hl. Franz von Assisi, da Helmstadt eine Partnerschaft mit der italienischen Gemeinde Chiusi della Verna verbindet.
An der Rückseite der Orgel befindet sich das Wappen von Christoph Andreas Imhoff, dem Dorfherrn von Helmstadt (1664-1686). Gegenüber des Haupteingangs hängt das Sandsteinwappen des Würzburger Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn (1719-1724); ursprünglich hing dieses Wappen über dem Westportal des ehemaligen Langhauses.
- Kreuzweg von Max Fritz
Geläut
- Kreuzglocke (1942 nicht abgenommen): Schlagton e; Durchmesser 127 cm; Gewicht 1.100 kg; Schmuck: Arabeskenfries zwischen zwei Stegen mit Ranken, Eurytion; darunter Umschrift in Kapitalis: GEGOSSEN VON ADAM KLAUS GLOCKENGIESER IN MARKT NORDHEIM VERFERTIGT IM JAHRE 1812; darunter ein Feston-Fries mit Früchten und Reben vor Tuchgehängen; an der unteren Flanke Relief der Kreuzigungsgruppe; darunter Umschrift: AMOR MEUS CRUCIFIXUS EST (Übersetzung: Meine Liebe ist gekreuzigt worden).
- Marienglocke (Ave-Glocke): Schlagton fis; Durchmesser 113 cm; Gewicht 975 kg; Umschrift: Du gabst uns Schutz in schwerer Zeit, gegrüsst seist du in Dankbarkeit. Muttergottesbild.
- Kiliansglocke: Schlagton gis; Durchmesser 101 cm; Gewicht 700 kg; Umschrift: Dich loben, dir danken, deine Kinder in Franken, St. Kilian.
- Martinsglocke: Schlagton h; Durchmesser 85 cm; Gewicht 400 kg; Umschrift: Das Herz zum Herrn erhoben, in frohem Jubelton, lasst uns Martinus loben, den großen Schutzpatron. Martinusbild. (Stifter: Franz Baumeister, Helmstadt)
Bis auf die größte Glocke wurde das Geläut 1949 von der Gießerei Otto in Bremen-Hemelingen aus Bronze gegossen. (Eigentümer ist die Kath. Kirchenstiftung)
Orgel
Die aus dem Jahr 1921 stammende Orgel wurde 1994 auf Initiative von Pfarrer Udo Leiser durch eine neue Orgel ersetzt. Dabei wurde auch die im Jahre 1965/66 eingebaute Orgelempore abgerissen, da die neue Orgel unter dem Bogen des ehemaligen Ostchors aufgebaut wurde. Durchgeführt wurde der Neubau von der Orgelbaufirma Jann bei Regensburg nach Plänen von Prof. Günther Kaunzinger. Sie besitzt 34 Register und 2 Transmissionen auf 3 Manualen mit geschweiftem Pedal und über 2300 Pfeifen; die größte von ihnen ist über fünf Meter hoch, die kleinste gerade einmal ein paar Millimeter. [1] Die Weihe der Orgel erfolgte am 17. Juli 1994 durch Weihbischof Alfons Kempf.
Leichenhaus
Das Leichenhaus gegenüber von St. Martin entstand im Jahre 1953 unter Bürgermeister Alois Schätzlein. Es dient gleichzeitig auch als Aussegnungshalle. Bis dahin wurden die Verstorbenen in der Wohnung aufgebahrt. Am Tag der Beerdigung wurde dann der Sarg auf zwei Stühlen vor dem Haus aufgebahrt, hier nahm der Pfarrer die Aussegnung vor, anschließend ging der Leichenzug zur Beerdigung. Nach Entstehen des Leichenhauses wurden die Toten noch einige Zeit in einer Prozession in das Leichenhaus überführt. Heute übernimmt die Überführung ein Beerdigungsinstitut. Aussegnung und Beerdigung beginnen ab dem Leichenhaus.
Pfarreisprengel
Zum Seelsorgsgebiet gehören die Gemeinden Helmstadt, die überwiegend evangelische Marktgemeinde Altertheim mit den Ortsteilen Oberaltertheim, Unteraltertheim und Steinbach, die Kuratie St. Ägidius (Holzkirchhausen), sowie seit 2010 Uettingen mit der Filialkirche Verklärung unseres Herrn Jesus Christus (Uettingen).
Pfarreiengemeinschaft
Die Pfarrei St. Martin gehört zur Pfarreiengemeinschaft Hl. Benedikt zwischen Tauber & Main.
Seelsorger (Auszug)
- Nikolaus Uebelhör (1612-1614)
- Kaspar Marschalk (1639-1646)
- Michael Heilmann (1660-1675)
- Johann Andreas Schmidt (1717-1759)
- Johann Adam Fleischmann (1759-1786)
- Engelbert Joseph Zwierlein (1786-1795)
- Johannes Sinner (1795-1821)
- Joseph Vierneusl (1823-1848)
- Franz Xaver Bittinger (1850), Pfarrverweser
- Wilhelm Romeis (1851-1877)
- Sebastian Kestler (1877-1878), Pfarrverweser
- Ignaz Barthelmes (1878-1916)
- Georg Wenzel (1916-1927)
- Leo Drenkard (1927-1953)
- Ottmar Gößmann (1953-1983)
- Udo Leiser (1984-2009)
- Berthold Grönert (seit 2010)
Öffnungszeiten
- Die Kirche kann von 9.00 Uhr bis Sonnenuntergang besichtigt werden.
- Schlüssel kann im Pfarrhaus bei Herrn Engelbert Häußler, St. Martin-Str. 16, abgeholt werden.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Helmstadt
- Innerer Friedhof Helmstadt
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Pastoraler Raum Würzburg links des Mains
- Katholisches Pfarrhaus Helmstadt
- Kriegerdenkmal 1866 im inneren Friedhof (Helmstadt)
- Kriegerdenkmal 1914-1945 auf dem inneren Friedhof (Helmstadt)
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Helmstadt, Nr. D-6-79-144-4
- Richard Wander u.a.: Helmstadt - Chronik und Heimatbuch. Hrsg.: Markt Helmstadt, Helmstadt 2004, S. 230 ff.
Weblinks
- Pfarrei St. Martin auf den Internetseiten der Pfarreiengemeinschaft Hl. Benedikt zwischen Tauber & Main
- Katholische Pfarrkirche St. Martin im DenkmalAtlas 2.0
- Martinskirche und Kriegerdenkmäler auf den Internetseiten des Archäologischen Spessartprojekts
- Martin von Tours in Heiligenlexikon.de